Liechtensteiner Volksblatt
Kultur
Samstag, 27. Mai 2000 13
Nachrichten
Kammermusikabend
mit Nino Rota
ESCHEN: «Wetten, dass Sie seine Musik schon
gehört haben - aber den Namen: Nino Rota?».
So schrieb das VOLKSBLATT über die Reihe
von Veranstaltungen über Nino Rota, den Kom
ponisten zu Filmen wie z.B. «La Dolce Vita»,
«Rocco und seine Brüder», «Der Leopard»,
«Der Pate» oder «Romeo und Julia».
Nino Rota (1911-1979) war ein äusserst viel
seitiger Komponist, der neben seinen berühm
ten Filmmusiken auch Sonaten, Klavier
stücke, Kammermusik, Oratorien, Opern, Me
lodramen und Ballettmusik geschrieben hatte.
Die Veranstalter Lotte Schwarz und Graziano
Mandozzi Hessen mit der Kammermusik am
Donnerstagabend im Musikschulzentrum
Eschen eine weitere Seite der aussergewöhnli-
chen Persönlichkeit Nino Rota aufleuchten,
ausgeführt von Lehrerinnen der Liechtensteini
schen Musikschule (Monika Nachbaur und
Istvan Korody (Klavier), Helga Frommelt (Vio
line), Rita Varch (Oboe), Manfred Büchel und
Klaus Beck (Klarinette), Werner Gloor (Fa
gott), Gaston Oehri (Horn) und Hossein Sa-
miejan (Flöte).
Leider fanden nur wenige Zuhörerlnnen den
Weg in den Peter Kaiser-Saal; das ist bedauer
lich, denn auch dieser Abend zeigte die Vielsei
tigkeit des Komponisten - und das Können der
Ausführenden. Eine Antwort auf die Frage nach
dem Stil, dem Markenzeichen des Komponisten
Rota wird erschwert durch diese Vielseitigkeit.
Aber vielleicht ist gerade das das Typische - und
ein gewisses untermalendes Element, d.h. Mu
sik, und hier lässt sich der Filmkomponist nicht
verleugnen, die innere, bewegliche Bilder erste
hen lässt, auch dann, wenn es Musik um der Mu
sik willen ist, wie an diesem Kammermusik
abend.
Der Abend begann mit «Petite offrande mu-
sicale» für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fa
gott, von Rota 1955 komponiert. In schöner Ge
meinsamkeit spielten Hossein Samiejan, Rita
Varch, Manfred Büchel, Gaston Oehri und Wer
ner Gloor sowohl die langsamen wie schnellen
Sätze, die nahtlos ineinander übergingen. Bei
der folgenden Sonate für Klarinette und Kla
vier (Klaus Beck und Monika Nachbaur) waren
die zehn Jahre Unterschied, Rota schrieb das
Stück 1945, deutlich zu hören - schlichter im
harmonischen wie rhythmischen Aufbau, «schö
ner» sozusagen - ein reibungsloses Werk, tadel
los gespielt. 30 Jahre später, 1975, entstand die
Toccata für Fagott und Klavier (Werner Gloor
und Monika Nachbaur). Mit diesem rhythmisch
geprägten Stück, das von den Spielern virtuosen
Einsatz verlangt, zeigt sich Rota als zeitgenössi
scher Musiker. Werner Gloor spielte den Part,
der vom Fagott eine unglaubliche Beweglich
keit fordert, den gesamten Tonumfang (mit vie
len Oktavsprüngen) und alle Dynamikregister
ausnutzt, ausgezeichnet, grossartig begleitet von
Monika Nachbaur. Den Abschluss bildete das
Trio in C-Dur für Flöte, Violine und Klavier,
1958 geschrieben. Das anspruchsvolle Werk, so
wohl im Rhythmus wie in den Melodien, z.B.
viele Doppelgriffe in der Geige, hatte, vor allem
im letzten Satz, einen fast diabolischen Charak
ter mit der Ostinato-Begleitung des Klaviers
und dem häufigen Gegeneinander von Flöte
und Geige, das oft, noch «unheimlicher» wir
kend, in parallele Läufe mündete. Helga From
melt, Hossein Samiejan und Istvan Korody
meisterten das schwierige Stück. Helga From
melt kündete die Zugabe an mit «Wir versuchen
den letzten Satz noch einmal». Tatsächlich ver
schwanden dann die kleineren Unregelmässig
keiten. Gerolf Hauser
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Hochstehendes Programm
Konzert der Jugendsinfonietta Liechtenstein und des Flötenchores mit Uraufführung von Marco Schädler
Heute Samstag, den 27. Mai
2000 um 20 Uhr findet im Ge
meindesaal Eschen ein Kon
zert der Jugendsinfonietta
Liechtenstein, Leitung Helga
Frommelt-Torkos, und des Flö
tenchores der Musikschule,
Leitung Hossein Samiejan,
statt. Aufgrand der grossen Er
folge dieser beiden Ensembles
in den letzten Jahren kann das
Publikum ein hochstehendes
Konzert mit einem anspruchs
vollen Programm und enga
giert aufspielenden jungen
Musikerinnen und Musikern
erwarten.
Die Jugendsinfonietta hat sich zu ei
nem voll ausgebauten Sinfonieor
chester mit 52 Mitgliedern ent
wickelt, das mit seinen Leistungen
das Publikum immer wieder in Er
staunen versetzt. Der Flötenchor
mit acht Mitgliedern hat schon bei
diversen Wettbewerben erste Preise
gewonnen. Der gewichtigste Pro
grammteil wird die Uraufführung
eines grossen Werkes des liechten
steinischen Komponisten Marco
Schädler aus Triesenberg sein. Mar
co Schädler hat für die Jugendsinfo
nietta auf Auftrag von Josef From-
Heute um 20 Uhr gibt die Jugendsinfonietta Liechtenstein unter der Leitung von Helga Frommelt ein Konzert, in des
sen Zentrum die Uraufführung der neuen Komposition von Marco Schädler »Sinfonietta in 4 Sätzen» steht
melt ein viersätziges Werk mit dem
Titel «Sinfonietta» geschrieben, das
er der «Jugendsinfonietta» gewid
met hat. Im weiteren Programm
werden die «Ouverturen classique»
von Mozart, das bekannte «Baccha
nale» aus der Oper «Samson und
Daliah» von Camille Sain-Seans, die
Musik zum Film «Der Prinz von
Ägypten» von Stephan Schwarz
und eine längere Suite aus dem
berühmten Musical «Miss Saigon»
von J. C. Schönberg zu hören sein.
Der Flötenchor wird Ausschnitte
aus der Suite «Aus Holbergs Zeit»
von Eduard Grieg, die berühmte
Air von Bach, den Ungarischen
Tanz Nr. 5 von JohanneB Brahms,
die Zigeunerweisen von Pablo Sara-
te und den virtuosen Hummelflug
von Rimski-Korssakov spielen.
Freunde virtuoser Flötenmusik
werden dabei voll auf die Rechnung
kommen. Eintritt frei. Kollekte.
Im Zeichen der Lyrik
Liechtensteiner Literaturtage an diesem Wochenende im Haus Stein-Egerta in Schaan
Die 5. Liechtensteiner Literaturta
ge stehen diesmal im Zeichen der
Lyrik. Für die alle zwei Jahre im
frühling stattfindende Grossveran
staltung konnten für die Lesungen
namhafte Literatinnen gewonnen
werden.
Die jüngste Vertreterin, JohannaTe-
rese Hartmann, kommt aus Vorarl
berg, ist gerade 20 Jahre jung. Neben
ihrer Lesung wird sie im Salon des
Hauses Stein-Egerta eine Auswahl
ihrer «Konkreten Poesie» zeigen.
Die älteste Vertreterin der Litera
turtage, Hilde Domin, die grosse al
te Dame der deutschen Lyrik, zählt
88 Lenze.
Am Samstag beginnen die Lesun
gen um 13 Uhr mit Johanna Teresa
Hartmann.
Um 14 Uhr liest Iren Nigg als Ver
treterin Liechtensteins. Karl Lubo-
mirski (Österreich/Italien) wird um
15 Uhr aus seinen Veröffentlichun
gen lesen. Nach einer Pause setzt
Armin Senser (Schweiz) die Reihe
um 17»llhr fort. Brigitte Oleschinski'
aus Deutschland schliesst den Rei
gen der Lesungen um 19 Uhr für
diesen ersten Tag ab. Bevor das un
terhaltsame Abendprogramm mit
dem bekannten Jazz-Akkordionis-
ten Hans Hassler um 21 Uhr be
ginnt, ist ausreichend Zeit, sich im
Park oder Haus Stein-Egerta mit
Speis und Trank zu stärken.
Der Sonntag beginnt um 11 Uhr
mit einer Matinee, die unter dem
Motto steht: Lyrik - parlando und
die Poetologie umsonst? An der Ge
sprächsrunde zum Thema «Das Ly
rische als Anlass der Sprache» neh
men Brigitte Oleschinski, Walter
Egger und Armin Senser unter der
Moderation von Peter Gilgen teil.
Anschliessend ist Pause und Zeit
für das Mittagessen am Ort.
Den Höhepunkt der gesamten
Veranstaltung bildet um 14 Uhr mit
Sicherheit die Lesung von Hilde
Domin. Um 16 Uhr folgen dann
noch Werner Lutz und um 18 Uhr
Oswald Egger. Mit diesen letzten
Beiträgen gehen die Literaturtage
2000 zu Ende. Im Anschluss an die
einzelnen Lesungen ist jeweils
genügend Zeit eingeräumt, um mit
den Literaten ins Gespräch zu kom
men.
«Cantus Missae» von J.G. Rheinberger
Gleich zweimal erklingen in Vaduz Werke des Liechtensteiner Komponisten Josef Gabriel Rheinberger
Der Studentische Kammerchor zu
Lübeck und der Chor UNIcum vo-
cale Hannover führen am Samstag,
3. Juni, um 18.30 Uhr in der Pfarr
kirche St. Florin während des Got
tesdienstes den «Cantus Missae»
von Josef Gabriel Rheinberger auf,
seine einzige doppelchörige Messe.
In einem Konzert im Anschluss an
den Gottesdienst sind das geistliche
Lied «Bleib bei uns, denn es will
Abend werden» sowie das «Ave
Maria» Rheinbergers zu hören.
Ferner stehen Werke Felix Men-
delssohn-Bartholdys, unter ande
rem «Richte mich Gott» und «Lau-
date pueri», auf dem Programm.
Wiederholt wird der «Cantus Mis
sae» am Sonntag, 4. Juni, um 9.30
Uhr im Gottesdienst der evangeli
schen Kirche in Vaduz-Ebenholz.
Die Leitung der Konzerte haben
Anne Kohler und Eva-Maria Salo-
mon. Der Eintritt ist frei. Um eine
Kollekte wird gebeten.
Der Komponist und sein Werk
Josef Gabriel Rheinberger wurde
am 17. März 1839 als Sohn eines
fürstlichen Rentmeisters in Vaduz
geboren. Schon früh zeigte sich sein
aussergewöhnliches musikalisches
Talent.
Bereits mit sieben Jahren spielte
er im Gottesdienst Orgel und kom
ponierte kleinere Werke. Mit zwölf
Jahren, 1851, kam er an das Münch
ner Konservatorium. Hier wurde
ihm nach Abschluss seines Studi
ums, 1859, die Stelle eines Klavier
lehrers angeboten, ein Jahr später
die für Komposition. Nebenbei
wirkte Rheinberger als Organist an
Nebst dem Studentischen Kammerchor Lübeck wird auch das UNIcum vo-
cale Hannover (Bild) bei «Cantus Missae» unter der Leitung von Anne
Kohler und Eva-Maria Solomon mitwirken
einer Münchner Kirche. 1877 er
nannte ihn König Ludwig II. zum
Hofkapellmeister für Kirchenmu
sik.
Messgesang für
achtstimmigen Chor
Mit seiner Lehrtätigkeit, die
Rheinberger bis zu seinem Tod am
25. November 1901 ausübte, und sei
nen Kompositionen erwarb er sich
bald einen grossen internationalen
Ruf. Schwerpunkt seines Schaffens
ist die Vokalmusik, der gegenüber
die kammermusikalischen und sym
phonischen Gattungen zurücktre
ten. Mit der Ernennung zum Hofka
pellmeister drängen die geistlichen
Werke in den Vordergrund. So sind
von Rheinberger nicht weniger als
18 Messkompositionen bekannt.
Der «Cantus Missae» (Messgesang)
nimmt insofern eine Sonderstellung
ein, da er rein a cappella und für
achtstimmigen Chor gearbeitet ist.
Nur fünf Tage, vom 13. bis 18. Janu
ar 1878, brauchte Rheinberger, um
dieses Werk zu vollenden. Uraufge
führt wurde es am 1. Januar 1879 in
München.