Liechtensteiner Volksblatt
Sport
Freitag, 30. Juni 2000 17
Sport
Schützen vor EM-Einsatz
«DFB-Schlammschlacht»
Rosset in Runde drei
Flash
Liechtenstein beim
UEFA-Kongress
FUSSBALL: Der Liechtensteiner Fussballver-
band (LFV) ist mit einer dreiköpfigen Delega
tion heute, Donnerstag, zum morgen, Freitag,
beginnenden UEFA-Kongress nach Luxem
burg abgereist. Die LFV-Delegation umfasst
den Präsidenten des LFV, Otto Biedermann,
den Vizepräsidenten, Dr. Wilfried Hoop, und
den TK-Obmann, Oswald Gritsch. Im Mittel
punkt des zweitägigen UEFA-Kongresses ste
hen nebst diversen Tagesgeschäften die Wahlen
in das UEFA-Exekutivkomitee sowie die Wah
len der UEFA-Vertreter in die FIFA-Exekuti
ve. Weitere Schwerpunkte des ordentlichen
UEFA-Kongresses sind die Genehmigung der
UEFA-Jahresrechnung und des UEFA-Bud
gets. Als Abschluss des UEFA-Kongresses wer
den die Delegierten am Sonntag auf Einladung
der UEFA dem Finale der EURO 2000 in Rot
terdam beiwohnen.
Tour de France ohne
Pawel Tonkow
RAD: Der russische Radprofi Pawel Tonkow
(31/Mapei) verzichtet auf die Tour de France
2000. Stattdessen richtet der Giro-Gewinner
von 1996 die Konzentration auf die Olympi
schen Spiele von Sydney. «Letztes Jahr habe ich
versucht, den Giro und die Tour de France zu
fahren, diesmal habe ich mich für den Giro und
die Vuelta entschieden», sagte Tonkow. Den die
sjährigen Giro hatte derTour-de- Suisse-Sieger
von 1995 im fünften Rang abgeschlossen.
Thomas Beck bei GC
VI ti" l b." N V
Ä r,A, .
FUSSBALL: Die Transfer-Meldungen Rich
tung Schweizer Eliteliga reissen nicht ab. Nach
Peter Jehle wird auch FC VaduzrAkteur Tho
mas Beck (im Bild rechts) in der kommenden
Saison beim Schweizer Traditionsverein Grass-
hoppers Zürich spielen. Beck unterschrieb
gestern beim Nationalliga-A-Verein einen
Jungprofivertrag über ein Jahr. «Die Kontakte
zu GC, die mich zweimal beobachtet haben, be
standen schon seit längerem und gestern habe
ich unterschrieben. Ich werde vorerst in der U20
spielen und versuchen, mich mit guten Leistun
gen für die Kampfmannschaft zu empfehlen»,
berichtet Thomas Beck, der am 10. Juli mit dem
Training bei GC beginnt: «Ich werde nach
Zürich ziehen und kann mich jetzt voll auf den
Fussball konzentrieren. Ich freue mich jeden
falls riesig auf diese Herausforderung.»
Dreistelligen
Millionengewinn für NBC
ALLGEMEIN: Der amerikanische Fernseh
sender NBC, der die TV-Rechte an den Olym
pischen Spielen in Sydney besitzt, rechnet selbst
ohne Live-Übertragungen aus Australien mit
einem Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe.
NBC wird 162,5 Stunden, zusätzlich 279 Stun
den durch die Kabelsender MSNBC und
CNBC, zeitversetzt von den Sommerspielen be
richten, wofür der Sender 805 Millionen Dollar
(inklusive Produktionskosten) zahlt.
NBC rechnet mit Werbeeinnahmen von über
900 Millionen Dollar. Für die Übertragungs
rechte 2000 bis 2008 musste NBC die stolze
Summe von 3,5 Milliarden Dollar berappen.
SPÖRTREDAKTION
Heinz Zöchbauer, Tbl. 237 5128
Robert Brüstle, Tel. 237 5123
Fax 237 5155, E-mail: sport@volksblatt.li
nun Equipe Tricolore
EM-Halbfinale: Hollands Versagen vom Penaltypunkt aus - Italien im Finale
Was fiir ein Ausscheiden von
Holland an der EM! Die
«Oranjes» erlebten einen Pe
nalty-Wahnsinn der besonde
ren Art. Zuerst verschossen
Frank de Boer (39.) und Klui-
vert (62.) zwei Penalties im
Spiel, danach verloren sie das
nach dem <h0 nach 120 Minuten
notwendig gewordene Penalty
schiessen gegen Italien mit 1:3.
Italien erreichte zum zweiten Mal
nach 1968 den EM-Final und trifft
am Sonntag in Rotterdam (20.00
Uhr) auf Weltmeister Frankreich.
Der Vorstoss der Italiener'ins End
spiel war indes nicht verdient. Die
spielbestimmende Mannschaft war
eindeutig Holland, dessen brutales
Scheitern einmalig ist. Solcherlei
hat es in einem bedeutenden Fuss
ball-Spiel noch nie gegeben: zuerst
zwei Penalties in der regulären
Spielzeit verschiessen und dann
auch noch das Elfmeterschiessen
verlieren. Einziges Lob für die Itali
ener ist, dass sie nach dem Platzver
weis gegen Zambrotta (34.) fast 90
Minuten lang in Unterzahl spielen
mussten und dabei eine bemerkens
werte Moral zeigten.
Den ersten Penalty pfiff Markus
Merk, als Nesta seinen Gegenspie
ler Kluivert umklammert und zu
sätzlich am-Leibchen gezupft hatte.
Die Italiener protestierten heftig
gegen den Entscheid des Schieds
richters aus Kaiserslautern. Gemäss
dem EM-Tarif lag Merk indes rich
tig. Frank de Boer nahm Anlauf,
schoss recht präzise und scharf,
dochToIdo parierte den Ball in sei
ner linken Ecke. Der Fiorentina-
Keeper, ohnehin einer der heraus
ragenden Goalies an der EM, star
tete seinen Werdegang zum Penal
tykiller.
Diskussionsloser Penalty
Der zweite Penalty war diskussi
onslos, nachdem Iuliano im
Strafraum Davids umgesäbelt hatte.
Diesmal trat Kluivert an. Toldo
wählte früh wiederum die linke
Ecke, wurde contre-pied erwischt,
doch landete der Ball am Pfosten.
Im Penaltyschiessen scheiterte
Frank De Boer nochmals an Toldo!
Stam knallte den Ball meterhoch
übers Tor,ehe Kluivert beim fünften
(!) Penalty für Holiand erstmals
trat Toldo hielt schliesslich auch
noch den Versuch von Bosvelt.
Für die Italiener hatten zwi
schenzeitlich Di Biagio, der noch an
der WM vor zwei Jahren im Viertel
final gegen Frankreich ebenfalls im
Penaltyschiessen die Latte getrof
fen hatte, und Pessotto getroffen.
Wie man die Nerven behält, bewies
Hollands Sturmtank Kluivert (Mitte) rannte sich immer wieder in der italienischen Abwehr fest
der eingewechselte Totti, der Van
der Sar mit einem Heber bezwang.
Maldini als vierter italienischer
Schütze scheiterte zwar an Van der
Sar, doch hatte dies keine Folgen
mehr.
Zoff brachte überraschend
Del Piero für Totti
Nationaltrainer Dino Zoff warte
te wenige Stunden vor dem Spiel
zwar mit einer faustdicken Überra
schung auf und entschied sich im
Sturm für Del Piero statt für Totti.
«Gegen die langsamen holländi
schen Verteidiger kann dies nützlich
sein», meinte Zoff. Doch die Italie
ner wollte^ oder konnten gar nicht
erst den 5 allfälligen Mangel an
Schnelligkeit von Stam oder Frank
de Boer testen. Sie waren meist nur
in ihrer Platzhälfte anzutreffen. Mal
dini musste Overmars. nachrennen,
Zambrotta bis zu seinem Platzver
weis Zenden. Holland war fast dop
pelt so viel'in Ballbesitz wie Italien.
Van der Sar musste erstmals
in der 48. Minute eingreifen
Erstmals musste Hollands Keeper
Van der Sar in der 48. Minute ein
greifen. In der Verlängerung schlies
slich, nach 100 Minuten, erlebte der
Juve-Keeper seine erste echte Prü
fung, als er mit einer Fussabwehr ge
gen den fürlnzaghi eingewechselten
AS-Roma-Stürmer Delyecchio das
Golden Goal der Italiener verhin
derte. Ansonsten brachte Italien im
Spiel nach vorne nichts zustande.
Böse Zungen könnten behaupten,
Italiens Vorstoss in den Final sei in
der Iht einzig durch das Penalty
schiessen möglich gewesen.
Holland bestimmte die Partie klar.
Erst gegen Schluss der regulären
Spielzeit wirkte das Angriffs(Flügel-
)Spiel der Holländer nicht mehr so
zwingend. Zuvor und schliesslich
auch in der Verlängerung hätte
Holland die Partie auch aus dem
Spiel heraus entscheiden müssen.
Weitere Infos: www«nro200A«if
Rijkaard
zurückgetreten
Der holländische Bondscoach
Frank Rijkaard ist unmittelbar
nach dem Ausscheiden des EM-
Gastgebers im Halbfinal gegen
Italien von seinem Amt zurück
getreten. Der 37-Jährige gab sei
ne Entscheidung im holländi
schen Fernsehen bekannt.
Italien - Holland 0dl nach Verlängerung} Italien 3:iSkgtr im faalty-
schiessen): ArenA, Amsterdam. - 50 000 Zuschauer (ausverkauft). - SR
Merk (De). - Penaltysehlessen: Di Biagio W, Frank de Boer (Toldo hält);
Pessotto 2fl, Stam darüber; Totti 3ti, Kluivert 3:1; Maldini (van der Sar hält),
Bosvelt (Toldo hält). Bemerkungen: Italien ohne Cönte (verletzt). Holland
ohne Numan (verletzt). 39. Toldo hält Foulpenalty von Frank de Bber.62.
Kluivert schiesst Föulpenalty an den Pfosten. 15. Pfostenschuss Bergkamp.
34. Gelb-Rote Karte gegen Zambrotta.. Verwarnungen: 17. lidiano (Foul),28.
Zenden (Schwalbe), 38. Toldo (Reklamieren), 45. Maldini (Foul),50J)avids
(Foul), 75. van Bronckhor&t (Foul). 90. Di Biagio (Foul). 94. Stam (ibiil).