18 Donnerstag, 25. Mai 2000
Sport
Liechtensteiner Volksblatt
Erstes Liechtensteiner Bogen-Gold
Liechtensteins Bogenschützten-Equipe holt zweimal Gold bei den Archery Games der Kleinstaaten in Malta
Zum ersten Mal nahm an den 3.
Archery Games der Kleinstaaten
auch eine Delegation aus Liech
tenstein teil. Die kleine Equipe
um Teamcoach Daniel Sochin ver
mochte es, die Teilnehmer aus Zy
pern, Luxemburg, Monaco, San
Marino und Malta, die sich letzte
Woche allesamt unter der Obhut
von Gastgeber Malta getroffen
hatten, zu verblüffen. Von der
erstmaligen Teilnahme kamen die
Liechtensteiner gleich mit zwei
Goldmedaillen heim.
Kevin Lutz
Nachdem die Mitglieder der Liechten
steiner Bogenschützen-Gilde auf eine
Teilnahme an den ersten beiden Aus
tragungen der Archery-Games für
Kleinstaaten verzichtet hatten, machte
man sich heuer erstmals auf den Weg
nach Malta, um sich mit fünf weiteren
Kleinstaaten-Vertretern in zwei Kate
gorien zu messen.
Als erstes stand der Mannschafts
wettkampf in der Disziplin des «Com
pound» auf dem Programm. Es galt zu
Beginn zweimal 36 Pfeile auf eine Dis
tanz von 70 m zu schiessen. Nach die
sem Grunddurchgang stand die fünf
köpfige Truppe aus Liechtenstein auf
dem zweiten Zwischenrang, was gleich
bedeutend mit der Halbfinalqualifikati
on war. Christopher Lüthi stand zwi
schenzeitlich auf dem fünften und Wer
ner Berger auf dem achten Platz, ge
folgt von Johann Beck auf Rang neun.
Lediglich Mario Sieber versagten ein
wenig die Nerven, und so fand er sich
auf der 15. Position wieder.
Neuer Modus: neues Glück
Ab dem Halbfinale wurde nach einem
für die Liechtensteiner völlig unbe
kannten Modus geschossen: drei Schüt
zen hatten nacheinander innerhalb von
drei Minuten je drei Pfeile zu platzieren;
dies wurde jeweils noch zweimal wie-
Die erfolgreichen Liechtensteiner Bogenschützen: von links Christopher Liithi, Johann Beck, Daniel Sochin (Coach), Werner
Berger und Mario Sieber.
derholt. Lüthi, Berger und Beck stellten
sich dieser Aufgabe und besiegten
prompt Favorit San Marino deutlich
mit 230:200 Punkten. Im Finale traf man
schliesslich auf Gastgeber Malta, das
zuvor Luxemburg aus dem Rennen um
die Goldmedaille geworfen hatte. Im
bis auf den letzten Schuss spannenden
Final lagen die Liechtensteiner nach
zwei Durchgängen mit drei Punkten
knapp in Führung. Als allerletzter
Schütze spannte Johann Beck seinen
Bogen, doch litt er offensichtlich unter
der Anspannung und erzielte mit sei
nem letzten Pfeil lediglich fünf Punkte.
Der Traum vom Gold schien schon aus
geträumt, als das offizielle Schlusser
gebnis eingeblendet wurde, welches
Liechtenstein doch noch einen denkbar
knappen Sieg mit 233:232 Punkten be
scheinigte.
Zwei interne Duelle
Tags darauf stand der Einzelwett
kampf im «Compound» auf dem Pro
gramm. Zunächst wurde mit den Vor-
rundenergebnissen des Teamwett
kampfs gerechnet, wodurch sich Chris
topher Lüthi und Werner Berger direkt
für die Achtelfinals qualifiziert hatten,
während Johann Beck und Mario
Sieber erst eine Relegationsrunde zu
überstehen hatten.
Beide meisterten ihre Aufgabe prob
lemlos, und so kam' es im* Achtelfinal
zum ersten internen Duell: Beck traf
auf seinen Teamkollegen Berger, der
ihn mit 3 Punkten Vorsprung aus dem
Zeit gefordert werden, und so qualifi-
zierte er sich mit 24 Punkten Vorsprung
fürs Finale, in dem er auf den Berger-
Bezwinger Ambrosiani traf. Nach ei
nem fulminanten Beginn mit nicht we
niger als 59 von 60 möglichen Punkten
nützten alle Anstrengungen des Mal
tesers nichts mehr, und er musste sich
mit der Silbermedaille zufrieden geben,
während Christopher Lüthi bereits die
zweite Goldmedaille für Liechtenstein
in Empfang nehmen durfte.
Liechtenstein wird sicher nicht
mehr unterschätzt
Wenn in zwei Jahren die nächsten
Kleinstaatenspiele der Bogenschützen
in Luxemburg oder Monaco über die
Bühne gehen, werden die Liechtenstei
ner sicher von niemandem mehr unter
schätzt werden.
Ranglisten
Compound, Herren/Team: 1. Liech
tenstein. 2. Malta. 3. Luxemburg. 4. San
Marino. 5. Monaco.
Compound, Herren/Einzel: 1. Lüthi
Christopher, LIE. 2. Ambrosiani, SMR.
3. Pace, MLT. 4. Vartican, MON. 5. Sie
ber Mario, LIE. 6. Berger Werner, LIE.
Fernen 12. Beck Johann, LIE.
Rennen warf. Lüthi fertigte seinen Kon
trahenten seinerseits mit über 30 Punk
ten Vorsprung ab, während sich Sieber,
der sich vom Lapsus vom Vortag erholt
zu haben schien, einen unerbittlichen
Zweikampf mit dem vormals zweitplat
zierten Fabbri aus San Marino lieferte,
den der Liechtensteiner schliesslich
knapp für sich entscheiden konnte. In
der nächsten Runde traf dieser aller
dings auf seinen in Bestform antreten
den Teamkollegen Lüthi, welcher Sie
bers Ambitionen ein Ende setzte. Der
dritte im Bunde, Berger, hatte in Am
brosiani aus Malta ebenfalls seinen
Meister gefunden.
Christopher Lüthi souverän
Im Halbfinale konnte Lüthi zu keiner
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^JLs. S.a
Sport hat in der Leistungsgesellschaft eine grosse Bedeutung
Nachstehend ist ein kurzer Auszug aus dem Jahresbericht 1999 des LOSV-Präsidenten Josef Eberle abgedruckt
LOSV-Präsident Josef Eberle darf auf acht erfolgreiche Jahre zurückblicken.
Mit diesem Jahresbericht verabschiede
ich mich nach achtjähriger Tätigkeit als
Präsident von der Spitze des LOSV. Ich
erlaube mir deshalb, in meinem letzten
Jahresbericht nicht nur auf das Be
richtsjahr, sondern vielmehr auf meine
ganze achtjährige Präsidentschaft
zurückzublicken. Gleichzeitig gestatte
ich mir, an dieser Stelle auch einige per
sönliche Gedanken zum liechtensteini
schen Sport darzulegen.
Im Juni 1992 wurden der Sportverband,
das Olympische Komitee und die Sport
hilfe in einer gemeinsamen Organisati
on, dem liechtensteinischen Olympi
schen Sportverband LOSV, zusammen
geführt. Dieser Zusammenschluss soll
te mehr Effizienz, bessere Überschau
barkeit für die Sportfamilie sowie für
die Öffentlichkeit bringen. Acht Jahre
nach dieser Zusammenlegung darf die
ser Schritt sicherlich als richtig einge
stuft werden, hat sich die genannte Ziel
setzung doch weitgehend erfüllt. Die
Akzeptanz des LOSV in der Bevölke
rung, bei der Regierung und natürlich
bei den Verbänden und Vereinen ist
zweifellos gestiegen.
Die Solidarität unter den Sportlern
und Verbänden hat sich seit der Grün
dung des LOSV spürbar verbessert, sie
muss sich jedoch noch weiter verbes
sern, damit eine echte grosse Sportfa
milie zusammenwachsen kann. Gerade
die fantastischen Lie-Games 1999 ha
ben uns eindrücklich vor Augen ge
führt, was sich selbst im kleinen Liech
tenstein an Grossem bewegen lässt,
wenn alle am gleichen Strick ziehenl
Ich appelliere deshalb an alle Sportler
und Funktionäre, zum Weiterwachsen
der liechtensteinischen Sportfamilie
beizutragen!
t',
Ich wurde damals zum ersten Präsi
denten des LOSV gewählt. In den ver
gangenen Jahren habe ich viele gute Er
fahrungen und Beobachtungen machen
können. Dass nicht immer alles zu mei
ner Zufriedenheit verlaufen ist, kann
meinen positiven Gesamteindruck
nicht trüben.
In meinem ersten Jahresbericht habe
ich vom Fundament des liechtensteini
schen Sports gesprochen. Damals wie
heute gilt immer noch der gleiche
Grundsatz: Das Fundament des liech
tensteinischen Sporthauses sind die
Vereine mit ihren unzähligen ehren
amtlichen Funktionären, den Trainern
und natürlich den vielen Jugendlichen.
Der LOSV ist seit jeher bestrebt, auf
diesem Fundament aufzubauen. In den
Ressorts Ausbildung, Breitensport und
Dienstleistungen wurden diesbezüglich
in den Letzten Jahren verschiedene Ak
tivitäten angeboten. In den Ressorts
Spitzensport und Olympia konnten vor
allem diejenigen Sportler profitieren,
denen der Sprung in den internationa
len Spitzen-Sport gelungen ist. Nachste
hend fasse ich einige wichtige Errun
genschaften der einzelnen Ressorts zu
sammen, ohne allzu sehr ins Detail ge
hen zu wollen.
Ressort Ausbildung
Hier war und ist die Zielsetzung, für
die Trainer und Funktionäre Ausbil
dungs-Programme anzubieten, um de
ren ehrenamtliche Tätigkeit zu erleich
tern und zu unterstützen. In der Zwi
schenzeit werden sehr interessante
Kurse angeboten, welche auch sehr gut
besucht werden. Allerdings machen
hier in der Regel leider nur die gut or
ganisierten Verbände Gebrauch. Es wä
re aber wichtig, dass gerade auch Ver-
i
bände und Vereine, in welchen vorüber
gehend weniger Aktivitäten zu ver
zeichnen sind, von diesen Kursen Ge
brauch machen und profitieren. Denn:
Die Kurse vermitteln jeweils viel
Know-how und Ideen für die Führung
von Verbänden und Vereine und tragen
dadurch wiederum zu deren Attrakti
vitätssteigerung bei.
Ressort Spitzensport
Zielsetzung dieses Ressort ist es, den
Spitzensportlerinnen und -Sportlern fi
nanziell, sozial und in persönlichen Be
langen zu helfen. Schon im Mai 1993
konnte der LOSV elf Einzelsportlern
und zwei Mannschaften einen Eliteaus
weis überreichen. Dabei war und ist es
i \
nicht einfach, die nötigen finanziellen
Mittel in Höhe von rund 100 000 Fran
ken Uber Sponsoren aufzubringen. Dies
umso mehr, als wir unsere Verbände bei
der Sponsoren-Suche nicht konkurren
zieren wollen. Aus diesem Grunde ha
ben wir unser Hauptaugenmerk auf
Geldgeber ausserhalb Liechtensteins
konzentriert. In den letzten Jahren
konnte der LOSV den Spitzensportlern
auch in sportmedizinischer Hinsicht
durch den Aufbau eines Ärzte-Teams,
angeführt von Dr. Martin Zinsli, eine
wertvolle Hilfeleistung bieten.
Besonders im Spitzensport wird das
Sportleben immer schnelllebiger. In der
jüngsten Vergangenheit wurde in Liech
tenstein speziell Uber den Spitzensport
viel diskutiert und geschrieben. Im April
ist das Sportgesetz in Kraft getreten. Un
sere Spitzensportler und Verbände set
zen grosse Hoffnungen und Erwartun
gen in dieses Gesetz. Meiner Meinung
nach stellt es für unseren Profi-Sport ei
ne grosse Chance dar. Allerdings bin ich
der Ansicht, dass bis zum Zeitpunkt der
Niederschrift dieses Jahresberichts wich
tige Faktoren für Spitzensportler wie
auch für angehende Spitzensportler -
zum Beispiel soziale Absicherung und
Karriere-Planung - nicht im Gesetz und
auch nicht in der Verordnung zum Sport
gesetz verankert sind.
Persönlicher Dank
Abschliessend ist es mir ein aufrichti
ges Anliegen, allen meinen Kollegen im
Verbandsvorstand sowie im Sportbüro
des LOSV ganz herzlich zu danken.
Mein Dank gilt auch der Fürstlichen
Regierung und dem Sportbeirat für ih
re Unterstützung der Liechtensteini
schen Sportinteressen. In diesen per
sönlichen Dank einschliessen möchte
ich auch alle Verbände und Vereine mit
ihren vielen ehrenamtlichen Funk
tionären und Trainern. Ihnen sowie be
sonders auch unseren Sportlern wün
sche ich auch für die Zukunft viel
Durchhaltewillen und Erfolg.
Ich bin Uberzeugt, dass der Sport, an
gefangen vom Schulsport über den
Breitensport bis zum Spitzensport, ge
rade in unserer heutigen Leistungsge
sellschaft für unsere Gemeinschaft eine
zunehmend wichtige soziale und ge
sundheitspolitische Bedeutung hat.
Diese Tatsache soll uns allen Anreiz ge
nug sein, um uns weiterhin mit viel En
gagement und Freude für die Liechten
steinische Sportfamilie einzusetzen!
Josef Eberle, LOSV-Präsident