Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Ausland 
Dienstag, 13. Juni 2000 1<9 
Nachrichten 
Indien: Zusammen- 
stösse zwischen Kasten 
PATNA: Bei gewalttätigen Auseinandersetzun 
gen verschiedener Kasten sind in Indien mindes 
tens zwölf Grossgrundbesitzer getötet worden. 
ISO landlose Bauern seien in das Dorf Asarfi im 
östlichen Bundesstaat Bthar eingedrungen und 
hätten die Angehörigen einer hohen Kaste nie 
dergeschossen, teilten die Behörden am Mon 
tag mit. Offenbar habe es sich um einen Rache 
akt für den Mord an drei Farmarbeitern, die 
einer niedrigen Kaste angehörten, vor einer 
Woche gehandelt. 
Todesurteile voller 
juristischer Fehler 
WASHINGTON: Über Zwei Drittel aller in 
den USA ausgesprochenen Todesurteile basie 
ren auf so schweren juristischen Fehlern, dass 
die Fälle neu verhandelt werden müssen. Zu 
diesem Ergebnis kommt eine Studie der New 
Yorker Columbia Universität. Die Studie wurde 
am Montag veröffentlicht. Demnach ordneten 
die Gerichte zwischen 1973 und 1995 in 68 Pro 
zent der 4578 analysierten Fälle eine Überprü 
fung der Todesurteile an. «Unsere Ergebnisse 
zeigen, dass das System der Todesstrafe unter 
dem Gewicht seiner eigenen Fehler zusammen 
bricht», sagte der Leiter der Untersuchung, Ja 
mes Liebmann. In den Revisionsprozessen hät 
ten 82 Prozent der Verurteilten eine geringere 
Strafe erhalten, sieben Prozent seien sogar frei 
gesprochen worden. 
Putin: Aufruf zu Einheit 
MOSKAU: Zum 10. 
Jahrestag der Souverä 
nitätserklärung Russ 
lands hat Präsident 
Wladimir Putin die 
Bürger zur Einheit 
aufgerufen. «Gemein 
sam machen wir aus 
Russland einen star 
ken Staat», sagte er am 
Montag bei einem 
Festempfang im 
Kreml. Am 12. Juni 
1990 hatte der Oberste Sowjet der Russischen 
Föderation unter dem Vorsitz des gerade erst 
gewählten Boris Jelzin die Souveränität Russ 
lands von der Sowjetunion erklärt. Der Tag wird 
seitdem als Nationalfeiertag begangen. In An 
wesenheit Jelzins verwies Putin auf die Schwie 
rigkeiten, nach dem Zerfall der Sowjetunion ei 
nen eigenen russischen Staat aufzubauen. «Vor 
zehn Jahren waren wir alle romantischer und 
naiver», sagte er. «Jetzt wissen wir, wie schwie 
rig es ist, vor allem die Wirtschaft zu reformie 
ren.» 
Montenegro: Reformer 
siegen in Podgorica 
PODGORICA: Bei Kommunalwahlen in der 
jugoslawischen Teilrepublik Montenegro hat 
die Koalition des pro-westlichen Präsidenten 
Milo Djukanovic in der Hauptstadt Podgorica 
den Sieg davongetragen. Die OSZE zeigte sich 
in einer ersten Bilanz mit dem Wahlverlauf zu 
frieden. Im kleinen Adria-Kurort Herceg Novi 
dagegen konnte den Hochrechnungen zufolge 
Djukanovics Rivale, der jugoslawische Minis 
terpräsident Momir Bulatovic, die meisten 
Stimmen auf sich vereinen. Die vorgezogenen 
Wahlen vom Sonntag galten als Stimmungstest 
für Djukanovics Politik der Abgrenzung von 
Belgrad. Demnach kann er nicht mit der vollen 
Unterstützung der Bevölkerung rechnen. Mit 
dem endgültigen amtlichen Endergebnis wird 
nach Angaben lokaler Wahlhelfer am Donners 
tag gerechnet. 
REKLAME 
ü Fortuna 
Hol Investment AG Vaduz 
Inventarwert vom 9. Juni 2000 
FORTUNA 
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FORTUNA 
Europe Balanced Fund 
'' Schweizer Franken 
CHF 102.01* 
VAusgabekommission 
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CXNTKUMBANK 

Syrien stellt Weichen 
für Nachfolge 
Präsident Hafis el Assad am Samstag 69-jährig gestorben 
DAMASKUS: Nach dem Tod 
von Präsident Hafis ei Assad 
hat Syrien umgehend die Wei 
chen für eine reibungslose 
Nachfolge gestellt. Der 34- 
jährige Assad-Sohn Baschar 
soll alle Ämter seines Vaters 
im Staat und in der regieren 
den Baath-Partei übernehmen. 
Er wurde bereits wenige Stunden 
nach dem Tod seines Vaters offiziell 
für die Nachfolge nominiert und 
zum Oberbefehlshaber der Streit 
kräfte ernannt. Assad, der am Sams 
tag nach langer Krankheit im Alter 
von 69 Jahren an Herzversagen ge 
storben war, soll heute Dienstag in 
seinem Heimatdorf Kardaha in 
Nordsyrien beigesetzt werden. 
In Damaskus, wo TVauergäste aus 
aller Welt erwartet wurden, liefen 
am Montag die Vorbereitungen für 
das Staatsbegräbnis auf Hochtou 
ren. Unter den Tirauergästen sind 
zahlreiche Staatsoberhäupter und 
Mitglieder der Königshäuser aus 
den arabischen Nachbarländern so 
wie Palästinenserpräsident Jassir 
Die trauernden Menschen in Syrien bekundeten am Wochenende Sympathie 
für den verstorbenen Assad und seinen Sohn Baschar. (Bild: Keystone) 
Arafat und der ägyptische Staats 
chef Husni Mubarak. 
Aus Frankreich werden Staats 
präsident Jacques Chirac und Aus- 
senminister Hubert Wdrine erwar 
tet. Die USA werden von Aussen- 
ministerin Madeleine Albright ver 
treten, London schickt Aussenmini- 
ster Robin Cook. Die Schweiz ist 
durch Bundesrat Joseph Deiss ver 
treten. Unmittelbar nach Assads 
Tod senkte das Parlament mit einer 
Verfassungsänderung das Mindest 
alter für den Staatschef von 40 auf 
34 Jahre, um Assads Sohn Baschar 
den Weg an die Macht zu ebnen. Die 
Führung der Baath-Partei schlug 
Baschar bereits als neues Staats 
oberhaupt vor. Das Parlament soll 
am 25. Juni über die Nachfolge ent 
scheiden. Anschliessend ist ein Re 
ferendum geplant. Alle bisherigen 
Volksabstimmungen hat die Staats 
führung mit mehr als 99 Prozent der 
Stimmen gewonnen. Nach Angaben 
des syrischen Verteidigungsminis 
ters Mustafa Tlass vom Montag zei 
gen die Streitkräfte, zu deren Ober 
befehlshaber Baschar vom amtie 
renden Staatschef und Vizepräsi 
dent Abdelhalim Chaddam im neu 
en Rang eines Brigadegenerals er 
nannt wurde, «Geschlossenheit und 
Loyalität». In Damaskus zogen am 
Montag den dritten Tag in Folge 
Tausende von trauernden Men 
schen durch die Strassen. Sie brach 
ten nicht nur ihren Schmerz Uber 
den Tod des langjährigen Allein 
herrschers zum Ausdruck, sondern 
bekundeten auch Baschar el Assad 
ihre Sympathie. 
EU lobt 
Portugal 
LUXEMBURG: Portugal ist 
von den anderen Ländern der 
Europäischen Union (EU) für 
seine Bemühungen um eine Re 
form der EU-Institutionen ge 
lobt worden. Das verlautete am 
Montagabend nach Abschluss 
von Beratungen der EU-Aus- 
senminister in Luxemburg. 
Die Minister oder ihre Vertre 
ter waren zu einem Sondertref 
fen zusammen gekommen. Die 
Beratungen fanden am Vor 
abend der regulären Aussenmi- 
nister-Tagung statt, die am heuti 
gen Dienstag beginnt. 
In einer «Regierungskonfe 
renz» wird derzeit in der EU die 
Reform der EU-Institutionen, 
wie Kommission und Parla 
ment, sowie die Änderung der 
Abstimmungen im Ministerrat 
besprochen. «Portugal hat seine 
Vorgaben übererfüllt», hiess es 
in Delegationskreisen. Dafür 
habe es Lob und Anerkennung 
gegeben. 
Äthiopien zu 
Friedensplan bereit 
ADDIS ABEBA: Im Krieg am 
Horn von Afrika hat sich Äthiopien 
grundsätzlich 1 bereit erklärt, einem 
vom Kriegsgegner Eritrea bereits 
angenommenen Friedensplan zuzu 
stimmen. Die letzte Entscheidung 
darüber liege aber beim Parlament. 
Dies hiess es in einer am Montag in 
Addis Abeba verbreiteten Regie 
rungserklärung. Der Friedensplan 
war von der Organisation für afri 
kanische Einheit (OAU) vorge 
schlagen worden. 
Obwohl Eritrea dem Plan bereits 
zugestimmt hatte, startete Äthiopi 
en am Samstag zunächst neue An 
griffe, die es als Gegenoffensive be 
zeichnete. Beide Seiten meldeten 
militärische Erfolge. 
Der 15. Punkte umfassende Waf 
fenstillstandsplan der OAU sieht 
zur Beilegung des Grenzstreits un 
ter anderem vor, dass sich die äthio 
pischen Soldaten auf die Vorkriegs- 
Positionen zurückziehen. 
Zwischen beiden Staaten soll eine 
20 Kilometer breite Pufferzone ein 
gerichtet und durch eine UNO-Frie- 
denstruppe überwacht werden, bis 
der Streit um den Grenzverlauf 
durch Spezialisten geklärt ist. 
Algerien, das die Vermittlungs- 
bemühungen leitet, hat die Kon 
fliktparteien bis zum kommenden 
Wochenende zur Unterzeichnung 
einer Waffenruhe-Vereinbarung 
nach Algier eingeladen. 
Eritreas Armee hatte vor dem 
äthiopischen Einlenken nach eige 
nen Angaben äthiopische Offensi 
ven bei Senafe und nahe der Hafen 
stadt Assab am Roten Meer zurück 
geschlagen. Auf äthiopischer Seite 
habe es dabei hohe Verluste gege 
ben, sagte der eritreische Präsiden 
tenberater Yemane Gebremeskel 
am Sonntag in Asmara. 
Kosovo: Immer noch gemischte Gefühle 
Kouchner: UNO wird noch jahrelang in Provinz bleiben müssen 
PRISTINA: Die UNO-Mission im 
Kosovo sieht einen dauerhaften 
Frieden in der Provinz ein Jahre 
nach dem Einmarsch der KFOR- 
Truppe noch in weiter Ferne. Mit 
unterschiedlichen Gefühlen haben 
Serben und Albaner am Wochenen 
de des Endes des Kosovo-Kriegs ge 
dacht 
In der Hauptstadt Pristina feierten 
Tausende von Albanern das Ende 
der serbischen Gewaltherrschaft in 
ihrer Provinz, während in der geteil 
ten Stadt Kosovska Mitrovica rund 
2000 Serben gegen die zunehmende 
Gewalt gegen Minderheiten pro 
testierten. In ganz Serbien legten 
Menschen zum Gedenken an die 
Kriegsopfer Kränze und Blumen 
nieder. 
Der Leiter der UNO-Mission im 
Kosovo (UNMIK), der Franzose 
Bernard Kouchner, sagte am Mon 
tag in Pristina: «Es dauert Dutzende 
von Jahren, nicht Dutzende von 
Monaten, eine auf Toleranz und Ko 
existenz gründende Gesellschaft 
aufzubauen.» Die internationale 
Gemeinschaft werde noch lange in 
der Provinz bleiben müssen. 
Kouchner kündigte zudem an, 
den Menschen im Kosovo nach den 
im Oktober geplanten Kommunal 
wahlen mehr Regierungsverant- 
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wortung zu übertragen. Er bot ei 
nen «Pakt» an, bei dem der Status 
der Minderheiten und die Details 
der Autonomie der Provinz geregelt 
werden sollen. 
Die Zukunft des Kosovo, dessen 
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albanische Mehrheitsbevölkerung 
weiter nach Unabhängigkeit von Ju 
goslawien strebt, werde sich im 
südosteuropäischen Gesamtzusam 
menhang entscheiden, sagte Kouch 
ner weiter. 
Auch der KFOR-Kommandant, 
der spanische General Juan Ortufio, 
rief die Menschen im Kosovo zum 
Aufbau einer friedlichen Zukunft 
au£ «Für viele ist das Leben zur 
Normalität zurückgekehrt», wurde 
Ortufto in einer Mitteilung zitiert. 
Leider gebe es aber auch Leute, die 
weiterhin ein Klima des Hasses und 
der Gewalt erhalten wollten. 
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Mit verschiedenen Veranstaltungen wurde am Wochenende des Endes des 
Kosovo-Kriegs vor einem Jahr gedacht. (Bild: Keystone) 
PanAlpina Sicav 
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Preise vom 9. Juni 2000 
Kategorie A (ttwsaurierend) 
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Kategoria B (ausschüttend) 
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