6 Donnerstag, 25. Mai 2000
Inland
Liechtensteiner Volksblatt
Neues Verkehrsregime im Ortszentrum
Verkehrstechnische und ortsbauliche Sanierung des Schaaner Zentrums soll in Angriff genommen werden
Die verkehrstechnische und orts
bauliche Sanierung des Ortszent-
rums, verbunden mit einer Neu
ordnung von überbauungsfeindli-
chen Parzellenstrukturen, ist seit
langem das Hauptanliegen der
Schaaner Verkehrs- und Ortspla
nung. Ausgehend vom Kernbe
reich um das Postgebäude wollen
Gemeinde und Land nun gemein
sam das ehrgeizige Projektvorha
ben schrittweise realisieren.
Manfred öhri
Nach Jahren der Vorbereitung verfügt
die Gemeinde Schaan nunmehr über
rechtlich abgesicherte Planungsinstru
mente für die künftige Ortsentwicklung
im Dorfzentrum. Gemäss einem soeben
veröffentlichten Situationsbericht der
Regierung an den Landtag sind die vor
liegenden Planunterlagen bereits so de
tailliert und aussagekräftig, dass sie oh
ne grössere Ergänzungen für die Ein
reichung von Projektbewilligungen
herangezogen werden können.
Projekt «Bereich Nord»
Als ersten Schritt in diese Richtung
haben Regierung und Gemeindebehör
de inzwischen das Einzelprojekt «Be
reich Nord» des Richtplanes genehmigt
und damit die notwendige Rechts
grundlage für die Einleitung des Lan
derwerbsverfahrens und die nachfol
gende Umsetzung des Bauvorhabens
geschaffen. Dieser am Anfang einer
längerfristig angelegten Neugestaltung
stehende Projektierungsabschnitt um-
fasst das zwischen Postgebäude, Bahn
hofstrasse und Feldkircher Strasse lie
gende Gebiet. Die Schwerpunkte der
dort vorgesehenen baulichen Aktivitä
ten sind:
• Tiefgarage: Beim Erweiterungsbau
des Postgebäudes fehlen noch 42 Park
plätze, die vom Land bereitgestellt wer
den müssen. Nach einer ersten Studie
erweist sich der Bau einer Tiefgarage
mit 80 Parkplätzen östlich des Postge
bäudes als sinnvoll und machbar. Ob
und wie weit sich die Gemeinde und an
dere Interessenten an der TYägerschaft
der restlichen 38 Plätze beteiligen wol
len, wird demnächst Gegenstand von
Verhandlungen sein.
• Busbahnhof: Der neue Busbahnhof
(mit 7 Stellplätzen für Linienbusse) soll
als Drehscheibe für den öffentlichen
Verkehr direkt über der Tiefgarage ent
stehen. Ausstattungsmässig ist vorgese
hen, dass der Busplatz aus Komfort
gründen überdacht wird. Zusätzlich
wird geprüft, ob Teilbereiche des neuen
Busbahnhofes mit Hochbauten verse
hen werden sollen. Die Bauherrschaft
wie auch die Finanzierung sollen ge
samthaft dem Land übertragen werden.
• Verkehrsanlagen: Als Strassenneubau
soll eine rund 200 Meter lange VerbJh-
dungsspange Feldkircher Strasse - Ben
derer Strasse - Bahnhofstrasse realisiert
werden. Sie bildet zusammen mit der
Bahnhof- und der Feldkircher Strasse ei
nen grossräumigen Kreisverkehr, der im
Einbahnsystem betrieben wird! Zugleich
wird ein Teilstück der Benderer Strasse
aufgelassen und zur weiteren Verwen
dung (Überbauung etc.) freigegeben.
Die gesamte Lindenkreuzung wird tief
greifend umgebaut und die Fläche für
den fliessenden Verkehr drastisch redu
ziert. An der Bahnhofstrasse werden ge
stalterische Begleitmassnahmen getrof
fen. Sämtliche Strassen im neu entste
henden Einbahnring weisen eine Fahr
bahnbreite von 4 Metern auf und verfü
gen über beidseitig angelegte Fuss- und
Radwege von je 3,25 Meter Breite.
9 Mio. für Landerwerb
Zur Realisierung dieser Bauvorha
ben (in drei Etappen) muss vorerst al
lerdings der notwendige Boden be
schafft werden. Die Landerwerbsakti
vitäten seien äusserst komplex und er
forderten einen grossen verhandlungs
Der erste Projektierungsabschnitt
«Bereich Nord» umfasst däi zwischen
Postgebäude, 'Bahnhofstrasse und■
Feldkircher Strasse liegende Gebiet.
Die baulichen Aktivitäten betreffen
schwerpunktmässig die Errichtung
einer Tiefgarage mit darüber liegen
dem Busbahnhof, die Anlage einer
neuen Verbindungsspange zwischen
Feldkircher- und Bahnhofstrasse
sowie den Um- bzw. Rückbau der
Lindenkreuzung. Rechts ist die Ein
fahrt in die geplante neue Poststrasse
zu erkennen, die parallel zur obigen
Landstrasse bis zum Loch verlaufen
soll. Das Foto zeigt den Bereich, in
dem die neue Verbindungsspange
vorgesehen ist. (Bild: bak)
technischen und finanziellen Aufwand,
heisst es im Bericht. Die Regierung hat
hierfür nun beim Landtag einen Ver
pflichtungskredit in Höhe von 9 Mio.
Franken beantragt. Ihren Angaben zu
folge sind insgesamt 13 Grundstücke
mit einer Gesamtfläche von 14 838
Quadratmetern betroffen. Von diesen
wird eine Abtretungsfläche von 3906
Quadratmetern abverlangt, die sich
durch Reaiersatzleistungen auf netto
3595 Quadratmeter (rund 1000 Klafter)
reduziert. Den geplanten Verkehrsanla
gen müssen auch vier Wohnobjekte
weichen, die nach der Barwert-Metho
de ausgelöst und bereits per Vertrags-
abschluss entschädigt werden sollen.
Bis zur technisch notwendigen Bean
spruchung würde die Nutzung dieser
Gebäude unentgeltlich bei den bisheri
gen Eigentümern verbleiben. Bei opti
malem Verlauf des Landerwerbs dürf
ten laut Regierung 4 Mio. Franken be
reits in diesem Jahr und die restlichen 5
Mio. Franken im Jahr 2001 anfallen.
Die eigentlichen Baukosten für die
Tiefgarage, den Busbahnhof und den
Einbahnring samt neuer Verbindungs
spange werden anhand grober Kosten
schätzungen mit 10 Mio. Franken bezif
fert. Weitere 2 Mio. Franken fallen spä
ter für den Umbau der Landstrasse, des
Lindenplatzes und des Bereichs «Im
Loch» an.
Neue Parallelstrasse
Die nach dem Projekt «Bereich Nord»
geplanten vier Etappen haben zum Ziel,
das Strassennetz im Zentrum um eine
Parallelstrasse westlich der Landstrasse
von der Bahnhofstrasse bis zum Loch zu
erweitern (siehe auch Beitrag unten).
Sowohl an der (attraktiver gestalteten)
Landstrasse wie auch in der neuen
«Poststrasse» wird ein Einbahnverkehr
eingerichtet. Die durch ein Umlegungs
gebiet führende Parallelstrasse dient ne
ben der Aufnahme von übergeordnetem
Verkehr auch der Quartiererschliessung.
Nach heutiger Auffassung sollten alle
mit der Realisierung dieser Spange ver
bundenen Tätigkeiten (Planung, Lan
derwerb, Bau, Unterhalt und Finanzie
rung) von der Gemeinde Schaan ausge
hen, heisst es im Bericht. Alle anderen
im Richtplan aufgeführten Strassenneu-
und -umbauten sind Angelegenheit des
Landes. Darunter fällt auch die Neuge
staltung des Busbahnhofes nach Fertig
stellung der Tiefgarage.
Die Frage, ob und wann die neuer
dings wieder in Diskussion geratene
Umfahrungsstrasse gebaut werde, be
einflusse in diesem Zusammenhang nur
das künftige Verkehrsaufkommen im
Schaaner Ortsgebiet, schreibt die Re
gierung. Ansonsten ändere sie aber
nichts am geplanten Ausbaumodus im
zentralen Verkehrssystem.
Eine Parallelstrasse westlich der Landstrasse
Erläuterungen zur Schaaner Zentrumsplanung - Anpassung der Kernzone an neue Gegebenheiten
Die Gemeinde Schaan hat bereits in
den 70er-Jahren den verkehrstechni
schen und ortsbaulichen Sanierungsbe
darf im Ortskern erkannt und zielge
recht die vernetzte Lösung der Gesamt
problematik vorangetrieben. Dabei
wurden sämtliche Planungsinstrumen
te eingesetzt und die bauliche Umset
zung schon früh planungsbegleitend ins
Auge gefasst. Jetzt steht die Gemeinde
vor der Verwirklichung ihrer planlich
formulierten Ziele.
Der Lösungsansatz wird in einem Si
tuationsbericht der Regierung an den
Landtag, der sich im Juni damit befas
sen wird, wie folgt umschrieben:
Das Strassennetz im Zentrum wird
um eine Parallelstrasse westlich der
Landstrasse von der Bahnhofstrasse bis
zum Loch erweitert. Zur Entflechtung
des Lindenplatzes wird nordseitig ein
'vi '4,
weiträumiger Kreisverkehr mit konse
quenter Einbahnlösung geplant. Die
vorliegende Kernzone wird den neuen
Gegebenheiten angepasst und erfährt
entsprechende Änderungen an ihrer
Peripherie als Übergang zur Wohnzone.
Im Richtplan zum Zonenplan wird ent
lang der überaus stark frequentierten
Hauptstrasse als Reaktion auf die Im
missionen eine Umwidmung von der
Wohnzone in die Wohn- und Gewerbe
zone vorgenommen. Derselbe Richt
plan zum Zonenplan, welcher etappen
weise aufgelegt wird, enthält als ergän
zendes Element zur verkehrlichen Ent
lastung des Ortszentrums die Option ei
ner Umgehungsstrasse, die dort als frei
zu haltendes Trasse aufgeführt ist.
Umlegungen schrittweise
Bebauungsgerechte Parzellenstruk
turen wurden bereits für das Postareal
und mittels Baulandumlegungen für die
Egerta, für das Rössle und das Loch bis
in die Sax erarbeitet. Diese Planungen
beinhalten auch die Angaben für den
Landerwerb entlang den Hauptstrassen
sowie Flächenabzüge und Tauschver
fahren. Aufgrund der oftmals stark di
vergierenden Interessen der Grundei
gentümer, vor allem auch bezüglich des
Zeithorizonts, werden die Umlc'gungen
nicht mehr entsprechend dem gesetz
lichen Baulandumlegungsverfahren,
sondern in Teilschritten durch Arron
dierungen auf dem Verhandlungswege
durchgeführt. Nachdem die Gemeinde
in der Vergangenheit in diesen Gebie
ten Parzellen aufgekauft und abge
tauscht hat, ist sie heute im Besitz der
erforderlichen Manövriermasse an
Grundeigentum. Damit sind wichtige
Voraussetzungen hinsichtlich der anste
henden Entflechtung von Eigentums-
V
Verhältnissen geschaffen worden.
Baulich wird die kernzonengerechte
Bebauung dieser Gebiete mit stark ver
dichteten Wohn- und Geschäftshäusern
angestrebt. Diese Planungsziele sind in
detaillierten Richtplänen samt dazu
gehörigen Spezialvorschriften festge
halten, welche wie auch der Zonen- und
Verkehrsrichtplan zwischenzeitlich von
der Regierung genehmigt wurden. Da
mit kann von einer allseits abgestimm
ten und rechtskräftigen Planungs
grundlage ausgegangen werden.
Um die zahlreichen Bauvorhaben im
Zentrum, welche aus besagten Planun
gen resultieren, nicht zu behindern und
verbindliche Aussagen zum Lander
werb entlang den Hauptstrassen und
der Parallelstrasse gegenüber den Bau
werbern machen zu können, wurden
Vorprojekte mit der detaillierten bauli
chen Ausgestaltung besagter Strassen
in Auftrag gegeben, die als Grundlage
der Landerwerbspläne und zur Beihilfe
bei den Bewilligungsverfahren dienen.»
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