Liechtensteiner Volksblatt
Land und Leute
Dienstag, 23. Mai 2000 9
Region
Radio «HerzSchlaG» auf
Sendung
ST. GALLEN: Seit Montagmorgen 06.00 Uhr
ist das Studentenradio «HerzSchlaG 107.1» der
Universität St. Gallen HSG auf Sendung. Bis
Mitte Juni produzieren und moderieren 30 Stu
dentinnen und Studenten täglich ein Vollpro
gramm.
Am ersten Sendetag war auf Radio «Herz
SchlaG» etwa die Abstimmung über die bilate
ralen Verträge Schweiz-EU ein Thema. In einer
Umfrage äusserten sich HSG-Studierende
überwiegend positiv zum Volksentscheid. Radio ,
«HerzSchlaG» will neben HSG-Kreisen die jün
gere Bevölkerung von Stadt und Region St.
Gallen ansprechen. Abends steht der Sender je
weils Organisationen, Vereinen oder Interes
sierten offen. In der Nacht wird das Programm
von Radio «Aktuell» übernommen. Während
der Ausstrahlungszeit bis am 15. Juni bilden das
Managementsymposisum des ISC sowie der
Uniball thematische Schwerpunkte, wie die
HSG-Radiomacher mitteilten.
Arm fast abgetrennt
SPEICHER: Einer 43-jährigen Frau ist beim
Selbstunfall eines offenen Sportwagens am
Sonntagnachmittag in Speicher beinahe der
rechte Arm abgetrennt worden, wie die Polizei
gestern mitteilte.
Das zweiplätzige Fahrzeug war laut Polizei
angaben wegen überhöhter Geschwindigkeit
ins Schleudern geraten und am rechten Fahr
bahnrand gegen den Eisenzaun gestossen.
Beim Aufprall wurde der Beifahrerin nahezu
der rechte Arm abgetrennt. Die Verletzte wur
de mit einem Helikopter ins Kantonsspital St.
Gallen geflogen werden. Am Fahrzeug ent
stand Sachschaden in der Höhe von rund 15 000
Franken.
Neuer Gemeinde
ammann in Wildhaus
WILDHAUS: Der parteilose Heinz Meier wird
neuer Gemeindeammann von Wildhaus. Meier,
der von einem überparteilichen Komitee vorge
schlagen wurde, erhielt am Sonntag 314 von 347
Stimmen. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.
Auf Vereinzelte entfielen 33 Stimmen. Die
Stimmbeteiligung lag bei 57 Prozent. Heinz
Meier war bisher Gemeinderatsschreiber in der
Toggenburger Gemeinde. Er wird Nachfolger
von Lorenz Liechti.
Aus brennendem Auto
gerettet
BREGENZ: Ein 18-jähriger Vorarlberger Au
tofahrer und sein gleichaltriger Beifahrer sinfl
am Sonntagabend von Unfallzeugen aus ihrem
brennenden Auto geborgen worden. Die beiden
Geretteten mussten ins Spital geflogen werden.
Nach den Ermittlungen der Polizei war Raserei
Ursache des spektakulären Unfalls. Demnach
ist der 18-jährige Lenke um 20.30 Uhr von
Sulzberg in Richtung deutsche Grenze gefah
ren, drehte um und raste mit überhöhter Ge
schwindigkeit in Richtung Ortsmitte. Dabei ver
lor er die Herrschaft über das Fahrzeug, streifte
zwei abgestellte Fahrzeuge und krachte gegen
eine Betonmauer.
Der Unfallwagen fing sofort Feuer, das von
zwei Passanten gelöscht wurde. Die Helfer bar
gen auch die beiden verletzten 18-Jährigen aus
dem Wrack.
Bewaffneter Überfall
auf Freizeitverein
ZIZERS: Zwei maskierte Täter haben am Mon
tag in den frühen Morgenstunden bei einem
Überfall auf einen Freizeitverein in Zizers GR
etwa 2000 Franken sowie mindestens vier Han
dys erbeutet. Die mit Pistolen bewaffneten
Räuber entkamen unerkannt. Laut Angaben
der Kantonspolizei Graubünden stürmten die
Männer das von jugoslawischen Staatsan
gehörigen betriebene Vereinslokal «Fati» kurz
vor 05.00 Uhr.
Den Gästen befahlen sie in deutscher Spra
che, die Hände in die Höhe zu strecken. Danach
mussten sie Bargeld und Mobiltelefone auf ei
nen Tisch legen. Während einer der Täter die
Lage mit zwei Pistolen absicherte,sammelte der
andere die Beute ein.
Blitzschnell verliessen sie danach das Lokal
und verschwanden im Morgengrauen in unbe
kannter Richtung. Die alarmierte Polizei traf
nur noch zwei von insgesamt zehn Geschädig
ten an und konnte sie zum Tathergang befragen.
Die andern Gäste hatten das Lokal inzwischen
verlassen.
Unternehmensethik
in der Wirtschaftspraxis
5. Veranstaltung des «Business-Forums» der Fachhochschule Liechtenstein
Ethik in Forschung und Wirt
schaft? Vielleicht wären hier
mehr als nur ein Fragezeichen
notwendig, denkt man z.B. an
Waffen oder Gentechnologie.
Und so hatte die Fachhoch
schule Liechtenstein als Refe
rentelt Prof. Dr. Josef Wieland
eingeladen, der im Rahmen
der zum Thema «Wirt
schaftsethik - gibt es sie?» vor
ca. 200 Wirtschaftstreibenden
aus der Region Rheintal
sprach.
Gerolf Hauser
Josef Wieland ist Professor für Be
triebswirtschaftslehre mit Schwer
punkt Wirtschafts- und Unterneh
mensethik an der Fachhochschule
Konstanz, ausserdem Direktor des
Zentrums für Wirtschaftsethik des
Deutschen Netzwerks Wirt
schaftsethik. Er erläuterte Hinter
gründe und Konzepte sowie prakti
sche Instrumente der Unterneh
mensethik.
Moralische Erosionsprozesse
Ohne Klärung der Werte, für die
ein Unternehmen steht, seien er
folgreiche Unternehmensstrategien
heute nicht mehr denkbar. Anderer
seits zeugten zahlreiche Korrupti-
ons-, Betrugs- und Veruntreuungsaf-
fairen von einem moralischen Ero-
sionsprozess, der negative gesell
schaftliche Folgen und enorme
Schäden für die Wirtschaft hervor
bringe. Unter der Überschrift «Un-
Dr. Bernd Brilzelmaier von der Fachhochschule Liechtenstein durfte Dr. Jo
sef Wieland (rechts) am Business-Forum begrüssen.
ternehmensethik - ein Widerspruch
in sich selbst?» begann Josef Wie
land mit der Frage, ob Ethik im
Wettbewerb überhaupt möglich, ob
Moral und Wirtschaft nicht unver
träglich seien, und ob moralische
Werte nicht eher ein Karrierehin
dernis darstellten. Heute hätten je
doch mehr als 90 Prozent der nord
amerikanischen Unternehmen einen
«code of ethics» oder «code of con-
duet», 40 Prozent dieser Firmen be
trieben die Umsetzung ihrer «Co
des» durch einen «Ethics Officer».
Jede amerikanische Universität be
ziehungsweise Business School habe
einen Lehrstuhl für Business Ethics.
Diese Tendenz zeige sich, «beschei
dener gestaltet», in Europa.
Triebkräfte der
Unternehmensethik
«Die Globalisierung der Märkte
und die Organisierung weltweiter
Wertschöpfungsketten durch global
agierende Unternehmungen haben
eine ganze Reihe moralisch sensib
ler Fragen aufgeworfen.» Globali
sierung meine nicht nur weltweite
Konkurrenzfähigkeit auf Märkten,
sondern auch weltweite Kooperati
onsfähigkeit zwischen Organisatio
nen. Aus einer Reihe weiterer Fak
toren schloss Josef Wieland: «Es
gibt sehr gute betriebswirtschaftli
che und organisationssoziologische
Gründe für das Comeback der
«weichen» Faktoren in der Wirt
schaft. Unternehmensethik als Ma
nagementaufgabe hat dann aber in
erster Linie nichts mit den Ibgen-
den der einzelnen Akteure zu tun,
die lassen sich nicht managen^ son
dern mit dem Einbau von Wertan
sprüchen und Werthaltungen eines
Unternehmens in seine Führungs-,
Steuerungs- und Kontrollstruktu
ren.» Für diesen Einbau nannte der
Referent den Begriff «Governan-
ceethik». Die entscheidende Frage
laute, ob die Steuerungsstrukturen
eines Unternehmens so konzipiert
seien, dass sie einen Anreiz für mo
ralisches Handeln des Einzelnen im
Unternehmen und in der Wirtschaft
böten. Anhand einer Initiative des
Bayerischen Bauindustrieverban-
des (1996 hatten ca. 40 Mitgliedsfir
men mit einem bauspezifischen
Ethik-Management-System begon
nen) erläuterte Josef Wieland Mög
lichkeiten der Implementierung
verbindlicher Werteprogramme
und Verhaltensstandards in ein Un
ternehmen und schloss mit: «Unter
nehmensethik im Zeitalter der Glo
balisierung und Organisationen ist
eine strategische und operative Ma
nagementaufgabe. Governan-
ceethik betont die Bedeutung der
Gestaltung organisationaler Struk
turen des Unternehmens als An
reizmedium für individuelles mora
lisches Verhalten.»
Wecker im Kühlschrank?
Dr. Albert Lingg spricht über Alltagsbewältigung bei Demenzerkrankung
Im Rahmen des Gemeinschafts
projektes der Gemeindekranken
pflege und des Wohnheims Resch
«Angehörige von Demenzkranken
unterstützen» wurden bereits zwei
Vortragsabende durchgeführt.
Der dritte Vortrag in dieser Reihe
findet heute Dienstag, den 23. Mai
2000, um 19.30 Uhr im Schaaner
Rathaussaal statt.
Er befasst sich vor allem mit
den Fragen, welche Möglichkeiten
den Angehörigen von Demenz
kranken zur Bewältigung des täg
lichen Lebens zur Verfügung ste
hen.
Angehörige von Demenzkran
ken werden manchmal mit Überra-
Dr. Albert Lingg
schungen konfrontiert, weil der
Kranke die Bedeutung und die
Zweckbestimmung von Dingen
nicht mehr erkennen kann. So kann
es geschehen, dass der Wecker im
Kühlschrank aufbewahrt oder das
Geschirr des gedeckten Tisches
fein säuberlich zusammengeräumt
und aufgestapelt wird.
Solche und ähnliche Situationen
können für Angehörige von De
menzkranken zu einer echten Be
lastung werden. Deshalb ist es für
Angehörige wichtig, dass sie sich
über die Demenzerkrankung infor
mieren und darauf achten, auch für
sich selbst immer wieder Freiräu
me und Erholungsphasen zu orga
nisieren. Dr. Albert Lingg ist Leiter
der gerontopsychiatrischen Abtei
lung im Landeskrankenhaus Rank
weil.
Ausserdem ist er als Dozent
beim Internationalen Seminar für
Gerontologie in Berlingen tätig.
Er wird sich in seinem Vortrag
auch der Frage widmen, welche
Orientierungs- und Entlastungs
möglichkeiten Angehörigen von
Demenzkranken zur Verfügung
stehen.
Der Vortrag findet am Dienstag,
den 23. Mai 2000, um 19.30 Uhr
im Rathaussaal Schaan statt und
wird von der Gemeindekranken
pflege und vom Wohnheim Resch
organisiert. Der Eintritt ist frei.
Kollekte.
Neuigkeiten aus der Gastronomie
Gestern Nachmittag führte der Ve
rein Gastronomie Liechtenstein die
Jahresversammlung durch. Unter
dem Traktandum Rückblick auf das
vergangene Vereinsjahr informierte
Roland Büchel, Geschäftsfllhrer
von Liechtenstein Tourismus, über
seine Tätigkeit und über das entste
hende Konzept, welches im Herbst
umgesetzt werden soll. Eine interes
sante Diskussion ist nach dem Vor
trag über die Neuerungen im Aus
länder- und Passamt von Horst
Schädler entstanden Auch die Ver
abschiedung von Manfred Batliner,
Renate Bachmann und Gregor Ott
stellten ein Traktandum dar. An ih
rer Stelle sind nun Oliver Gerstgrass-
ner als Geschäftsführer, Manfred
Kieber als Verbandssekretär und
Arnold Matt als Präsident der Ge
werbe- und Wirtschaftskammer im
Amt. Auf dem Bild ist ein Teil des
Vorstandes: Rudi Gödl, Viktor
Kindle, Hubertus Real, Wilfried Al
tenöder, Arthur Schädler, Claudia
Zechner, Rolf Berger, Kurt Oehry
und Karlheinz öhry (v. I).
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