12 Freitag, 30. Juni 2000
Kultur
Liechtensteiner Volksblatt
Nachrichten
Jugendgottesdlenst mit
DIVERTIMENTO
MAUREN: Der Jugendgottesdienst in Mauren
vom Sonntag,den 2. Juli 2000 um 19.00 Uhr wird
von DIVERTIMENTO - Junger Chor Schaan
mitgestaltet. Jeder Gottesdienst ist durch die
Gedächtnisfeier an Tod und Auferstehung
Christi ein kleines Osterfest. Durch tiefeinnige
Ibxte und eindrückliche Lieder dürfen wir also
am Sonntagabend ein besonderes österliches
Erlebnis erfahren. (Eing.)
Vorbereitung zur Oper
«Ein Maskenball
SCHAAN: Die diesjährigen Bregenzer Fest
spiele stehen im Zeichen von Verdis Oper «Ein
Maskenball». Marco Schädler wird Sie heute
Freitag, 30. Juni um 20.15 Uhr im Haus Stein-
Egerta in Schaan mit Wort und Musik auf
den Besuch dieses festlichen Ereignisses vorbe
reiten. Veranstaltet von der Erwachsenenbil
dung Stein-Egerta. Keine Voranmeldung,
Abendkasse. (Eing.)
Kinotipp
Der neue Scorsese
Im TaKino
SCHAAN: 25 Jahre nach «TAXI DRIVER»
kehrt Martin Scorsese mit einem schlaflosen
Sanitäter in den New Yorker Hexenkessel
zurück. Keine Frage, mit bald sechzig Jahren ist
der Ur-New-Yorker Martin Scorsese noch im
mer einer der experimentierfreudigsten ameri
kanischen Regisseure. Für «Bringing Out the
Dead» hat er sich Stroboskopeffekte, Zeitraf
feraufnahmen, Doppelbelichtungen und rei
henweise verblüffende Kamerawinkel einfal
len lassen, um nur schon visuell jenen THp zu
1 evozieren, auf den sich der Sanitäter Frank
Pierce (Nicolas Cage) allabendlich begibt. Und
erst das Personal, dem Frank hierbei begegnet:
Junkies, Obdachlose, Huren und Spinner jeder
Couleur. Wir sind in «Hell's Kitchen», der ver
kommenen Westside von Midtown Manhattan,
im Jahr 1993.
Diese Vorhölle nun bringt Scorseses Helden
ebenso um seinen Schlaf wie schon seinen fer
nen Vorgänger, den einsamen Taxifahrer IVavis
Bickle. Im Gegensatz zu Bickle ist Frank aller
dings kein schizoider Racheengel, sondern ein
überlasteter Heiliger, der am Übermass des
Leidens verzweifelt. Allzu oft ist der Lebens
retter nur Todesbote, und während seine wech
selnden Schichtkollegen (John Goodman, Ving
Rhames und Tom Sizemore in drei schwarz
komödiantischen Glanzrollen) vom religiösen
Eifer bis zum baren Zynismus ihre Methoden
gefunden haben, sich die einzelnen Schicksale
vom Leibe zu halten, wird Frank im Geiste
heimgesucht von jenen, denen nicht mehr zu
helfen war. Einzig in der Tochter eines Herzin
farktpatienten (Patricia Arquette) lernt er all
mählich eine ähnlich unabgebrühte Seele ken
nen.
So gemartert und erlösungssüchtig Scorseses
Helden einmal mehr sind, so wenig verfällt der
Regisseur dem Pathos des Erbauungsdramas.
Vielmehr dominiert schwarzer Humor. Der tot
geglaubte Infarktpatient etwa aufersteht glatt,
als er Frank Sinatra hört, während einem Dea
ler buchstäblich die Hölle hei$s gemacht wird,
als er nach unglücklichem Sturz von einem Ei
sengeländer heruntergeschweisst werden
muss. Die Sanitäter schützen sich ihrerseits mit
bizarren Spielarten passiven Widerstands ge
gen die Zumutungen ihrer Einsatzzentrale und
sind mitunter derart übermüdet, dass sie selbst
zum grössten Sicherheitsrisiko werden. Um
werfend schliesslich einige Szenen in der Not
fallstation des Spitals, die in hektischen Näch
ten zum grausig-komischen Irrenhaus wird.
Die Zeit in «Bringing Out the Dead» ist
dreckiger geworden und der Protagonist mü
der und ein wenig lächerlich; dass er friedlicher
geworden ist als der, der 1976 mittels grosska-
libriger Waffen Ordnung schuf, ist ein Zeichen
der Resignation grad so wie des moralischen
Fortschritts.
Sie hat in Nicolas Cage ihre wirklich perfek
te Gestalt gefunden. Das ist: die Verkörperung
einer gehetzten Müdigkeit, einer somnambu
len TVauer und eines schläfrigen Sisyphos, der
dringend seine Ferien nötig hätte und sie we
gen Personalmangels nie bekommt. Und die
Verschmelzung solcher Schauspielerei mit ei
ner Art kontrollierter visueller Tobsucht pro-
düziert etwas, das man doch wieder einmal mit
gutem Gewissen ein Meisterwerk nennen darf
Dieses Meisterwerk ist vom Freitag bis
Sonntag jeweils um 20.30 Uhr im TaKino zu
sehen.
Aktzeichnungen: Benutzt
und verherrlicht
Ausstellung von Aktzeichnungen in der DoMuS-Galerie in Schaan
Der Akt - von Voyeureif be
nutzt, von Künstlern verherr
licht, von Menschen geliebt -
eine Ausstellung der Liechten
steinischen Kunstschule in der
DoMuS-Galerie in Schaan.
Die Schaaner Gemeindegale-
rie zeigt vom 30. Juni bis 13. Au
gust 2000 eine Ausstellung der
Arbeitsergebnisse des Kurses
«Aktzeichnen», der seit 1998
an der Liechtensteinischen
Kunstschule angeboten wird.
Das Studium des menschlichen
Körpers ist Pflichtfach in der Aus
bildung von Kunststudentinnen und
Kunststudenten an der Akademie
seit der Renaissance. Die Studieren
den des Kurses «Aktzeichnen» an
der Liechtensteinischen Kunstschu
le sind bunt gemischt: Jung und Alt,
Männer und Frauen, einige mit Stu
dium und Vorkenntnissen, andere
zum ersten Mal mit dem Stift vor ei
nem Modell.
Ziel der Auseinandersetzung mit
dem Thema Akt, so Ruth
Gschwendtner, die Leiterin des
Kurses, ist es nicht, am Ende eine
Anzahl frischgebackener Künstle
rinnen und Künstler begrüssen zu
können. Viel wichtiger als die Beur
teilung eines Ergebnisses ist der
Prozess der Veränderung und Sensi
bilisierung der eigenen Wahrneh
mung.
Sehen und Zeichnen heisst ja
nichts anderes als mit den Bewe
gungen der Hand das Gesehene zu
protokollieren - sprich: Bildein-
Vom 30. Juni bis zum 13. August zeigt die DoMuS-Galerie in Schaan eine
Ausstellung mit Aktzeichnungen, die in der Liechtensteinischen Kunstschule
entstanden sind.
drücke in Bildzeichen zu verwan
deln. Dabei kann das Augenmerk
auf unterschiedlichste Schwerpunk
te und Aspekte fallen: Licht/Schat
ten, Proportion, Bewegung oder
Mensch im Raum, Volumen des
Körpers oder Linie und Fläche ..
die Zahl möglicher Betrachtungs
weisen ist vielfältig, und nur eine un
ter diesen ist das oft mühsame Rin
gen um die «richtige» Proportion
(gemeint ist dabei meist diejenige,
die auf der Harmonielehre der Re
naissance fusst).
Wer also die Ausstellung «Aktstu
dien» in der DoMuS-Galerie be
sucht, sollte kein homogenes Ergeb
nis erwarten; die gezeigte Auswahl
aus den breitgestreuten Kursergeb
nissen zeigt einen Querschnitt
durch zahlreiche Betrachtungs- und
Umsetzungsmöglichkeiten, die -
verwoben mit den verschiedenen
Temperamenten der Kursteilneh
merinnen und Kursteilnehmer - zu
einer anschaulichen Ausstellung ge
führt haben.
Zur Ausstellungseröffhung am
Donnerstag, den 29. Juni 2000, um
19.30 Uhr, sind alle Interessierten
herzlich eingeladen. Zu diesem An-
lass wird Bruno Kaufmann, der Lei
ter der Liechtensteinischen Kunst
schule, eine Einführung in die Ar
beit der Kunstschule geben und
Ruth Gschwendtner, die Leiterin
des Kurses «Aktzeichnen», die Ver-
nissagerede halten.
Die DoMuS-Galerje im Schaaner
Rathaus ist jeweils freitags von
14.00 bis 20.00 Uhr, samstags und
sonntags von 14.00 bis 18.00 Uhr
geöffnet.
Die alltäglichen Probleme der
Heranwachsenden
Die Theatergruppe Oberschule Triesen präsentiert das Stück «Erste Liebe»
Jugend und Sexualität ist das
Thema des Theaterstücks «Erste
Liebe», das von 24 talentierten jun
gen Schülern in der lümhalle der
Primarschule Triesen mit grossem
Engagement aufgeführt wird.
Zu sehen gibt es Szenen, die uns
sicher allen nur zu gut bekannt
sind: verständnislose Eltern,
Gruppendruck in der Clique,
manchmal mehr, manchmal weni
ger erfolgreiche Annäherungen an
das andere Geschlecht. «Bravo»
lässt grüssen.
Der junge Lars ist verliebt in die
hübsche Seline, die ihm ebenfalls
nicht gerade abgeneigt ist. So weit so
gut wäre da nicht Lars' Freund Fip-
po mit der grossen Klappe, der sich
angeblich schon sehr .gut mit
Mädchen auskennt. Er offeriert Lars
eine Britney Spears-Konzertkarte,
wenn dieser endlich mit Seline
schlafen würde. Der geht das Ganze
allerdings doch etwas zu schnell.
Was würden wohl ihre konservativ ,
eingestellten Eltern dazu sagen?
Nur ihre Mutter erlaubt ihr nach
langem Flehen, abends in die Disco
zu gehen. Der Vater bringt die Sache
auf den Punkt: «Zum Zahlen bin ich
gut genug, aber zu sagen hab' ich
nichts!» Seline findet ihren Vater
einfach unausstehlich. Ihr Vorwurf
«Du bist ein alter, missgünstiger
Komplexhaufen» provoziert eine
Ohrfeige, die dann schliesslich zu ei
ner vorübergehenden Funkstille
führt. Aber Väter sind ja auch nur
Menschen, die sich um das Wohler
gehen ihrer Kinder sorgen.
Da wäre noch der kleine Bruder
«Winnetou», der ein Gespür dafür
zu haben scheint, im entscheidenden
«Ehte\Liebe» hebst das Stück der Theatergruppe OST.
Moment ohne Vorwarnung ins Zim
mer* der grossen Schwester zu plat
zen. Es lassen sich eben leider nicht
alle Brftder mit Comics bestechen.
; .?:• t ■
KeineTabus
Das'offene, humorvolle Theater
stück wird'bestimmt viele begeis
tern, da es, doch so nah am Leben
der ltjit dem Erwachsen werden
kämpfenden Teenager spielt. Die
gut ' einstudierten Tanz- (Hip
Hop/Bfeakdance-) und Gesangs
einlagen der begabten Jugendlichen
bieten unterhaltsame Abwechslung
zwischen spritzigen und altbekann
ten Dialogen unter Gleichaltrigen
und in der Familie. Sie beinhalten
alles, was die Welt eines Jugendli
chen auf der Suche nach Identität
prägt: Liebe, Musik, das erste Mal,
bevorstehende Matheprüfungen,
Verhütungsmittel, TVaumprinzen,
tyrannische Eltern, Eifersucht, Par
tys.
Das Stück ist empfehlenswert für
alle Jungen und Junggebliebenen
und natürlich für Eltern, die viel
leicht vergessen haben, dass sie
auch einmal jung waren. Die Thea»
(Bild:bak)
tergruppe wird sie an diese mit al
lerlei kleinen und grösseren Proble
men behaftete Zeit erinnern, und
falls ihre Kinder gerade diese oft
verwirrende Zeit durchmachen,
fällt ihnen vielleicht nachher der
Umgang mit den «Sorgenkindern»
leichter. Schliesslich sollen sie auch
eine wichtige Funktion als An
sprechpartner und Vorbild erfüllen.
Eine öffentliche Aufführung fin
det am Freitag, 30. Juni um 20 Uhr in
der TUrnhalle der Primarschule
Triesen (Alter Gemeindesaal) statt.
Der Eintritt kostet 4.- Fr.