20 Dienstag, 20. Juni 2000
Extra
Liechtensteiner Volksblatt
■ Gasantrieb: Sauber, sicher und sparsam ■ Droht
der Sittenverfall auf den Strassen? m Eine Million
Passats verkauft ■ Eine Million Mazdas in Europa
Nachrichten
10-milllonster VW-
Passat rollte vom Band
EMDEN: Im VW-Werk Emden ist am vergan
genen Donnerstag der 10-millionste Passat vom
Band gerollt. Das Mittelklasse-Modell ist damit
der dritte Autotyp des Konzerns nach Käfer und
Golf, der diese Produktionsmarke Uberschritten
hat.
VW wertete die Geschichte des Passat als
«Erfolgsstory eines mustergültigen Mittelklas-
sewagens». Ein Nachfolge-Modell ist nach Kon
zernangaben bereits in Sicht. Es wird voraus
sichtlich in den kommenden zwei bis drei Jahren
in die Produktion gehen. VW will im laufenden
Jahr weltweit insgesamt 510 000 Autos vom Typ
Passat bauen, davon in Emden rund 270 000.
Der deutsche und britische Markt entwickeln
sich zwar gegenwärtig rückläufig. Eine wach
sende Nachfrage in anderen europäischen Län
dern gleicht die Nachfrage-Delle jedoch aus.
3400 Opel-Beschäftigte
legten Arbeit nieder
BOCHUM: In den Bochumer Opelwerken ha
ben am vergangenen Mittwoch 3400 Beschäf
tigte ausborge um ihre Jobs die Arbeit nieder
gelegt. «Die Produktion steht still», sagte ein
Werkssprecher. Der Bau der Typen Astra und
Zafira war lahm gelegt. Hintergrund war nach
Angaben des Betriebsrates die unsichere Zu
kunft der Beschäftigten nach dem Zusammen
gehen von Opel-Mutter General Motors und
Fiat. Nach Befürchtungen sollen in Bochum ne
ben schon bekannten Arbeitsplatzkürzungen
zusätzlich 800 Steilen gestrichen werden. Ver
treter der Opel-Europazentrale in Zürich hat
ten vergangene Woche auf einer Betriebsver
sammlung Veränderungen angekündigt, ohne
Details zu nennen. Opel versuche seine Pro
duktivität langfristig zu verbessern.
Der einmillionste
Mazda in Europa
Mazda konnte am vergangenen 6. Juni mit der
Ankunft des einmillionsten Fahrzeugs in sei
nem Verteilungszentrum Antwerpen einen
Meilenstein bei der Belieferung seiner europäi
schen Kunden setzen.
Der Export nach Europa begann in vollem
Umfang im Jahre 1967, und seither wurden 5,5
Millionen Fahrzeuge von Mazda auf dem alten
Kontinent verkauft. Mazda Motor Logistics
Europe gedachte dieses Ereignisses mit einer
kleinen Zeremonie am Dock, als das
einmillionste Fahrzeug - ein roter Mazda
Premacy - als Teil einer Lieferung von 4200
Fahrzeugen direkt aus Hiroshima eintraf.
Dieser Premacy ist für Deutschland, Mazdas
grössten Markt in Europa, bestimmt und wird
als Spende an die «Stiftung Deutsche Kinder-
krebshilfe», gehen. Er wurde am 6. Juni von
Joergen Olesen, dem Verwaltungsdirektor von
Mazda Logistics Europe, an Klaus Tarlatt von
Mazda Motors Deutschland übergeben.
Der Mazda-Terminal in Antwerpen wurde im
Juli 1992 eröffnet und in den folgenden fünf Jah
ren von jeweils mehr als 100 000 Fahrzeugen
jährlich durchlaufen. Während der letzten vier
Jahre stieg das Verkaufsvolumen von Mazda in
Europa ständig und erreichte einen Rekordum
satz bei Mazda Logistics Europe von 168 301
Fahrzeugen im Jahr 1998. Diese Zahl wurde .
1999 mit 172 220 Fahrzeugen noch einmal über
troffen.
Die Gesamtzahl von 1 Million Fahrzeugen
wurde innerhalb von nur knapp acht Jahren in
Antwerpen erreicht, wo Mazda mehr Fahrzeuge
als jeder andere Hersteller umschlägt.
Bewusstsein für
Erdgasfahrzeuge wecken
Beitrag zur Umweltentlastung in Innenstädten:Weltweiter Marktanteil bei 0,2 Prozent
Weltweit sind rund 1,1 Millio
nen erdgasbetriebene Fahrzeu
ge im Einsatz. Die Vertreter
der Gaswirtschaft haben, in
Zusammenarbeit mit der Au
tomobilindustrie eine Image-
Kampagne mit dem Motto:
«Das Erdgasfahrzeug, spar
sam, sicher, sauber», ins Leben
gerufen.
Adi Lippuner
Wer den Begriff Erdgas hört, denkt
in der Regel zuerst an Einsatzmög
lichkeiten für heizen, kochen oder
kühlen. Dass dieser Energieträger
auch für den Antrieb von Kraftfahr
zeugen verwendet werden kann, ist
in den Köpfen der Bevölkerung
noch wenig verankert.
Die jüngste Diskussion in Liech
tenstein, einen Teil der Busflotte auf
erdgasbetriebene Fahrzeuge umzu
stellen und eine entsprechende
Tankstelle einzurichten, hat bei vie
len Interesse geweckt. Anlässlich
des Weitgaskongresses, welcher
letzte Woche in Nizza durchgeführt
wurde bot sich Gelegenheit, Ein
blick in die Thematik erdgasbetrie
bener Fahrzeuge zu erhalten.
Ziel: Sechs Millionen
Der Einsatz von Kraftfahrzeu
gen mit Erdgasantrieb habe seit
der Weltgaskonferenz 1997 in Ko
penhagen zwar stark zugenom
men. Dennoch gebe es heute welt
weit erst rund 1,1 Million Fahrzeu
ge, die so angetrieben werden, war
bei einem Runde-Tisch-Gespräch
über Zukunftstechnologie zu er
fahren.
Der Anteil von 1,1 Millionen erd
gasbetriebener Fahrzeuge ent
spricht einem Anteil von knapp 0,2
Prozent aller in Betrieb stehenden
Kraftfahrzeugen. «Könnte dieser
Anteil gesteigert werden, würde
damit ein wesentlicher Beitrag zur
Umweltentlastung, insbesondere in
den Innenstädten geleistet», waren
sich die Teilnehmer einig. Nach
Aussage von Fachleuten emittieren
Erdgasfahrzeuge erheblich weniger
Schadstoffe als Diesel- und Benzin
betriebene Kraftfahrzeuge. Zudem
sieht die Gasindustrie ein zusätz-
Sparsame, sichere und saubere mobile Forlbewegung mit Erdgasantrieb. Diese Gas-Beetles emittieren bis zu 50 Pro
zent weniger Kohlenmonoxid als herkömmliche neue «Käfer» mit TDl-Triebwerk.
liches Marktpotential von an
nähernd zehn Milliarden Kubik pro
Jahr, wenn der Fahrzeugbestand auf
etwa ein Prozent (weltweit sechs
Millionen Fahrzeuge) ansteigen
würde.
Imagekampagne
In Deutschland haben die Gas
wirtschaft, Unternehmen der Auto-
mobilindustrie und das Bundesum
weltministerium als ideeller Träger
anfangs dieses Jahres eine Image-
Kampagne mit dem Motto: «Das
Erdgasfahrzeug, sparsam, sicher,
sauber», ins Leben gerufen. Auch
die Essner Ruhrgas AG unterstützt
diese Initiative. So wurde für Mitar
beiter ein Programm aufgelegt, das
den Kauf solcher Fahrzeuge attrak
tiv macht. Ziel der Kampagne ist es,
Erdgasfahrzeuge stärker in das Be
wusstsein von Autofahrerinnen und
Autofahrer zu bringen.
Die Umweltministerkonferenz
der Länder habe bereits 1998 fest
gestellt, dass Erdgasfahrzeuge zu
den emissionsärmsten und damit
umweltfreundlichsten Verkehrsmit
teln zählen, die. heute schon praxis
tauglich sind. Die sehr saubere und
leise Antriebstechnik ermögliche
vor allem in innerstädtischen Berei
chen eine Steigerung der Lebens
qualität.
Als wichtigster Aspekt zur ver
mehrten Akzeptanz von Erdgas
fahrzeugen wird die Steuerentlas
tung ins Feld geführt. Auch wenn in
Liechtenstein und der Schweiz die
Belastung der Autofahrer noch
nicht so hoch ist wie in Deutschland,
die gegenwärtigen Benzinpreise mit
147 Rappen für einen Liter bleifrei
fallen doch ins Gewicht. In der EU
wurde der Steuersatz für Erdgas im
Vergleich zu Benzin um 15 Prozent
reduziert. Dank der Einführung der
Öko-Steuer ergibt sich ein weiterer
Preisvorteil für Erdgas.
Sittenverfall auf den Strassen?
Autos rammen und aggressive Manöver gelten als «Normalität»
Noch schnell bei Gelb über die Am
pel, auf der Autobahn rechts überho
len, Parkverbote ignorieren - vielen
deutschen Autofahrern gilt regelwid
riges Verhalten im Strassenverkehr
als blosses Kavaliersdelikt. Vor al
lem junge Fahrer finden es nach
Umfragen von Autoversicherungen
ganz normal, sich Uber Verkehrsre
geln hinwegzusetzen.
Für die grosse Mehrheit der deut
schen Autofahrer (70 Prozent) gilt
es als normal, vor einer gelben Am
pel noch einmal kräftig zu beschleu-
REKLAME
nigen und um die 100 km/h diese zu
passieren. Wenig Rücksicht ist beim
Parken zu erwarten: 53 Prozent sa
gen, dass sie in Parkhäusern beim
Aussteigen die Tür des Nachbarau
tos rammen, 33 Prozent ignorieren
Parkverbote, auf «Tuchfühlung» in
Parklücken gehen 17 Prozent. Für
14 Prozent darf es auch der Behin
dertenparkplatz sein.
«Gesetzestreu» durchsetzen?
Aggressive Manöver wie Drän
geln, Lichthupeneinsatz und Rechts
Überholen auf der Autobahn
gehören für jeden dritten Autofah
rer dazu, um sich gegenüber ande
ren Verkehrsteilnehmern durchzu
setzen. Die Befragten bekennen
sich ganz offen zu diesen Regelver-
stössen - ein Zeichen dafür, wie
selbstverständlich die «rauhen Sit
ten» im Strassenverkehr schon ge
worden sind. Trotzdem schätzen
sich 93 Prozent aller Autofahrer
selbst als «gesetzestreu» ein.
Besonders stark zu verkehrswid
rigem Risikoverhalten neigen
Autofahrer zwischen 18 und 26
Jahren. Bei Gelb über die Ampel:
78 Prozent; Blinken beim Abbie
gen vergessen: 39 Prozent; rechts
Überholen: 33 Prozent. Fast jeder
vierte Fahranfänger meint, dass
der Vordermann oft nur dann Platz
macht, wenn man dicht auffährt
und die Lichthupe einsetzt. 87
Prozent halten sich aber für geset
zestreu.
Vor dem Hindergrund einer un
bekannten Dunkelziffer zeigen die
se Daten, was den meisten schon
vom Augenschein vertraut ist: Man
bricht geltendes Recht oder legt es
zumindest sehr weit aus, behindert
. Verkehrspartner und hat meist
nicht einmal ein Unrechtsgefühl da
bei. Fahranfänger verhalten sich ri
sikobereiter als ältere.
Sie haben ein «lockeres Verhält
nis» zu Verkehrsregeln und ihr Un
rechtsbewusstsein ist nicht beson
ders ausgeprägt.
REKLAME
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