Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Land und Leute 
Samstag, 22. Jan uar 2000 9 
Blickpunkt RELIGION 
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Glaubensüberzeugung 
LUZERN: Die Schweizer Bischofskonferenz 
(SBK) hat dem Theologen Herbert Haag (85) 
aufgrund «unhaltbarer Thesen» ihr Vertrauen 
entzogen. Der in Luzern lebende emeritierte 
Professor für Altes Testament bestreitet, dass 
die Eucharistie nur von Priestern gefeiert wer 
den kann. 
In Zeitungsartikeln habe Haag seine «äus 
serst problematischen Thesen» wiederholt, die 
er bereits in seinem Buch «Worauf es ankommt. 
Wollte Jesus eine Zwei-Stände-Kirche?» (1997) 
veröffentlicht habe, so die Bischöfe. Er behaup 
te, um die Eucharistie zu feiern, sei kein Priester 
nötig, und das Priestertum sei eine Erfindung 
der Kirche. Auch laufe die hierarchische Struk 
tur der Kirche dem Geist des Evangeliums zu 
wider. 
Die ganze Verfassung der Kirche müsse revi 
diert werden, denn die Kirche habe sich diese 
selbst gegeben. Auch die Eucharistie sei bloss 
eine «Einsetzung der Kirche». Aufgrund dieser 
«unhaltbaren Thesen», so die Bischöfe, rufe er 
die Pfarreien zum Handeln im Sinne der 
«Selbsthilfe» auf. Haag schrieb wörtlich: «Was 
kann eine Gottesdienstgemeinde daran hin 
dern, gemeinsam den Einsetzungsbericht zu 
sprechen und dann das geweihte Brot zu emp 
fangen?» 
Dieser Aufruf kommt laut SBK einer «Auf 
forderung zu kirchenspaltenden Verhaltenswei 
sen» gleich. Denn nach der Lehre sei der ordi 
nierte Priester für den Vorsitz bei der Eucha 
ristiefeier unersetzbar, weil er «kraft der Weihe 
nicht im eigenen Namen, sondern im Auftrag Je 
su Christi handelt». Nur so sei die Eucharistie 
Gewähr der Einheit der Kirche. 
Dies sei nicht eine «Konstruktion» der 
Bischöfe, sondern «Glaubensüberzeugung un 
serer Kirche», die vom Konzil vertieft worden 
sei. Haag leugne deshalb «vor allem die vom 
Zweiten Vatikanischen Konzil bestätigte Lehre 
unserer Kirche öffentlich.» In einer Reaktion 
warf Haag den Bischöfen vor, «durch ihr feiges 
Schweigen zum römischen Diktat» das «Ver 
trauen der Gläubigen längst verspielt» zu ha 
ben. 
Gottes weiter Horizont 
FREIBURG: Ein Buch besonderer Art veröf 
fentlichte der 75-jährige Adolf Aebischer, Spiri 
tual des Kapuzinerinnen-Klosters Bisenberg 
und vormalige Pfarrer an der Kathedrale St. Nik 
iaus in Freiburg: «Gottes weiter Horizont in dir» 
ist eine Sammlung von Gesprächen, die der 
Journalist Josef Bossart mit dem stark sehbe 
hinderten Aebischer geführt und dann aufge 
zeichnet hat. 
Die Themen des im Paulusverlag in Freiburg 
(Schweiz) herausgegebenen Buches sind Chris 
tentum und Zen-Buddhismus, Kirche und Ge 
sellschaft. 
Pfarrer kehrt Kirche 
den Rücken 
BASEL: Der 38-jährige Pfarrer Martin Iten ver- 
lässt seine Pfarrei Allerheiligen in Basel. Er be 
gründete seinen Abschied zum einen mit einer 
Beziehung zu einer Frau, zum anderen mit der 
«Behäbigkeit der katholischen Kirche im Um 
gang mit Reformvorschlägen». Auch sei die ad 
ministrative Belastung eines Pfarrers so gross, 
dass sie ihn von seelsorgerlichen Aufgaben ab 
halte. 
Päpstliche Reiselust 
ROM: Wichtige Reisen stehen im päpstlichen 
Terminkalender: Am 25. Februar wird das Kir 
chenoberhaupt die ägyptische Hauptstadt 
Kairo besuchen, am darauffolgenden Tag die Si 
nai-Halbinsel. 
Im März schliesst sich eine Pilgerreise ins 
Heilige Land an: Vom 20. bis 26. März stehen 
Jordanien, Israel und die autonomen Palästi- 
nenser-Gebiete auf dem päpstlichen Pro 
gramm. 
Frauen - das stärkere Geschlecht? 
Vorlesung im Senioren-Kolleg Mauren - «Altern Männer und Frauen anders?» 
Das Senioren-Kolleg Mauren 
veranstaltete am vergangenen 
Donnerstagnachmittag die 
achte der dreizehn vorgesehe 
nen Vorlesungen des Winterse 
mesters. In der Aula der Pri 
marschule Mauren behandelte 
Francis Höpflinger, Professor 
für Soziologe an der Univer 
sität Zürich, das Thema «Al 
tern Männer und FVauen an 
ders?» Wie bei vorhergehen 
den Vorlesungen fanden sich 
wiederum viele interessierte 
Seniorinnen zu der jeweils am 
Donnerstag um 15 Uhr ange 
botenen Weiterbildung ein. 
Theres Matt 
Wissenschaftlich fundierte Alters 
forschung hat ergeben, dass sich die 
Lage und das Befinden älterer Men 
schen in den letzten Jahrzehnten in 
vielerlei Hinsicht verbessert haben. 
Gleichaltrige Frauen und Männer 
lassen jedoch in allen Bereichen 
enorme Unterschiede sichtbar wer 
den. Es zeigt sich, dass das Altern in 
hohem Masse gestaltbar ist, be 
trächtliche unausgeschöpfte Lebens 
chancen vorhanden sind. Falsche 
Bilder über das Alter beeinflussen 
die Lebenssituation und das Le 
bensgefühl älterer Menschen nega 
tiv, tragen dazu bei, dass Ältere in 
unserer Gesellschaft einen geringen 
Stellenwert geniessen. 
Unterschiedliche 
Lebenserwartung 
«Im Allgemeinen leben Mächtige 
und Reiche länger als Benachteilig 
te und Diskriminierte» führte Prof. 
Höpflinger aus. Paradox, dass Frau 
en - bis heute in vielerlei Hinsicht 
benachteiligt - länger leben als 
Männer. In hochentwickelten Re 
gionen ist die Langlebigkeit der 
Frauen durchgehend ausgeprägt, 
auch wenn Form und Ausmass der 
geschlechtsspezifischen Unterschie 
de variieren. Die markant längere 
Lebenserwartung der Frauen ist 
weitgehend ein Phänomen des 20. 
Jahrhunderts. Vermutungen, dass er 
höhte Erwerbstätigkeit und Eman 
zipation der Frauen zu einer Gleich 
stellung der Lebenserwartung 
führen, haben sich nicht bestätigt. 
Altern Frauen anders als Männer? Der Vortrag im Seniorenkolleg Mauren stiess einmal mehr auf grosses Interesse. 
(Bilder: Barbara Keel) 
Die sich zeigende Mehrzahl an Be 
tagten und Hochbetagten weibli 
chen Geschlechts führt zu einer 
«Feminisierung der Pflegebedürftig 
keit». Die im hohen Alter feststell 
baren hirnorganischen Probleme 
zeigen sich infolge ihrer Langlebig 
keit bei Frauen häufiger. 
Ursachen der höheren weiblichen 
Lebenserwartung sind einerseits im 
munbiologische und hormonale Un 
terschiede. andererseits auch ein ge- 
schlechMtyCzifisch geprägtes Ge- 
sundheits- und Risikoverhalten. Die 
Tendenz von Frauen, Emotionen 
und körperliche Symptome zu arti 
kulieren, führt zu besserer Gesund 
heitsvorsorge. So betreiben Frauen 
mehr Prävention, suchen häufiger 
ärztliche Hilfe auf, zeigen seltener 
stark gesundheitsschädigendes, auch 
weniger risikoreiches Verhalten als 
Männer. In vielerlei Hinsicht wider 
spiegelt die unterschiedliche Lebens 
erwartung von Frauen und Männern 
die weiterhin, vorherrschende Tren 
nung von männlich und weiblich ge 
prägten Lebenswelten. 
Generationenbeziehungen 
Männer heiraten meist eine 
Frau, die jünger ist. Von 100 Ehe- 
Franqois Höpflinger sprach vor 
zahlreich erschienenen Senioren. 
partnern der Jahrgänge 1908/12 
erlebten 61 Frauen den Tod ihres 
Mannes, nur 27 Männer überleb 
ten ihre Frau. Verwitwung ist welt 
weit ein Frauenschicksal, wird wis 
senschaftlich, medial wie auch so 
zialpolitisch relativ wenig themati 
siert. 
Die höhere Lebensepg/artung 
von Frauen beinhaltet Auswirkun 
gen auf Lebensform und Genera 
tionenbeziehungen, 
Da Frauen häufig länger leben 
und früher heiraten als Männer, 
ist die gemeinsame Lebenszeit 
von Kindern mit ihrer Mutter 
deutlich länger, ergibt die «matrili 
neare Tendenz» der Generationen 
beziehungen, die sich auch in 
vermehrt grossmütterlicher Be 
treuung der Enkelkinder aus 
wirkt. 
Die höchst interessante Vorle 
sung führte zu intensiver Frage 
stellung an den Referenten. 
Den nächste Vortrag «Durch 
Zecken übertragene Krankheiten» 
hält Dr. Gert Risch. 
Herzlichen Dank 
Sternsingeraktion 
2000 in Planken 
PLANKEN: Mit Freude sind unsere 
Sternsingerinnen durch unser Dorf 
gezogen und sind freundlich aufge 
nommen worden. 
Unsere Sternsingerinnen helfen 
dieses Jahr einem Kinderspital in 
Russland, dort leben 160 Kinder, die 
an Tuberkulose erkrankt sind. 
Am Mittwoch 19.1.2000 konnten 
die Sternsingerinnen persönlich im 
Kloster St. Elisabeth aus der Samm 
lung 6933.35 Fr. plus Verdoppelung 
durch den Gemeinderat, also 
13866.70 insgesamt, überbringen. 
Wir möchten Ihnen allen für Ihre 
Streit um Messetexte 
ROM: Zwischen dem Vatikan und englischspra 
chigen Ortskirchen hat sich der Streit um die 
korrekte Übersetzung von liturgischen Texten 
verschärft. 
Der Präfekt der Gottesdienst-Kongregation, 
Kardinal Jorge Medina Estevez, lehnt eine 
in zehnjähriger Arbeit erstellte neue 
Englisch-Ubersetzung der Mess- und anderer 
Liturgie-Texte ab; Hauptstreitpunkt ist die «in 
clusive Ianguage», das Vermeiden rein männli 
cher Wörter in Anwendung auf beide Ge 
schlechter. 
Gaben ganz herzlich Dankeschön 
sagen. 
Vielen Dank an unsere Sternsin 
gerinnen, Lis Konrad für die Vorbe 
reitungen, den Begleiterinnen und 
allen, die diese Aktion wohlwollend 
unterstützt haben. 
Der Pfarreirat Planken 
Die Sternsinger 
Mauren danken 
MAUREN: Die «Drei Könige» aus 
Mauren und Schaanwald haben den 
stolzen Betrag von Fr. 12160.- ge 
sammelt zugunsten von notleiden 
den Kindern in Mexiko (Hilfswerk 
Missio) und Südamerika (Bethle 
hem Mission). Ganz herzlichen 
Dank an die Bevölkerung sowie an 
den Liecht. Entwicklungsdienst 
(LED), welcher das Ergebnis noch 
um Fr. 10000.- aufstockt. 
REKLAME 
rtSBBS—— 
MWW, 
•informitton und Anmeldung: 
T»l.00423 / 230 03 30 
Salututa Establishment, Wally loru 
Undstr. 168, FL-9494 Schaan, UtcMifistein 
Fax00423 / 230 03 34 
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