Liechtensteiner Volksblatt
K'UIrTUR
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Mittwoch, 7. Juni 2000 9
Nachrichten
Zwei Topstars zum
«Finale Furioso»
VADUZ/SCHAAN:
Oleich zwei Stars holt das
TaK zum Ende der Spiel
zeit nach vi-Liechtenstein;
Zunächst wird der. Vadu
zer-Saal am Sonntag, dem
18. Juni, zum Eldorado von
Harley-Freunden wie von
|'Fans des Country-Rocks.
Niemand geringerer als
Branscombe Richmond, Fernsehstar der Kült-
serie «Renegade» bringt mit seiner Band «The
Renegade Posse» den Saal zum Kochen. Bereits
nachmittags bringt eine Ausstellung von Ma
schinen der legendäreh Marke «Harley David
son» Easy-Rider-Atmosphäre ins. Fürstentum.
Wer «Bobby Sixkiller» einmal nicht auf Pro?
und Kabel 1 sehen möchte, sondern ihn hautnah
bei einer Autogrammstunde erleben will, wird
den 18. Juni ab 15 Uhr am und im Vaduzer-Saal
verbringen.
Vorverkauf: Montag bis Freitag von 10 bis 12
und 15 bis 18 Uhr,Telefon (00423) 237 59 69.
Wegzeichen mit Maximilian Schell: Zwei Ta
ge darauf bietet das TaK
die Begegnung mit einem
Mann, der .die Kinoge
schichte mitgeschrieben
hat: Maximilian Schell
stand bereits mit elf Jahren
auf der Bühne des Zürcher
Schauspielhauses, in einer
Aufführung von «Wilhelm
Teil». Im Gespräch mit Fe
lizitas Gräfin von Schönborn zeigt der Drama
turg, Autor, Übersetzer, Schauspieler und Re
gisseur am Dienstag, dem 20. Juni um 20.09 Uhr,
im TaK Stationen seines Lebenswegs, der den
gebürtigen Wiener über die Schweiz bis nach
Hollywood brachte.
Mit diesen beiden hochrangigen Gästen be
endet das Theater am Kirchplatz seine an
Höhepunkten gewiss nicht arme Spielzeit und
verabschiedet sich in die Sommerpause. Vor
verkauf: Montag bis Freitag von 10 bis 12 und
15 bis 18 Uhr, Telefon (00423) 237 59 69.
Theater am Kirchplatz
Mongolischer Fürst zu
Gast in Liechtenstein
SCHAAN: Aus dem
«Land der zornigen Win
de» kommt am Donners
tag, den 15. Juni um 20.09
Uhr Galsan Tschinag,
Stammesfürst der Hiwa
und Hüter ihrer in Europa
nahezu unbekannten ural
ten Kultur, nach Schaan ins
TaK.
Seit Jahrhunderten bewahren die mongoli
schen Nomaden aus dem Altai-Gebirge ihre
Traditionen und Epen, ihre Märchen und Visio
nen durch mündliche Überlieferung. In seinen
Büchern und Vorträgen übermittelt Tschinag
die reiche Bilderwelt dieser untergehenden
Kultur des Erzählens. Gemeinsam mit der Eth
nologin Dr. Amdlie Schenk berichtet er aus sei
ner fernen Heimat, in der das gesprochene Wort
noch einen hohen Stellenwert besitzt. Bei dieser
Veranstaltung des TaK braucht man Sprachbar
rieren nicht zu fürchten: Galsan Tschinag hat in
Leipzig Germanistik studiert und war als
Deutschlehrer an der Universität von Ulan-Ba-
tor tätig.
Entdecken Sie mit einem faszinierenden Au
tor auch seine mongolische Heimat, das «Land
der zornigen Winde»! Vorverkauf: Montag bis
Freitag von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, Telefon
(00423)23759 69. (TaK)
Muulorgla-Kors för
Afänger
VADUZ: Es ist wieder soweit. Der traditio
nelle Frtthjahrs-Mundharmonikakurs für An
fänger findet am Freitag und Samstag, den
16./17. Juni 2000 im Rheinbergerhaus in Va
duz statt. Als Kursleiter konnte einmal mehr
Muulorgla-Virtuose Walter Buchinger aus
Laakirchen/Oberösterreich, gewonnen wer
den. Der Workshop wird in Kleingruppen
durchgeführt, damit auch Teilnehmerinnen
ohne Notenkenntnisse voll auf'ihre Kosten
kommen und viel profitieren können. Wir
wünschen jetzt schon allen viel Spass beim
Ziehen und Blasen. Anmeldungen bitte an
das Sekretariat der Liechtensteinischen Mu
sikschule, St. Florinsgasse 1, 9490 Vaduz,
Telefon 235 03 .30, Fax 235 03 31 (e-mail:
lms@lms.llv.li). Liechtensteinische Musikschule
Evelyn Künneke, Brigitte Mira und Helen Vita auf Einladung desläK in Vaduz
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Evelyn Künneke, Brigitte Mira und Helen Vita (von links) zeigten in Vaduz mit bewundernswerter Selbstironie die Lebenserfahrung und Kunst der drei
grossen Damen früherer Zeiten.
Für einmal war der Vaduzer-
Saal zur typischen «Nachtclub-
Cabaret-Bühne» vergangener
und glorreicher Zeiten umge
wandelt mit viel Samt, viel Rot
und Schwarz, mit wenig Licht
und schwarzbefrackten Pianis
ten an zwei schwarzen - wie
denn sonst - Flügeln.
Gerolf Hauser
Und dann kamen sie, die Diseusen,
Kabarettistinnen und Schauspiele
rinnen, schwarz gekleidet schwarze
Vorhänge durchpflügend - die «drei
alten Schachteln», die echt Berliner
Gören, glorreiche Zeiten beflü
gelnd trotz hundsmiserabler Akus
tik und alters- bzw. unfallbedingter
Gehbehinderung bei Evelyn und
Helen (die übrigens eine echt
schweizerisch-berlinerische Göre
ist).
Nur Brigitte, die Älteste, schweb
te auf die Bühne, als wäre sie gerade
nicht neunzig, sondern 40 gewor
den.
Zwei Stunden gekalauert
Nicht die Älteste (1910 geboren),
auch nicht die Jüngste (1930 gebo
ren) - die Mittlere sollte beginnen,
hatten sie sich geeinigt. Evelyn
Künneke (geboren 1921) also be
gann mit: «Die Beine tuns nicht
mehr, die Stimme manchmal noch.»
Das Zweite bewies sie mit einem
Durcheinanderwürfeln bekannter
Lieder, denen stets das «Kann denn
Liebe Sünde sein» zugrunde lag. Es
folgte ein «DUtt», wie sie es nann
ten, zusammen mit Helen Vita, mit
nicht jnur roter Blume am schwar
zen Kleid, sondern mit einem lila
glitzernden Etwas auf dem Kopf.
«Wir sind süss, aber doof» hiess das
Duett. Und jjenau das schwebte als
Mottö über dem ganzen Abend; das
kosteten die fdrei alten Schachteln,
pardon, Damen, genUsslich über
zwei Stunden lang aus - eine Kunst,
die sie perfekt beherrschen, sich
selbst als doof und - mit zusammen
238 Jähren - süss zu präsentieren,
kalauernd bi$ zum geht-nicht-mehr.
Ein Beispiel [soll genügen. Die Be-
grüssung der beiden Pianisten
Harry Ermer und Frank Goli-
schewski, von dem übrigens die
Idee und einige Songs stammen,
ging so: «Sie sind nicht wegen ihres
pianistischen Könnens hier, son
dern wegen ihrer herrlichen Frisu
ren, die sie so glänzend aussehen
lassen» - natürlich haben beide eine
prächtig glänzende Glatze.
«Dieser Stiftzahn»
Wer also einen geistreichen
Abend erwartet hatte, war selbst
schuld. Und doch, hinter und unter
allem Banalem, das den Spass bot,
ohne Nachdenken zu müssen, ein
fach geniessen zu können - unter
der Oberflächlichkeit und den «na-
ja-so-so-la-la-Stimmen» lauerte in
bewundernswerter Selbstironie die
Lebenserfahrung und Kunst der
drei grossen Damen früherer Zwei
ten. Das konnten sie nicht ver
stecken, auch Helen Vita nicht, die
bei jedem Auftritt ein neues und an
dersfarbig glitzerndes Etwas auf
dem Kopf trug und die sich köstlich
Uber die nicht funktionierenden Mi-
kros amüsierte: «Noch mehr schrei
en kann ich nicht!» Mit einer gran
diosen Gabe, sich selbst realistisch
zu sehen, präsentierten sie eindeutig
Zweideutigkeiten sei es der «Five-
night-stand» von Evelyn mit Frank
Sinatra, oder die Frage, wohin man
reist, wenn man liebeshungrig ist
(Genitalien, sorry, gen Italien natür
lich), oder das Kokettieren mit dem
Alter («Diese Lippen, diese Augen,
dieser Stiftzahn»), Brigitte Mira mit
blonder Perücke, weil anzügliche
Lieder, die vom Ausziehen handeln
in blond besser zu singen seien - all
dies wirkte, hatte man sich auf das
reine Amüsement eingelassen,
grossartig, nicht zuletzt, weil wohl
alle drei sich jenseits von Gut und
Böse befinden. Dass sie wirklich
singen können, zeigte Helen Vita
z.B. mit dem «Matrosen-Tango» von
Brecht und Weill, bewies Evelyn
Künneke mit einer Hommage an
Ella Fitzgerald und, zu Ehren von
Baron von Falz-Fein, mit russischen
Liedern, und Brigitte Mira mit dem
«Vilja-lied». Fazit: Die unglaubli
che Sinnlichkeit junger Seelen in
von der Zeit gezeichneten Körpern.
Grenzen zwischen Erscheinungsformen
Ausstellung in der Galerie Luciano Fasciati in Chur
In der Galerie Luciano Fasciati
eröffnet am Freitag, den 9. Juni von
18 bis 20 Uhr eine Ausstellung mit
fünf Kunstschaffenden aus St. Gal
len. Als Gastkuratorin für diese
Ausstellung zeichnet die Kunsthis
torikerin Corinne Schatz. Die Aus
stellung dauert bis zum 8. Juli.
Die ausgewählten Kunstschaffen
den widmen sich in verschiedensten
Weisen der Erforschung der Gren
zen zwischen bekannten und unbe
kannten Erscheinungsformen von
Dingen. Mit selbstentwickelten, ei
genwilligen Techniken enthüllen sie
unsicht- oder unscheinbare Spuren
alltäglicher Objekte, Bilder oder
Geräte.
Erwin Hofer (1958) überträgt aus
Zeitschriften und Büchern gesam
melte, fotografische Illustrationen
in einem langen und aufwändigen
Prozess auf Kunststofffolien. Abbil
dungen verschiedenster Thematik
treffen, losgelöst von ihrem ur
sprünglichen inhaltlichen Zusam
menhang, in überraschenden Kon
stellationen und Erscheinungsfor
men aufeinander. Bei andern tritt
das Motiv zurück hinter die Präsenz
von Farbe urid Form, die als Spuren
in den oft hplbtransparenten, wei
chen Folienstücken hängenbleiben
und sich in ungewohnte, neue Bild
welten umwandeln.
Sep Müller (1956) sucht die reine.
Präsenz vpn Farbe losgelöst von tra
ditioneller! N|alerei auf Bildträgern.
«Ich möchte; aus dem Licht schaf
fen, nicht etwas ins Licht stellen.
Statt Reflektionsfläche sollen die
Farben das iiicht selber sein.» In d.er
Arbeit von Sep Müller ist die Be
gegnung mit Farbmaterie vielmehr
der Musik Und der Kreation von
Klängen verwandt als dem Schaffen
von Bilder^. Seine zarten, durch
scheinenden Farbhäute schweben
als ephemere Spuren im Raum -
Lichtfänger und Lichtquelle zu
gleich. j l
Ein zentraler Aspekt in der Ar
beitsweise von Elisabeth Nembrini
(1960) ist die Annäherung an einen
scheinbar bekannten, ja banalen
Gegenstand aus einer gänzlich un
gewohnten Perspektive. In ihrer Ar
beit «^Kehrseiten» überzog sie Ge
genstände der, alltäglichen Umge-'
bung von Freunden und Bekannten,
kleine Möbel, (Haushalt-)Geräte, u.
a., mit transparentem, bedrucktem
Klebeband und riss dieses ansch
liessend wie eine Hauthülle wieder
ab. So erhält sie transparente Ab
drücke, wie filigrane Schalen, wel
che ganz unerwartete und unbe
kannte Formen dieser Gegenstände
zeigen.
Norbert Möslang und Andy Guhl
(beide 1952) entlocken elektroni
schen Geräten (Transistoren, Re
cordern, Computer- und TV-Bild-
schirmen, uvm.) Töne und Klänge
oder Bilder jenseits alltäglicher
Funktionen und instrumentaler
Musik und Rhythmik. Indem sie die
Codes dieser Apparate «knacken»,
d. h. ihre ursprüngliche Funktions-
. weise verändern, lassen sie überra
schende Klang- und Bildwelten ent
stehen, welche in die unbekannten
Welten dieser allgegenwärtigen
Geräte führen.
Die unhör-, unsicht- und unspttr-
bare Präsenz von Abermillionen
von Radio^ und anderen Wellen im
Äther ist das «Material», das in
ihren installativen Arbeiten, aber
auch in ihren Konzerten hör- und
sichtbar wird.
Am Mittwoch, den 14. Juni um
20.30 Uhr können ihre Klangwelten
live erlebt-werden, wenn sie als Voi-
ce Crack in der blow up bar, im Mar-
soel die Zuhörer auf eine einmalige
akustische Entdeckungsreise ent
führen.
Die Gastkuratorin Corinne Schatz
war bis zu ihrem Umzug nach Chin
in der St. Galler Kulturszene aktiv,
arbeitete u. a. im Kunstmuseum
St. Gallen, war Gründungs- und
langjähriges Vorstandsmitglied und
Co-Kuratorin der Kunsthalle St. Gal
len, Co-Kuratorin und Vereinsprfisi-
dentin im Foto Forum St Gallen, hat
einen Lehrauftrag an der Schule für
Gestaltung in St. Gallen und schreibt
als freischaffende Kunstkritikerin.
Die Ausstellung wird in dankens
werter Weise durch Beiträge oder
Defizitgarantieh der Burgauer Stif
tung, Zürich, des Kantons Graubün
den, der Stadt Chur, der Stiftung für
Ostschweizer Kunstschaffen unter
stützt. Verdankt seien auch nach
Abdruck eingehende Unterstützun
gen.