Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Extra 
Samstag, 3. Juni 2000 25 
Umwelt 
■ Liechtensteiner Abfallberg ange 
wachsen ■ Engerlings-Frass im Sargan 
sertand ■ Grösster Feuerbrandbefall 
Nachrichten 
Grösster Feuerbrand 
befall jetzt Im Thurgau 
Auf Uber 100 Hektaren Apfelkulturen im Kan 
ton Thurgau ist in den letzten Tagen Feuer 
brandbefall festgestellt worden. Auf einer 
Fläche von zwölf Hektaren müssen sämtliche 
Bäume gefällt werden. Bei dem im Thurgau ent 
deckten Befall von Apfelbäumen handelt es 
sich um den bisher flächenmässig ausgedehntes 
ten Feuerbrandbefall in der Schweiz. Die bisher 
grössten Ausdehnungen von Feuerbrandbefall 
waren in Luzern, Schaffhausen und St. Gallen 
registriert worden. Dabei ging es jeweils um 
Flächen von maximal zwei Hektaren, wie Her 
mann Brenner, Leiter der Thurgauer Fachstelle 
für Pflanzenschutz und Ökologie, vor den Me 
dien erklärte. Im Thurgau wurden die ersten 
vom Feuerbrand befallenen Apfelbäume in 
Heldswil im Mittelthurgau entdeckt. Auf rund 
zwölf der hundert Hektaren ist der Befall der 
Bäume durch die Krankheit so stark, dass alle 
Bäume gerodet und verbrannt werden müssen. 
Bis Dienstagmittag waren bereits auf 3,5 Hek 
taren etwa 8700 Bäume vernichtet worden. Bei 
schwächer befallenen Bäumen will man erst 
mals auf eine völlig Vernichtung verzichten. 
Hans Stettier, Chef des Landwirtschaftsamts, 
sagte dazu: «Wir können nicht 100 Hektaren bo 
deneben machen». Die schwach befallenen 
Bäume werde man stark zurück schneiden. Für 
die Landwirte kann der Krankheitsbefall ihrer 
Kulturen existenzbedrohend werden: Gegen 
Feuerbrandbefall konnten sich die Landwirte 
nicht versichern. Entschädigt wird nur die Ver 
nichtung nicht erkrankter Bäume. Gegen Feu 
erbrand können Bäume nur durch vorbeugende 
Spritzungen mit anti-bakteriellen Mitteln an je 
nen Tagen geschützt werden, die für das Feuer- 
brandbakterium besonders günstig wären. In 
der Schweiz ist die Bekämpfung mit dem wirk 
samsten Mittel Streptomycin nicht erlaubt. Die 
Thurgauer Regierung will sich beim Bund nun 
dafür einsetzen, dass in den kommenden Jahren 
im gesamten Bodenseeraum solche Spritzungen 
im Rahmen eines befristeten Versuchs zugelas 
sen werden. 
Wilder Lachs-Bestand 
Im Atlantik arg bedroht 
Die wilden Lachs-Bestände im Atlantik sind 
nach Angaben des WWF vom Aussterben be 
droht. Die Bestände seien unter anderem durch 
genetisch veränderte Lachs-Zuchten gefährdet, 
erklärte der World Wildlife Fund (WWF). Die 
Zahl der Fische, die in Nordamerika in ihre Ur- 
sprungsflüsse zurückkehrten, sei um 90 Prozent 
gefallen. Auch in Irland und Schottland habe 
sich deren Zahl im Vergleich zu den 70er Jahren 
auf weniger als 25 Prozent reduziert. Der wilde 
Lachs ist nach WWF-Angaben auch aus drei 
Vierteln aller Flusse, die in das Baltische Meer 
fliessen, verschwunden. Für den Rückgang sei 
en verschiedene Ursachen verantwortlich, er 
klärte der WWF. Staudämme etwa veränderten 
die Wasserströmungen und hinderten den 
Lachs daran, seine Ursprungsgewässer zu errei 
chen. Auch die Verschmutzung, unter anderem 
durch Industrie und Landwirtschaft, trage zum 
Lachs-Schwund bei. Die künstliche Lachszucht 
verseuche zudem häufig die wilden Bestände 
mit Krankheiten. Auch die genetisch veränder 
te Lachs-Aufzucht könne ganze Bestände von 
wildem Lachs vernichten. Der WWF forderte 
die Teilnehmer eines Treffens der Organisation 
für die Erhaltung der Lachsbestände im Nord 
atlantik in der kommenden Woche in Kanada 
auf, drastische Gegenmassnahmen zu beschlies- 
sen. Dazu gehörten etwa Massnahmen, um dem 
Lachs die Wanderung zu erleichtern sowie die 
Ausschaltung von Verschmutzungsquellen der 
betroffenen Gewässer. 
10 970 Tonnen Abfall aus 
Liechtenstein an die KVA 
Anlieferungen von Siedlungsabfällen letztes Jahr um 4,3 Prozent angestiegen 
Die Abfallanlieferungen aus 
Liechtenstein an die Kehricht 
verbrennungsanlage (KVA) in 
Buchs haben seit 1996 wieder 
kontinuierlich zugenommen. 
Im vergangenen Jahr wurden 
insgesamt 10 970 Tonnen Sied- 
lungsabfalle aus unserem Land 
über die KVA entsorgt. Im 
Voijahresvergleich entspricht 
dies einer Zunahme von 459 
Tonnen oder von 43 Prozent. 
Die Abfälle aus Haushaltungen und 
Gewerbe, die im vergangenen Jahr 
in Liechtenstein Uber die Kehricht 
abfuhr gesammelt und in der KVA 
in Buchs entsorgt wurden, betrugen 
gemäss einer Erhebung des Amtes 
für Umweltschutz insgesamt 8441 
Tonnen. Im Voijahresvergleich er 
gab sich bei dieser Fraktion eine 
Zunahme um 618 Tonnen bzw. um 
7,9 Prozent. 
Die Direktanlieferungen durch 
die Industrie lagen 1999 bei 897 
Tonnen, das sind 179 Tonnen oder 
16,7 Prozent weniger als im Jahr zu 
vor. Die Anlieferung von organi 
schen Abfällen zur Kompostierung 
erhöhte sich leicht um 6 auf 1533 
Tonnen. Die Metzgereiabfälle 
machten schliesslich 99 Tonnen aus 
- 14,9 Tonnen oder 17,6 Prozent 
mehr als 1998. 
32 % mehr Muldengut 
Den weiteren Amtsangaben zu 
folge verzeichnete man bei den An 
lieferungen von Muldengut aus Ge 
werbe und Industrie zur Sortieran 
lage «Baurest Rhein AG» im letzten 
Jahr einen Zuwachs von 1622,3 Ton 
nen bzw. von 32,1 Prozent auf 6664 
Tonnen. Die nicht wiederverwert 
baren brennbaren Abfälle wurden 
dort zerkleinert, zwischengelagert 
und im Winter der KVA Buchs zu 
geführt. 
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 10 970 Tonnen Siedlungsabfälle aus Liechtenstein in der Kehrichtverbren 
nungsanlage (KVA) Buchs entsorgt. (Archivbild) 
Die Entsorgung von Abbruchma 
terialien wurde auch 1999 nur grob 
erfasst. .Aufgnind dieser (unvoll- 
ständ^CTf^Erhebung ergab sich 
dennoch eine Menge von rund 
10 000 Tonnen. 
Deponien immer voller 
Die von den Liechtensteiner Ge 
meinden betriebenen Deponien, 
auf denen Inertstoffe wie Bau 
schutt, Aushubmaterial und Kies 
waschschlamm abgelagert werden, 
wurden auch im vergangenen Jahr 
vom Amt für Umweltschutz wieder 
kontrolliert. Insgesamt wurden auf 
diesen Deponien 196 934 Kubik 
meter Inertstpffe abgeliefert, was 
gegenüber dem Vorjahr einer Mehr 
zufuhr von 19936 Kubikmetern 
entspricht. Auf den Kompostierplät 
zen der Gemeinden wurden letztes 
i Jahr total 13 165 Kubikmeter Häck 
selgut (Äste, Gras, Heu) verarbeitet 
(1998 waren es 12 936 Kubikmeter). 
Die daraus gewonnene Menge an 
Kompost betrug rund 4380 Kubik 
meter. 
Altstoffsammelstellen 
Zu den Altstoffsammelstellen, die 
von den Gemeinden betreut wer 
den, wurden 1999 insgesamt 18 426 
Tonnen Altstoffe angeliefert. Das 
sind 5210 Tonnen oder 39,4 Prozent 
mehr wiederverwertbare Abfälle 
als im Voijahr. Diese enorme 
Wachstumsrate ist grösstenteils auf 
die stark gestiegenen Alteisenliefe 
rungen zurückzuführen. Die Samm 
lung von Ganzglasflaschen brachte 
eine Menge von 286 (Voijahr: 229) 
Tonnen ein. Der Anteil von Bruch 
glas lag mit 370 Tonnen nur gering 
fügig über der Menge des Vorjahres. 
Bei der Sammelstelle in Eschen 
wurden 1999 ausserdem rund 120 
Altautos abgegeben. 
Schliesslich wurden im vergange 
nen Jahr in den Gemeinden wieder 
zwei Separatsammlungen von Son 
derabfällen aus Haushaltungen 
durchgeführt. Dabei wurden - wie 
im Vorjahr - insgesamt 17,5 Tonnen 
SondermUll entsorgt. Die vollstän 
dige Sonderabfallstatistik 1999 liegt 
derzeit noch nicht vor. Im Jahre 
1998 fielen in Liechtenstein insge 
samt 7776,3 Tonnen Sonderabfälle 
an. 
Massive Engerlings-Schäden befürchtet 
Engerlings-Frass im Sarganserland - Für Rettungsmassnahmen jetzt fast zu spät 
i/ 


Der schöne Rasen ist plötzlich zer 
stört, der Zwetschgenbaum abge 
storben: An den Wurzeln haben sich 
Engerlinge gütlich getan. Im be 
nachbarten Sarganserland werden 
massive Engerlings-Schäden be 
fürchtet. Für Rettungsmassnahmen 
ist es jetzt fast zu spät. 
1999 war ein Flugjahr für Maikäfer. 
Der sogenannte Berner-Flug hat 
auch das Sarganserland und Wer 
denberg erreicht. Die Maikäfer- 
Weibchen legten Eier: Die durch die 
Larve, die Engerlinge, verursachten 
Frassschäden werden erst im zwei 
ten Jahr manifest. Es gilt als Haupt 
schadensjahr, wie Andreas Schwarz, 
Leiter der kantonalen Zentralstelle 
für Pflanzenschutz an der landwirt 
schaftlichen Schule Salez, eine ent 
sprechende Meldung des «Werden- 
berger und Obertoggenburgers» 
bestätigt. 
Maikäfer flieg 
Im zweiten Jahr entwickeln sich 
die Engerlinge zur vollen Grösse 
und fressen entsprechend viele 
Wurzeln. Nächstes Jahr werden sie 
ihren Reifungsfrass machen, sich 
verpuppen und als Käfer Uberwin 
tern. Im vierten Jahr fliegen sie wie- 

der als Maikäfer. Die wichtigsten 
und griffigsten Pflanzenschutzmass- 
nahmen müssen im Flugjahr getrof 
fen werden. Jetzt ist es an sich zu 
spät. Empfindliche Kulturen wie 
Obst- und Rebanlagen können mit 
Netzen vor der Eiablage geschützt 
werden. Wiesen, die sich schnell er 
wärmen, sollten zur Zeit der Eiab 
lage hoch bewachsen sein und nicht 
geschnitten werden. Der Maikäfer 
legt seine Eier am liebsten ins kurz 
geschnittene Gras. 
Schliesslich kann der NUtz- 
lingspilz «beauveria brongniartii» 
wertvolle Kulturen schützen. Doch 
der Pilz benötigt Zeit, um sich zu 
entwickeln. Der auf Getreidekör 
nern angezüchtete Pilz wird in den 
Boden eingearbeitet. Wegen der an- 
1999 war ein Flugjahr für Maikäfer. Heuer entwickeln sich die Engerlinge 
zur vollen Grösse und verursachen schwere Frassschäden. 
haltenden TYockenheit konnte der 
Pilz, der Bodenfeuchtigkeit 
benötigt, nicht so wirksam werden. 
Da hilft nur noch mechanische 
Bearbeitung: Engerlinge sind sehr 
trockenheitsempfindlich. Wird eine 
Wiese oder ein Acker gefräst, kön 
nen 80 Prozent der Engerlinge ver 
nichtet werden, wie Schwarz sagt. 
Auch befallener Rasen sollte ge 
fräst und neu angesät werden. 
Dafür ist die TVockenheit wiederum 
günstig. 
Drei Populationen 
Insgesamt gibt es in der Schweiz 
drei Maikäferpopulationen: der 
Berner-Flug, der Urner-Flug und 
der Basler-Flug. In diesem Jahr flie 
gen die Käfer des Urner-Flugs, 2001 
ist der Basler-Flug dran. Die Be 
zeichnungen gehen auf die ur 
sprünglichen Hauptverbreitungsge 
biete der Tiere im vergangenen 
Jahrhundert zurück. In der ersten 
Hälfte des 20. Jahrhunderts ver 
schoben sich die Verbreitungsgebie 
te. Heute können an einem Ort zwei 
oder alle drei Flüge vorkommen. Im 
Kanton St. Gallen dominiert klar 
der Berner-Flug. Im Raum Buchs/ 
Grabs wurden aber schon alle drei 
Flüge beobachtet. 


SliliÄMWMBäRSaRSöSS 
• (
	        

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