Liechtensteiner Volksblatt
Kultur
Mittwoch, 31. Mai 2000 23
Intelligentes Programm mit Spass
Pressekonferenz von «The Little Big One 2000» in Vaduz
wird. Wir wollen eine grössere Breite
anbieten, unterschiedliche Schattie
rungen der Musikwelt aufzeigen. So
können wir in diesem Jahr ein Pro
gramm präsentieren, das auf der einen
Seite Neues bringt, auf der anderen
Bewährtes mischt und noch die eine
oder andere Überraschung bringt.»
Das Programm
Die Grundstimmung des Festivals
«The Little Big One» ist im Jahr 2000
mehr denn je die Vielseitigkeit und die
besondere Atmosphäre eines Stadtfes
tes. Mit den aktuellen Trends, vor allem
in den Bereichen Worldmusic oder
Ethno, den multikulturellen und welt
verbindenden Elementen, wird «The
Little Big One» dem Publikum ein
spannendes Programm bieten. Die be
stätigten Gruppen sind: «Blumentopf»
(die fünf Hip-Hop-Besessenen), «Hea-
ther Nova» (Songwriterin aus Bermu
da), «Nomad», der New-York-verwur-
zelte Australier, «Paco Sery» (Syno
nym für phänomenales Schlagzeug),
«Juan de Marcos" Afro Cuban All
Stars» (die Vereinigung der wichtig
sten kubanischen Musiker), die listigen
«Stop the Shoppers», «Him» aus Finn
land, «Johnny Clegg & Savuka» (die
Unser Bild zeigt von links: Gerolf Hauser, Pressebüro, Veranstalter Michael Gatten
hof, Roman Banzer filr Kommunikation (Bild: Ingrid)
Musik des «weissen Zulu» aus Südafri
ka), «Natacha» (die Berner Mundart-
Rocklady), sieben der ursprünglichen
Mitglieder von Bob Marley and Fami-
lyman die die «The Wailers» die Reg-
gae-Legende fortführen, «Ruby Tur
ner» (personifizierte Rhythm&Blues
Stimmgewalt), «Dionysos» aus Frank
reich, der kecke Berner Mundartsän
ger «Florian Ast», die Dubliner Band
«The Commitments» mit ihrem mit
reissenden Sound und die Traditional-
«Als Vaduz noch einen Hafen hatte»
«Vision»: Ingo Ospelt liest, rezitiert und spielt Erzählungen von Mathias Ospelt
zer Kommissar Bärlach. Nicht einmal
einen Berger Winnetou haben wir, ganz
zu schweigen von einem Oberländer
Tristan oder einer Unterländer Isolde.
Kartoffeljahre ist also ein Versuch,
Liechtenstein eine Geschichte mit Figu
ren zu geben.»
Die private Vision
«Einmal lese ich Texte von Mathias,
andere rezitiere ich, spreche sie also
auswendig», führte Ingo Ospelt weiter
aus. «Ich habe also literarisches Materi
al, das mich verpflichtet. Zuerst wollte
ich einen Abend machen, ähnlich wie
Dario Fos «Tigerin», dessen Text aus'
dem Improvisieren heraus entstanden
ist. Das geht mit den Texten von Ma
thias nicht; die Literatur ginge verloren,
würde unscharf. Darum lese ich einige
der entsprechenden Texte. Andere Tex
te von Mathias haben eine Art theatra
lischen Charakter, sind wie für einen
Film gemacht; die spreche ich nicht nur,
sondern spiele auf der Bühne, eine Art
szenische Lesung. Also nicht einfach
dasitzen mit einem Glas Mineralwasser
und etwas ablesen. Es sind drei Erzäh
lungen, wie Mathias sagte: «eine sehr
kurze, eine kurze und eine längere.»
Die Madonnenfigur auf der Einla
dungskarte könne man «ausschneiden
und auf den Nachttisch stellen, man
kann sie anders anziehen, ausziehen
kann man sie nicht. Und so hat man
dann seine kleine private Erscheinung
oder Vision.» Ein unpolitischer und
spannender Abend mit Visionen und
Ingo Ospelt und den Texten des Schrift
stellers Mathias Ospelt.
«Vision» im Kellertheater Vaduz: In
go Ospelt liest, rezitiert und spielt drei
Erzählungen von Mathias Ospelt. 1. bis
3. Juni und 8. bis 10. Juni, jeweils 20.30
Uhr. Vorverkauf: Bücherwurm, Vaduz;
Leanders Weinladen, Schaan, und Buch
handlung Omni in Eschen.Telefonische
Vorbestellung unter 00411942 00 61.
Veranstalter Michael Gattenhof,
Roman Banzer, zuständig für den
Bereich Kommunikation, und
Gerolf Hauser (Bereich Medien)
luden die internationale Presse
ein, sich über die Neuigkeiten
von «The Little Big One 2000»,
das vom 18. bis 20. August statt*
findet, zu informieren.
«Das Programm von «The Little Big
One 2000» zeigt eine klare Weiterent
wicklung des letztjährigen Trends, kon
zeptionell wie inhaltlich,» heisst es im
Pressetext. Wer wie «The Little Big
One» in die qualitative Breite geht,
braucht keine kommerzielle Spitze,
kein einsames Highlight umgeben von
«No Names».
Grössere Breite
Dazu sagte Michael Gattenhof: «Das
Festival hat nur dann eine Daseinsbe
rechtigung, wenn wir uns sehr bewusst
differenzieren und abgrenzen von an
deren Festivals. Wir können und wol
len nicht mithalten mit irgendwelchen
Riesenacts. Schon im vergangenen
Jahr haben wir mit unserem Programm
den Weg skizziert, wie es weiter gehen
Mathias sei nicht «nur» Kabarettist,
sagt Ingo Ospelt über seinen Bruder,
sondern auch Schriftsteller mit einer
gewissen Ironie. «Diese Ironie ist ein
fach in ihm; selbst wenn er es könnte, so
denke ich, wäre es völlig falsch, wenn er
sich davon lösen würde. Zu seiner Sicht-
weise des Lebens gehört auch eine ge
wisse Ironie.»
Gerolf Hauser
Die Texte unter dem Titel «Vision», die
Ingo Ospelt liest, haben nichts mit Ka
barett zu tun, auch wenn dabei Fragen
auftauchen wie: «Was tun, wenn einem
plötzlich die Jungfrau Maria erscheint?
Wenn die Frau realisiert, dass der Gatte,
den der Teufel holen soll, bereits von je
nem geholt worden ist?» oder «Wie war
das, als Vaduz noch einen Hafen hatte?»
Die letzte Frage stammt aus «Kartof
feljahre», eine «Erzählung von der Gier
und der Blödheit. Aus einer Zeit, als Va
«Bad Ragartz» nennt sich die alle drei
Jahre stattfindende Skulpturenausstel-
lung in und um Bad Ragaz. Am Sonntag
war die Eröffnung der 1. THennale «Bad
Ragartz», die das Einfügen des Wortes
«art» in den Namen Ragaz in die Tat um
setzt: Kunst inmitten des Lebens von Bad
Ragaz.
Gerolf Hauser
Wie bei einem grossen Volksfest, mit Mu
sik, Freibier und Wurst, trafen sich die
Menschen auf dem Dorfplatz mit den
Künstlerinnen und ihren Skulpturen. 48
Künstlerinnen aus Deutschland, Frank
reich, Italien, Japan, Liechtenstein,
Österreich und der Schweiz zeigen ihre
Arbeiten, unter ihnen Hugo Marxer und
Georg Malin.
Die Weite der Landschaft
Rolf Hohmeister, Chefarzt am medizi
nischen Zentrum und Initiant der Aus
stellung, begrüsste die Gäste: «Kultur
soll Zeichen setzen für die Zukunft. Kul
turarbeit ist unverzichtbar im Kampf ge
gen die heutige Schnelllebigkeit, Ober
flächlichkeit, Gleichgültigkeit und allge
meine Mutlosigkeit. Unser Thema heisst
«Plätze, Menschen, Begegnungen».
Mensch und Platz gehören zusammen,
Menschen geben dem Platz seine eigent
lich Funktion und Bestimmung. Wir wol-
» T
duz noch seinen Hafen hatte». Sie er
zählt, was geschieht, wenn ein Rhein
schiffkapitän im Nebel bei Vaduz anlegt
und glaubt, er sei bereits in Chur. Ingo
Ospelt sagte dem VOLKSBLATT auf
die Frage, was «Vision» bedeute: «Das
bezieht sich auf die Inhalte. Was allen
Texten eigen ist, ist, dass sie mit einer
Vision zu tun haben, z.B. die Erinne
rung an jemanden oder Erscheinungen
oder «wie es hätte sein können.» Über
den Text «Kartoffeljahre» z.B., den Ma
thias in Schottland geschrieben hat, hat
er gesagt: «Wie du weisst, fehlt es in
Liechtenstein nicht nur am Zugang zu
den sieben Meeren, ihm fehlen auch
Geschichten, Fiktionen und Figuren, li
terarische Figuren. Einmal abgesehen
von den Sagenhelden und den Origina
len der Anekdotensammlungen, die al
lesamt zu nah am wirklichen Leben
sind. Es gibt keinen echten Huckleberry
Finn, keine Balzner Fanny Hill, keine
Schaaner Effie Briest und keinen Vadu-
WBW&Wlt!!
SSHSj
Ingo Ospelt liest, rezitiert und spielt un
ter dem Titel «Vision» Texte des Schrift
stellers Mathias Ospelt im Kellertheater
Vaduzer Saal.
Säule ist ähnlich einer griechischen
Aphrodite-Figur, ein voll- und mehrbu-
siger Frauenkörper. Daneben steht
meine Arbeit: «Das Europa der Zu
kunft», die ich auch in Brüssel gezeigt
habe. Das Pendant dazu, «Das Europa
der Gegenwart», steht bei mir in
Eschen. Damit versuche ich, mit der
Sensibilität des Künstlers zu zeigen, wie
und was Europa in seiner Vielfalt ist.»
Die Künstlerinnen
In Ragaz sind Arbeiten zu sehen von:
Jürg Altherr, Raffael Benazzi, Max Bill,
Arian Blom, Thomas Blumer, Carl Bu
cher, Daniel C.&Associates, Fortunat
Cagienard, Nado Canuti, Girolamo Ci-
ulla, Trudi Demut, Daniel Depoutot,
Annemie Fontana, Albrecht Fürthner,
Ernst Ghenzi, H.R. Giger, Stefan Gort,
Carla Hohmeister, Gottfired Honegger,
Giovanni Huber, Stefan Hübscher,
Robert Indermaur, Jürgen Knubben,
Claudine Leroy, James Licini, Georg
Malin, Hugo Marxer, AI Meier, Pierre
Mettraux, Kurt Laurenz Metzler, Rene
Moser, Otto Müller, Severin Müller,
Ciaire Ochsner, Gio Pomodoro, Anton
Pörtmann, Klaus Prior, Max Ramp,
Shimmi Schadegg, Paolo Seimoni, Da
niel Spoerri, Curt Walter Tannhäuser,
Viliano Tarabella, Kaspar Toggenbur-
ger, Peter Trachsel, Mandy Volz, Willy
Wimpfheimer, KanYasuda.
Blues-Rock-Formation «Bluebones»
aus Liechtenstein. Vier weitere Acts
kommen noch dazu und werden be
kannt gegeben, sowie die Verhandlun
gen abgeschlossen sind.
«The Little Big One» stelle einen
umfassenden Event dar: Mit den bei
den Hauptbühnen, zwischen denen
sich die «Marktmeile» hinzieht als
Treffpunkt und Begegnungsstätte;
durch Einbezug der im Vaduzer-Stadt-
Festival-Gelände liegenden Gastrono
miebetriebe; und, ganz neu, der LLB-
Innenhof, eine Erholungszone mitten
im Festivalgelände unter Einbezug des
dortigen Börsencafes. Aufgrund des
positiven Feedbacks vom vergangenen
Jahr würden die «After-Hour-Partys»
im Bereich des Vaduzer Saals, nach den
Acts auf den Bühnen, weiter ausge
baut. So zeigten der frische, freche
Freitag, der breit gefächerte Samstag
und der Familientag am Sonntag einen
deutlichen Weg hin zur Qualität, weg
vom Gigantismus. «Wir wollen mit den
vorhandenen Ressourcen ein intelli
gentes Programm gestalten, das Spass
macht, ein Programm mit musikali
schen Perlen, die man nicht täglich auf
allen Radiostationen hört», sagte Ro
man Banzer.
REKLAME
V v
Kunst auf allen Plätzen
Begegnungen mit Menschen und Kunst bei der l.Triennale der Skulptur in Bad Ragaz
len uns begegnen, wir wollen verweilen, stehen sollen.» Hugo Marxer: «Es freut
wir wollen diskutieren, wir wollen ausru- mich, dass der Organisator dieser Trien-
hen.» Georg Malin sagte dem Volksblatt: nale, Rolf Hohmeister, mich hierher
«Von mir stehen zwei Stahlwürfel draus- eingeladen hat. Ich habe zwei Skulptu-
sen auf der Golfwiese, inmitten der wei- ren zur Verfügung gestellt, die über die
ten Landschaft, 3,40 mal 3,40 Meter,jede Sommermonate, die Ausstellung geht
drei bis vier Tonnen schwer. Sie stammen bis Ende Oktober, hier in Bad Ragaz
aus meinen Buchstabenserien, sind aus vor dem Quellenhof beim Parkeingang
vorfabrizierten englischen sechs Zenti- stehen. Das ist besonders schön, weil
meter dicken Stahlelementen. Die Weite durch die lange Dauer viele Menschen
der Landschaft auf der Golfwiese tut den die Skulpturen sehen können. Die eine
Skulpturen sehr gut. Hier im Ort würden Arbeit ist eine Säule. Das Thema Säule
sie fast ersticken. Es ist sehr schön, dass beschäftigt mich schon lange, Säule
ich von der Ausstellungsleitung her mit- nicht als tragendes Element, sondern
bestimmen durfte, wo meine Arbeiten als Zeichen, Karyatiden-ähnlich. Diese
Hugo Marxerstellt zwei Skulpturen zur Verfügung, die vordem Quellenhof stehen
J ' l