Liechtensteiner Volksblatt
Ausland
Donnerstag, 25. Mai 2000 31
Nachrichten
Gegen Terrorismus und
Extremismus
MINSK: Russland und fünf weitere ehemalige
Sowjetrepubliken haben am Mittwoch eine en
gere Kooperation bei der Bekämpfung von Ter
rorismus und islamischem Extremismus verein
bart. Der russische Präsident Wladimir Putin und
seine Kollegen aus Weissrussland, Armenien, Ka
sachstan, Kirgisistan und Tadschikistan verab
schiedeten auf einer Konferenz in der weissrussi-
schen Hauptstadt Minsk neun Dokumente, die
eine Wiederbelebung eines Vertrages über kol
lektive Sicherheit aus dem Jahr 1992 vorsehen.
Nachrichtenagenturen meldeten, Russland habe
bereits vollständige Pläne für einen Militärschlag
gegen Afghanistan ausgearbeitet. Russland wirft
Afghanistan vor, tschetschenische Rebellen zu
unterstützen. Das Sicherheitsabkommen sieht
zudem ein gemeinsames Vorgehen gegen Dro
gen- und Waffenschmuggel vor. Putin sagte nach
der Konferenz, der Vertrag stelle das wichtigste
Instrument zur Erhaltung des Friedens in der
Gegenwart und der Zukunft dar. An dem Treffen
nahmen auch die Aussen- und Verteidigungsmi
nister der Länder teil.
Spionageprozess gegen
iranische Juden
TEHERAN: In der südiranischen Stadt Schiras
ist am Mittwoch die achte und voraussichtlich
letzte Runde im Prozess gegen 13 iranische Ju
den eröffnet worden, die der Spionage für Israel
beschuldigt werden. Nach Justizangaben aus
Schiras wurden auch die im Februar auf Kaution
auf freien Fuss gesetzten drei Angeklagten in
das Verfahren einbezogen, das unter Ausschluss
der Öffentlichkeit stattfindet. Wie der Vorsitzen
de des Justizwesens der Provinz Fars, Hussein-
Ali Amiri, mitteilte, will sich das Gericht nun mit
der Urteilsfindung befassen. Mit dem Spruch
wird bis Mitte Juni gerechnet. Bei einer Verur
teilung droht den Beschuldigten die Todesstrafe.
Rugova für rasche
Unabhängigkeit
PARIS: Der gemässigte Albaner-Führer Ibra
him Rugova hat sich gestern in Paris für eine
«rasche Unabhängigkeit» des Kosovo und ge
gen ein «Gross-Albanien» ausgesprochen. Die
Schaffung eines grossen Albanien könnte die
Region erneut in eine «grosse Tragödie» stür
zen, sagte Rugova vor französischen Abgeord
neten. «Ich arbeite für die Unabhängigkeit.» Sie
werde die Albaner in der Region beruhigen
«und auch ein Signal an Belgrad sein, dass die
Würfel gefallen sind». Bei den Kommunalwah
len im Oktober im Kosovo steht der LDK-Par-
tei Rugovas als politischer Hauptgegner die
Nachfolgeorganisation der UCK-Miliz gegen
über. Auch diese Partei (PPDK; neu Demokra
tische Partei Kosovos PDK) will ein unabhängi
ges Kosovo.
Immunität Pinochets
aufgehoben?
SANTIAGO DE CHILE: Ein chilenisches Ge
richt hat nach Berichten lokaler Medien die Im
munität des früheren Diktators Augusto Pino
chet am Dienstag (Ortszeit) aufgehoben. Ge
richtspräsident Rüben Ballesteros bestätigte
die Berichte zunächst nicht. Die Entscheidung
sei gefallen, aber deren Inhalt werde erst in ein
bis zwei Wochen nach der Unterzeichnung
durch alle 22 Richter bekannt gegeben, sagte
Ballesteros. Die Nachrichtenagentur AFP be
kam von einem Gerichtsmitarbeiter, der ano
nym bleiben wollte, allerdings eine Bestätigung
für den Beschluss. Pinochet könnte dadurch we
gen der Verbrechen unter der Militärdiktatur
(1973 - 1990) vor Gericht gestellt werden. Bis
zur Rückkehr zur Demokratie fielen mehr als
3000 Menschen der Diktatur zum Opfer. Aller
dings ist gegen die Entscheidung des Gerichts
noch Berufung beim Obersten Gerichtshof
möglich. Die 22 Richter des Plenums des Beru
fungsgerichts waren am Dienstag überraschend
zusammengetreten. Sie entschieden nach den
Medienberichten, die Immunität des 84-Jähri
gen als Senator auf Lebenszeit aufzuheben.
liifriünii i ti^'iiitii i'ii'tiflMiiiiiBiTnro
Rückzug aus dem Südlibanon
Libanon feiert den israelischen Abzug - Forderungen nach Freigabe der Golanhöhen
JERUSALEM: Israel hat am
Mittwoch seine 22 Jahre dau
ernde Besetzung Südlibanons
beendet. Die letzten israeli
schen Soldaten Uberschritten
im Morgengrauen die Grenze
nach Israel, dann schlössen
sich die Tore des Zauns.
Wenig später erschienen in Sicht
weite die Kämpfer der islamischen
Hisbollah, die seit Jahren für diesen
Tag kämpfte. Das von den Israelis
geräumte Gebiet wurde bereits
weitgehend von der Hisbollah über
nommen. Die UNO-Truppe im Li
banon (UNIFIL) berichtete nach
dem Abzug, es habe keine Zwi
schenfälle mehr gegeben.
Bei dem Rückzug wurde nach of
fiziellen Angaben kein israelischer
Soldat verletzt. Für die israelische
Bevölkerung im Grenzgebiet, wel
che die Nacht in Bunkern verbrach
te, wurde am Morgen Entwarnung
gegeben. Kirjat Schmona, die gröss-
te Ortschaft im Norden Israels, glich
am Mittwoch einer Geisterstadt
Abzug begrüsst
Syrien und Libanon begrüssten
den Abzug Israels als «echten Sieg».
Nun müsse aber noch ein vollstän
diger Rückzug Israels von den seit
33 Jahren besetzten Golanhöhen
folgen. In Moskau sprach man von
einem «wichtigen Schritt» im Nah-
ost-Friedensprozess.
Palästinenserpräsident Jassir
Arafat sagte, er hoffe, dass Israel
Mit Hisbollahfahnen freuen sich Israeli und Libanon-Israeli über den geglückten Rückzug. (Bild: Keystone)
nun auch jene Teile der UNO-Reso-
lutionen 242 und 338 umsetzen wer
de, welche die Palästinenser betref
fen. In Gaza demonstrierten die
Menschen mit Plakaten, auf denen
stand: «Heute Libanon und morgen
Palästina».
Jubel bei der Rückkehr
Die Israeli zogen unter dem
Schutz von Artilleriefeuer und Luft
waffe ab. In langen Konvois brach
ten gepanzerte Fahrzeuge,Truppen
transporter und Privatwagen die
meist sehr jungen Soldaten zurück
nach Israel.
Heimkehrende Soldaten brachen
in Jubel aus, als sie israelischen Bo
den unter den Füssen hatten. «Alles
in allem war es die vielen Opfer
nicht wert», meinte einer der jungen
Männer. Insgesamt sind während
Angst vor längerer Isolation
Berliner CDU macht Sölidaritäts-Reise nach Österreich
der 22-jährigen Besatzung Südliba
nons etwa 1000 israelische Soldaten
getötet worden.
Verraten fühlten sich hingegen
viele Bewohner des Südlibanons,
vor allem dort lebende Christen.
«Wir fühlen uns betrogen, die Israe
lis haben uns die kalte Schulter ge
zeigt», sagte eine Frau in Mardscha-
jun, wo sich bis zum Vortag noch das
Hauptquartier der SLA befand.
WIEN: Die Berliner Regionalfrak
tion der deutschen Christdemokra
ten (CDU) reist an diesem Wochen
ende demonstrativ nach Österreich.
Die Klausurtagung ist als Zeichen
der Solidarität mit dem unter EU-
Druck stehen Land gedacht.
Nach Berliner Angaben vom Mitt
woch will der Regierende Bürger
meister Eberhard Diepgen am
kommenden Freitag auch mit dem
österreichischen Bundespräsiden
ten Thomas Klestil zusammentref
fen. «Wir wollen mit der Reise auch
ein Zeichen der Solidarität mit un
serem südlichen Nachbarland set
zen», hatte CDU-Fraktionschef
Klaus Landowsky im Vorfeld er
klärt.
Die österreichische Bundesregie
rung glaubt nicht an ein rasches En
de ihrer politischen Isolierung
durch die 14 EU-Partner. Frühes
tens beim EU-Gipfeltreffen in Porto
im kommenden Monat werde sich
etwas tun, sagte Aussenministerin
Benita Ferrero-Waldner von der
•konservativen Volkspartei (ÖVP)
am Mittwoch in einem Interview des
ORF-Radios. Es bleibe abzuwarten,
ob es beim Gipfel zu einer Aufhe
bung der Sanktionen kommen wer
de. Die Äusserungen des portugiesi
schen EU-Ratsvorsitzenden Anto
nio Guterres seien zwar ermutigend.
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Einigung bei NATO
Enge Abstimmung mit USA verlangt
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FLORENZ: Die NATO erwartet
von den USA eine enge Abstim
mung beim Aufbau eines nationa
len Raketenabwehrsystems (Natio
nal Missile Defense, NMD). Das ha
ben die NATO-Aussenminister am
Mittwoch bei ihrer Frühjahrstagung
in Florenz erklärt.
In den Beratungen hatten zahlrei
che europäische NATO-Staaten vor
einem Alleingang der USA mit
ihren Raketenschutzschild-Plänen
gewarnt. Dabei ging es unter ande
rem um mögliche Auswirkungen
auf die internationalen Beziehun
gen etwa zu Russland und China.
Im Schlusscommuniquö der Früh
jahrstagung heisst es: «Wir begrüs-
sen die Zusicherung der Vereinig
ten Staaten, dass die Ansichten der
Alliierten bei der weiteren Ent
wicklung ihrer Pläne berücksichtigt
werden.»
Unter den europäischen NATO-
Staaten gibt es Befürchtungen, dass
ein Raketenabwehrsystem der
USA den Vertrag über die Raketen
abwehr, den Anti Ballistic Missile
Treaty (ABM) von 1972, in Frage
stellen und eine neue Aufrüstungs-
spirale in Gang setzen könnte.
Anstrengende Zeiten ßr Madeleine
Albright beim NATO-Meeting in
Florenz. (Bild: Keystone)
Moskau ist gegen die US-Pläne
und sieht den Vertrag zur Begren
zung nationaler Raketenabwehrsys
teme (ABM) von 1972 gefährdet.
Der ABM-Vertrag erlaubt Russ
land und den USA nur je ein lokal
eng begrenztes Abwehrsystem.
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Kunstauktionen in Zürich
5. - 8. Juni 2000
Möbel
Asiatica
Schmuck
Porzellan
Bilder und Graphik
des 19./20. Jh.
weltweite
Modern Art Auktion
Vorbesichtigung
26. Mai - 4. Juni
(1. Juni geschlossen)
"W
vom 14. bis 16. Juni
Marmorbüste, Simone Blanco,
Renaissance, Venedig um 1530/50,
Höhe 44 cm.
Repräsentanz in Liechtenstein:
von Deichmann AG, Bendererstrasse 33, FL-9494 Schaan
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