Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

8 Donnerstag, IS. Juni 2000 
Abstimmung Einbürgerung Alteingesessener 
Liechtensteiner Volksblatt 
«Ein Nein fände ich 
sehr sehr schade 
» 
FBPL-Vizepräsident Markus Büchel zur Abstimmung über die Einbürgerung Alteingesessener 
Die FBPL empfiehlt bei der an 
stehenden Volksabstimmung die 
Ja-Parole. Markus Büchel, Vize 
präsident der Bürgerpartei, legt 
die Argumente für die Ja-Parole 
der FBPL nochmals dar. Des Wei 
teren betont er im Hinblick auf 
die Möglichkeit einer Ablehnung 
dieses Gesetzes: «Ich fände es 
aber sehr sehr schade und hoffe, 
dass es nicht zu einem Nein 
kommt.» 
Mit Markus Büchel sprach 
Alexander Batliner 
VOLKSBLATT: Die Bürgerpartei hat 
die Ja-Parole zur Volksabstimmung in 
Sachen erleichterter Einbürgerung alt 
eingesessener Ausländer empfohlen. 
Weshalb soll man ein Ja in die Urne 
werfen? 
Markus Büchel: Die Thematik der er 
leichterten Einbürgerung alteingeses 
sener Ausländer wird schon sehr lange 
diskutiert und seit den ersten Verstös 
sen vor annähernd 30 Jahren gab es im 
mer wieder Hindernisse, die vorher ge 
regelt sein mussten, wie die Gleichstel 
lung von Mann urid Frau, Kinder Liech 
tensteinischer Mütter und die erleich 
terte Einbürgerung von Ehepartnern 
liechtensteinischer Bürger. Diese An 
liegen wurden in der Zwischenzeit ge 
regelt. Nun gilt es, den immer wieder 
hinausgeschobenen Teil, die erleichter 
te Einbürgerung alteingesessener Aus 
länder, zu realisieren. 
Ich bin aber 
überzeugt, dass damit 
für einige ein 
langersehnter 
Wunsch in Erfüllung 
gehen würde 
Meine Meinung ist, dass jemand, der 
hier aufgewachsen ist, oder schon lange 
hier wohnt, mit uns lebt und arbeitet 
und damit am Aufbau und zur Entwick 
lung des Landes einen wesentlichen 


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Beitrag geleistet hat, sollte die Chance 
erhalten, sich voll zu integrieren. Die 
Vorlage, über die dieses Wochenende 
abgestimmt wird, ermöglicht die Reali 
sation dieses Anliegens. 
Diejenigen, die sich einbürgern lassen 
wollen, müssen ihre Ursprungsstaats 
bürgerschaft abgeben. Für die Freie 
Liste ist dies sogar ein Grund, keine 
Abstimmungsempfehlung abzugeben. 
Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass 
die. doppelte Staatsbürgerschaft nicht 
FBPL-Präsidium empfiehlt ein JA 
FBPL-Vizepräsident Thomas Gstöhl zur Abstimmungsempfehlung über die 
Alteingesessenen-Vorlage 
Am bevorstehenden Wochenende ha 
ben die liechtensteinischen Stimmbiir- 
gerinnen und Stimmbürger endlich die 
Möglichkeit, über das Gesetz zur er 
leichterten Einbürgerung alteingeses 
sener Ausländer abzustimmen. 30 Jahre 
nach der ersten parlamentarischen Ein 
gabe liegt die Gesetzesrevision nun vor. 
Für die Bürgerpartei ist die Vorlage im 
Kern unbestritten, deshalb empfiehlt 
das Präsidium ein deutliches JA. 
Der Landtag hat es sich mit dem neuen 
Gesetz nicht leicht gemacht. Im Wissen, 
dass das Thema «Einbürgerung» in un 
serem Land immer problematisch ist, 
wird die erleichterte Einbürgerung an 
die Erfüllung strenger Auflagen gebun 
den. Besonders hervorzuheben sind das 
Erfordernis von 30 Jahren Wohn 
sitzdauer im Land, der Nachweis, dass 
keinerlei Vorstrafen wegen eines Ver 
brechens vorliegen dürfen sowie der 
Verzicht auf die angestammte Staats 
bürgerschaft. 
Zu konservativ oder zu liberal? 
Es hat sich rasch gezeigt, dass die Vor 
lage nicht alle politischen Gruppierun 
gen zufrieden zu stellen vermag. Vor al 
lem die lange Frist der Wohnsitznahme 
und der Verzicht auf die angestammte 
Staatsbürgerschaft werden teilweise als 
unzeitgemäss empfunden. Andere 
Kreise können sich vor allem nicht da 
mit abfinden, dass mit der Annahme 
der Gesetzesänderung die bis anhin ob 
ligatorische BUrgerabstimmung entfal 
len wird. 
Klare Mehrheit gegen doppelte 
Staatsbürgerschaft 
In den zuständigen Gremien der 
FBPL wurde die Vorlage intensiv disku 
tiert. Hier hat sich gezeigt, dass in erster 
Linie eine allfällige Doppel- oder Mehr 
fachstaatsbürgerschaft auf heftigen Wi 
derstand stösst. Die erleichterte Einbür 
gerung soll nicht nur einen Verwal 
tungsakt darstellen. Vielmehr wird die 
Bedeutung der liechtensteinischen 
Staatsbürgerschaft und die Identifikati 
on mit unserem Staat durch den Ver 
zicht auf den Pass des Ursprungslandes 
dokumentiert. Der Landesvorstand der 
FBPL hat sich mit einer klaren Mehr 
heit gegen die doppelte Staatsbürger 
schaft ausgesprochen. Dies nicht zuletzt, 
um der Alteingesessenen-Einbürgerung 
nun zum Durchbruch zu verhelfen. 
Eine faire Lösung! 
Der Landtag hat die vorliegende Ge 
setzesänderung mit grosser Mehrheit 
verabschiedet. Die Befürchtung einer 
Ablehnung durch das Stimmvolk hat 
die Mehrheit dazu bewogen, einer 
Kompromisslösung zuzustimmen. Ich 
erachte diese Vorlage als fair und an 
nehmbar. Nach 30 Jahren geben wir den 
wenn man den Pass des Heimatstaates 
zurückgeben muss. Diese Regelung ha 
ben verschiedene Nachbarstaaten auch, 
obwohl sie viel grösser sind als wir. 
Der Landtag schlägt mehrheitlich die 
Regelung von 30 Jahren Wohnsitzdau 
er vor, wobei die ersten 20 Lebensjahre 
doppelt gezählt werden. Regierungsrat 
Heinz Frommelt hat im Volksblatt-In 
terview von der goldenen Mitte gespro 
chen. Erachten Sie diese Regelung als 
angemessen? 
Es ist immer schwer zu sagen, welche 
Wartezeiten angemessen sind. Ich bin 
aber auch der Meinung, dass man zwi 
schen den ersten Lebensjahren, also 
dem Aufwachsen und'der Anwesen 
heit, welche durch freie, in der Regel 
wirtschaftliche Überlegungen entsteht, 
klar unterscheiden muss. Diese Unter 
scheidung finde ich richtig und die ge 
fundene Lösung ist für mich akzepta 
bel. 
Regierungsrat Heinz Frommelt hat 
diese Vorlage als existentiell flr unser 
Land bezeichnet Wie stufen Sie diese 
Möglichkeit haben sollte, sich auch po 
litisch an der Gestaltung unserer Zu 
kunft beteiligen zu können. 
Die Staatsbürgerschaft 
ist gerade für ein 
kleineres Land ein 
noch wichtigeres Gut 
und der Entscheid 
sollte darum reiflich 
überlegt sein 
Sie arbeiten in der Industrie unseres 
Landes und haben demnach sicher 
auch Kontakt zu alteingesessenen Aus 
ländem. Welche Meinungen hören Sie 
von Betroffenen? 
Ich habe noch nicht viele Reaktionen 
mitbekommen. Ich bin aber überzeugt, 
dass damit für einige ein langersehnter 
Wunsch in Erfüllung gehen würde. Ich 
glaube aber auch, dass durch die Öff 
nung des Landes, speziell durch den 
Beitritt zum EWR, die Gleichstellung 
FBPL-Vizepräsident Markus Büchel äussert sich im Interview zur Ja-Parole der 
Bürgerpartei. (Bild:bak) 
Volksabstimmung 
16./18. 
Juni 2000 
. Iii! y.\ .1. I 
zugelassen wer/den soll? 
Ich befürworte die gefundene Lö 
sung. Die Staatsbürgerschaft ist gerade 
für ein kleineres Land ein noch wichti 
geres Gut und der Entscheid diese 
Staatsbürgerschaft anzunehmen sollte 
darum reiflich überlegt sein. Deshalb 
sollen sich diejenigen,die diesen Schritt 
machen, voll mit dem Land identifizie 
ren. Das ist meiner Meinung nach nicht 
gegeben, wenn man einen weiteren Pass 
so im Vorbeigehen bekommt. Diese 
Identifikation ist nur gewährleistet, 
Volksabstimmung zur erleichterten 
Einbürgerung Alteingesessener ein? 
Im Zusammenhang mit Annahme 
dieser Vorlage von existentiell wichtig 
für unsere Wirtschaft zu sprechen ist si 
cher nicht richtig. Ich bin auch der Mei 
nung, dass man solche Entscheide auch 
nicht mit einer Wirtschaftlichkeitsüber 
legung verbinden soll. Wir haben ein 
fach die Pflicht, wenn jemand redet wie 
wir, denkt und fühlt wie wir und hier 
seine Heimat hat oder gefunden hat, 
dass dieser Mitmensch einfach die 
REKLAME 
der Auswärtigen aus der EU fast in al 
len Belangen erfolgt ist und damit der 
Wunsch nach einer Einbürgerung nicht 
mehr so stark ist wie früher. 
Was hätte ein Nein bei der Abstim 
mung für Auswirkungen? 
Das ist sehr schwierig zu beurteilen 
und ich möchte auch nicht darüber spe 
kulieren, was in den Betroffenen vorge 
hen würde. Ich fände es aber sehr sehr 
schade und hoffe, dass es nicht zu einem 
Nein kommt. 
alteingesessenen Ausländern, die in 
Liechtenstein ihre Heimat gefunden 
haben, endlich die Gelegenheit, ihren 
Anspruch auf die Erlangung des Bür 
gerrechtes durchsetzen zu können. Mit 
einem Ja an den Abstimmungsumen 
setzen wir .ein deutliches Zeichen. Ein 
ablehnender Volksentscheid wäre aus 
demokratischer Sicht schlecht nachzu- 
vollziehen und würde auch für die vie 
len alteingesessenen Einwohner, wel 
che einen grossen Anteil zur prosperie 
renden Entwicklung unseres Landes 
beigetragen haben, ein falsches Zeichen 
setzen. 
Es braucht ein Zusammenstehen 
aller Kräfte! 
Es hat lange genug gedauert. Jetzt, da 
wir endlich über dieses wichtige Anlie 
gen abstimmen können, braucht es aber 
einen geschlossenen Einsatz sowie das 
Zusammenstehen aller Kräfte. Es ist 
damit zu rechnen, dass die Gegner der 
Abstimmungsvorlage eher zur Urne ge 
hen als die Befürworter. Seitens des 
Präsidiums der Bürgerpartei appelliere 
ich daher an alle Stimmbürgerinnen 
und Stimmbürger, an diesem Wochen 
ende zur Abstimmung zu gehen und mit 
einem «JA» unseren alteingesessenen 
Einwohnern und Nachbarn die Mög 
lichkeit zu verschaffen, sie in unserem 
liechtensteinischen Bürgerverband 
willkommen zu heissen. 
JA 
zur Einbürgerung 
alteingesessener 
Ausländer in 
Liechtenstein 
Die Bürgerpartei empfiehlt den Stimmbürgerinnen 
und Stimmbürgern, an der Volksabstimmung vom 
16./18. Juni 2000 betreffend die Abänderung des 
Bürgerrechtsgesetzes ein JA in die Urne zu legen. 
„Ausländer haben auf Antrag Anspruch auf Aufnahme in das 
Landes- und Gemeindebürgerrecht im erleichterten Verfahren, wenn 
ein ordentlicher liechtensteinischer Wohnsitz von 30 Jahren nachge 
wiesen wird, wobei die Jahre von der Geburt bis zum 
20. Lebensjahr des Antragstellers doppelt gezählt wird." 
FBPL setzt Akzente! 
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