Liechtensteiner Volksblatt
Wirtschaft
Samstag, 17. Juni 2000 17
Nachrichten
Dritter Börsengang
ehne Aktienrausch
FRANKFURT Kein Massen-Andrang an den
Bankschaltern, keine Systemzusammenbrüche
bei den Online-Brokern, keine aufgeregten
Analysten: Der dritte Börsengang der Deut
schen Telekom, der sich am Montag mit dem er
sten Handelstag neuer Staatsanteile an der Bör
se vollzieht, kommt vergleichsweise unspekta
kulär daher. Das Angebot von 200 Millionen
Aktien ist zwar auch diesmal Uberzeichnet, aber
bei weitem nicht so stark wie bei den Bör
sengängen im November 1996 und im Sommer
1999, mit denen der Branchenprimus die Deut
schen noch in einen wahren Aktienrausch ver
setzte. Von einem Flop will dennoch niemand
reden. Schliesslich fanden sich auch ohne Wer-
be-Zugpferd Manfred Krug mehr als genug
Kleinanleger, die ungeachtet stürmischer Bör
senzeiten Geld in neue T-Aktien stecken wol
len. Bis zum Ende der Frühzeichner-Phase am 9.
Juni orderten 2,6 Millionen Privatanleger aus
aller Welt rund 315 Millionen T-Aktien, institu
tionelle Investoren und später eingegangene
Aufträge nicht mitgerechnet. Zwei Drittel der
Nachfrage kam aus, Deutschland. Am Samstag
nachmittag sollen Ausgabepreis und Zutei-
lungsschlüssel bekannt gegeben werden, am
Montag werden die ehemaligen Bundesaktien
an der Börse eingeführt.
100 Jahre
Raiffeisenbanken
Raiffei
PanAlpina Sicav
Alpina V
Preise vom 16. Juni 2000
Kategorie A (theeaurierend)
Ausgabepreis: € 58.60
Rücknahmepreis: € 57.42
Kategorie B (ausschüttend)
Ausgabepreis: € 57.70
Rücknahmepreis: € 56.47
INTERLAKEN: Die Schweizer Raiffeisen-
Bankengruppe feiert an diesem Wochenende
ihr 100-jähriges Bestehen. Die Bank bedankt
sich bei der Bevölkerung mit der Gründung ei
ner Jubiläumsstiftung, die ethisches Handeln in
der Wirtschaft fördern soll. Das Stiftungskapital
beträgt fünf Mio. Franken, wie es an einer Me
dienorientierung in Interlaken hiess. Erster
Empfänger eines Preises von 100 000 Franken
ist das Institut «für spirituelle Bewusstseinsbil-
dung in Politik und Wirtschaft». Das Projekt
von Pater Nikiaus Brantschen und Pia Gyger
versuche Führungskräften in Politik und Wirt
schaft die Rücksichtnahme auf die Mit-, Um-
und Nachwelt nahe zu legen, wurde die Verga
be begründet.
Holderbank plant
Expansion
GLARUS/LISSABON: Die Holderbank-
Gruppe plant die grösste Expansion ihrer Ge
schichte: Sie beteiligt sich mit 4,4 Mrd. Fr. an der
angestrebten Übernahme eines portugiesischen
Zementherstellers durch dessen kleineren Ri
valen. Die Regierung Portugals will ihre Anteil
allerdings nicht hergeben. Die Companhia Ge-
ral de Cal e Cimento (SECIL) beabsichtigt eine
Übernahme ihres Konkurrenten Cimento de
Portugal (CIMPOR). Aus kartellrechtlichen
Gründen und zur Finanzierung der Akquisition
will SECIL zwei Drittel der übernommenen
Aktivitäten an Holderbank weiterverkaufen,
wie der Schweizer Konzern am Freitag mitteil
te. Damit käme der Weltgrösste Zement- und
Baustoffhersteller in Besitz von 11,8 Mio. Ton
nen Zementkapazität sowie einem jährlichen
Verkaufsvolumen von 9 Mio.Tonnen Zuschlag
stoffen und 3,5 Mio. Kubikmeter Transportbe
ton. Rund 2,8 Mrd. Euro (4,4 Mrd. Franken)
würde der Schweizer Konzern dafür bezahlen.
«Kommt die Übernahme zustande, wäre dies
für Holderbank die grösste Übernahme aller
Zeiten», erklärte Pressesprecher Roland Wal
ker auf Anfrage.
Gutes Winterhalbjahr
Schweizer Hotellerie: Zum vierten Mal in Folge mehr Übernachtungen
NEUENBURG: Zufriedene
Gesichter bei den Schweizer
Hoteliers: Die Zahl der Lo
giernächte ist im Winterhalb
jahr 1999/00 (November bis
April) im Vergleich zur Vor
jahresperiode um 5,7 Prozent
auf 14^0 Millionen (plus
784 000) gestiegen.
Wie das Bundesamt für Statistik
(BFS) am Freitag weiter mitteilte,
handelt es sich dabei um die vierte
Steigerung der Logiernächte in Fol
ge. Als Hauptgründe für die Zunah
me nennt das BFS der Ende No
vember rechtzeitig eingetroffene
Schnee sowie die mehrheitlich gu
ten Schnee- und Wetterverhältnisse.
Daneben beruhe die positive Ent
wicklung des Schweizer Tourismus
auf der günstigen internationalen
Wirtschaftsentwicklung sowie auf
den verstärkten Marketingaktivitä
ten. Im Weiteren sei das Ferienziel
Schweiz infolge vorteilhafter Wech
selkursrelationen sowie verbesser
tem Preis-Leistungs-Verhältnis at
traktiver geworden, heisst es weiter
in der Medienmitteilung.
Die Frequenk verlief in allen Mo
naten - ausser im Dezember - posi
tiv. Im März fiel die Erhöhung be
sonders deutlich aus (+ 459 000/+16
Prozent). Zusätzliches Gewicht er
halte der gute März-Abschluss
durch den Umstand, dass der
Die Zahl der Logiernächte ist im Winterhalbjahr 1999/00 int Vergleich zur Vorjahresperiode um 5,7 Prozent auf 14,50
Millionen (plus 784 000) gestiegen. Im Bild das Hotel Beau-Rivage Palace in Lausanne (Bild: Keystone)
Osterreiseverkehr sowohl 1999 als
auch 2000 im April stattgefunden
habe.
Die inländische Kundschaft buch
te 6,24 Millionen Logiernächte. Das
sind 269000 oder 4,5 Prozent mehr
als vor Jahresfrist. Die Zahl der
Ankünfte erhöhte sich um 195 000
(+8,6 Prozent) auf 2,46 Millionen.
Die durchschnittliche Aufenthalts
dauer verkürzte sich von 2,6 auf 2,5
Nächte. In allen Monaten beobach
te das BFS eine Zunahme der inlän
dischen Hotelübernachtungen zu
beobachten.
Die ausländischen Gäste buchten
8,26 Millionen Übernachtungen
(+515000/+6,7 Prozent). Sowohl
die europäische als auch die ausser-
europäische Nachfrage verlief po
sitiv. So erhöhte sich die Lo
giernächtezahl der aussereuropäi-
schen Kundschaft um 104 000 oder
7,2 Prozent auf 1,56 Millionen.
Diese Zunahme führt das BFS vor
allem auf auf den Anstieg der Nach
frage der US-amerikanischen und
asiatischen Gäste zurück (+ 52 000/+9
Prozent, resp. +52 000/+10 Pro
zent). Das Übernachtungsvolumen
der europäischen Gäste nahm um
411000 Einheiten (+6,5 Prozent)
auf 6,70 Millionen zu.
Baugewerbe: Krise noch nicht überwunden
Bauausgaben 1999 gegenüber Vorjahr erneut rückläufig - Aufschwung erwartet
BERN: Die Krise im Baugewerbe
hält an. Die Bauausgaben waren
1999 gegenüber dem Voijahr erneut
rückläufig, wie das Bundesamt für
Statistik (BFS) am Reitag mitteilte.
Für das Jahr 2000 rechnet das BFS
jedoch mit einem Aufschwung der
Investitionen im Bausektor.
Gemäss den provisorischen Resul
taten der jährlichen Erhebung be
liefen sich die Bauausgaben 1999
auf 40,7 Mia. Fr., was einer Vermin
derung um 1,7 % bzw. um nominal
700 Mio. Fr. gegenüber dem Vorjahr
entspricht. Unter Berücksichtigung
einer geschätzten Bauteuerung von
plus 1,5 % beträgt die Verringerung
real rund 3 %.
Das Überangebot auf dem Immo
bilienmarkt und die angespannte Fi
nanzlage der öffentlichen Auftrag
geber hat laut BFS den rückläufigen
Trend trotz des tiefen Zinsniveaus
auf dem Geld- und dem Kapital
markt Verttärtt.
In den kommenden Jahren dürfte
der Bausektor vom wirtschaftlichen
Wiederaufschwung und der Zunah
me der öffentlichen Investitionen
profitieren,schreibt das BFS weiter.
Für das Jahr 2000 sei mit einer Zu
nahme der Bauvorhaben um nomi
nal rund 2 % zu rechnen.
Der Hochbau musste eine Ein-
busse um 1,4 % im Vergleich zu
1998 hinnehmen. Dieses Ergebnis
ist hauptsächlich auf die Verringe
rung der öffentlichen Bautätigkeit
zurückzuführen (-6 %), während
sich die Investitionen der übrigen
Auftraggeber um rund 0,5 % ab
schwächen.
Infolge der Überkapazitäten auf
dem Wohnungsmarkt sei für das
Jahr 2000 noch ein geringfügiger
Rückgang der Investitionen im
Hochbau zu erwarten.
Im Tiefbau sanken die Investitio
nen nominal um fast 6 % oder 460
Mio. Fr. im Vergleich zum Voijahr.
Dieser Rückgang ist in erster Linie
auf den Investitionsabbau seitens
der Gemeinden zurückzuführen
(-11 %), da das Investitionspro
gramm zur Wiederankurbelung der
Schweizer Wirtschaft zu Ende geht.
Dagegen haben Bund und Kanto
ne ihre Investitionen im Tiefbau
ausgeweitet, und zwar um 9 % bzw.
4 %. Die übrigen Auftraggeber, die
für rund ein Achtel der Investitio
nen im Tiefbau aufkommen, redu
zierten ihr Engagement.
Im Jahr 2000 sollten die grossen
Infrastrukturprojekte im Strassen-
und Eisenbahnbau in die Realisie-
REKIAME
rungsphase treten. Für die kom
menden Jahre sei daher mit einer
Steigerung der Investitionen im
Tiefbau zu rechnen, heisst es.
Die Investitionen für den Neu-
und Umbau sanken nominal um
rund 3 % bzw. 2 %. Dieses negative
Ergebnis ist laut BFS zum Teil auch
darauf zurückzuführen, dass die
Baustatistik nur die baubewilli-
gungspflichtigen Umbau- und Re-
novationsprojekte erfasst.
Während die öffentlichen Haus
halte ihr Engagement bei den Neu
bauten aufrecht erhielten, verrin
gerten die übrigen Auftraggeber ih
re Investitionen. Genau das umge
kehrte Bild ergibt sich bei den Um
bauten.
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