Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

10 Dienstag, 30. Mai 2000 
Wirtschaft 
Liechtensteiner Volksblatt 
Nachrichten 
Millionen-Auftrag für 
EMS-Tochter 
ZÜRICH: Die EMS-Tochter Inventa-Escher 
hat erneut einen Auftrag aus China erhalten. 
Das Industrieunternehmen liefert der Kaiping 
Polyester Enterprises Group in Kaiping eine 
Anlage zur Herstellung von Pblyestergranulat, 
wie EMS am Montag mitteilte. Der Auftrags 
wert liegt bei über 47 Mio. Franken. Inventa-Fi- 
scher habe bereits zehn Produktionsanlagen für 
die Erzeugung von Synthesefasern an diesen 
Kunden geliefert, heisst es. 
Endemol kauft Hubert 
Productions 
HILVERSUM: Die TV-Produktionsgesell- 
schaft Endemol («Big Brother») hat Hubert 
Productions in Frankreich gekauft. Damit sei 
Endemol in Frankreich unter den drei führen 
den unabhängigen TV-Produzenten, teilte das 
Unternehmen am Montag in Hilversum mit. 
Über den Kaufpreis wurden keine Angaben ge 
macht. Hubert Productions hatte nach Ende 
mols Angaben im vorigen Jahr einen Umsatz 
von knapp 60 Mio. Gulden (42,2 Mio. Fr.). Mit 
Spiele-Shows wie «Dröle de Jeu» und «Bigdil», 
die bei TF 1 laufen, habe das Unternehmen 
Marktanteile zwischen 35 und 40 Prozent 
erreicht. 
Investorengruppe um 3i 
übernimmt Knurr 
MÜNCHEN/FÄLLANDEN ZH: Eine Inves 
torengruppe um die Venture-Capital-Gesell- 
schaft 3i übernimmt die Mehrheit an der Mün 
chner Knürr AG. Die Übernahme habe keinen 
Einfluss auf die Schweizerische Knürr-Gesell- 
schaft in Fällanden, teilte Knürr am Montag 
mit. Knürr ist ein Hersteller von Gehäusen für 
elektronische Bauteile und Kommunikations 
geräte. Die Übernahme erfolge im Zuge der 
Nachfolgeregelung. Die Führung der Unterneh 
mensgruppe soll an ein Management-Team 
Ubertragen werden. Keinen direkten Einfluss 
habe der Verkauf der Aktienmehrheit für die 
Schweizer Knürr AG mit ihren rund 60 Be 
schäftigten. Hier handle es sich um eine reine 
Schweizer Firma im Mehrheitsbesitz von 
Schweizer Aktionären, heisst es. 
Subaru-Hersteller Fuji 
Heavy will expandieren 
TOKIO: Der Subaru-Hersteller Fuji Heavy 
Industries hat nach der Bekanntgabe eines 
Gewinnrückgangs einen Wachstumsplan für die 
nächsten fünf Geschäftsjahre vorgelegt. Bis 
zum Geschäftsjahr 2004/5 soll der Umsatz um 
über ein Drittel steigen. Der Nettogewinn soll in 
der gleichen Zeitspanne fast verdoppelt wer 
den, teilte Fuji Heavy am Montag in Tokio wei 
ter mit. Im Geschäftsjahr 1999/2000 sei der kon 
solidierte Nettogewinn um 7 Prozent auf 31,3 
Mrd. Yen (rund 495 Mio. Fr.) gesunken, hieß es, 
Analysten zufolge eignen sich die Zahlen auf 
Grund neuer japanischer Bilanzierungsregeln 
jedoch kaum für Vergleiche oder Prognosen. 
Fuji Heavy ist zu 20 Prozent im Besitz des US- 
Autobauers General Motors (GM). Fuji Heavy 
prognostiziert für das laufende Geschäftsjahr in 
der Gruppe einen erneuten Gewinnrückgang 
auf 25 Mrd. Yen, bedingt durch den starken Yen 
und Rückstellungen für die betriebliche Alters 
vorsorge. 
Siemens EV übernimmt 
Telegyr Systems AG Zug 
ZUG: Siemens Energieübertragung und -Ver 
teilung (Siemens EV) in Erlangen (D) über 
nimmt die Telegyr Systems AG in Zug. Damit 
entsteht im Bereich Netzleittechnik und Ener 
giemanagement eine Gruppe mit 1600 Mitar 
beitern und einem Umsatz von rund 400 Mio. 
Euro (620 Mio. Franken).Telegyr war bisher bei 
Siemens Building Technolgies und - obwohl im 
selben Konzern - ein Konkurrent von Siemens 
EV. Deren Bereich Netzleittechnik und Ener 
giemanagement wird damit laut Communiqud 
der «weltweit leistungsfähigste Anbieter von 
Systemlösungen für die Energiewirtschaft». Die 
Übernahme erfolgte per 19. Mai 2000. Siemens 
EV ist Anbieter von Lösungen und Dienstleis 
tungen für die Energieversorgung in den Berei 
chen Elektrizität, Gas und Wasser. Mit der 
Übernahme ergänzt sie ihr Produkt- und Lö 
sungsportfolio um kleine und mittelgrosse Leit 
stellen. Sie bietet eine vollständig Palette von 
IT- und Kommunkationslösungen an. Gemäss 
Angaben von Telegyr werden Synergien ge 
prüft, die durch die Übernahme entstehen. Ein 
Stellenabbau sei jedoch nicht geplant. 
Strategische Allianz 
ConSors übernimmt Berliner Effektengesellschaft 
NÜRNBERG: Der Internet- 
Wertpapierhändler ConSors 
übernimmt die Mehrheit am 
Makleruntemehmen Berliner 
EfTekfengesellschaft. Dies teil 
te die ConSors Discount-Bro- 
ker AG (Nürnberg) am Mon 
tag mit. 
Wie ConSors weiter mitteilt, wollen 
beide Unternehmen eine Allianz 
mit der Berliner Wertpapierbörse 
bilden mit dem Ziel, eine Online- 
Börse mit dem Schwerpunkt Privat 
anleger aufzubauen. Der Wertpa- 
pierhandel für Privatanleger soll da 
mit billiger werden. 
ConSors übernimmt 
53 Prozent 
ConSors werde in jedem Fall 53 
Prozent der Effektengesellschaft 
übernehmen, teilte die Online- 
Bank mit. Durch den Bezug neuer 
Aktien in bar und über einen Akti 
entausch wolle das Unternehmen 
zunächst rund 16 Prozent des 
Grundkapitals der Berliner Effek 
tengesellschaft AG (BEG) über 
nehmen. 
Ausserdem werde ConSors den 
Aktionären der Effektengesell 
schaft für deren Papiere öffentlich 
Der Internet-Wertpapierhändler ConSors übernimmt die Mehrheit am Maklerunternehmen Berliner Effekten 
gesellschaft. (Bild: Keystone) 
37,40 Euro pro Aktie anbieten, teil 
te ConSors weiter mit. 
Sollte ConSors trotz des öffentli- 
, chen Angebotes weniger als 53 Pro 
zent des Grundkapitals der BEG 
halten, habe das Unternehmen die 
Option, vom bisherigen Hauptak 
tionär, dem Vorstandschef der Ef 
fektengesellschaft Holger Timm, 
weitere Aktien über einen Aktien 
tausch zu übernehmen. 
Ferner werde ConSors auch die 
Mehrheit an der Berliner Effekten 
bank AG übernehmen. Die Trans 
aktion mit einem Gesamtvolumen 
von rund 250 Mio. Euro (395 Mio. 
Fr.) müsse noch durch das Bundes 
kartellamt freigegeben werden. 
Übernahme praktisch unter Dach und Fach 
Mobilfunkfirma Orange wird an France Telecom verkauft 
DÜSSELDORF/PARIS: Die bis 
lang teuerste Übernahme einer Mo- 
bilfunkgesellschaft Ist praktisch un 
ter Dach und Fach. Für umgerech 
net rund 49 Mrd. Euro (etwa 77 
Mrd. Fr.) soll die britische Mannes- 
mann-Tochter Orange an Ftance 
Telecom verkauft werden. 
Peter Lessmann 
Wie die Deutsche Presse-Agentur 
aus Unternehmenskreisen erfuhr, 
wollten die Aufsichtsräte von Fran 
ce Tälgcom, Mannesmann und des 
sen Eigentümer Vodafone Air- 
Touch noch am Montag den Ver 
kauf endgültig besiegeln. Die Be 
kanntgabe des Milliarden-Deals ist 
für Dienstag geplant. 
Vodafone muss sich nach der er 
folgreichen Mannesmann-Über 
nahme aus Wettbewerbsgründen 
von dessen britischer Mobilfunk 
tochter trennen. Der Düsseldorfer 
Traditionskonzern hatte Orange im 
Oktober vergangenen Jahres für 34 
Mrd. Euro gekauft, unter anderem 
um sich vor einer möglichen feindli 
che Übernahme zu schützen. 
Doch mit diesem Schritt forder 
ten die Düsseldorfer Vodafone auf 
dem Heimatmarkt heraus. Die Bri 
ten konterten und übernahmen 
Mannesmann. Mit den Erlösen aus 
der Trennung von Orange kassiert 
Vodafone nach dem Verkauf der 
Mannesirtann-Industriesparte (9 
Mrd. Euro) ein zweites Mal aus der 
Zerschlagung des Düsseldorfer 
Konzerns. Der weltgrösste Mobil 
funkbetreiber kann die zusätzlichen 
Milliarden gut gebrauchen - vor al 
lem zur Finanzierung der sündhaft 
teuren Lizenzen der dritten Mobil 
funkgeneration. 
In Grossbritannien hatte Vodafo 
ne für rund 20 Mrd. DM eine UM 
TS* Lizenz ersteigert. In Deutsch 
land wird Ende Juli mit ähnlichen 
Preisen gerechnet. 
An einer Übernahme von Orange 
war unter anderem auch der nieder 
ländische Telefonkonzern KPN in 
teressiert. Das Unternehmen hatte 
1999 mit dem Mehrheitserwerb von 
E-Plus den lang angestrebten Ein 
stieg der Franzosen in den deutschen 
Markt in letzter Minute vereitelt. 
Diesmal scheint die France T616- 
com die Nase vorne zu behalten. 
KPN-Sprecher Marinus Potman 
hält die Chancen nicht für sehr 
hoch, dass die «Königlichen» bei 
Orange noch zum Zuge zu kom 
men. «Wir haben immer gesagt, dass 
wir interessiert sind, aber nicht um 
jeden Preis». 
In Branchenkreisen mehren sich 
Stimmen, die bei 8000 Euro pro 
Kunde von einem sehr hohen Preis 
für Orange sprechen. «Ziemlich 
teuer», urteilt Hans Huff von der 
Bankgesellschaft Berlin. Allerdings 
müsse man die Schulden des Unter 
nehmens (3,2 Mrd. Euro) sowie den 
Preis der UMTS-Lizenzen (6,6 Mrd.' 
Euro) abziehen. 
Obwohl sich France TCtecom mit 
der Übernahme von Orange zuneh 
mend als grosser Mobilfunkgigant 
in Europa etablieren kann, 
schmerzt der Griff in den Geldbeu 
tel. Der Intimfeind Deutsche Tele 
kom, mit der sich die Franzosen we 
gen der geplanten und dann ge 
scheiterten Übernahme der Tele 
com Italia völlig zerstritten hatte, 
steht in Grossbritannien besser da. 
Denn der Preis, den die Bonner vor 
knapp einem Jahr für den Orange- 
Konkurrenten One-2-One bezahl 
ten, gilt inzwischen als Schnäpp 
chen. 
Pro Kunde hatte Telekom-Chef 
Ron Sommer rund die Hälfte des 
Preises auf den Usch geblättert, 
den France T616com jetzt für 
Orange zu zahlen bereit ist. Und 
Platz Zwei auf Europas Mobil 
funkmarkt hinter Vodafone Air- 
Touch ist den Franzosen keines 
wegs sicher. Weitere Übernahmen 
der Deutschen Telekom sind ge 
wiss: Als mögliche Kandidaten 
werden die französische Bouygues 
T616com und Telecom Italia Mobi 
le gehandelt. 
2KB verliert drei Topmanager 
Scharfer Abwerbekampf unter den Banken 
ZÜRICH: Bei der Zürcher Kanto 
nalbank (ZKB) haben in kurzer Zeit 
gleich drei Direktoren gekündigt. 
Auch bei anderen Banken dreht sich 
das Jobkarussell in der Vermögens 
verwaltung sehr rasch. Vor allem mit 
hohen Bonuszahlungen werden 
Spitzenleute abgeworben. 
Die ZKB hat seit November insge 
samt drei Schlüsselfiguren verloren. 
Wie Pressesprecher Urs Acker 
mann zu einem Bericht der Sonn- 
tagsZeitung» bestätigte, verlassen 
Heinz Wäch (Leiter Private Ban 
king), Christoph Lanier (Leiter As- 
set Management) und Handelschef 
Eugen Brenner die Bank. 
Eine Führungskrise gebe es bei 
der ZKB nicht, hielt Ackermann 
fest. Alle drei ZKB-Topleute hätten 
sich unabhängig voneinander mit 
einem Karrieresprung verbessern 
können. Brenner sei Partner der 
deutschen Privatbank Sal. Oppen 
heim geworden, Lanter werde Ge 
schäftsleitungsmitglied der Pictet 
Asset Management und Wäch sei in 
die Leitung der Zürcher Ihag Han 
delsbank eingetreten. 
Fluktuation bis zu 15 Prozent 
Auch andere Banken verzeich 
nen im Vermögensverwaltungsge 
schäft rasche Wechsel. «Der Finanz 
dienstleistungssektor in der 
Schweiz expandiert kräftig; Unter 
nehmen setzen Headhunter auf er 
folgreiche Leute ein, um sie abzu 
werben», erklärte Thomas Bär, der 
Verwaltungsratspräsident der Julius 
Bär Gruppe in einem Interview mit 
der «Finanz und Wirtschaft» (Sams 
tagausgabe). 
Bär schätzt die jährliche Fluktua 
tionsrate iitder Branche derzeit auf 
rund 10 bis|l5)Prozent. 
* * » 
Unteres 
Konkurrei 
de im 
epereich 
ipit hohen Bonuszah- 
lungenj verstehen Banken, ihre At 
traktivität als ^Arbeitgeber zu stei 
gern. «Der Abwerbekampf hat sich 
verschärft», bestätigte Ackermann. 
Vor Jahren hätten sich die Banken 
mit hohen Summen um Informati 
ker bemüht. Jetzt werde auf dem 
Arbeitsmarkt mit hohen Bonuszah 
lungen um Anlagerberater und Spe 
zialisten aller Art gekämpft. «Dabei 
liegen wir im Konkurrenzvergleich 
am unteren Ende», räumte Acker 
mann ein. 
ZKB: Übertreibungen 
Die ZKB mache die Übertrei 
bungen bei den Bonuszahlungen 
nicht mit, sagte der Pressesprecher. 
Im letzten Jahr habe die ZKB rund 
50 Mio. Fr. für Boni bezahlt, das sei 
en 11 Prozent des gesamten Perso 
nalaufwandes. Statt «exorbitanter» 
finanzieller Anreize biete die Kan 
tonalbank ihrem Personal eine Rei 
he anderer Faktoren wie Arbeits 
platzsicherheit oder eine besondere 
Firmenkultur. 
Hohe Bonuszahlungen 
Gemäss einer im April veröffent 
lichte Studie der Bankenkommissi- 
on (EBK) gewähren dreiviertel der 
Schweizer Banken ihrem Personal 
Boni. Bei etwas mehr als einem 
Drittel der Banken betragen diese 
Entschädigungen zwischen 25 und 
100 Prozent des Fixlohnes. Bei rund 
10 Prozent werde der feste Lohn 
durch die Boni übertroffen. 
Bei Banken, di^iauptsächlich im 
Zinsdifferenzgeschäft tätig sind, be 
trug 1998 der Durchschnittsbonus 
8800 Fr. pro Person (Maximum 
125 000) Franken. Bei Anlagebera- 
tungs- und Vermögensverwaltungs 
instituten lag der Schnitt bei 31000 
Fr. (Maximum 423000) Franken. 
Nach Angaben der EBK machten 
die Bönuszahlungen bei der UBS 
21 Prozent der Personalkosten und 
bei der Credit Suisse Gruppe gar 
39 Prozent aus. Seit dieser Untersu 
chung haben die Summen weiter zu 
genommen. Wie UBS-Sprecherin 
Monika Dunant auf Anfrage sagte, 
hat die Investment-Bank Warburg 
ihre Personalausgaben im vergan 
genen Quartal um 49 Prozent er 
höht. Grund waren vor allem er 
folgsabhängige Zahlungen an Mit 
arbeiterinnen und Mitarbeiter.
	        

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