Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Ausland 
Montag, 22. Mai 2000 23 
llUjLMUg 
Proteste gegen 
Militärparade 
BARCELONA: Mehr als 12 000 Militärgegner 
haben am Samstagabend in Barcelona nach Po 
lizeiangaben gegen eine geplante Parade der 
spanischen Streitkräfte demonstriert. Zu der 
Kundgebung hatten linksnationalistische Par 
teien der autonomen Region Katalonien sowie 
Gewerkschaften und antimilitaristische Grup 
pen aufgerufen. Die Kundgebung richtete sich 
dagegen, dass die spanische Armee ihre Parade 
zum «Tag der Streitkräfte» am 27. Mai in der ka 
talanischen Metropole abhalten will. Viele Ka 
talanen sehen in den spanischen TYuppen eine 
Art von «Besatzungsarmee». Die Demonstrati 
on stand unter der Parole: «Kein Heer vertei 
digt den Frieden.» 
Todesstrafe für 
Palästinenser 
GAZA: Ein palästinensisches Militärgericht in 
Gaza hat gestern zwei Palästinenser in Abwe 
senheit zum Tode verurteilt. Ihnen wurde vor 
geworfen, Israel bei einem Anschlag auf einen 
Hamas-Führer geholfen zu haben. Die beiden 
Verurteilten, Kamal Hammad (54) und sein 
Bruder Husam (36) sollen nach ihrer Flucht aus 
dem Gazastreifen im Jahr 1996 in Israel leben. 
Die Hammad-Brüder waren angeklagt, ein mit 
einem Sprengsatz versehenes Mobiltelefon Jah- 
ja Ajasch untergeschoben zu haben. Ajasch, be 
kannt unter dem Spitznamen «der Ingenieur», 
hatte den bewaffneten Flügel der radikal-isla 
mischen Widerstandsbewegung Hamas geführt. 
Israel bezichtigte ihn, hinter einer Reihe von 
Bombenanschlägen gegen israelische Ziele zu 
stehen. Der in das Mobiltelefon eingebaute 
Sprengsatz war am 15. Januar 1996 von einem is 
raelischen Helikopter aus über Fernbedienung 
zur Explosion gebracht worden, als Ajasch von 
seinem gesicherten Haus seine Familie angeru 
fen hatte. Er war nach der Detonation sofort tot. 
Neuer Gegner für 
Hillary Clinton 
NEWYORK: First Lady Hillary Clinton hat im 
Senatsrennen einen neuen Gegner. Nach dem 
Verzicht des an Prostatakrebs erkrankten New 
Yorker Bürgermeisters Rudolph Giuliani kün 
digte der republikanische Kongressabgeordne 
te Rick Lazio (Bild) seine Kandidatur an. Ex 
perten waren sich am Wochenende aber uneinig 
darüber, ob sich mit dem relativ unbekannten 
Politiker die Wahlchancen für Hillary Clinton 
wesentlich erhöht haben. Zuletzt hatte sie in 
Meinungsumfragen knapp vor Giuliani gele 
gen. Der 55-jährige Bürgermeister hatte am 
Freitag mitgeteilt, dass er sich entschieden ha 
be, seiner Gesundheit Vorrang einzuräumen. 
Der Kampf um den Senatssitz für den Staat 
New York, der durch das Ausscheiden des bis 
herigen Inhabers Daniel Patrick Moynihan frei 
wird, gehört zu den spannendsten Rennen bei 
den US-Wahlen im November. Bisher hat sich 
noch nie eine First Lady um ein solches Amt be 
worben. Der 42-jährige Rick Lazio aus Long Is 
land gilt im Gegensatz zum polarisierenden und 
scharfzüngigen Giuliani als eher moderat. Er 
begann aber seinen Wahlkampf am Samstag mit 
harten Attacken gegen die First Lady, die er als 
«stark links stehend» bezeichnete. 
Geringe Wahlbeteiligung 
ROM: In Italien waren am Sonntag rund 49 Mil 
lionen Stimmberechtigte aufgerufen, bei einem 
Referendum über ein neues Wahlrecht abzu 
stimmen. Damit das Referendum Gültigkeit er 
langt, mussten 50 Prozent der Wahlberechtigten 
plus ein Wähler ihre Stimme abgeben. Bis am 
Nachmittag waren nach offiziellen Angaben nur 
wenige Stimmberechtigte zur Urne gegangen. 
Erst vor einem Jahr war ein Wahlrechts-Refe- 
rendum wegen zu geringer Beteiligung geschei 
tert. Neben diesem Referendum wurde über 
sechs weitere Reformprojekte entscheiden; un 
ter anderem über eine Aufhebung der staatli 
chen Erstattung der Wahlkampfkosten für Par 
teien. 
1 
Kaiserlicher 
Spaziergang 
Der japanische Kaiser Akihito und 
seine Frau Michiko haben am zwei 
ten Tag ihres Privatbesuchs in Genf 
die kleine Waadtländer Ortschaft 
Marchissy besucht. Die 325 Ein 
wohner empfingen die bescheiden 
auftretenden Gäste herzlich. Der 
45-minütige kaiserliche Sonntags 
spaziergang durch das Vorzeige 
städtchen mit herrlichem Blick auf 
Berge und Genfersee führte unter 
anderem am alten Dorfplatz sowie 
an einer 600-jährigen Linde vorbei. 
Auch Trachtenträgerinnen sowie 
bunt geschmückte Kühe kamen zu 
ihrem Auftritt. Zudem erklärten 
zwei Ornithologen dem japani 
schen Kaiserpaar die lokale 
Flora und Fauna. Ein Apero auf 
dem Dorfplatz, an dem rund 250 
Personen teilnahmen, rundete den 
Besuch ab. 
Putsch auf Fidschi 
Putschisten drohen mit Tötung von Geiseln - Schüsse im Parlament 
SUVA: Die Putschisten auf 
den Fidschi- Inseln haben mit 
der Tötung ihrer Geiseln ge 
droht, falls der Präsident des 
Siidsee-Staates die Macht 
nicht abgibt. Am Sonntag Hes 
sen die Rebellen jedoch neun 
ihrer im Parlamentsgebäude in 
Suva festgehaltenen Geiseln 
frei. 
Präsident Ratu Sir Kamisese Mara 
erklärte im Fernsehen, er werde 
trotz Örohungen nicht auf die For 
derungen der Aufständischen ein 
gehen. Mara erklärte auch, dass er 
sich nicht mit Putschistenführer Ge 
orge Speight treffen wolle. Er hoffe 
aber immer noch, dass die Krise 
friedlich gelöst werden könne. 
Speight hatte am Freitag mit be 
waffneten Begleitern das Parlament 
gestürmt und Regierungschef Ma- 
hendra Chaudry und einige Kabi 
nettsmitglieder, darunter auch Ma- 
ras Tochter, als Geiseln genommen. 
Er begründete den Putschversuch 
mit der angeblichen Benachteili 
gung der melanesisch-polynesi- 
schen Urbevölkerung durch die Re 
gierung Chaudhry. 
Geiseln unter Druck 
Der stellvertretende Informati 
onsminister Lekh Ram Vayeshnoi, 
der am Sonntag zusammen mit an 
deren Geiseln von den Putschisten 
freigelassen worden war, berichtete, 
Minister seien mit vorgehaltenen 
Maschinenpistolen zur Aufgabe ih 
rer Ämter gezwungen worden. 
Den Geiseln sei das Sprechen un 
tereinander verboten worden.« 
Chaudhry sei von den Putschisten 
offenbar zusammengeschlagen 
worden und habe einen Zusammen 
bruch erlitten, berichtete Vayeshnoi 
weiter. Im Parlament fielen am 
Sonntag nach Angaben von Zeugen 
Schüsse, als eine Gruppe von 20 
Journalisten das Gebäude betrat. 
Über Tote oder Verletzte gab es kei 
ne Informationen. Der in den USA 
ausgebildete Geschäftsmann 
Speight bestritt, dass sein Komman 
do für die Schüsse verantwortlich 
sei. 
Speight hatte unmittelbar vor den 
Schüssen einer Gruppe von Journa 
listen den Zugang zum besetzten 
Parlamentsgebäude gestattet, nach 
dem der Präsident staatlichen Me 
dien die Veröffentlichung von Er 
klärungen der Putschisten verboten 
hatte. Der Sender Fiji TV musste da 
nach alle Kameras rund um das Par 
lamentsgebäude entfernen. 
Opposition für Putschisten 
Die nationalistische Opposition 
schlug sich unterdessen auf die Sei 
te der Putschisten. In einer gemein 
samen Erklärung forderten die Op 
positionsführer Präsident Ratu Ma- 
Kämpfe in Eritrea 
Humanitäre Katastrophe bahnt sich an 
ADDIS ABEBA: Die anhaltenden 
Kämpfe im Grenzkonflikt am Horn 
von Afrika haben in Eritrea eine 
Massenflucht ausgelöst. Hundert 
tausende Menschen flohen aus 
ihren Dörfern. Zehntausende such 
ten im völlig verarmten Nachbar 
land Sudan Zuflucht. 
Unterdessen rückte die äthiopische 
Armee immer weiter in Eritrea vor. 
Nach monatelanger Waffenruhe 
hatte Äthiopien vergangene Woche 
eine neue Offensive gestartet. 
Nach Angaben des UNO-Flücht- 
lingswerkes (UNHCR) flohen bis 
lang mehr als 20 000 Menschen aus 
Eritrea über die Grenze nach Su 
dan. Die Zahl gehe auf offizielle 
Angaben der sudanesischen Regie 
rung und von Hilfsorganisationen 
zurück,sagte ein UNHCR-Sprecher 
am Sonntag. 
Bisher hätten mehr als 85000 
Menschen in Sudan Zuflucht ge 
sucht, berichtete dagegen der Gou 
verneur des Bundesstaats Kassala, 
Ibrahim Mahmud Hamid. Nach An 
gaben der sudanesischen Zeitung 
«Achbar El-Jum» kommen jede 
Stunde weitere 100 bis 150 Flücht 
linge zu Fuss, auf Eseln oder Last 
wagen über die Grenze. 
Sudanesische Behörden appel 
lierten erneut an die internationale 
Gemeinschaft, zügig mit Lebens 
mittellieferungen zu helfen. Durch 
Dürren und Bürgerkriege ist das 
ostafrikanische Land selbst völlig 
verarmt. 
Auch in Eritrea selber wurden 
wegen der Kämpfe inzwischen 
550000 Menschen vertrieben und 
brauchen humanitäre Hilfe. Dazu 
kommen nach Angaben des eritrei- 
schen Flüchtlingskomitees 320000 
Menschen, die von der Dürre be 
droht sind. Das nordostafrikanische 
Land hat nur rund 3,7 Millionen 
Einwohner. 
Vormarsch Äthiopiens 
Auch am Wochenende setzte die 
äthiopische Armee ihren Vor 
marsch nach Eritrea fort. Die grenz 
nahe Stadt Omhajer sei bereits am 
Samstag eingenommen worden, 
teilte die äthiopische Regierung am 
Sonntag mit. Rund um die Stadt 
Teseney etwa 100 Kilometer weiter 
im Norden sei die eritreische Armee 
bereits auf der Flucht. Die Gefechte 
zwischen Äthiopien und Eritrea 
hatten sich in den vergangenen Ta 
gen von der Grenze ins Landesinne 
re Eritreas ausgebreitet. Die beiden 
ostafrikanischen Nachbarländer 
führen seit zwei Jahren Krieg um ei 
nen rund tausend Kilometer langen 
Grenzstreifen. 
Inzwischen bereiteten sich die 
USA auf die Evakuierung ihrer 
Staatsangehörigen vor. 
Die US-Botschaft in der eritrei- 
schen Hauptstadt Asmara rechnete 
damit, dass sich rund 300 Personen 
für die Evakuierung melden wür 
den. Auch Deutschland plante die 
Evakuierung von Staatsangehöri 
gen. Über ähnliche Schritte der 
Schweiz war am Sonntag nichts be 
kannt. 
ra zum sofortigen Rücktritt auf und 
warnten vor einem drohenden Bür 
gerkrieg. Ratu Mara habe «den 
Kontakt zum Volk der Fidschi ver 
loren». 
Die Nationalisten forderten eine 
Abschaffung der Verfassung und 
warnten, ein Eingreifen der Armee 
zur Beendigung des Putschversu 
ches werde einen «umfassenden 
Bürgerkrieg» nach sich ziehen. Am 
Samstag hatte die Armeeführung 
ihre Loyalität mit Premier Chaud 
hry erklärt. 
Chaudhrys Regierung wird von 
indisch-stämmigen Politikern domi 
niert. Auch Chaudhry selbst ist in- 
disch-stämmig. Der Regierung wird 
vorgeworfen, die ethnischen Kon 
flikte im Südpazifikstaat angeheizt 
zu haben. Indisch-stämmige Fid 
schianer, etwa 44 Prozent der rund 
800 000 Einwohner, stellen die ein 
flussreiche wirtschaftliche Elite des 
Landes. 
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Neue Unruhen; 
Nach netieni^üussclirä't^e^m 1 ! 
"den palästineMischeh :Antono- ; 
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terpräsident Barak „ejlie Reise;! 
nach Washington' a^gesagtr,Zu : 
dem rief er seine Ge§andtetfbei 
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Barak habe entschieden,' die;^ 
Reise wegen der Lage in iiba-,i 
non und den Palästinensergebie-^ 
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Sprecher- des Ministerpräsiden- '; 
' ten nach einer Knsensitzung'der } 
Regierung.^ Ursprünglich ] sollte 
Ehud Baralcjam Dienstagtmit 4 
"Minister für öffentlich^ Sichtig' 
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gleichenJjründen zu Kbnsültt^'- 
.und 
SchwededtfÜherLDeffni&-«ineK 
Friedenssbko 
lzu^l3;>2fepi 
ff •'Baraklnpf; 
Ig* 
Die äthiopische Armee rückt immer weiter in Eritrea vor.
	        

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