8 Mittwoch, 14. Juni 2000
Land und Leute
Liechtensteiner Volksblatt
Leserbriefe
Ein klarer Fall von
Diskriminierung
Lcs'erbrief zum Thema «Die neuen Liechtenstein
nermacher» Liechtensteiner Vaterland vom 10.
Juni 2000
Sehr geehrter Herr Meier
Ein mögliches positives Abstimmungsergebnis
vom 16J18. Juni 2000 weckt in Ihnen ein Hor-
rorsienario. Entsprechend machen Sie sich seit
geraumer Zeit stark filr die Beibehaltung des
heute gültigen für Sie «demokratischen», für
mich demütigenden Einbilrgerungsprozedere.
Sie können sich anscheinend ergötzen, dass sich
Bittsteller für eine liechtensteinische Einbürge
rung einer sprichwörtlichen Huldigungszeremo-
nie zu unterwerfen haben. Der Werber hat sich
vor Ihnen, dem Vollkommensten, auf die Knie zu
werfen, Sie um Aufnahme zu bitten und hierfür
noch ein Entgelt zu entrichten. Ich vermute, dass
Sie auch zu denjenigen gehören, die trotz der Ver
herrlichung mit einem klaren Nein an der Urne
Ihre grundsätzliche Abneigung gegenüber Neu
einbürgerungen bezeugen. Ein klarer Fall von
Diskriminierung.
Ich und viele Gleichgesinnte können Ihre Be
fürchtungen einer «Überliechtensteinianisie-
rung» lindern, indem wir uns bei einem positiven
Abstimmungsergebnis offen lassen, ob wir unser
Bekenntnis zum Heimatland leugnen resp. unse
ren nationalen und/oder EU-Pass gegen einen
Pass eines «halben» Liechtensteiners, wie Sie in
Ihrem Leserbrief vom 16.12.1999 die möglichen
neuen Liechtensteiner Passinhaber von vornher
ein degradieren, eintauschen werden.
Im selben Leserbrief behaupten Sie, dass durch
die «erleichterte Einbürgerung» Liechtenstein
für unerwünschte Elemente noch attraktiver ge
macht wird, was filr die heute in Liechtenstein
langjährig ansässigen Ausländer eine weitere,
verabscheuende Denunzierung darstellt. Wie
schnell hat doch die Aktualität Ihre Behauptung
eingeholt, jedoch mit dem Unterschied, und dies
muss klar festgehalten werden, dass die bekann
ten Vorkommnisse im Finanzbereich nicht durch
alteingesessene und rechtschaffene Ausländer
hervorgerufen wurden. Franz Lässer, Schaan
Schaaner Verkehrs
planung bedeutet Aus
für das Hotel Linde
Die in den beiden Landeszeitungen am 9.
Juni 2000 erschienene offizielle Stellungnahme
des Schaaner Gemeinderates zum Leserbrief
von Martin Jehle über die Zentrumsplanung er
fordert einige persönliche Bemerkungen unse
rerseits.
Nach Ausführung der geplanten Strassenspange
Feldkircher Strasse über den Bretscha zur Bahn
hofstrasse würde das Hotel «Linde» mitten in ei
nem Verkehrskreisel liegen, was unserer Ansicht
nach zwingend zur Schliessung des Hotelbetriebes
führen wird. Nach unserer Überzeugung und der
Ansicht der von uns zu Rate gezogenen Touris
tikfachleute ist bei einem Hotel auf einer Ver
kehrsinsel der kaufmännische Ruin vorprogram
miert. Damit würde ein florierender und rentabler
Familienbetrieb durch eine willkürliche Strassen-
planung der Gemeindebehörden, die unseren Bo
den beansprucht, zur Aufgabe gezwungen.
Für die geplante Strasse miissten wir 318 m 1
abgeben. Gemäss Bericht und Antrag an den
Landtag würde dies notfalls durch Enteignung
realisiert. Völlig unverständlich für uns ist, dass
bis heute mit uns seitens der Behörden keine Ge
spräche in dieser Sache geführt worden sind. Un
ser Nachbar Erwin Heeb hat erst von uns erfah
ren, dass sein Anwesen «Volksblatt» der neuen
Strassenspange zum Opfer fallen würde.
Wir sind der festen Oberzeugung, dass Vorste
her Hansjakob Falk die Zeit und Energie, die er
nun zur Rechtfertigung des Projektes vor dem
Landtag und der Beantwortung der Leserbriefe
aufgewendet hat, zielßhrender durch rechtzeiti
ge Gespräche mit den direkt Betroffenen genützt
hätte.
Um einer Schliessung unseres Hotelbetriebes
durch die geplante Strassenführung zuvorzu
kommen, werden wir mit Hilfe eines Rechtsan
waltes alle uns zur Verfügung stehenden rechtli
chen Mittel ausschöpfen
Brigitt und Werner Thöny
Linden-Pic Hotel Linde Schaan
Bwieffreunpschaft
Wang Yongjian, ein Philatelist aus China, inter
essiert sich sehr für Briefkontakte mit Brief
markenfreunden aus Liechtenstein, mit denen
er philatelistische SammlerstUcke austauschen
möchte. Interessiert an chinesischer Philatelie?
Dann schreiben Sie an Wang Yongjian, Giefang-
Strasse 1-23, Chengdu, Volksrepublik China.
Seniorinnen führen chice
Modelle vor
Modeschau im Betreuimgszentrum St. Mamertus inTriesen
Der Sommer mit seiner Blu
menpracht weckt die Lust, sich
etwas Neues, Farbenfrohes, zu
kaufen. Diesem Bedürfnis hat
das Betreuungszentrum St.
Mamertus in IViesen Folge ge
leistet mit einer Seniorinnen-
Modeschau in den Räumen
des Heimes. Vier Seniorinnen
führten gestern eine Reihe von
schönen Modellen vor.
Theres Matt
Stephan Büchel, Leiter des St. Ma
mertus, betonte, dass die Aktivie
rungs-Therapie im Betreuungszent-
rum einen beachtlichen Schwer
punkt darstelle. Auch die erstmals
stattfindende Modeschau kann in
diesem Rahmen gesehen werden.
Der Aktivitäten-Plan des LBZ be
inhaltet eine ganze Reihe von ani
mierenden Tätigkeiten, beispiels
weise freies Gestalten, gemütliche
Runde mit Gesang, backen und ko
chen, Vorbereitung eines Grillfes
tes. Jeden Mittwoch findet sich auch
eine Gruppe zur Bewegungs-Thera
pie zusammen. Im Jahresablauf
werden kirchliche und weltliche
Feiertage festlich begangen, der
Rahmen für ein besonderes Bei
sammensein gesetzt.. Verschiedene
Vereine melden sich, bringen mit
Gesang, Musik, mit einem Besuch,
mit einer Ausstellung, was auch im
mer, Stimmung ins Haus. Der Kon
takt mit «draussen» wird sehr ge
schätzt, bringt Abwechslung und
Verbundenheitsgefühl.
Guter Schnitt, abgestimmte
Farbtöne
Zur gestrigen Modeschau haben
sich - neben den Heim-Bewohne-
rlnnen - auch einige mode-interes-
sierte Seniorinnen eingefunden. Die
«Seniorenmode Zürich», seit 40
Die vier Models Edeltraud Müller, Frieda Eberle, Marlene Beck und Käthi Baumann (v. I.) warten in der Kabine
ungeduldig auf ihren grossen Auftritt. (Bild:bak)
Jahren in der Damenkonfektion
tätig, besucht jährlich zirka 300 Al
tersheime. Sie hat mit ihrer, der äl
teren Generation angepassten Kon
fektion eine besondere Sparte ent
deckt,sich einen guten Ruf hinsicht
lich Qualität, Schnitt und Preis er
worben. Einen vielbeachteten An
ziehungspunkt stellen dabei die
«Models», Heimbewohnerinnen
und Bekannte, die sich meist erst
mals in dieser Rolle präsentieren.
Vorerst njpch ein wenig unsicher ob
deS ungew^ni^en Hins, liess es sich
bald feststellen, dass der Kontakt
und Applaus des Publikums zu Si
cherheit und Wohlbefinden bei den
«Vorführdamen» führten.
Die Moderatorin verstand es, auf
die Besonderheiten der Senioren
mode aufmerksam zu machen, ver
wies auf die hochwertig verarbeite
ten Materialien, den bestens ange
passten Schnitt, die dezent abge
stimmten Farbtöne, elegant wir
kend, mit Stoffen, die wie Seide
glänzen. Den anstrengenden Klei
derwechsel schienen die Seniorin
nen mühelos zu bewältigen, erschie
nen unter lebhaftem Beifall, bestens
begutachtet in chicen Deux-Pieces,
Kleidern und Jacken, in sportlichem
Tenue. Es hat sich wieder einmal ge
zeigt: Wer sich etwas zutraut, stärkt
sein Selbstvertrauen, findet Aner
kennung und Zuwendung. Die mit
vielen Modellen gut bestückten
Kleiderständer animierten an
schliessend dazu, sich mit dem Kauf
von etwas Neuem, Farbenfrohem
den Sommer in den Alltag scheinen
zu lassen.
Zusammensein, miteinander
reden
Die Modeschau beinhaltete einen
Teil des gestrigen Nachmittages, der
andere Teil gehörte dem gemütli
chen Beisammensein. Die Einla
dung d6r Heimleitung zu Kuchen
und Kaffee wurde allseits geschätzt.
Im gemütlichen Aufenthaltsraum
setzte man sich zusammen, liess das
Gesehene Revue passieren, erkun
digte sich zudem, was in Dorf und
Land passiert, was sich bei Ver
wandten und Bekannten ereignete.
Die Kommunikation, der Kontakt
mit der Aussenwelt, ist von nicht zu
unterschätzender Wichtigkeit im
Heim-Alltag, sollte nicht auf Festta
ge und besondere Gelegenheiten
beschränkt sein.
Nachruf
Gerda Ospelt-
Ospelt, Vaduz t
«Herr, gib jedem
seinen eigenen
Tod», schrieb
Rilke, den Tod,
der zur Eigenart
eines Menschen
gehört. Bei Son
nenaufgang, am
Ostermorgen,
verstarb Gerda
zu Hause. Auf der Todesanzeige war
der Kreis mit Punkt in der Mitte an
gegeben, ein Pfadfindersymbol mit
der Bedeutung: «Ich habe meine
Aufgabe erfüllt und bin nach Hause
gegangen». Gerda Ospelt ist im 81.
Lebensjahr nach einem erfüllten Le
ben heimgegangen.
Bewundernswert, wie sie die letz
ten drei Jahre verbracht hat: fast
blind, gehbehindert, auf die Hilfe
von Familienangehörigen und lieben
Betreuerinnen angewiesen und den
noch klagte sie nie, haderte nicht mit
dem Schicksal und nahm ihre Le
benssituation an. Sie war dankbar für
die Besuche und die Gemeinschaft
der Nachbarn, die in den letzten Jah
ren zusammen den Herzjesufreitag
feierten. «Was gibt es Neues?», war
jeweils ihre Frage. Sie erkundigte
sich nach dem Befinden anderer und
nahm sich selbst zurück. Das charak
terisiert auch die Eigenart ihres Lö
bens.
1919 in Vaduz geboren, fiel ihre
Kindheit in die kargen Dreissiger-
jahre und ihre Jugend in die Zeit des
Zweiten Weltkriegs. Zeiten, die stän
dig in Erinnerung riefen, dass man
nicht in Luftschlössern wohnen
kann. Sie nahm die Arbeit, die Freu
den, aber auch Schwierigkeiten und
Sorgen, die in keinem Leben ausblei
ben an, stellte sich nie in den Mittel
punkt und ins Licht und trat immer
für Ausgleich und Toleranz ein.
Gerda wurde in Vaduz im Lett als
Zweitälteste Tochter der Baumeis
terfamilie Ospelt (s'Baumeisters)
geboren. Sie wuchs behütet und un
beschwert mit ihren beiden Schwes
tern und ilveip Bruder auf. Dass sie
die Realschule besuchen durfte und
einen Sprachaufenthalt in Brüssel
unternahm, war damals ein Privileg.
Nach der Schule arbeitete sie im
Postdienst jinc} als PTT-Telefonistin.
Gerda war eine lebhafte und unter
nehmungslustige junge Frau. Sie war
auf praktisph allen Bergen unseres
Landes uncj eine begeisterte Skifah
rerin, was'.damals bedeutete, dass
man teils zu Fuss von Vaduz über das
alte Hinnel ins, Malbun ging und da
bei an Sonntagen wenn möglich die
Frühmesse in THesenberg besuchte.
Sie war Mitglied des Vaduzer Trach
tenchors und begeisterte Pfadfinde
rin. i ;
Unaufdringlich aber beharrlich
war ihr sozialer Einsatz. Sie war ak
tiv beim Roten Kreuz und kümmer
te sich in dieser Funktion in enger
Zusammenarbeit mit Fürstin Gina
insbesondere um die Kinder, welche
während des Weltkrieges zur Erho
lung nach Liechtenstein kamen. Im
Sommer betreute sie die Kinder im
Caritas Lagpr Silum. Aufgrund ihrer
Tätigkeiten erhielt sie Einblick in die
Belastunger), denen manche Famili
en ausgesetzt waren, was wohl den
Anstoss dazu gab, dass sie 1963 die
Initiative zur Gründung der Famili
enhilfe Vaduz ergriff. Später war sie
Uber längere Zeit Präsidentin des
Dachverbandes der Familienhilfe.
Während mancher Jahre gehörte sie
der Vaduzqr , Fürsorgekommission
an. Als Anerkennung für ihr Wirken
verlieh ihr Fürst Franz Josef das
Fürstlich Liechtensteinische Golde
ne Verdienstzeichen und die Ge
meinde Vaduz die Verdienstmedail
le. Gerda Ospelt verheiratete sich im
Jahre 1949 mit Walter Ospelt (s'Rat
Ospelts) und nahm Wohnsitz im Al
tenbach. Der glücklichen Ehe wur
den eine Tochter und zwei Söhne ge
schenkt. Ihrem Mann und ihren Kin
dern gab sie ein beschütztes Zuhau
se. Neben ihrer Tätigkeit in der Fa
milie fand sie Ausgleich bei der Pfle
ge ihres Wingerts. Leider war es ihr
nicht vergönnt, ihren Lebensabend
zusammen mit ihren! Mann zu Ver
bringen, da Walter bereits 1986 ver
starb. Gerda durfte viele Sonnensei
ten des Lebens erfahren. Dazu
gehörte auch die Geburt ihrer sechs
Enkelkinder, mit denen sie bei den
vielen oft stürmischen Besuchen
wieder auflebte.
Nun hat Gerda ihre Aufgabe er
füllt und ist nach Hause gegangen.
Gerda war eine Frau mit sozialem
Engagement, geduldig aber beharr
lich, offen und friedliebend, sie fühl
te sich im kleinen Kreise wohl,
brauchte wenig Leute um sich und
suchte nie Lob oder Anerkennung.
Gerda ruhe in Frieden.
DANKSAGUNG
Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme beim Heimgang un
seres lieben Vaters, Grossvaters, Bruders
Berno Nigg sen.
danken wir von Herzen.
Wir danken für die würdige Gestaltung der Trauerfeier. Ein herzli
ches Vergelts Gott für die vielen gestifteten hl. Messen, Geldspen
den für soziale Institutionen und die vielen Beileidsbezeugungen.
Herzlichen Dank auch all jenen, die unserem lieben Verstorbenen
im Leben Gutes getan und ihn auf seinem letzten Weg begleitet ha
ben.
Wir bitten Sie, dem lieben Verstorbenen ein ehrendes Andenken zu
bewahren und seiner im Gebet zu gedenken.
Gamprin, im Juni 2000 In stillem Gedenken
DieTVauerfamilie