Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

6 Freitag, 30. Juni 2000 
Land und Leute 
Liechtensteiner Volksblatt 
Schule mit eigenen Portfolios? 
Abschluss der Projektjahre SBSE in der Primarschule Balzers 
Mit den beiden Primarschulen 
Balzers und Eschen haben nun al 
le liechtensteinischen Unterstufen- 
schulen die Projektphase SBSE 
abgeschlossen. Doch was steht hin 
ter dem Kürzel SBSE? SB steht für 
Schülerbeurteilung und SE für 
Schulentwicklung. Gestern Abend 
luden die Lehrpersonen sowie die 
Pröjektmitarbeiter zum Informa- 
tf onsabend nach Balzers ein. 
. Iris Frick-Ott 
«Schülerbeurteilung und Schulentwick- 
lung ist ein Jahrzehntprojekt», erklärte 
Rudolf Batliner, Schulamtsmitarbeiter 
und Begleiter der Projektgruppe, zu Be 
ginn seiner Ausführungen. Und die 
Schulentwickliing sei mit dem Abschluss 
dieser Projektphase natürlich nicht abge 
schlossen. Rudolf Batliner formulierte 
die Inhalte des zweijährigen Projekts, 
welches am 5. September 1998 in Balzers 
seinen Anfang nahm. Im Vordergrund 
steht heute der Fördergedanke. Und da 
mit verbunden ist das Wegfallen der No 
ten: «Die Beurteilung eines Kindes mit 
tels eines Vergleiches mit seinen Mit 
schülern tritt in den Hintergrund. Die. 
Kinder messen sich an vorher ausformu 
lierten Lemzielen. Dabei stehen Wissen, 
Fertigkeiten, Lern-, Arbeits- und Sozial 
verhalten gemeinsam im Zentrum», so < 
Rudolf Batliner weiter. Er unterstrich 
seine Ausführungen mit den sich stark 
gewandelten Aufgaben der Schule. 
Lukas Laternser begann seine Vorstel- 
Lehrerin Annelies Hasler, Rudolf Batliner vom Schulamt, Lehrerin Roswitha Vogt Büchel, Schulleiter Thomas Hassler und Leh 
rer Thomas List (von links) präsentierten das neue Leitbild. 
lung des Leitbildes mit einem Wortspiel: 
«Ist das Leitbild ein leitendes Bild oder 
ein bildliches Leiten?», fragte er. Das 
Leitbild solle jedenfalls eine Vorstellung 
davon geben, was die Schule sein soll, er 
klärte er und zeichnete die Inhalte der 
schön gestalteten Broschüre aut Darin 
heisst es unter anderem: «Unser Ziel ist 
es, die Kinder zu toleranten, selbstständi 
gen und ganzheitlich denkenden Men 
schen zu erziehen.» Dazu werden mit 
den Kindern Konfliktlösungsmodelle 
und Grundlagen für entsprechende Um 
gangsformen erarbeitet. Auch die Vorbe 
reitung auf eine multikulturelle Gesell 
schaft ist ein erklärtes Ziel des Leitbildes. 
So stehen auch kulturelle Elemente der 
verschiedenen Herkunftsländer der 
Schülerinnen und Schüler im Blickfeld 
des Unterrichts. Im Weiteren ging Lukas 
Laternser auf die Fördermethoden und 
die Ziele des für Balzers neuen Beurtei 
lungsmodells ein. 
Über die Erstellung der Lernziele und 
die Lehrpläne berichtete die Lehrerin 
Roswitha Vogt Büchel. Die Umsetzung 
des neuen Lehrplanes werde das Balzner 
Lehrerteam auch noch im kommenden 
Gibt es eine «falsche» und eine 
«richtige» Einseitigkeit? 
Stellungnahme der Freien Liste 
Spät, aber umso heftiger hat der Gym- 
nasiallehrerlnnenverband (GLV) auf ei 
nen Artikel Im FL-Info reagiert (Vater 
land und Volksblatt vom 27. Juni 2000). 
Vorweg eine grundsätzliche Bemer 
kung: Das FL-Info will die politische 
Streitkultur in Liechtenstein fördern. 
Unser Ziel ist ein Magazin, das sich 
viermal im Jahr kritisch und engagiert 
mit Themen auseinandersetzt, die für 
Liechtenstein wichtig sind. Die Beiträ 
ge sollen fundiert sein, aber auch Biss 
haben. Beim Artikel «Ist die alte Schu 
le eine gute Schule?» ging es um die Re 
form der Sekundarstufe. Wir haben uns 
für diese Reform engagiert, weil wir 
darin eine Chance sehen, die Schule so 
zu organisieren, dass sie den Schülerin 
nen mehr Möglichkeiten gibt. Wir woll 
ten nicht nur das Problem aufzeigen, 
sondern auch sagen, \yer die Gegner 
dieser Reform sind und was für Interes 
se sie verfolgen. In das Schussfeld unse 
rer Kritik geraten sind dabei unter an 
deren die Gymnasiallehrer, denen wir 
vorwerfen, dass es ihnen an der Bereit 
schaft fehlt, sich auf Neues einzulassen. 
Der GLV behauptet nun, dass, wir «in 
falscher Einseitigkeit persönliche Be 
leidigungen und Unterstellungen an die 
Stelle sachlicher Argumentation» ge 
stellt hätten, dass wir einen «billigen 
und gefährlichen Boulevardjournalis- 
mus ehrverletzenden Inhalts» pflegen, 
dass wir «bewusste Falschmeldungen» 
verbreiten und «alte Freund-Feind- 
Schemata aufbauen und zementieren» 
würden - das nur eine Auswahl an 
Kraftausdrücken in der Stellungnahme 
des GLV. Im gleichen Atemzug behaup 
tet er dann von sich selber, er beschrän 
ke sich in seiner Stellungnahme «auf ei 
ne sachliche Richtigstellung» unserer 
Unterstellungen. Starker Tabak! Dazu 
wollen wir zunächst festhalten, dass im 
ganzen FL-Info kein einziger Lehrer 
namentlich erwähnt wird, so dass schon 
von daher nicht auszumachen ist, wel 
cher Lehrer denn nun persönlich belei 
digt oder in seiner Ehre verletzt worden 
sein soll. 
Der Vorwurf, dass sich der (oder wie 
es richtig wäre: die) Verfasser «dieser 
bewussten Falschmeldung hinter der 
Anonymität der Partei» verstecken, 
fällt auf den Verfasser selber zurück: 
Die gehässige Stellungnahme des GLV 
ist ebenfalls nicht namentlich gezeich 
net, der Verfasser bleibt anonym (dass 
die einzelnen Beiträge im FL-Info nicht 
namentlich gezeichnet sind, hat im 
Übrigen durchaus seine Gründe: Der 
wichtigste ist, dass in unserem kleinen 
Land laute Kritik nicht geäussert wer 
den kann, ohne dass man dafür persön 
liche Nachteile in Kauf nehmen muss. 
Presserechtlich ist unser Vorgehen ab 
solut korrekt, da eine verantwortliche 
Person genannt wird). 
Nun aber unsere Replik auf die Stel 
lungnahme des GLV: 
1. Unsere Aussage «Mit der Reform 
(der gymnasialen Oberstufe) wurde 
noch nicht einmal begonnen» sei eine 
Unterstellung, tatsächlich würden die 
Vorbereitungen zur Umsetzung der 
Oberstufenreform auf Hochtouren lau 
fen. Das Zitat wurde aus dem Zusam 
menhang gerissen. Der vollständige 
Satz lautet: «Das Liechtensteinische 
Gymnasium kann diesen Zeitplan 
(nämlich dass in der Schweiz ab dem 
Jahr 2003 die Maturanten entsprechend 
den Vorgaben der Oberstufenreform 
ausgebildet worden sein müssen) nicht 
einhalten, mit der Reform wurde noch 
nicht einmal begonnen.» Die Kernaus 
sage ist, dass bis heute am Liechtenstei 
nischen Gymnasium noch keine Klasse 
nach dem neuen System unterrichtet 
wird. Der Landtag wird sich voraus 
sichtlich im September mit den notwen 
digen rechtlichen Anpassungen befas 
sen. Wenn dann alles gut läuft, werden 
die jetzigen Erstklässler dereinst eine 
Matura nach dem neuen typ ablegen 
können (voraussichtlich im Jahre 2007). 
Dass sich interne Arbeitsgruppen am 
Gymnasium mit diesem Thema befas 
sen, mag schon sein, ist aber für Aus- 
senstehende nicht besonders bemer 
kenswert. 
2. In diesem Zusammenhang wird uns 
auch vorgeworfen, wir seien «in pein 
lichster Weise desinformiert». Tatsäch 
lich wissen wir recht gut, wie die Diskus 
sion unter den Lehrerinnen am Gymna 
sium gelaufen sind, auch wenn wir in un 
serem Beitrag nicht auf Details eingehen 
konnten: Von den Gymnasiallehrerin 
nen wurden insgesamt fünf Papiere aus 
gearbeitet, wobei vom ersten bis zum 
vierten Vorschlag kontinuierliche Ver 
besserungen erzielt wurden. Der fünfte 
und letzte Vorschlag brachte dann aber 
aufgrund der massiven Intervention der 
Lateinlehrer wieder einen klaren Rück 
schritt, war im Ergebnis mit dem neuen 
Maturaanerkennungsreglement unver 
einbar und konnte nicht verwendet wer 
den (die Behauptung, dass dieser letzte 
Vorschlag einstimmig verabschiedet 
worden sei, stimmt nach unseren Infor 
mationen nicht: Der Vorschlag wurde 
ohne Abstimmung ans Schulamt weiter 
geleitet). Neben der Einstufung des 
Fachs Latein bestand das Kernproblem 
darin, dass sich die Gymnasiallehrerin 
nen lange nicht damit abfinden wollten, 
dass das Gymnasium von acht auf sieben 
Jahre verkürzt wird. 
3. Eine weitere Unterstellung gemäss 
GLV ist die Aussage «Vorläufig ge 
scheitert ist der Umbau der Sekundar 
stufe I aber auch am erbitterten Wider 
stand des Gymnasiums.» Was soll an 
dieser Aussage falsch sein? Es geht aus 
dem Artikel klar hervor, dass nicht nur 
die Gymnasiallehrerinnen gegen die 
Reform sind und es auch anderswo 
Gegner gibt. Dies wird im beanstande 
ten Satz durch die;Formu!ierung «aber 
auch» noch einmal unterstrichen. 
4. Das dritte Zitat schliesslich wurde 
durch den GLV schlicht verfälscht. Im 
Zusammenhang mit der Oberstufenre 
form haben wir nicht von «einem vor 
läufigen Scheitern» gesprochen, son 
dern den Gymnasiallehrerlnnen vorge 
worfen, sie würden nach Kräften brem- 
sen. 
Abschliessend möchten wir festhal 
ten, dass man mit den einzelnen Gymn 
asiallehrerinnen durchaus vernünftig 
Uber Bildungsreformen diskutieren 
kann. Wenn sie aber als Kollektiv rea 
gieren, fehlt offensichtlich die Bereit 
schaft, sich auf jKritik einzulassen. Sie 
reagieren nichtj nur sehr konservativ, 
sondern auch ] sqjir wehleidig und 
überempfindlich. , Freie Liste 
(Bild: bak) 
Jahr beschäftigen. Denn aus den formu 
lierten Grobzielen gilt es, entsprechende 
Feinziele für die einzelnen Fachbereiche 
auszuarbeiten. Roswitha Vogt Büchels 
weitere Ausführungen beinhalteten ein 
teilweise sehr konfliktgeladenes Ihema: 
Kennen doch die meisten Eltern die er 
müdenden Auseinandersetzungen we 
gen der Hausaufgaben? Die Balzner Pri- 
marschullehrer/-innen wollten Abhilfe 
schaffen und haben eine Hausaufgaben- 
Untersuchung durchgeführt. 
EGU ab der 2. Klasse 
EGU steht für Ergänzungsunterricht, 
der'für Kinder ab der zweiten Klasse an 
geboten wird. «Wir waren bemüht, 
Grundlagen für einen Balzers-spezifi- 
schen Ergänzungsunterricht auszuar 
beiten. Einen, der auf die Primarschule 
von Balzers zugeschnitten ist», erklärte 
Thomas List. Insgesamt drei Papiere sei 
en dazu ausgearbeitet worden: Ein Info- 
Blatt für die Eltern, Unterlagen für die 
Lehrer sowie ein drittes Papier, das die 
Zusammenarbeit und Koordination 
zwischen EGU- und Klassenlehrern re 
gelt. Im Weiteren stellte Thomas List die 
Selbstbeurteilung vor. Dabei geht es 
darum, dass Kinder sich ihrer Stärken 
und Schwächen selber bewusst werden 
und entsprechend damit umzugehen 
lernen. «Braucht eine Schule denn eine 
Geschäftsordnung?», fragte der Schul 
leiter Thomas Hassler und beantworte 
te die Frage gleich selbst, indem er den 
dicken Ordner alias Geschäftsordnung 
vorstellte. Darin enthalten sind die 
Grundsätze der Schule, ein Organi- 
gramm, die Institutionen, die Aufgaben 
sowie ein Funktionsdiagramm und eine 
Regelsammlung. 
Portfolio, wie war das? 
Bevor die Eltern die Erläuterungen 
von Annelies Hasler hörten, mögen sich 
viele gefragt haben, was das Wort Portfo 
lio in einer schulischen Veranstaltung 
verloren haben mag. Das Pbrtfolio ist ei 
ne persönliche Illustration der fünf Jahre 
Primarschule. Es soll den schulischen 
Werdegang jedes Kindes aufzeigen und 
beinhaltet Aufsätze, Fotos, Zeichnungen, 
besonders oder weniger gelungene Auf 
gaben und einen jährlichen Jahresbericht 
Uber die Höhen und Tiefen des Schulall 
tags. Und eine Schriftprobe darf darin 
natürlich auch nicht fehlen. 
Annelies Hasler ging kurz auf die 
künftigen Elterngespräche ein: «Die 
Ausführungen Uber die Beurteilungsin 
strumente würde den zeitlichen Rahmen 
heute sprengen. Wir werden die Eltern zu 
Beginn des neuen Schuljahres zu einem 
separaten Informationsabend einladen», 
so die Lehrerin. 
Zum Schluss bedankte sich Hans Frick 
(Präsident der Elternvereinigung Bal 
zers und Mitarbeiter der Projektgruppe) 
für die gute Zusammenarbeit - er habe 
einen vertieften Einblick in den Schulall 
tag erhalten. Auch Arnold Kind vom 
liechtensteinischen Schulamt freute sich 
Uber den Abschluss des Projektes und 
bedankte sich bei allen Beteiligten für 
ihren Einsatz. 
TODESANZEIGE 
Nichts kann so glücklich machen wie Liebe, 
und nichts kann zugleich so schmerzlich sein. 
In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unserem Pa- 
pi, Sohn, Bruder, Verlobten, Onkel und unserem besten Freund und 
Anverwandten 
Gregor Nussbaumer 
30. Juni 1954 - 29. Juni 2000 
Völlig unerwartet, doch viel zu früh verstorben infolge Herzversa 
gens, einen Tag vor Vollendung seines 46. Lebensjahres. 
Seine selbstlose und grosse Liebe und Sorge für seine Familie war 
vorbildlich, und er wird immer in unserem Herzen weiterleben. 
Eschen, den 29. Juni 2000 
In stiller Drauer: 
Rebecca Nussbaumer 
Josefund Rosalia Nussbaumer 
Gabrielle, Denys und Dionne Tims-Nussbaumer 
Michaela Lenherr 
mit Andreas und Familie 
Dr. med. Bernhard Nussbaumer 
Yvonne Nussbaumer 
Dr. med. Christine Nussbaumer 
Maria Hirschi-Nussbaumer 
Richard und Philipp Keicher 
Anverwandte und Freunde 
Der liebe Verstorbene ist in der Friedhofkapelle in Eschen aufgebahrt. 
Den Rosenkranz beten wir am Samstag, den 1. Juli 2000 um 19.00 Uhr und 
gedenken des lieben Verstorbenen in der Abendmesse. 
Der Trauergottesdienst mit anschliessender Beerdigung findet am Mitt 
woch, den S. Juli 2000 um 14.00 Uhr in Eschen statt. 
(4 
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