Liechtensteiner Volksblatt
Land und Leute
Montag, 29. Mai 2000 5
Schaan, wie es früher war
FBPL Ortsgruppe Schaan lud zu Seniorennachmittag mit Dia-Vortrag
Wie sich das Dorf Schaan wäh
rend einer Generation veränder
te, wurde den Seniorinnen und Se
nioren anlässlich des Dia-Vortra
ges von Jakob Falk bewusst. Ges
tern Nachmittag fanden sich inte
ressierte Seniorinnen zu gemütli
chem Beisammensein im Schaa
ner Rathaussaal ein.
Theres Matt
Herzlich willkommen geheissen wur
den die Gäste von Gemeinderat Albert
Frick. Bei Kaffee und Kuchen liess es
sich an den mit schönen Pfingstrosen-
Sträussen geschmückten Tischen
gemütlich plaudern. Mit irischen Volks
liedern wusste Bryan Hurrigan die
Gäste stimmungsvoll zu unterhalten,
erntete grossen Applaus.
Die alten Strassen noch...
Einen reichhaltigen Schatz an alten
Fotos hinterliess Lehrer Jakob Falk, Va
ter des Schaaner Vorstehers, der damit
einen Dia-Vortrag gestaltete. In unserer
schnell-lebigen Zeit lassen Bilder aus
alten Tagen Rückschau halten. Da wird
sich so manche/r bewusst, wieviele
«Dorf-Lädile» modernen Einkaufszen
tren gewichen sind, wie eine alte
«Schmetta», wie ein «Sprötza-Hüsle»
längst vergangenen Jahren angehören -
jedoch für viele bleibende Erinnerun
gen in sich tragen. Der von vier Pferden
gezogene Schnee-Schlitten, alte Stras-
senstücke mit Häusern, von denen viele
nicht mehr stehen, Dorfbrunnen und
Dorfplätze, Wiesen mit alten Obstbäu
men und vor Jahren gepflanzte Seiden-
beer-Bäume geben Anlass zu Unterhal
tung - doch wird wenig von einer «gu-
REKLAME
Die Seniorinnen und Senioren gemessen die musikalische Umrahmung des Gitarristen aus Irland.
ten alten Zeit» berichtet, vielmehr von
der AHV, von den Waschmaschinen,
von so vielem, was das Leben erleich
tert. Alte Bilder vom St. Peter mit dem
1\irm aus Holz, dem Hirm beim Fried
hof, dem «Dux-Kirchile» mit der Auf
schrift «Maria zum Trost», der Aufzug
der zwei neuen und der vier renovierten
Glocken bei der Pfarrkirche weckten
Erinnerung. Dass auch viele Gasthäu
ser in Betrieb waren und heute noch -
renoviert und ausgebaut - weiterbeste
hen, bezeugten die Aufnahmen, wie
auch der bereits seit 1928 abgehaltene
Jahrmarkt. Der erste Fabrikbetrieb, die
1933 eröffnete Zahnfabrik, weitere Be
triebe, die sich allmählich zu Grosskon
zernen in Schaans Gemarkungen ent-
(Bilder: Ingrid)
wickelten, verwiesen auf ein stetig
wachsendes Dorf inmitten des Landes.
Die Bewirtschaftung von Feldern,
Wiesen und Wingerten haben bei so
manchen alten Leuten «s'Schaffa uf em
Feld scho vo Jung a» wachgerufen. Auch
den Rheineinbruch 1927 erlebten viele
hautnah. Ein 1933 gesetzter Gedenkstein
erinnert daran. Mit einem Gewicht von
260 Zentnern wurde dieser Gneisblock
vom Vanolaboden, nahe Planken, unter
mühevollem Arbeitseinsatz transpor
tiert. Mit Hilfe von nur zwei Stockwinden
wurde der Stein innert zwölf Ibgen vier
Kilometer weit von fünf Mitgliedern der
Schaaner Feuerwehr an die Zollstrasse
befördert. Beim Verlegen des Gedenk
steins anlässlich der Strassenregluierung
1977 wurde die am 25. April 1933 ver-
fasste Urkunde gefunden. Sie endet:
«Möge uns Gott vor so grossen Un
glücken wie im Herbst 1927 in alle Zeiten
bewahren. Sollte einmal jemand diese
Schrift lesen, so möge er auch andern von
diesen Tagen Kunde sagen und denken,
dass wir trotz allem, im Glauben an Gott,
Not und Elend, in Dankbarkeit unsern
Helfern, zu tragen wissen».
Sich zusammenfinden
Das Grün unverbauter Landschaft,
die idyllischen Plätze, das einfache Dor
fleben liess die rasche Entwicklung ei
nes Gemeindewesens sichtbar werden,
zeigte die Gegensätze von früher und
heute. Die Dorfgemeinschaft, das Sich-
Kennen und Zusammenfinden ist nicht
mehr so ohne Weiteres gegeben. Einla
dungen wie dieser Seniorennachmittag
verhelfen zu Gemeinschaftssinn, zu
gemütlichem Beisammensein. Hanno
Konrad von der FBPL-Ortsgruppe
Schaan bedankte sich bei allen Teilneh
merinnen.
In 5 Tagen
wird die Menge der Plaudertaschen
kurioserweise ansteigen.
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