Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Region 
Mittwoch, 28. Juni 2000 19 
Nachrichten 
245 Kandidat/innen auf 
zwölf Listen 
ST.GALLEN:'245 Kandidatinnen und Kandi 
daten bewerben sich auf zwölf Listen für die 63 
Sitze des Grossen Gemeinderats (Stadtparla 
ment) der Stadt St. Gallen. 54 davon sind Bis 
herige, wie die Stadtkanzlei am Dienstag mit 
teilte. Die Zahl der kandidierenden ist im Ver 
gleich zu den letzten Wahlen vor vier Jahren 
zurückgegangen. 101 der Kandidierenden sind 
Frauen, 144 Männer. 1996 bewarben sich 283 
Kandidaten, davon 131 Frauen und 152 Män 
ner. Neun bisherige Mitglieder treten für die 
Amtsdauer 2001/2004 nicht mehr an. Die Frei 
sinnigen (FDP) tritt mit 25 Kandidaten, davon 
20 Männer und fünf Frauen an. Die Grünen 
kandidieren mit 14 Männern und 16 Frauen, die 
Unabhängigen mit 13 Männern und acht Frau 
en. Die Unabhängigen - Junge Liste mit neun 
Männern und fünf Frauen. Auf der CVP-Liste 
figurieren 17 Männer und zehn Frauen, auf je 
ner der EVP 17 Männer und neun Frauen und 
auf der Liste der PFG Politische Frauengruppe 
stellen sich 25 Frauen zur Wahl. Die SP und Ge 
werkschaften treten mit drei Listen an: Auf der 
Juso-Liste kandidierenzehn Männer und sechs 
Frauen, auf der Frauenliste stehen 17 Kandida 
tinnen und auf der Männerliste 19 Kandidaten. 
Die SVP wartet mit einer reinen Männerliste 
von 20 Kandidaten auf, ebenso die Schweizer 
Demokraten mit fünf Kandidaten. 
Erstes Label fiir 
Niedrig-Energiehaus 
SCHARANS: In Graubünden ist das erste 
Niedrig-Energiehaus ausgezeichnet worden. 
Mit dem so genannten «Minergie-Label» wurde 
ein Einfamilienhaus in Scharans im Domleschg 
zertifiziert, wie das kantonale Amt für Energie 
am Dienstag mitteilte. Mit der «Minergie»- 
Technik wird ein nachhaltig tiefer Verbrauch 
von nicht erneuerbarer Energien angestrebt. 
Der Verbrauch eines Minergie-Gebäudes be 
trage nur etwa 35 Prozent eines durchschnittli 
chen Neubaus, heisst es in der Mitteilung weiter. 
In der Schweiz gibt es bereits rund 500 Häuser, 
die dem «Minergie»-Standard erfüllen. Bei um 
fassender Anwendung der Technik würden vier 
bis sieben Mal weniger Kohlenmonoxid in die 
Luft geblasen. «Minergie» ist eine rechtlich ge 
schützte Marke, deren Eigentümer die Kantone 
Bern und Zürich sind. Vor zwei Jahren gründe 
ten 20 Kantone sowie der Bund gemeinsam mit 
etwa 30 Firmen, Verbänden und Schulen den 
Verein «Minergie», dem alle Nutzungsrechte 
übertragen wurden. Letztes Jahr trat auch der 
Kanton Graubünden dem Verein bei. 
Roller und Auto 
zusammengestossen 
EBNAT-KAPPEL: Bei einem Zusammenstoss 
am Dienstag zwischen einer Rollerfahrerin und 
einer Automobilistin in Ebnat-Kappel wurde 
die Zweiradfahrerin schwer verletzt. Sie musste 
ins Kantonsspital geflogen werden, wie die Kan 
tonspolizei mitteilte. Um etwa 12.10 Uhr lenkte 
eine Automobilistin ihr Fahrzeug auf der Ro- 
senbüelstrasse in Ebnat-Kappel talwärts und 
wollte die vortrittsberechtigte Hüslibergstrasse 
überqueren. Dabei übersah sie eine von links 
kommende Rollerlenkerin. Es kam zu einem 
heftigen frontal-seitlichen Zusammenprall. Die 
17-jährige Rollerfahrerin verletzte sich schwer 
und musste mit der Rega ins Kantonsspital ge 
flogen werden. Die Automobilistin erlitt einen 
Schock und wurde mit dem Rettungswagen ins 
Spital Wattwil gebracht. 
Schwerverletzte bei 
Velounfällen 
FRAUENFELD: Bei zwei Velounfällen sind 
am Dienstag in Frauenfeld ein 11-jährige Kna 
be und eine 40-jährige Frau laut Polizei schwer 
verletzt worden. Die Frau war von einem Auto 
fahrer übersehen worden, der Junge war abrupt 
auf die Strasse gefahren. Der 11-jährige 
Velofahrer ist nach Polizeiangaben am Diens 
tagmittag kurz nach 12.00 Uhr vomTVottoir ab 
rupt auf die Thundorferstrasse gefahren. Ein in 
die gleiche Richtung fahrendes Auto erfasste 
das Velo des Knaben am Hinterrad. Er wurde 
auf die Motorhaube und gegen die Frontschei 
be des Autos und von da zurück auf die Strasse 
geschleudert. 
Die 40-jährige Velofahrerin war auf der 
Hauptstrasse von Matzingen Richtung Frauen 
feld unterwegs. Ein in die Hauptstrasse einbie 
gender Autofahrer überfuhr einen Stopp und 
übersah die Velofahrerin. Die Frau erlitt bei 
dem Zusammenstoss eine Oberschenkelfraktur 
und eine Hirnerschütterung. 
Renaissance der Luftschiffe? 
Vor 100 Jahren erster Flug - Zeppelin-Bauer suchen profitable Marktnischeii 
FRIEDRICHSHAFEN: Wih- 
rend die Flugzeughersteller in 
allen Teilen der Welt ständig 
neue Maschinen-Typen unter 
dem Motto «immer schneller, 
immer grösser» ersinnen, sucht 
die Luftschifffahrt nach profi 
tablen Marktnischen. 
Die Frage, ob Zeppeline eine dauer 
hafte Zukunft haben, ist noch nicht 
beantwortet. Es wird konzipiert und 
gebaut. Die Branche ist optimis 
tisch, über Erfolg oder Misserfolg 
dürfte aber erst in einigen Jahren 
entschieden werden. 
Atlantiküberquerungen 
Am 2. Juli 1900 stieg in Fried 
richshafen am Bodensee erstmals 
ein Luftschiff zu einem Testflug auf. 
So richtig in Gang kam die Zeppe 
lin-Produktion um 1908. 
Zahlreiche Atlantiküberquerun 
gen vor dem Zweiten Weltkrieg 
steigerten den Ruf der Luftschiffe, 
bis 1937 die mit Wasserstoffgas ge 
füllte «Hindenburg» in Lakehurst 
(USA) in Flammen aufging und 35 
Menschen mit in den Tod riss. 
Zigarren des Himmels 
Doch gab es seitdem immer wie 
der Tüftler und Konstrukteure, die 
auf eine Renaissance der giganti 
schen «Zigarren» mit Hilfe neuer 
Technik setzten und die Argumente 
der Kritiker - «zu teuer, zu langsam, 
zu wetteranfällig» - nicht gelten 
liessen. 
Zeppeline sollen nun wieder - an 
ders als die ballonähnlichen Werbe- 
«Blimps» - Passagiere und Lasten 
transportieren. Sie sollen Nostalgie 
und Komfortbedürfnis bedienen, si 
cher und zweckmässig sein und dort 
zum Einsatz kommen, wo andere 
Transportmittel weniger geeignet 
sind. 
Luftschiffzentren 
Zentren der Luftschiff-Aktivitä- 
Der über 70 Meter lange Zeppelin NT wird am kommenden Sonntag zum 100. Jahrestag des ersten Zeppelinstarts 
auf den Namen «Friedrichshafen» getauft. (Archivbild) 
ten in Deutschland sind die Zeppe 
lin Luftschifftechnik GmbH in Fried 
richshafen (Baden-Württemberg) 
und die CargoLifter AG in Brand 
(Brandenburg). 
Die Luftschiffbauer am Boden 
see haben ihr As schon seit 1997 in 
der Luft. Der über 70 Meter lange 
Zeppelin NT, der am Sonntag (2. Ju 
li) zum 100. Jahrestag des ersten 
Zeppelinstarts auf den Namen 
«Friedrichshafen» getauft wird, hat 
nach bisher 520 Stunden Flugdauer 
gute Chancen auf eine Zulassung 
durch das Luftfahrtbundesamt. 
Kaufintcressenten gibt es auch 
schon. 
Die mit Helium-Gas gefüllte 
«Friedrichshafen» mit ihrer halb 
starren inneren Struktur ist vor al 
lem für den Tourismus ausgelegt, 
kann aber auch als Relais für Funk 
und Internet sowie für Vermessun 
gen aus der Luft verwendet werden. 
Drei schwenkbare Propeller er 
lauben eine hohe Manövrierbarkeit 
sowie senkrechte Starts und Lan 
dungen. Der Prototyp ist bis zu 120 
km/h schnell und erreicht eine 
Höhe von 2400 Metern. 
Die Friedrichshafener Luftschif 
fer träumen bereits davon, wie sie 
bei fast geräuschlosem Flug bis zu 
zwölf Passagiere durch Alpentäler 
steuern, mit höchstem Bord-Kom 
fort den Luxusschiffen auf Seen und 
Flüssen Konkurrenz machen und in 
exotischen Orten andocken. 
«Die Zeppeline waren lange 
weg», sagt Unternehmenschef 
Bernd Sträter. «Wie die Märkte rea 
gieren, ist nicht vorhersehbar. Aber 
wir vertrauen bei der Suche nach 
Marktnischen auf unser Konzept.» 
«Fliegende Kräne» 
Völlig andere Pläne hat die Car 
goLifter AG, die in Brandenburg 
Luftschiffe für den Transport von 
Lasten bis 160 Tonnen und einer 
Reichweite von 10 000 Kilometern 
bauen will. 
Die 260 Meter langen «fliegenden 
Kräne» sollen nach den Vorstellun 
gen von Unternehmenschef Carl 
von Gablenz eines Ibges ganze Fa 
brikanlagen oder bei Katastrophen 
Riesenmengen von Hilfelieferun 
gen rund um den Erdball befördern 
können. 
Kein Nostalgie-Vorhaben also, 
sondern ein Angebot an die Indus 
trie, aus der nach Angaben der Fir 
ma schon mehr als 20 Absichtser 
klärungen für die Nutzung der 
«Riesenzigarre» vorliegen. 
Zur Zeit entsteht auf dem ehema 
ligen Militärflugplatz Brand bei Ber 
lin allerdings erstmal eine riesige 
Werfthalle für den Bau des CargoLif-' 
ters. Seine Serienreife wird für den 
Zeitraum 2004/2005 angestrebt. 
Kinderbetreuung in Feldkirch sehr gut 
Vizebürgermeisterin Erika Burtscher verwehrt sich gegen pauschale Kritik 
FELDKIRCH: Massive pauschale 
Kritik an der Kinderbetreuung in 
Vorarlberg übte kürzlich der Ar- 
beitsmarktservice Vorarlberg. «Die 
Aussagen sind pauschal und völlig 
undifferenziert», ärgerte sich Vize 
bürgermeisterin Erika Burtscher. 
Mit schwerem Geschütz aufgefah 
ren ist kürzlich der Arbeitsmarkt 
service Vorarlberg: Es gebe viel zu 
wenig Kinder-Betreuungsmöglich- 
keiten, und diese seien viel zu teuer. 
Grundlage der Kritik ist eine vom 
AMS in Auftrag gegebene Studie, 
bei der Frauen befragt wurden, wel 
che beim AMS um Kinderbetreu 
ungshilfe angesucht hatten. «Mit 
pauschalen Vorwürfen alle über ei 
nen Kamm zu scheren, ist gegenü 
ber jenen Gemeinden höchst unge 
recht, die seit Jahren viel getan ha 
ben, um die Situation zu verbessern, 
ärgert sich Burtscher. Die Stadt 
Feldkirch habe hier sicher eine Vor 
reiterrolle übernommen. Das teil 
weise ganztägige Betreuungsange 
bot auch für Kleinkinder und 
Schüler sowie diverse Ferienpro-, 
gramme finden grosse Zustimmung. 
«Natürlich gibt es noch Möglichkei 
ten und auch den Wunsch zur Ver 
besserung dieser Angebote», räumt 
Vizebürgermeisterin Burtscher ein. 
Sie erwarte sich aber von Kritikern 
eine faire Betrachtung der Situa 
tion, die sich gerade in den letzten 
Jahren und zumal in Feldkirch sehr 
positiv entwickelt habe. Auch den 
Vorwurf, die Kinderbetreuung sei 
zu teuer, lässt Burtscher nicht gel 
ten. Die qualitativ hochwertige Be 
treuung durch bestens ausgebilde 
tes Fachpersonal, flexible Öffnungs 
zeiten und modern ausgestattete 
Betreuungseinrichtungen haben 
natürlich ihren Preis. Die von den 
Eltern eingehobenen Beiträge 
decken nur einen kleinen Teil der 
tatsächlich anfallenden Kosten. Die 
Stadt Feldkirch zahlt beispielsweise 
allein für den laufenden Betrieb der 
Kindergärten je Kind und Monat 
2400 Schilling dazu. Nicht einge 
rechnet sind dabei die Investitionen 
für die Kindergärten in Millionen 
höhe. Die Beiträge der Eltern sind 
überdies sozial gestaffelt und sinken 
je nach Einkommenssituation auf 
Null Schilling. «Es ist also völlig wi 
dersinnig, mehr Einrichtungen und 
längere Öffnungszeiten zu urgieren 
und sich dann über zu hohe Preise; 
zu beklagen, wo die Autoren und In 
terpreten der Studie noch dazu wis 
sen sollten, dass die Kinderbetreu 
ung zumindest in Feldkirch im Be 
darfsfall sogar gratis angeboten 
wird», erklärte Burtscher. 
Neue Richtlinien für Biomasseförderung 
Landeshauptmann Sausgruber und Landesrat Schwärzler präsentieren Neuerungen 

BREGENZ: Die Vordriberger Lan 
desregierung hat gestern Dienstag 
die neuen verbesserten Richtlinien 
für die Biomasseforderung be 
schlossen. Die seit Jänner 1997 gül 
tigen Rlditlinlen der Vorariberger 
Landesregierung laufen am 30. Juni 
2000 aus. Im Pressefoyer nach der 
Regierungssitzung präsentierten 
Landeshauptmann Herbert Saus 
gruber und Landesrat Erich 
Schwärzler, zuständig für erneuer 
bare Energien, die wichtigsten 
Richtlinienänderungen. 
Landeshauptmann Sausgruber zum 
Ziel der Massnahmen: «Die gene 
relle energiepolitische Strategie des 
Landes ist es, erneuerbare Energie 
träger, wie die heimische Biomasse, 
verstärkt zu nutzen.» Die Richtlini 
en treten mit-1; Juli 2000 in Kraft. 
«Die energetische Nutzung der 
Biomasse als Mimischer und erneu 
erbarer Energieträger stellt ein 
wichtiges enpr^epolitisches Ziel 
des Landes Vorarlberg dar», erläu 
terte der Landeshauptmann. So 
wurde von delLahdesregierung die 
Absicht, dies$s'Fotenzial forciert zu 
nutzen, mehrfach verankert. Auch 
im entstehenden Vorarlberger 
Energiekonzept nimmt die ver 
stärkte Nutzung des nachhaltig aus 
schöpfbaren Potenziales einen ho 
hen Stellenwert ein- 
Landesrat Scnwarzler erläuterte 
r 
die wichtigsten Neuerungen und 
Verbesserungen bei den Richt 
linien: «Stärkeres Augenmerk wird 
auf die Qualitätssicherung bei 
Kleinanlagen, insbesondere bei 
Stückholzheizungen, gelegt. So ist 
z.B. eine Abnahmeprüfung und die 
Einführung eines Serviceschecks 
vorgesehen,» Einen wichtigen neu 
en Schwerpunkt stellt die Unter 
stützung von so genannten Mikro- 
netzen dar, d.h. der gemeinsamen 
Versorgung von einigen wenigen in 
räumlicher Nähe befindlichen Ge 
bäuden («Nutzung von Nestwär 
me»). Die Förderung von Pellethei 
zungen wurde nun ebenfalls als ex 
plizite Förderungsmöglichkeit auf 
genommen. Als wichtigsten neuen 
Punkt der Richtlinie für Biomasse- 
Grossanlagen, wurde die Möglich 
keit einer erhöhten Förderung bei 
der Verwendung von heimischem 
Waldhackgut als Brennstoff einge 
führt. 
«Im heurigen Budget sind für die 
Biomasseförderung 20 Millionen 
Schilling (1,4 Millionen Euro) reser 
viert», informierte Landesrat 
Schwärzler. 
Insgesamt wurden bisher rund 
1800 Anlagen gefördert. Durch die 
geförderten Biomasseanlagen kön 
nen jährlich schätzungsweise rund 
15 Millionen Kilogramm Kohlendi- 
oxyd eingespart werden. (VLK)
	        

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