Liechtensteiner Volksblatt
Sport
Donnerstag, 29. Juni 2000 21>'
R E S U LTAT E & N E W S
Olympia ohne Ouaziz
LEICHTATHLETIK: Die marokkanische Läu
ferin Zahra Ouaziz muss wegen einer Achilles
sehnenverletzung auf die Olympischen Spiele in
Sydney verzichten. Die WM-Zweite von Sevilla
(5000 m) und afrikanische Rekordhalterin über
3000 und 5000 m wird sich am 6-Juli in Mont
pellier (Fr) einem operativen Eingriff unterzie
hen und fällt für mindestens drei Monate aus.
Am ersten Golden-League-Meeting der Saison
in Paris war Ouaziz unter Schmerzen Siebente
über 3000 m geworden.
Kein gemeinsames
Korea-Team in Sydney
OLYMPISCHE SPIELE: Das Internationale
Olympische Komitee lässt ein vereintes Team
aus Nord- und Südkorea an den Olympischen
Spielen in Sydney nicht zu. Die Athleten müss-
ten für das Land starten, in welchem sie sich
qualifiziert haben, teilte das IOC mit. Dem ge
meinsamen Einmarsch unter einer unifizierten
Flagge an der Eröffnungsfeier am 15. Septem
ber steht hingegen nichts im Weg.
IOC lobte Olympia-
Organisatoren
OLYMPISCHE SPIELE: Anlässlich der elften
und letzten Überprüfung hat das IOC dem Or
ganisationskomitee der Olympischen Spiele
von Sydney (SOCOG) für die Vorbereitungsar
beiten gute Noten erteilt. Die Organisation ste
he auf einem sehr guten Fundament, hiess es.
Hauptproblem des SOCOG ist das drohende
Verkehrschaos, das schon vor vier Jahren in At
lanta den Organisatoren zu schaffen machte.
Transport und Notfallplanung seien wichtige
Herausforderungen, sagte Jacques Rogge, Chef
der Koordinierungs-Kommission des IOC. Wäh
rend der Spiele vom 15. September bis 1. Okto
ber muss das Transportsystem in Sydney laut
Rogge rund 18 Millionen Fahrten mehr als sonst
bewältigen und 750000 Personen transportieren.
Shaquille O'Neal bei
Planet Hollywood
ALLGEMEIN:.. Der
amerikanische Bas
ketball-Superstar
Shaquille O'Neal (im
Bild rechts) wird Ak
tionär der Restau
rant-Kette «Planet
Hollywood». . Der
Center des NBA-
Champions Los An
geles Lakers soll als
Nachfolger von Ar
nold Schwarzenegger
das serbelnde Unter
nehmen, das in den
USA neun von 32 Lokalen schliessen musste,
aus den roten Zahlen führen. Weitere Teilhaber
sind die Schauspieler Sylvester Stallone, Demi
Moore und Bruce Willis.
p#
Magic Johnsons fünftes
Comeback in Dänemark
BASKETBALL: Der ehemalige Basketball-Su
perstar Earvin «Magic» Johnson tritt zum vier
ten Mal vom Rücktritt zurück. Der 40-jährige
Amerikaner wird in der nächsten Saison drei bis
acht Spiele für den dänischen Verein Great Da-
nes in der Northern European Basketball Lea-
gue bestreiten.
Der Olympiasieger mit dem 1992-er-Dream-
Team versucht sich damit zum zweiten Mal in
Skandinavien. In der vergangenen Saison absol
vierte er sechs Partien für M7 Boras aus Schwe
den, ehe er den Klub wegen finanziellen Un
stimmigkeiten verliess.
Montreal Canadiens
stehen zum Verkauf
EISHOCKEY: Die Montreal Canadiens wer
den zum Kauf angeboten. Die Brauerei Molson,
die seit mehr als 40 Jahren als Besitzerin des re
nommierten NHL-Teams Teams zeichnet, sah
sich wegen steigender Spielersaläre, ungenü
gender Leistungen, des schlechten Kurses des
kanadischen Dollars und hoher Steuern zu die
sem Schritt gezwungen.
Die im Volk tief verwurzelten «Habs» werden
auch nach dem Verkauf in Montreal bleiben. So
will es eine Vertragsbedingung für die Über
nahme des Stanley-Cup-Rekordsiegers (24 Ti
tel). Und Molson wird für mindestens 20 Jahre
mit einem Support von insgesamt 250 Millionen
Franken Hauptsponsor der Canadiens bleiben.
Rad: Manuel Hermann und Dimitri Wohlwend bei den Schweizer Meisterschaften in Hochdorf
Widrige Witterungsverhältnis
se und eine extrem anspruchs
volle Strecke hat Manuel Her
mann und Dimitri Wohlwend,
den beiden einzigen Liechten
steiner Vertretern bei der
Schweizer Rad-Nachwuchs
meisterschaft in Hochdorf, al
les abverlangt. Für beide FL-
Radtalente war dies die erste
Teilnahme an einer CH-Meis-
terschaft und so stand nicht die
Rangierung (Hermann 109.,
Wohlwend ausgeschieden),
sondern das Sammeln von Er
fahrung im Vordergrund.
Heinz Zöchbauer
Neben der anspruchsvollen Strecke
über 85 km (5 Runden ä 17 km) und
einer Höhendifferenz von 1285 Me
ter, hatten die 155 Teilnehmer auch
mit starken Regenfällen und spezi
ell für Radrennfahrer ungemütli
chen 9 Grad zu kämpfen. «Um die
1285 Meter Höhendifferenz bildlich
zu erklären, muss man sich vorstel
len, das wäre von Schaan bis fast zur
Sareiser Höhe. Von Kilometer 7 bis
10 war zudem eine Steigung, bei der
sogar ich zugeben muss, dass der
Schwierigkeitsgrad für diese Alters
gruppe (Jahrgänge 1984 und 1985)
fast nicht zu verantworten war. Ich
bin vor Jahren in Hochdorf ein Pro
firennen gefahren, bei dem wir die
leichtere Streckenführung hatten
als die Anfänger bei den Schweizer
Meisterschaften», beschreibt Ex-
Radprofi Sigi Hermann, der seinen
Sohn Manuel als lYainer und Be
treuer begleitete, den schweren
Rundkurs.
.. .... -.is..-..
DimitriWohlwend (links) und Manuel Hermann (rechts) waren die einzigen Vertreter Liechtensteins beiden Schwei
zer Rad-Nachwuchsmeisterschafien in Hochdorf.
Nervöse Startphase
Dementsprechend nervös war die
Startphase, und die erste Runde war
geprägt von vielen Stürzen. Zudem
verlangte der grosse Startpulk von
den relativ unerfahrenen Liechten
steinern Manuel Hermann und Di
mitri Wohlwendjein hohes Mass an
Überwindung, um sich sicher zu be
wegen und sich dürchzusetzten. Im
vom'! hohem Tempo gezeichneten
Anfanggdrittcl, .konnte Manuel
Hermen gut mit dem Hauptfeld
mittaten, verlor aber beim zweiten
AufstiM mit ejner 20-köpfigen
Grupfratw^dgn Anschluss. «Aus
diel&MrawWfc'iiia Veüftätif'des
Rennens einer nach dem anderen
aufgegeben, so dass nur noch drei
Fahrer übrig blieben. Obwohl es am
Ende <nur> für Rang 109 reichte, bin
ich mit der Leistung von Manuel
sehr zufrieden, denn der Rückstand
auf den Sieger von 20 Minuten ist
für mich überhaupt nicht gravie
rend. Man muss einfach berücksich
tigen, dass er nach der zweiten Run
de in einer kleinen 3er-Gruppe fuhr,
dafür hat er lange dagegen gehalten
und wenig Zeit verloren. Manuel
hat unter misslichsten Verhältnissen
gezeigt, dass er kämpfen kann - da
her hat er meine Anforderungen
vollumfänglich erreicht», zeigte sich
Sigi Hermann mit der Leistung sei
nes Sohnes vollends zufrieden.
Beherzter Einsatz
Dimitri Wohlwend zeigte totalen
Einsatz, konnte sich aber im grossen
Teilnehmerfeld nicht durchsetzten
und fuhr.von Beginn an hinterher.
«Bei der Verpflegungsstation war
Dimitri noch gut 45 Sekunden vor
dem Spitzenfahrer. Leider wurde er
einen Kilometer vor einem Run
denziel überrundet und ist somit
ausgeschieden - ansonsten hätte
Dimitri sicherlich die volle Renn
distanz durchgehalten», informierte
uns Sigi Hermann.
«Möchte meine Erfahrungen als Radprofi
weitergeben»
Der Liechtensteiner Ex-Spitzenr^drennfahrer Sigi Hermann im Gespräch mit dem Volksblatt
Nach dem erfolgreichen Rad-Brii-
derpaar Roman und Sigi Hermann
steht mit Manuel Hermann die
nächste Generation der Radsport-
familie in den Startlöchern und will
die Familientradition weiterführen.
Wie das Ex-Radass Sigi Hermann
seinen Sohn dabei unterstützt und
welchen Aufwand Manuel für sein
grosses Ziel betreibt, verriet er dem
Volksblatt.
Mit Sigi Hermann sprach
Heinz Zöchbauer
VOLKSBLATT. Welchen Aufwand
muss ein Nachwuchs-Renitfahrer
wie Ihr Sohn Manuel Investieren,
um erfolgreich zu sein?
Sigi Hermann: In erster Linie
steht bei Manuel die Schule im Vor
dergrund, daher ist der Trainings
aufwand relativ gering. Unsere De
vise ist zur Zeit, einmal pro Woche
eine lYainingseinheit über eine
Renndistanz - das heisst: Anfänger
rennen ist im Durchschnitt 60 Kilo-
. meter und Kriterien um die 30 Kilo
meter. Die anderen Einheiten fährt
er ca. 2/3 der Renndistanz. Vor der
Schweizer Meisterschaft ist Manuel
fünf Mal die ganze Renndistanz von
85 km gefahren.
Sind Sie ein wenig enttäuscht, dass
Manuel die «heimliche» Zielset
zung bei den Schweizer Meister-
schqften, ein Platz in der ersten
Hälfte, nicht erreicht hat?
Manuel hat bisjetztca.2i400km in
den Beinen - die Fahrer, die sich bei
der SM ganz vorne klassiert haben,
absolvierten fast das Dreifache -
. der TVainingsaufwand und das Er
gebnis stehen also in Relation und
Der Liechtensteiner Ex-Radprofi Sigi Hermann will seine ganze Erfahrung
als Radrennfahrer an seinen Sohn Manuel weitergeben.
passt. Ein anderer will vielleicht ein
besseres Resultat sehen, aber wenn
Manuel wirklich Rennfahrer wer
den will,ist es nür,lieber, er wird be
hutsam aufgebautund bringt in fünf
Jahren seine Resultate. Es gibt ja ge
nug Beispiele |pt|;Athleten, die im
Schüleralter im'jahr acht- bis neun
tausend KiloitfeWr gefahren sind,
Erfolgje HattenJ.und später hat man
nichts.mehr vonihnen gehört - es
war keine ■ Steigerungsfähigkeit
mehr vorhanden»
Sie und Ihr Bruder Roman haben
die Liechtensteiner Radgeschlehte
massgeblich mitgestaltet. Steht.
Manuel dadurch unter einem ge
wissen familiären Leistungsdmck?
, Im Gegenteil: Ich versuche den
Druck, den Manuel sich selbst auf
erlegt, von ihm zu nehmen. Nach
der Schweizer Meisterschaft war er
zum Beispiel masslos . enttäuscht
und mit sich selbst sehr unzufrie
den. Da versuchte ich ihm zu er
klären, dass die jetzigen Resultate
nicht wichtig sind - lieber später Er
folg als heute. Ich treibe ihn über
haupt nicht an, aber er selbst wollte
bereits zwei Thge danach an einem
Bahnrennen in Zürich teilnehmen
und zeigt damit, dass er will. (Anm.
d. Red. Beim Bahnrennen in Zürich
fuhr Manuel auf den ausgezeichnet
- ten 7. Platz.) Im Moment habe ich
das Gefühl, dass Manuel Radrenn
fahrer werden möchte - ich werde
natürlich versuchen, ihm den Weg
bestmöglichst zu ebnen und meine
Erfahrungen als Radprofi weiter zu
geben.
Wie weit ist Manuel im Leistungs
vermögen Im Vergleich mit Gleich
altrigen?
Beim 'Leistungstest in der Gut-
Klinik in St. Moritz hat mir Dr. Pe-
droni gesagt, wenn er die Werte von
Manuel auf die nächsten Jahre
hochrechnet, würde er die besten
Voraussetzungen für einen Spit
zensportler mitbringen. Ich selbst
möchte meinen eigenen Sohn nicht
einschätzen.
Wie sieht die weitere Saisonpla
nung aus?
Kommenden Samstag wird Ma
nuel entweder beim Kriterium in
Rankweil oder in Pfaffnau und
nächste Woche in Steinmuhr am
Start sein. Dann legen wir bis Ende
Juli die erste Pause ein - da soll er
sich erholen und nur.noch gelegent
lich auf dem Sattel sitzen. Anfang
August werden wir das Training
wieder intensivieren und an einem
Jugend-Etappenrennen in Südböh-
men teilnehmen. Danach wird Ma
nuel an der Schellenbergrundfahrt
und an einigen Rennen in der
Schweiz starten.
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