Liechtensteiner Volksblatt
Religion
Samstag, 3. Juni 2000 23
Blickpunkt Religion
Buch-Tipp
Leben bis wir Abschied
nehmen
Ein Werk wie dieses hat es bisher nicht gegeben.
Es ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von
Elisabeth Kübler-Ross, dem New Yorker Meis
terfotografen Mal Warshaw und vier Patienten,
die an Krebs starben. Konkreter und eindrück-
licher, aber auch menschlicher und dezenter ist
das Sterben von Men
schen, darunter ein
Kind, noch nie zuvor
dargestellt worden.
Dieser Band doku
mentiert nicht nur in
Bild und Text, wobei
auch persönliche Äus
serungen der Patien
ten wiedergegeben
werden, die unge
wöhnliche therapeuti
sche Arbeit von Frau
Kübler-Ross, sondern zeigt darüber hinaus den
Weg, auf dem Menschen lernen, den Tod als ei
nen Teil des Lebens anzunehmen und so in Wür
de und in Frieden zu sterben. Ausserdem be
richtet Elisabeth Kübler-Ross von ihrem 1977
gegründeten Forschungs- und Heilungszentrum
in Kalifornien und erörtert praktische Alterna
tiven zum üblichen Krankenhausbetrieb. Die
Autorin Dr. med. Elisabeth Kübler-Ross (gebo
ren 1926) ist Psychiaterin und durch ihre For
schungen über Sterben und Tod international
bekannt.
«Leben bis wir Abschied nehmen» (Bild) ist im
Kreuz Verlag erschienen und kostet 36 Firanken.
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Veranstaltungen
«Cantus Missae» von J.G. Rheinberger
Der Studentische Kammerchor zu Lübeck und
der Chor UNIcum vocale Hannover führen
während des Gottesdienstes den «Cantus Mis
sae» von Josef Gabriel Rheinberger auf. In ei
nem Konzert im Anschluss an den Gottesdienst
sind das geistliche Lied «Bleib bei uns, denn es
will Abend werden» sowie das «Ave Maria»
Rheinbergers zu hören.
Samstag, 3. Juni, 18.30 Uhr Pfarrkirche St. Flo
rin, Vaduz und Sonntag, 4. Juni, 9.30 Uhr im
Gottesdienst der evangelischen Kirche in Vaduz
Ebenholz.
Ein ko(s)mischer Heiliger
Jakob Levy Moreno, der Begründer des Psy
chodramas, war zeitlebens bemüht, religiöse
Heilungsrituale in seinen therapeutischen Me
thoden wieder aufleben zu lassen. Dieses Semi
nar soll der Spurensuche gewidmet sein. Die
Teilnehmerinnen werden mit für das Thema re
levanten Texten Morenos vertraut gemacht.
Freitag, 16. Juni, 18 Uhr bis Sonntag 18. Juni, 16
Uhr im Haus Gutenberg, Balzers; Leitung: Dr.
Angelika Groterath, Psychologin und Psycho-
dramaleiterin.
TV-Tipp
Pfingstsonntag-
Gottesdienst
Aus der evang.-reformierten Kirche Aegeri bei
Zug. Mitglieder der reformierten Gemeinde
Aegeri zeigen in Wort, Musik und Theater, wie
Menschen sich über gemeinsame Zeichen und
Worte finden können. Wer versteht, wird auch
angesprochen. Wer angesprochen wird, wird
verändert. Im Gottesdienst wirken mit: Pfarrer
Jürg Rother, Musiker (Posaunen, Fagott und
Orgel), eine Theatergruppe von Jugendlichen
sowie die evang.-reformierte Gemeinde von
Aegeri.
Sternstunde Religion, Pfingstsonntag, 11. Juni,
10.00 Uhr auf SFDRS1.
Erinnern und Versöhnen
Es ist schwer, Verfehlungen einzugestehen und
um Vergebung zu bitten: schwer für den Einzel
nen und schwerer noch für eine Institution. Des
halb sorgte das päpstliche «Mea culpa» vom 12.
März weltweit für Aufsehen. Mit dem Schuld
bekenntnis allein aber ist es nicht getan. Es müs
sen ihm Taten folgen. Wie diese auszusehen hät
ten, im Hinblick auf die Ökumene, auf das Ver- >
hältnis zu den Juden, auf die Stellung der Frau,
darüber diskutieren, unter der Leitung von Kla
ra Obermüller, der Fundamentaltheologe Jür
gen Werbick, der ökumeniker Geiko Müller-
Fahrenholz, die feministische Theologin Doris
Strahm und Matthias Mettner, Studienleiter an
der Zürcher Paulus-Akademie.
Sternstunde Religion, Pfingstsonntag, 11. Juni,
11.00 UhraufSFDRSl.
«Gottesdienste, die ansprechen»
In Zusammenarbeit mit dem Verein für eine offene Kirche werden verschiedene Gottesdienste angeboten
«Wir freuen uns darauf, mit
einander die Gemeinschaft mit
Christus zu feiern lind uns sei
nem Anruf in unser Leben und
unsere Zeit zu öffnen», so lau
tet das Motto der monatlichen
Eucharistiefeiern, die im Klos
ter St. Elisabeth Schaan und
Haus Gutenberg in Balzers an
geboten werden.
Mit Robert Büchel- Thalmayer
sprach Mario Heeb
Die Liturgiegruppe des Vereins für
eine offene Kirche ist Mitgestalterin
von Gottesdiensten, die einmal im
Monat im Kloster St. Elisabeth in
Schaan und Haus Gutenberg in Bal-
zers angeboten werden. Warum wer
den solche Messfeiern durchgeführt?
Auf diese und andere Fragen antwor
tet der Theologe und Vorstandsmit
glied des Vereins Robert Büchel.
VOLKSBLATT: Was ist anders am
Gottesdienst, der vom Verein für ei
ne offene Kirche angeboten wird?
Robert Büchel: Die Frage geht
von einer Voraussetzung aus, die so
nicht ganz stimmt. Die Gottesdiens
te werden nicht vom Verein für eine
offene Kirche angeboten, sondern
der Verein ist mit der Frage an das
Kloster St. Elisabeth und an das
Haus Gutenberg herangetreten, ob
es möglich ist, einmal im Monat
einen eigens gestalteten Sonntags
gottesdienst anzubieten.
Warum wird ein solcher Gottes
dienst angeboten?
Es gab mehrere Anfragen, ob der
Verein nicht etwas machen könnte,
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In Zusammenarbeit mit dem Verein für eine offene Kirche werden einmal pro Monat in der Klosterkapelle von St.
Elisabeth in Schaan (Bild) oder dem Haus Gutenberg in Balzers Gottesdienste angeboten. (Bild: bak)
denn in der eigenen Pfarrei kann
oder mag man nicht immer in den
Gottesdienst, aus welchen Gründen
auch immer. Die Frage ging in
die Richtung, ob es nicht möglich
wäre, Gottesdienste anzubieten, die
«einen» ansprechen und die Laien
mitgestalten.
Sind nur Vereinsmitglieder oder auch
andere Interessierte eingeladen?
Natürlich sind alle Interessierten
herzlich eingeladen!
Stehen die Gottesdienst-Daten
schon fest?
Ja, jeweils am ersten Sonntag im
Monat finden die Messfeiern statt;
konkret heisst das am:
Sonntag 4. Juni:
Haus Gutenberg, Balzers
Sonntag 2. Juli:
Haus Gutenberg, Balzers
Sonntag 3. September:
Kloster St. Elisabeth, Schaan
Sonntag 3. Oktober:
Kloster St. Elisabeth, Schaan
Sonntag, 5. November:
Haus Gutenberg, Balzers
Sonntag 3. Dezember.
Kloster St. Elisabeth, Schaan
Die Gottesdienst beginnen je
weils um 11 Uhr!
«Ich will den Menschen nahe sein»
Denis Theurillat will ein Weihbischof für das ganze Bistum sein
Denis Theurillat (49) versteht seine
Ernennung zum Weihbischof des
mehrheitlich deutschsprachigen
Bistums Basel als Chance für eine
stärkere Einheit der Diözese. Die
französischsprachige Minderheit
werde ernst genommen, erklärt der
neue Weihbischof, der aus dem fran-
' zösischsprachigen Jura stammt.
Mit Denis Theurillat sprach
Georges Scherrer
Was heisst es für Sie, zum Weihbi
schof ernannt worden zu sein?
Denis Theurillat: Es ist eine wichti
ge Etappe in meinem Leben und be
deutet, dass ich nun an der Seite des
Diözesanbischofs im Dienst des
ganzen Bistums stehe.
Was Ist Ihr Wunschressort?
Dieses liegt ganz klar im pastora-
len Bereich, also in der Seelsorge. Ich
will in den Pfarreien und Regionen
den Menschen nahe sein.
Vor zwei Jahren schlug Sie Diözes-
anblschof Kurt Koch mit Ihrem Wis
sen als Weihbischof vor. Sie mussten
lange auf die Bestätigung aus Rom
warten. Wie haben Sie diese Zeit des
Wartens erlebt?
Ich wusste, dass die Bestätigungs-
Prozedur lange dauern kann. Ich ha
be mir also gesagt, dass ich geduldig
sein muss. Meine Arbeit als Bischofs
vikar im Kanton Jura hat mich aber
meist so ausgefüllt, dass ich wenig an
die Nachricht dachte, die kommen
sollte. Aber zuweilen war diese
Wartezeit doch schwer zu ertragen.
Mit grosser Ungeduld fordern viele
Laien nicht nur im Bistum Basel
Neueningen in der Kirche, wie zum
Beispiel die Zulassung von verheirate
ten Männern («vlriprobati») oder von
Frauen zum Priesteramt. Was sagen
Sie diesen Wartenden, die möglicher>•
weise nicht Ihre Geduld anbringen?
Es ist wichtig, dass sie Geduld ha
ben. Denn ich glaube, dass die The
men, die heute für die Kirche als
wichtig erachtet werden, weiterhin
Aufmerksamkeit verdienen. Die
Verantwortlichen in der Kirche sol
len im Rahmen des Möglichen
Schritt für Schritt vorangehen. Man
muss sich aber ganz klar vor Augen
halten, dass jene Antworten, die viele
sich wünschen, nicht sofort zu erwar
ten sind.
«Viriprobati», ist das eine Option,
die bald Realität wird?
Schwierig zu sagen. Aber ich glau
be, dass die Forderung nach «viri pro
bati» verstärkt werden muss. Für
mich gibt es keinen Grund anzuneh
men, dass es eines Tages nicht doch
einen Schritt weiter gehen wird.
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Und Frauen als Priesterinnen in der
römisch-katholischen Kirche?
Sie .wissen sehr gut, dass der Prä-
fekt der Glaubenskongregation, Kar
dinal Joseph Ratzinger, gesagt hat,
dass die Ordination der Frau eine
Frage: der Glaubenstradition und
nicht des Dogmas ist. Wird es im
Glaubensgut eine Entwicklung ge
ben? Kann das Glaubensgut sich än
dern? Das sind offene Fragen. Dass
sich Menschen die Frage nach der
Wer zelebriert die Messfeiern?
Im Kloster St. Elisabeth ist es je
weils der Priester, den das Kloster
für ihren Sonntagsgottesdienst ein
geladen hat.
Im Haus Gutenberg zelebriert P.
Alfons Bauser.
Frauenordination stellen, ist für mich
schon ein bedeutender Punkt.
Ist es sinnvoll, wenn die Laien Druck
in diesen Fragen machen?
Ich will nicht sagen, dass diese For
derungen nichts nützen. Uns Verant
wortungsträgern dienen sie sicher da
zu, uns darüber klar zu werden, was
die Menschen beschäftigt. Wir müs
sen uns immer wieder fragen: Wie
sollen wir auf diese Forderungen rea
gieren, und was wollen wir tun? Die
Verantwortlichen des Bistums und in
«Es freut mich, dass im Bistum Basel neue Brücken entstehen werden». Weih
bischof Denis Theurillat (49) mit seinem «Chef» Bischof Kurt Koch. (Bild: Ciric)
den Bistumsregionen müssen sich
gemeinsam bewusst werden, was im
Bistum wirklich geschieht.
Ist Ihre Ernennung ein Zeichen
dafür, dass Bischof Kurt Koch
Brücken in verschiedene Richtungen
zu schlagen sucht?
Davon bin ich Überzeugt. Jeder
Bistumsteil könnte im Grunde ge
nommen sein eigenes Leben führen,
der Jura auf der einen Seite, die
deutschsprachigen Tfeile auf der an
deren. Aber damit wäre das Ziel
Uberhaupt nicht erreicht. Wenn wir
das Bistum als lYumpf ausspielen
wollen, dann müssen alle Ibile mit
machen. Und so freut es mich, dass
im Bistum Brücken entstehen.
Namen & Notizen
Kathedralen-Bau
Zum Gedenken an den letzten
russischen Zaren, Nikolaus II.,
der mit seiner Familie 1918 er
mordet wurde, wird eine Kathe
drale gebaut. Das Gotteshaus
wird in Jekaterinburg erstellt,
wo sich das Haus der Bewacher
der Zarenfamilie befand.
Karl May-Akte
Im Archiv der Glaubenskongre
gation in Rom, das seit 1998 der
Wissenschaft zugänglich ist, be
findet sich eine Akte über den
deutschen Volksschriftsteller
Karl May. Der Schriftsteller war
1910 von anonymer Seite ange
zeigt worden, weil er in seinen
Spätwerken «Ideologien von ei
ner universellen Weltreligion»
verbreitet habe. Ein Verbot sei
ner Bücher unterblieb.
Immer fleissig
Der 73-jährige katholische Erz-
bischof von Milwaukee, Rem-
bert G. Weakland, hat nach 36
Ehrendoktoraten jetzt sein
«richtiges)» absolviert, das er
1953 begonnen hatte.
Ökumene
Unter dem Motto «Mit Christus
Grenzen überschreiten» findet
am Pfingstmontag in Strassburg
ein ökumenisches Treffen von
Christen aller Konfessionen des
Elsasses, Süddeutschlands und
der Schweiz statt. Daran neh
men auch der Basler Bischof
Kurt Koch und sein Weihbischof
Martin Gächter teil.
Theologenschelte
Der Präsident der Europäischen
Gesellschaft für Katholische
Theologie, Gerhard Larcher, hat
seine Vereinigung gegen die Kri
tik des vatikanischen Kurienerz
bischofs Paul Josef Cordes in
Schutz genommen, der behauptet
hatte, dass an den theologischen
Fakultäten im deutschsprachigen
Raum ständig versucht werde, die
Rolle des Papstes zu untergraben.