8 Samstag, 10. Juni 2000
Land und Leute
Liechtensteiner Volksblatt
«Handy-Streit» In
Triesenberg
Zuerst möchte ich unseren beiden Lan
deszeitungen Volksblatt und Vaterland ein
mal ein Kränzchen winden: Ich finde es
einfach grossartig, dass man über unsere
beiden Landeszeitungen Informationen
weitergeben und Diskussionen führen
kann.
Nun zum aktuellen Thema Mobilfunk
antennen. Bei der Gesundheitsgefähr-
dung durch gepulste Hochfrequenzstrah
lung geht es mir und allen, welche die
Initiative in Triesenberg unterschrieben
haben, nicht um einen «Handy-Streit», wie
das Vaterland gestern auf der Frontseite
titelte, sondern um ein sehr emsthaftes An
liegen: um unsere Gesundheit Ganz of
fenbar haben sich einige aber noch zu we
nig mit der schwerwiegenden Problematik
auseinandergesetzt, sonst könnte fnan
nicht so oberflächlich und unbekümmert
Entscheide ßllen, wie es die Regierung in
Sachen Mobilfunkantennen macht, oder
solche Titel setzen, wie das Vaterland von
gestern.
Ich bedauere es auch, dass für unsere
Regierung die Gesundheit kein Thema ist
und dass sie ausschliesslich auf das Bau
gesetz pocht, um die Mobilfunkantennen
um jeden Preis aufttellen zu können. Gott
seidank haben unsere Ahnen in den Ge
setzen aber doch noch ein wenig den
Aspekt«Gesundheit» einßessen lassen. In
Artikel 14 der Verfassung, so sagte mir
kürzlich Landtagspräsident Dr. Peter
Wolff an der Verfassungsdiskussion in
Triesenberg, sei der gesundheitliche
Aspekt sehr wohl unter «Volkswohlfahrt»
enthalten. Dennoch kommt einer seiner
Angestellten im für die Gemeinde Triesen
berg gemachten Rechtsgutachten zum
Schluss, dass die Initiative ungültig sei, weil
Antennen eben keine Baukörper säen... -
Also gilt doch nur das Baugesetz. •.?-Zu
dem ist zu bedenken: Das von der Ge
meinde Triesenberg eingeholte Rechtsgut
achten, das die Initiative ßr ungültig er
klärt, stammt aus der Anwaltskanzlei von
Dr. Peter Wolff, VU-Landtagsabgeordne-
ter und Landtagspräsident... - Ich mag
Dr. Peter Wolff als aufgestellten Politiker
mit klaren Aussagen, aber dass seine An
waltskanzlei zu dieser politisch brisanten
Initiative Stellung bezieht und zum
Schluss kommt, dass die Initiative nicht
rechtens ist, «weil Antennen keine Baukör
per sind», das liegt einfach unter allem Ni
veau und erschüttert mein bisheriges Ver
trauen sehr.
Ich erachte die Auseinandersetzung um
die Mobilfunkantennen nicht als «Streit»,
daßr ist mir die Sache zu wichtig. Dass
aber bisher die Parteipolitik über allen
Entscheiden und Massnahmen lag, be
dauere ich sehr. Ich möchte eine sachliche
Auseinandersetzung mit diesem Thema.
Es geht mir dabei um gar nichts anderes
als um unsere Gesundheit und unser lang
fristiges Wohlbefinden. Wenn sich schon
unser Landesphysikus und unsere Ärzte
zu diesem brisanten Thema in Schweigen
hüllen, dann soll wenigstens ein parteiun
abhängiger armer Schlucker, wie ich es im
Vergleich zu anderen Kapazitäten bin, sei
ne Bedenken unter die Leute bringen, ist
meine Philosophie. Oder was glauben Sie?
Ist es etwa verantwortungsvoll seitens un
serer Ärzteschaft, wenn sie sich aus der
Strahlendiskussion raushält und über
haupt nichts unternimmt, um präventiv
und verantwortungsvoll für die Gesund
heit der Bevölkerung einzustehen? Oder,
ganz bösartig formuliert, wartet man dort
schon auf die strahlengeschädigten, de
pressiven, an Schlafstörungen und Miss
bildungen leidenden Patienten... Wie an
ders ist es sonst zu erklären, dass unsere
Medizinmänner und Medizinfrauen ihre
Augen und Ohren schliessen und sich in
Schweigen hüllen?
Nun zurück zum Handy-Streit-Artikel
Ich möchte Folgendes klarstellen:
1. Im gestrigen Vaterland wird acht Mal
der Name «Klaus Schädler» erwähnt, da
von allein dreimal auf der Frontseite. Ich
habe den Eindruck, dass man damit die
Bedeutung der Initiative dem *Hirnge
spinst» einer einzigen Privatperson «in die
Schuhe schieben» möchte. Ich habe keine
Unterschriften gesammelt, sondern ledig
lich einen IrMativbogen an alle Haushalte
verschickt Meine Philosophie war folgen
de: Wenn den Menschen in Triesenberg
und im Alpengebiet die Gesundheit etwas
wert ist und sie sich dafür einsetzen möch
ten, haben sie mit der Initiative dazu Gele
genheit Und siehe da: In nur zwei Wochen
gingen bei mir364 Unterschriften von be
sorgten Menschen ein. Das grosse Interes
se an der Erhaltimg unserer Gesundheit
und an unserem gemeinsamen Wohlerge
hen freut mich natürlich sehr. Ich danke al
len von Herzen, welche mit ihrer Unter
schrift eine Gemeindeabstimmung ermög
licht haben. Ich bin sicher, dass noch sehr
viele ähnlich denken, sich aber nicht die
Mühe genommen haben, den Zettel auf
die Post zu bringen. Ihre Meinung können
aber alle bei der hoffentlich bald stattfin
denden Gemeindeabstimmung kundtun.
2. Im Vaterland spricht man vom «Han
dy-Streit», wir sprechen aber von der ge
sundheitsschädigenden Strahlung der Mo
bilfunkantennen. Der kleine, aber wichtige
Unterschied- Mit den gepulsten Hochfre
quenzstrahlen der Mobilfunkantennen
schädigen wir die Gesundheit aller, 24
Stunden rund um die Uhr. Wir können uns
davor nicht schützen, niemand, auch nicht
in den Häusern und Schlafzimmern. Mit
dem Handy schadet jede und jeder in ers
ter Linie nur sich selbst. Das ist für uns ein
grosser, ein entscheidender Unterschied
3. Erste Reaktionen ebenfalls besorgter
Menschen aus dem Liechtensteiner Tal
raum: «Wenn Ihr das schafft, dass keine
Mobilfunkantennen bei Euch aufgestellt
werden, dann steigen dort aber die Boden
preise enorm. Alle strahlenempfindlichen
Leute werden eine Rückzugsmöglichkeit
am Triesenberg suchen...».
Haben wir also nur die Wahl zwischen
gesundheitsschädigenden Mobilfunkan
tennen und der totalen «Überfremdung»
durch flüchtende Talbewohner? Ich habe
keine Angsf Wir haben seit kurzem ja gott-
seidank eine klare Bauzone, die auf der
Rheintalseite für rund 35 000 Menschen
Platz bietet Ein Weilchen können wir also
noch «Strahlen-Asylsuchende» aufneh
men. Für das Alpengebiet Steg und Mal-
bun inklusive alle Alpen sehe ich noch we
niger Probleme. Das Argument, dass man
dort «strahlenfreie Ferien und Wochen
end-Erholung gemessen» kann und dass
man dort zudem «unerreichbar* ist, be
deutet in Zukunft beste Werbung. Davon
bin ich langfristig gesehen überzeugt Wer
unsere mobilfunkkranke, gestresste Ge
sellschaft auch noch so wohlwollend be
obachtet, stellt fest, dass uns die Mobil-
funktechnik sehr wenig Stress abgenom
men hat... •
Es ist gemäss verschiedensten ärztlichen
und wissenschaftlichen Gutachten erwie
sen, dass Stress Krankheiten, insbesondere
Krebs, verursacht Zudem bt ebenfalls be
wiesen, dass unser Nervensystem, vor al
len,t in der Schlafphase, Melatonin produ
ziert Diese Sübstdniistßr unser Immun
system wichtig. Wird die Produktion von
Melatonin unterbunden (z.B. durch
elektromagnetische Strahlung), hqjben
Krankheitskeime ungestörte Entfaltungs
möglichkeiten. Braucht man dam Hilfe,
kann man bequem mit dem Handy den
Arzt rufen. So schliesst sich der Kreis.
ZumAbschluss: Eine Frau, die offenbar
in Malbun eine Ferienwohnung besitzt,
meldete sich telefonisch bei mir und fragte
besorgt, ob dort vor dem Alpenhotel wirk
lich eine 25 Meter hohe Antenne mit vier
Anbietern aufgestellt werde. Wenn es nach
der Mehrheit der Malburter geht, sagte ich,
dann bestimmt nicht Wenn aber die Re
gierung und die Mehrheit des Triesenber-
ger Gemeinderates das Sagen hat, dann
schon. «Ich waraufden Malediven» in den
Ferien, sagte die Flau. «Dort sind Funkan
lagen und Mobüfuhicantennen verboten.
Sie haben Angst umihre Korallenriffe und
die Fische: Diese sind eine wichtige Exis
tenzgrundlage für die vom Tourismus le
benden Inselbewohner...» Ob diese Frau
ihre Ferienwohnung in Mäbun wohl
demnächst zum Kauf anbietet?
Es wird nun interessant sein zu verfol
gen, welchem RechtsgutadUen der Trie-
senberger Gemeinderat mehr glaubt Im
Zweifel könnte er sich auch fiirdie Demo
kratie entscheiden und die Initiative zur
Abstimmung bringen. Dann miissten
nicht die Initianten mit der Gemeinde vor
Gericht, sondern diejenigen, welche mit
unserer Gesundheit das Geschäft machen
wollen. «Im Zweifel ßr die Initiative» wä
re wahrscheinlich ein weiser Entscheid
Dann können die Betroffenen selbst ent
scheiden, ob sie die heute schon bekannten
Risiken und die noch unbekannten Risi
ken künftiger UMTS* und anderer Tech
nologien gegen ihre/Gesundheit und das
heutige Wohlbefinden, eUffauschen möch
ten. fUau/s,Städler, Hag 545,
Triesenberg
Die neuen Uechten-
steinermacher
i /
Wenn das bisherige Embürgerungsgesetz
nicht mehr in Ordnung sein soll, müssen
wir uns vor der Abstimmung am 16. oder
18. Juni fragen, was \yir denn so schlecht
gemacht haben, als yyir an der Urne ein
bürgerten? Haben wir an der Urne unser
demokratisches Bürgerrecht missbraucht?
Der Liechtensteiner Wfähler wird dies ver
neinen. Die Einbürgerungswahlen wur
den in dergleichen demokratischen Weise
durchgeführt wie zum Beispiel die Ge-
meinderats- oder Landtagswahlen. Ein
Kandidat für eine Volksvertretung muss
mit der gleichen Wahlbeeinflussung rech
nen wie ein Einbürgerungskandidat, der
bereit sein sollte, , in eme'Volksvertretung
gewählt zu werden. Befürworter wie Geg
ner versuchen vor jeder Wahl, den Wähler
zu beeinflussen, für den Wähler zählt das
gesellschaftliche, das familiäre und das be
rufliche Ansehen desJCarulidaten. Auch
politische Stimmunge^ nehmen gelegent
lich Einfluss auf eine demokratische Wahl,
wie zum Beispiel die jüngste massive Ab
lehnung von Einbürgerungen in der
Schweiz öder dielettte hessische Land
tagswahl zeigten. Wir müssen diese Eigen
art einer demokratischen Wahl akzeptie
ren. Das vorgeschlagene Gesetz für eine
erleichterte Einbürgerung ist eine Diskri
minierung der demokratischen Wahl
Wir müssen uns auch fragen, wer sind
die neuen Liechtensteinermacher, wenn
die Gesetzesänderung für eine «Erleichter
te Einbürgerung alteingesessener Auslän
der» angenommen würde und in der Fol
ge jeder Einwanderernach (vorläufig) 30
Jahren ohne grosse Formalitäten Liech
tensteiner werden kann? In erster Linie
sind es jene, die die Ausländer nach Liech
tenstein holen und ihnen damit das Recht
geben, Liechtensteiner zu werden. Diese
Liechtensteinermacher wählen nicht nach
der Fähigkeit aus, ob jemand ßr den Frie
den und ßr die Stabilität im Lande beitra
gen kann und ob er sich in unsere Gesell
schaft integrieren will oder kann. Erst
wenn der Einbürgerungsantrag gestellt ist,
fragen gemäss dem Gesetz die Gemeinde
rats- und endgültig die Regierungmitglie
der nach dem Strafregister und dem bishe
rigen Verhalten dies Kandidaten. Das war
bisher auch so. Mir ist nicht bekannt, dass
in den letzten fünfzig Jahren eine Einbür
gerung bezüglich des Verhaltens des An
tragstellers von der Regierung abgelehnt
wurde. Wir mussten jüngst die bittere Er
fahrung machen, dass die Behörden unse
res kleinen Landes gar nicht in der Lage
sind, alle gefährlichen Unterwanderungen
von aussen selbst zu erkennen. Wer ist also
letztlich verantwortlich für den Einfluss
der Einwanderungen auf das Volkswohl
unseres Landes? Zu dieser Frage hat vor
der Abstimmung noch niemand Stellung
genommen. Obwohl wir seit 1945 ein Ein
wanderungsland sind, gibt es bei uns keine
dynamische Einwanderungspolitik. Ich
meine daher, wir müssen weiterhin verant
wortlich an der Urne einbürgern. Das um
fassende Gefühl und Gewissen der Wähle
rinnen und Wähler hat sich als zuverlässig
erwiesen.
Wir können eine erleichterte Einbürge
rungauf andere Weise erreichen. Zum Bei
spiel könnten Bürgerinitiativen loyale aus
ländische Mübewohner als Kandidaten
für die Wahl zur Einbürgerung vorschla
gen, ähnlich wie es bei der Wahl der Volks
vertreter geschieht
Beda Meier, Schaan wald
Lieber Sigvard
Wohlwend
Wenn man in .letzter Zeit Ihre Leserbriefe
gelesen hat, muss man sehr um Ihre Ge
sundheit bangen. Obwohl ich Sie noch nie
in meinem Leben gesehen haben, kann ich
mir vorstellen, dass Sie grün sein müssen
im Gesicht Nicht dass Sie aus einer ande
ren Galaxie kommen, aber wenn einer so
viel Galle verspritzen kann, dann muss ei
ne Menge Gift in seinen Adem fliessen.
Gute Besserung aus Triesen.
Jasmin Collini-Heidegger, Triesen
Schaan-
Transitspange?
Herr Jehle stellt im Leserbrief vom 6.6.
richtig fest, dass jede Erhöhung der Stras-
senkapazität für den motorisierten Ver
kehr erfahrungsgemäss Mehrverkehr ver
ursacht Die von M. Jehle mitunterstützte
Umfahrungsstrasse von Schaan hätte
eindeutig eine Erhöhung der Kapazität
bedeutet und somi* Mehrverkehr zur
Folge gehabt Zudem wäre unbelastetes
Gemeindegebiet starken Verkehrs-Emis-
sionen (Abgase, Feinstaub, Lärm) ausge
setzt worden. Die Schaaner Stimm
bürgerinnen und Stimmbürger haben die
Umfahrungsstrasse in dieser Erkenntnis
abgelehnt
Ob der geplante Umbau der Strassen-
fllhrung in Schaan gemäss genehmigtem
Verkehrsrichtplan mehr motorisierten
Verkehr verursachen wird, hängt von der
Ausgestaltung ah Erfolgt die Strassen-
raumgestaltung fussgänger- und fahrrad
gerecht und unter Bevorzugung der Liech
tenstein Busse, so wird die Verkehrskapa
zität ßr den motorisierten Verkehr nicht
vergrössert Und dies muss das Ziel einer
verantwortungsbewussten Verkehrspolitik
sein1 VCLVerkehrs-Club Liechtenstein,
Vorstand
Zum offenen Brief
des «Forum
Schulstruktur»
Stellungnahme des Gewerkschaftlichen
Lehrerinnen- und Lehrerverbandes
(GLLV):
Geehrte Damen und Herren des «Fo
rum Schulstruktur»/
Ihr jüngst veröffentlichtes 9-Punkte-
Programm ist zweifellos gut gemeint und
zeugt von einem grossen Engagement
Allerdings scheinen Sie einer Missinter
pretation der Situation zu unterliegen,
wenn Sie die Eintretensdebatte im Land
tag als «eindeutiges Signal» werten - «dass
die vorgeschlagene eingliedrige Sekundar
stufe keinen Anklang findet».
Erstens: 11 Abgeordnete stimmten ßr
Eintreten auf das von der Regierung vor
geschlagene ReformmodelL
Zweitens: Es liegt in der Natur der Sa
che, dass ein so komplexes Modell nicht in
allen Einzelheiten sofort Anklang findet
Drittens: 22 Abgeordnete sprachen sich
ßr eine Rücküberweismg an die Regie
rung aus - zur Überarbeitung «im Lichte
der Eintretensdebatte». Dabei geht es si
cher urft jene Einzelheiten und nicht um
den schon lange erzielten Grundkonsens
eines «kooperativen Modells der Sekund
arstufe 1, in dem die Durchlässigkeit jeder
zeitgewährleistet ist»
Viertens: Wir als gewerkschaftlicher
Lehrerinnen- und Lehrerverband
(GLLV) bedauern, dass Sie nicht schon
früher den Kontakt mit uns gesucht haben,
um sich über die Standpunkte der Lehre-
rlnnenschaft zu informieren. Wir laden Sie
hiermit gerne dazu ein.
Gewerkschaftlicher Lehrerinnen-
und Lehrerverband (GLLV)
(www.schulen.li/gglv)
REKLAME
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