Liechtensteiner Volksblatt
9 PO KT
.Donnerstag, 8. Juni 2000 XI
Über 400 Läufer gemeldet
Wer wird der EM-Superstar
Stimmen zum Spi.el
Heute hat es gut
geklappt
Thomas Hässler (Spieler Deutschland): «Es ist
schon toii, wenn du in so ein Stadion rein
kommst und die Fans rufen, däss du spielen
sollst. Aber es war so abgesprochen, dass ich in
der ersten Halbzeit draussen bleibe, genauso
wie die ganze Truppe, die in der zweiten Halb
zeit reingekommen ist. Ich versuche immer eine
gute Leistung zu bringen. Mal ist sie gut, mal ist
sie nicht so g.ut, Aber in den Minuten, in denen
ich spiele, versuche ich immer alles zu geben
und heute hat es ja auch ganz gut geklappt mit
zwei schönen Pässen. Das ist halt mein Spiel. Ich
gebe mehr die Vorlagen als selbst zu schiessen.
Das ist in erster Linie meine Aufgabe, die ich zu
erfüllen habe. Und wenn ich mal nicht spiele,
muss ich das akzeptieren»
Resultat wurde
verfälscht
Mario Prick (Captain
Liechtenstein): «Wir
haben bis zur 80. Mi
nute ein Riesenspiel
gemacht. Dann haben
uns die Kräfte verlas
sen, wir sind eingebro
chen und haben in
zehn Minuten noch
fünf Tore kassiert, und
durch das wurde das
Resultat natürlich
verfälscht. Ich habe ein Tor gegen Deutschland
gemacht, hätte sogar noch ein zweites machen
können, habe eine gute Chance vorbereitet und
bin deshalb zufrieden mit meiner Leistung.»
Optimismus Ist gross
OUver BierhofT (Spieler Deutschland): «Ich
glaube, der Optimismus im Hinblick auf die EM
ist relativ gross. Wir sind körperlich alle in einer
guten Verfassung. Nach dem Tschechien-Spiel
musste man schon viel weniger schwarz sehen
wie vor dem Tschechien-Spiel, wie es viele ge
macht hatten. Nach dem heutigen Spiel denke
ich, dass wir gut dabei sein werden.»
70 Minuten mitgehalten
Martin Stoddasa
(Spieler Liechten
stein): «Es ist toll, dass
wir mit einem dreifa
chen Weltmeister 70
Minuten toremässig
mithalten konnten. In
der ersten Halbzeit
haben wir uns Chan
cen herausgespielt,
haben relativ gut von
hinten heraus gespielt
und danach mussten wir einfach kämpfen, denn
wir konnten ja nicht wie die Deutschen einfach
zwei komplette Mannschaften auswechseln. Bis
zum besagten Zeitpunkt bin ich mit meiner
Leistung zufrieden. Wir konnten selbst Kombi
nationen starten und nach vorne spielen, aber
danach waren wir völlig Uberfordert. Deutsch
land war am Schluss spielerisch viel stärker.»
Können zufrieden sein
Christoph Rick (Spieler Liechtenstein): «Ich
bin sehr überrascht, dass wir so lange mithalten
konnten. Wir sind taktisch sehr gut gestanden.
In der zweiten Halbzeit sind wir etwa ab der 75.
Minute ein wenig um unseren Lohn gekommen.
Wir wurden etwas müde und standen immer
, schlechter. Fast jeder Schuss war drin. Aber im
Ganzen können wir sicher zufrieden sein. Mit
meiner Leistung bin gar nicht zufrieden. Ir
gendwie kam ich nicht ins Spiel und am Schluss
unterlief mir noch ein grosser Patzer. Ich habe
mir das schon anders vorgestellt.»
Sportredaktion
Heinz Zöchbauer, Tbl. 237 5128
Robert Brüstle, Tel. 237 5123
Fax 237 5155, E-mail: sport@volksblatt.li
FL-Team 80 Minuten auf
Sensationskurs
Liechtenstein unterliegt Europameister Deutschland erst durch späte Tore doch noch klar mit 2:8
Lange Zeit roch es beim Bene-
fiz-Länderspiel Deutschland -
Liechtenstein nach einer faust
dicken Sensation. Das toll auf
spielende und beherzt kämp
fende FL-Team konnte durch
Tore von Martin Stoddasa (17.)
und Mario FVick (56.) die deut
sche Führung zweimal ausglei
chen und brachte den Europ
ameister 80 Minuten lang ganz
schön ins Schwitzen. Erst als die
Kräfte der heimischen Aus
wahl-Kicker merklich schwan
den, konnte Deutschland,das in
der Halbzeit gleich neun frische
Kräfte brachte, mit fünf
Treffern in den letzten zehn
Minuten den klaren &2-Erfolg
sicherstellen.
Heinz Zöchbauer aus Freiburg
Dem einen oder anderen in den Rei
hen der FL-Kicker war sicher etwas
mulmig zu Mute, als er gestern unter
den Augen von 25000 Zuschauern
kurz vor 19.30 Uhr den Rasen des
Freiburger Dreisam-Stadions betrat.
Die Stimmung in der kleinen, aber
schmucken Arena war beein
druckend, vor allem für die Mannen
der LFV-Auwahl. Sie schienen in der
Anfangsphase mit dem Kopf nicht
auf dem Platz, sondern eher auf der
TVibüne zu sein und fingen sich so
nach nur 50 Sekunden das 0:1 ein.
Bierhoff erzielte nach einem Corner
auf dem Boden liegend per Kopf das
1:0. Aber die Loose-Elf liess die
Köpfe trotz des frühen Rückstands
nicht hängen, im Gegenteil: Sie ver
suchten ihrerseits Angriffe zu lancie
ren. So verhinderte in der 10. Minute
nur der Zusammenprall mit DFB-
Torhüter Jens Lehmann eine Chance
für Thomas Beck.
FL-Team wurde sicherer
Die FL-Nationalmannschaft wur
de sicherer. Einzige Ausnahme war
der ansonsten so sichere Goalie Pe
ter Jehle, bei dem sich Glanzparaden
und Patzer, die jedoch keine schwer
wiegenden Folgen hatten, regelmäs
sig abwechselten. In der 16. Minute
der zweite Hauch einer Chance für
die Liechtensteiner: Martin Stockla-
sa passt auf Mario Frick, dessen
Schuss in der DFB-Abwehr hängen
bleibt. Eine Minute später folgte das
kaum für möglich gehaltene 1:1:
Nach einem missglückten Abwehr
versuch von Matthäus kann der agi
le Martin Stocklasa alleine auf das
Tor der Deutschen losziehen und er
zielt mit einem strammen Schuss ins
kurze Eck den Ausgleich.
Eine der vielen rassigen Szenen: von links Carsten Jancker, Patrick Heß, Peter Jehle und Harry Zech.
Auch in der Folge gestaltete die
liechtensteinische Nationalmann
schaft das Spiel offen und offenbarte
grosse Probleme in der deutschen
Hjntem$nnSchaft. Das Spiel der
DFB-Auswahl'geriet "zusehends ins;
Stocken, nennenswerte Chancen gab
es in dieser Phase keine. Auf der an*
deren Seite kam Liechtenstein in der
29. Minute zu einer tollen Konter
chance, doch der Schuss von Captain
Mario Frick war zu unplatziert. In
DFB-Kicker im ersten Durchgang
aber zu keiner Chance mehr.
Deutschland brachte nach der
Pause nenn frische Kräfte
Die deutsche Elf kam mit mehr
Schwung und neun frischen Kräften
aus der Kabine. Wosz schoss knapp
am Pfosten vorbei (51.) und Jancker
scheiterte mit einem Flachschuss am
toll parierenden FL-Goalie Jehle. Im
Gegenzug gelang den Liechtenstei-
Grenzenloser Jubel: Mario Frick nach dem 2:2-Ausgleichstreffer.
der 31. Minute fiel dann doch das 2:1
für die Deutschen. Das Tor kam al
lerdings äusserst glücklich zustande.
Hasler fälschte den Schuss von Meh
met Scholl fUr Jehle unhaltbar ins ei
gene Netz ab. Die Ribbeck-Elf riss
nun das Spiel wieder stärker an sich.
Bis auf Rinks sehenswerten Fall
rückzieher, den Jehle mit tollem Re
flex zur Ecke klärte, kamen die
* « 1
f|ft /
Liechtensteins Fans hatten gestern allen Grund zur Freude.
nern wie aus heiterem Himmel das
sensationelle 2:2: Weiter Abschlag in
die gegnerische Hälfte, Stocklasa
springt höher als Ramelow und ver
längert mit dem Kopf zu Mario
Frick, der der deutschen Abwehr
entwischt, den Ball am Ländeispiel-
Debütanten Hans-Jörg Butt vorbei
spitzelt und zum erneuten Ausgleich
einschiebt. Dieser Treffer brachte
den Aussenseiter wieder besser ins
Spiel. Tblser lancierte mit einem
Steilpass Mario Frick, der, wäre er
nicht im Abseits gestanden, freie
Bahn gehabt hätte (60.).
Erneute Führung
Der 2:2-Ausgleich schien aber
auch die Ribbeck-Elf endgültig
wachzurütteln. In der 65. Minute traf
Bode nach Rehmer-Vorarbeit zur er
neuten Führung für die Gastgeber.
. Nun begannen die DFB-Fussballer
das Spiel zu kontrollieren. Wosz und
Bode vergaben gute Einschussmög
lichkeiten, ehe der Leverkusner Ulf
Kirsten in der 80. Minute mit seinem
Treffer zum 4:2 die Entscheidung
herbeiführte. Allerdings befand sich
Kirstens Flankengeber Sebastian
Deisler in höchst abseitsverdächtiger
Position. Nur eine Minute später leg
te Kirsten, dem man die Motivation
im Kampf um einen Stammplatz im
Sturm der Deutschen richtig an
merkte, noch einen drauf Ramelow
hatte präzise auf Kirstens Kopf ge
flankt, so dass dieser nur noch ein
nicken musste. Der tapfer kämpfen
den und nie aufsteckenden LFV-Elf
merkte man nun deutlich die Müdig
keit an. Die Spieler waren teils ste
hend K.O. und konnten weitere TYef-
fer durch Jancker zum 6-2, Kirsten
zum 7:2 und erneut Jancker zum 8:2-
Endstand nicht verhindern.
Tode Vorstellung Liechtensteins
Vielleicht hatte auch so mancher
FL-Kicker in seinem Inneren schon
zu früh auf eine Sensation gehofft
und so die Konzentration ein wenig
verloren. Auch wenn das Resultat
zum Schluss fast brutal ausfiel, darf
sich die liechtensteinische National
mannschaft erhobenen Hauptes aus
Freiburg verabschieden. Sie hat dem
deutschen Starensemble 80 Minuten
lang alles abverlangt und auch einige
spielerische Akzente setzen können.
Das Ergebnis und die gezeigte Leis
tung stimmen bei weitem nicht über
ein. Die Liechtensteiner wurden für
ihren grossen Einsatz nur gering
fügig belohnt.
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