Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)


Liechtensteiner Volksblatt 
Ausland 
Samstag, 27. Mai 2000 31 
Nachrichten 
Pinochet wieder zu 
Hause 
SANTIAGO DE CHILE: Chiles früherer Dik 
tator Augusto Pinochet ist gestern wegen Blut 
hochdrucks im Militärspital in der Hauptstadt 
Santiago untersucht worden. Dabei sei unter 
anderem ein Elektrokardiogramm gemacht 
worden, berichtete der Radiosender Bio Bio. 
Anschliessend wurde der frühere Gewaltherr 
scher wieder in seine Residenz gefahren, wo er 
sich seit seiner Rückkehr aus britischem Haus 
arrest im März überwiegend aufhält. Die Stif 
tung Pinochet teilte mit, der Patient leide auch 
an einer akuten Grippe. Pinochet sass in einem 
Rollstuhl. 
Besetzer von den 
Löwen vertrieben 
HARARE: In Simbabwe sind Kämpfer des 
Unabhängigkeitskriegs bei einer Protestaktion 
von Löwen vertrieben worden. Die etwa ein 
hundert Veteranen wollten nach einem Bericht 
der Tageszeitung «Daily ,News» (Freitagausga 
be) einen privaten Tierpark besetzen, um für ih 
re Umsiedlung zu demonstrieren. Als sie dann 
aber auf dem Gelände des Gonarezhoue-Natio- 
nalparks von einer Gruppe freilaufender 
Löwen angegriffen wurden, hätten sie die 
Flucht ergriffen. Dem Zeitungsbericht zufolge 
entgingen sie nur knapp dem Tode. Trotz des 
Löwenangriffs wollen sich die Veteranen aber 
angeblich nicht von ihrer Aktion abhalten las 
sen. Zwischenzeitlich hielten sie ein Gelände an 
der Grenze des Parkes besetzt. In Simbabwe ha 
ben Veteranen des Unabhängigkeitskriegs seit 
Februar mehr als 1300 Farmen von Weissen ge 
stürmt. Sie fordern eine Neuverteilung des Lan 
des zu ihren Gunsten. 
Äthiopien weiter in der 
Offensive 
ADDIS ABEBA: Die äthiopische Armee hat 
ihre Offensive gegen Eritrea fortgesetzt, ob 
wohl sich der Nachbarstaat von den strittigen 
Grenzregionen zurückziehen will. Die OAU lud 
die Kriegsgegner für Montag zu Gesprächen 
nach Algier ein. Gestern teilte ein Regierungs 
sprecher in Addis Abeba mit, dass zwei weitere 
Ortschaften rund um die bereits eroberte Stadt 
Zalambessa 100 Kilometer südlich von Asmara 
überrannt worden seien. An der Front nördlich 
von Zalambessa gingen die Kämpfe unvermin 
dert weiter. Dabei wurden Artillerie, Kampfhe 
likopter und Kampfflugzeuge eingesetzt. Erit 
rea zog nach eigenen Angaben seine Truppen 
vom mittleren Frontabschnitt ab und erklärte 
sich zu Friedensgesprächen bereit. Das Aussen- 
ministerium teilte in Asmara mit, am Frontab 
schnitt bei Zalambessa habe Eritrea seine Thip- 
pen hinter die vor Ausbruch des Krieges im Mai 
1998 gültige Grenzlinie zurückgezogen. Nach 
Gesprächen mit dem algerischen Präsidenten 
und derzeitigen Vorsitzenden der Organisation 
Afrikanischer Staaten (OAU), Abdelaziz Bou- 
teflika, sagte die Regierung in Asmara zu, Sol 
daten aus Bada und Bure im Südosten des Lan 
des zurückzukommandieren. Die Gebiete Bada 
und Bure gelten als der letzte Teil, den Äthiopi 
en «unter eritreischer Besetzung» sieht. 
Gewerkschaft kritisiert 
Kinderarbeit in Italien 
ROM: In Italien werden fast eine halbe Million 
Kinder unter 15 Jahren zur Arbeit gezwungen. 
Kinderarbeit gebe es nicht nur im wirtschaflich 
schwachen Süden des Landes, sondern auch im 
wohlhabenden Norden, erklärte ein Gewerk 
schaftsvertreter am Freitag in Salerno. Vielen 
Eltern im Norden fehle die Einsicht, dais Schul 
bildung ihren Kindern einen besseren Leben 
standard ermöglicht. In Süditalien hingegen 
bleibe vielen Eltem keine andere Wahl, als ihre 
Kinder zur Aufbesserung des Familieneinkom 
mens zur Arbeit zu schicken, heisst es in der über 
zwei Jahre geführten Kinderarbeits- Studie der 
Gewerkschaft CGIL. Die CGIL empfiehlt Itali 
ens Unternehmen, der Kinderarbeit durch einen 
Verhaltenskodex entgegenzutreten. 
Friedenssicherung nötig 
Nach dem Abzug Israels aus Südlibanon: Blauhelme beginnen mit ihrer Arbeit 
NAKURA: Nach dem Abzug 
der israelischen Truppen hat die 
UNO-Thippe UNIFIL in Südli 
banon mit der Friedenssiche- 
rung begonnen. Dies teilte am 
freitag ein Offizier der Blau 
helmsoldaten im libanesisch-is 
raelischen Grenzgebiet mit. 
Die UNO schicke Patrouillen aus, 
um den Abzug zu überprüfen und 
zu verifizieren, sagte der UNO-Son- 
dergesandte für den Nahen Osten, 
Terje Roed-Larsen. An zwölf Stel 
len müssten noch Unklarheiten 
überprüft werden. In einigen Tagen 
werde die UNO wissen, ob der Ab 
zug vollständig ist und es keine dies 
bezüglichen Forderungen mehr an 
Israel gebe. 
Libanon sicherte der UNO zu, die 
Entscheidung des UNO-Sicher 
heitsrates über den Grenzverlauf zu 
respektieren, wie Terje Roed-Lar 
sen in der libanesischen Hauptstadt 
mitteilte. Am Freitag wurden Karto 
graphen der UNO im Grenzgebiet 
erwartet, um in den kommenden 
drei Wochen den genauen Grenz 
verlauf festzulegen. 
Die UNO erklärte erneut, dass 
die umstrittenen Schebaa-Farmen 
an der Grenze Libanons zu Syrien 
nicht vom israelischen Truppen 
rückzug betroffen seien. «Diese Or- 

Nach dem Rückzug der israelischen Armee aus dem Südlibanon sind die Panzer eine neue Attraktion. Einmal auf 
einem Ungetüm sitzen und sich dabei sogar noch fotografieren lassen, ist fiir die Menschen eine ganz besondere At 
traktion. (Bild: Keystone) 
te gehören nicht zum Einsatzgebiet 
der UNIFIL», sagte UNO-Sprecher 
Fred Eckhard in New York. 
Bei der Verabschiedung der 
UNO-Resolutionen hätten die Far 
men nicht zu Libanon gehört. Das 
Gebiet war früher syrisch. Damas 
kus behauptet, die Region schon 
vor dem Sechs-Tage-Krieg an Liba 
non übertragen zu haben. 
Die radikal-islamische Hisbollah- 
Miliz im Libanon drohte Israel mit 
EU-Sanktionen verurteilt 
Berliner CDU-Fraktion: Einsatz für Aufhebung der Sanktionen 
WIEN: Die Berliner CDU-FYaktion 
setzt sich fiir die Aufhebung der 
EU-Sanktionen gegen Österreich 
ein. Sie verurteilte diese Massnah 
men als völlig ungerechtfertigt und 
für die österreichische Bevölkerung 
demütigend, hiess es in einer Reso 
lution. 
In der gestern Abend einstimmig 
angenommenen Resolution forder 
ten die Christdemokraten konkret 
die Mitgliedstaaten der Europäi 
schen Union (EU) und insbeson 
dere die deutsche Bundesregierung 
auf, die Sanktionen unverzüglich 
aufzuheben. Als Zeichen der Soli 
darität Djut,(|ein unter EU-Druck 
stehen Land hielt die Berliner 
CDU-Fraktion eine Klausurtagung 
in Wien. 
Zuvor hatte die aus 75 Personen 
bestehende Fraktion unter anderem 
mit EU-Kommissarin Michaele 
Schreyer und dem österreichischen 
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel 
über die Chancen und Risiken der 
EU-Erweiterung debattiert. 
Die österreichische Aussenmini- 
sterin Benita Ferrero-Waldner äus- 
Wahlvorgang «nicht frei und fair» 
OAS und US-Institute lehnen Wahlbeobachtung in Peru ab 
LIMA: Die Organisation Amerika 
nischer Staaten (OAS) beteiligt sich 
nicht an der Beobachtung der fiir 
Sonntag vorgesehenen zweiten 
Runde der Präsidentenwahl in Peru. 
Gemessen an internationalen Stan 
dards könne der Wahlvorgang nicht 
als frei und fair bezeichnet werden, 
hiess es in einer am Donnerstag ver 
öffentlichten Erklärung der OAS. 
Auch Wahlbeobachter aus den 
USA sagten die geplante Überwa 
chung der zweiten Wahlrunde ab. 
Nachdem die peruanischen Wahl 
behörden eine Verschiebung der 
Stichwahl ablehnten, handle es sich 
nicht mehr um eine glaubwürdige 
demokratische Abstimmung. 
Gemeinsame Erklärung 
Dies teilten das Carter Center 
und das National Democratic Insti 
tute (NDI) am Donnerstag in der 
peruanischen Hauptstadt Lima 
mit. Die Wahl am Sonntag erfülle 
nicht ein Minimum an internatio 
nalen Standards, hiess es in einer 
gemeinsamen Erklärung der US- 
Institute. 
Der Herausforderer von Amtsin 
haber Alberto Fujimori, Alejandro 
Toledo, und die OAS hatten wie 
derholt gefordert, die Stichwahl 
um drei Wochen zu verschieben, da 
die organisatorischen Vorbereitun 
gen noch nicht abgeschlossen seien. 
Computer-Programme 
funktionieren 
Die nationale Wahlkommission 
erklärte, ein Test habe ergeben, dass 
das Computer-Programm für die 
Stichwahl funktioniere. Die OAS- 
Beobachter hatten dies noch am 
Montag bestritten. Toledo hat Fuji 
mori vorgeworfen, er plane einen 
grossen Wahlbetrug. Er verzichtet, 
Angriffen, sollte es die Bauernhöfe 
an der Grenze zu Syrien nicht kom 
plett räumen. Die Schebaa-Höfe am 
Fusse des Berges Hermon seien 
libanesisch und würden notfalls mit 
Gewalt zurückerobert. 
ISSÄri 
fkÖpAÜf^twa 3W000 (3«£ai^ j 
.suchungsgefängnis^undHaft-' 7 
serte an der Tagung Bedenken ge 
gen Überlegungen des deutschen 
Aussenministers Joschka Fischer 
zur EU. Fischer sehe die Zukunft 
der EU in einem Übergang vom 
Staatenbund zu einer vollen Parla 
mentarisierung in einer europäi 
schen Föderation, sagte die Ministe 
rin bei der Klausurtagung der Berli 
ner CDU. Ferrero-Waldner sagte, 
jedes Nachdenken über eine ver 
stärkte Zusammenarbeit müsse 
trotzdem sicherstellen, dass die EU 
offen bleibe für jedes Mitglied, das 
sich dazugesellen wolle. 
am Sonntag gegen Fujimori anzu 
treten und forderte seine Anhänger 
zum Wahlboykott auf 
Die Stichwahl war notwendig ge 
worden, weil beim ersten Wahlgang 
im April kein Kandidat die absolute 
Mehrheit von mehr als 50 Prozent 
der Stimmen der 25 Millionen 
Wahlberechtigten erreicht hatte. Da 
sich die Bekanntgabe des Wahler 
gebnisses vor einem Monat verzö 
gert hatte, hatte die Opposition 
Wahlbetrug vermutet. 
Protestierende Peruaner vernichten Wahlplakate mit dem Bild von Präsident 
Alberto Fujimori. (Bild: Keystone) 
Politiker 
verurteilt 
SAO PAULO: In Brasilien sind 
zwei prominente Politiker we 
gen Korruption verurteilt wor 
den. Der Bürgermeister von Sao 
Paulo, Celso Pitta, musste ges 
tern seinen Sessel im Rathaus 
räumen. Er war zuvor vom Ge 
richtshof der Wirtschaftsmetro 
pole des Amtes enthoben wor 
den. Bereits am Vorabend war 
die frühere Wirtschaftsministe 
rin Zelia Cardoso de Meilo in 
Brasilia zu 13 Jahren und vier 
Monaten Haft verurteilt wor 
den. Beide kündigten sofort Be 
rufung an. Der 48-jährige Pitta 
hatte auf Anordnung der Justiz 
bereits Ende März sein Amt ab 
geben müssen, war damals aber 
nach erfolgreicher Anfechtung 
schon nach drei Tagen wieder ins 
Rathaus eingezogen. Dem ers 
ten schwarzen Bürgermeister 
Sao Paulos wird zur Last gelegt, 
Kredite in Höhe von umgerech 
net gegen eine Million Franken 
des Unternehmers Jorge Yunes 
zu ungewöhnlich günstigen Kon 
ditionen angenommen und im 
Gegenzug «politische Gefällig 
keiten» gewährt zu haben. Die in 
New York als Professorin leben 
de Cardoso de Mello wurde für 
schuldig befunden «illegale Pri 
vilegien» erhalten zu haben.
	        

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