Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Donnerstag, 18. Mai 2000 
EBREGIO 
Seite 7 
KULTUR 
Mit viel Idealismus und wenig Geld 
Die Kunsthalle Prisma in Arbon in die achte Saison gestartet 
Von Peter E. Schaufelberger 
Mit einer umfangreichen Aus 
stellung der St. Galler Künstle 
rin Lucie Schenker hat die 
Kunsthalle Prisma in Arbon 
Ende April ihre achte Saison 
begonnen. Träger dieser Insti 
tution ist ein Verein, betrie 
ben wird sie von einem Team, 
das mit viel Idealismus und 
wenig Geld arbeitet. 
Eine alte Fabrik- und Lagerhal 
le am Rand der Altstadt dient 
als Ausstellungsraum. Der wei 
te Raum ist nicht heizbar und 
in der gegen den See hin ange 
bauten zweiten Halle sind Sau- 
rer-Oldtimer untergebracht, 
die bei Ausfahrten die Kunst 
halle in ihrer ganzen Länge 
durchfahren müssen. Die Kon 
sequenzen daraus: Die Halle 
kann nur im Sommerhalbjahr 
benutzt werden, und ein stras- 
senbreiter Mittelgang muss für 
die Oldtimer offen bleiben. 
Die Halle spielt mit 
Trotz diesen Einschränkun 
gen haben seit dem ersten Be- 
triebssommer 35 Kunstschaf 
fende einzeln oder in Gruppen 
im Prisma ausgestellt. Und vor 
allem galt der Grundsatz, dass 
Künstlerinnen und Künstler 
nicht einfach vorhandene Wer 
ke mitbringen, sondern sich auf 
die Halle einlassen, sie in dieser 
oder jener Weise einbeziehen. 
Die riesigen Wände laden Maler 
ein, sich an ungewohnt grosse 
Formate heranzuwagen; das 
warme Kostrot der Eisenträger 
und das durch die hoehliegen- 
den Fenster und den Glasfirst 
über der Ilallenmitte einfallen 
de Licht zwingen zur Auseinan 
dersetzung mit hartkantigen 
Sehattenwiirfen; der asphal 
tierte Hoden mit seinen 
Installationen von Lucie Schenker in der Kunsthalle Prisma in Arbon. 
(Bild: psl 
Flicken, Rissen und Schürfun 
gen bietet sich als Ausgangs 
punkt für Abriebarbeiten an. 
Die klare kubische Gliede 
rung und das tragende Skelett 
der im ersten Drittel des 20. 
Jahrhunderts in einer neu ent 
wickelten Elementbauweise er 
stellten Halle fordern zum Dia 
log in installativen Arbeiten, 
die sich bald das strenge For 
menvokabular des Raums zu 
Eigen machen, bald ein reizvol 
les kontrapunktisches Gegen 
spiel entwickeln. In ihrer bis 3. 
Juni 2000 dauernden Ausstel 
lung nutzt Lucic Sehenkcr den 
Raum nochmals anders: Sic 
nimmt den Begriff der Lager 
halle wörtlich, lagert vorgefun 
dene und gestaltete Objekte 
aus Baumaterialien und Kon 
struktionselementen neben- 
und hintereinander, stellt filig 
rane Skulpturen aus feinma 
schigen Fassadengittern neben 
kompakte Stapel schwerer Ar 
mierungseisen oder baut aus 
Gitterrosten ein ganzes Laby 
rinth. 
I>ic OstNchwciz 
und der Bodcnsccraum 
Stilistisch lässt sich das Pris 
ma-Team nicht festlegen. «För 
derung und Vermittlung zeit 
genössischer Kunst» hat es sich 
in den Vereinsstatuten zur Auf 
gabe gemacht, sich sonst aber 
keine Einschränkungen aufer 
legt. Auch in der Auswahl der 
Kunstschaffenden sind die 
Grenzen weit gezogen: Regio 
nales Schaffen steht zwar im 
Vordergrund, die seenahen Ge 
genden des Thurgaus und das 
naheliegende St. Gallen mit sei 
ner vielfältigen Szene dominie 
ren, doch immer wieder geht 
der Blick auch über den 
See hinweg Richtung Vorarl 
berg und Baden-Württemberg, 
manchmal noch etwas weiter. 
Und neben bereits bekannten 
Künstlerinnen und Künstlern 
finden sich immer wieder jun 
ge, viel versprechende Bega 
bungen. 
Die gute Arbeit des Teams 
und die hohe Qualität der Aus 
stellungen haben die Kunsthal 
le Prisma mittlerweile zu einem 
Ort der Begegnung mit zeit 
genössischem Kunstschaffen 
werden lassen, der über die Re 
gion hinaus beachtet wird. 
Dank der Unterstützung 
durch den Kanton Thurgau und 
die Stadt Arbon ist auch die Fi 
nanzierung so weit gesichert, 
dass der Fortbestand vorder 
band gewährleistet scheint. 
Nur bei der Wahrnehmung 
durch die Medien "hätte das 
Team noch einige Wünsche of 
fen - doch das ist wiederum ein 
anderes Kapitel. 
Der Boden unter dem Seespiegel 
Hologramm vom Bodensee, Relief der Tiefe - eine neue kartografische Erfindung 
Von Franz Kungenberg 
I)ass unter der Silhouette des 
Bodensees eine kaum bekann 
te Landschaft verborgen liegt, 
ahnt man bei besonderen Er 
eignissen am See - Stürmen, 
I lochwasser, Schiffverlusten - 
intensiver. In welch topografi- 
schcn Formen sich das 
Wasservolumen von gegen 50 
knr 1 ausdehnt, zeigt das geo 
dätische topografisehe Holo 
gramm des Seebodens. 
Wie bei einem Relief ersteht 
das «Gelände unter Wasser» 
dreidimensional, räumlich, 
und vermittelt dadurch wert 
volle Umwelterkenntnisse. Der 
blaue Karten fleck, eine «terra 
incognita» vor unserer Tür, 
birgt Interessantes, das der 
vielgestaltigen Seeumgebung 
nicht nachsteht. 
Aspekte der Umwelt 
Ein Aspekt der Umwelt des 
Bodensees ist die «Landschaft» 
des Seebodens, die nach 2000 
Jahren Siedlungsgeschichte 
den Anwohnern immer noch so 
etwas wie eine «terra incogni 
ta» ist. Wohl wurde ein Relief 
des gesamten Seebodens er 
stellt (im Seewasserwerk Sipp 
lingen zu besichtigen), um die 
horizontalen und vertikalen 
Zirkulationsströmungen zu er 
forschen. Diese sind - ver 
gleichbar den atmosphärischen 
Strömungen - für Pflanzen, Tie 
re und mittelbar den Menschen 
bedeutsam, denken wir einer 
seits an die Verfrachtung von 
Schwebstoffen aus den Zuflüs 
sen, von Schadstoffeinträgen 
und andererseits an die Was 
serfassungen. «Bildhauer der 
Berge» betitelte der berühmte 
Kartograf Eduard Imhof einen 
Bericht des Alpen-Clubs über 
die alpinen Gebirgsmodelle in 
der Schweiz. Ein (Säntis-)Re- 
lief ist die anschaulichste kar- 
tografische Darstellung in drei 
Dimensionen. 
Mit Laser und CAD 
Einen andern Weg geht die 
ebenfalls ganz neue Erfindung 

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Foto des Karten-Hologramms im Massstab 1:500 000/1:25000. Wie ein Säntisrelief nur im Original 
seine volle Wirkung entfaltet, gilt dies auch für das Bodensee-Hologramm. (Bild: Foto Gro») 
des topografischen Holo 
gramms. Aus den geodätischen 
Messdaten der Bodenseever 
messung von 1985 bis 1990, 
über industrielles CAD-Verfah- 
ren aufbereitet, mit lasertech 
nischer Holografie abgebildet, 
zeigt das Karten-Hologramm 
auf optisch verblüffende Weise 
räumlieh plastisch wie ein Re 
lief in Postkartengrösse die ein 
drückliche «Landschaft unter 
Wasser». 
Was wird dadurch sichtbar? 
Der Boden des Bodensees lässt 
das kennzeichnende Bild eines 
grossen geologischen Graben 
bruchs erkennen, Zeugnisse 
geologisch junger Verwerfun 
gen, aber auch Uferformen, die 
der Rheingletscher hinterliess. 
Und bei der heutigen Rhein 
mündung schiebt sieh eine 
breite Halde vor mit eigenen 
Talrinnen, die das abtauchende 
Flusswasser erodierte. 
Mit der innovativen (paten 
tierten) kartentechnischen 
Neuheit aus der Region soll 
nicht zuletzt die weit reichende 
Verbundenheit mit unserem 
«Haus-See» Ausdruck finden. 
Es liegt etwas Einzigartiges 
in diesem Bodensee-Holo 
gramm.* In 3D-Darstellung 
nimmt man sehr viel mehr 
Informationen wahr als in einer 
2D-Präsentation, ein weiterer 
Grund für die Shuttle-Radarto 
pographie-Mission (SRTM) der 
NASA im Februar dieses Jah 
res, die bisherige Satellitenauf 
nahmen plastisch aufwertet. 
*) Zu beziehen in verschiedenen Kunst- 
fassunßcn bei VS-l)atn, Postfach, 92(10 
Clossiiu/SG. 
Open Air St Gallen 
setzt auf breiten Mix 
Alternativer Rock, elektronische Beats, Hip 
Hop, südamerikanische Rhythmen und Come- 
dy Acts: Der Programm-Mix am diesjährigen 
Open Air St. Gallen vom 30. Juni bis 2. Juli 
kann kaum breiter sein. Aushängeschilder des 
24. Festivals im lauschigen Sittcrtobel sind 
Moby, Live, Gounting Grows, Skunk Anansie, 
Macy Gray, Xavier Naidoo & Sabrina Setlur, 
Ziggy Marley und - als einzige «Altstars» aus 
den 8()er-Jahren - Iiuey Lewis und die Nits. 
Joe Coeker 
Top-Star in Tufertsehwil 
Joe Coeker kommt ins Toggenburg: Der legen 
däre Bluessänger ist der Top-Star des dies 
jährigen Open Airs in Tufertsehwil (18./19. 
August). Der Altmeister, der schon vor 30 Jah 
ren in Woodstock mit seiner eigenwilligen 
Interpretation des Beatle-Ilits «With a little 
help from my friends» die 68er-Generation be 
geistert hatte, wird mit seiner Stimme auch 
das Publikum von heute in seinen Bann zie 
hen. Im Vorprogramm treten Smokie («Alice») 
und die Berner Rocksängerin Natacha («I war 
so gärn») auf. 
Tufertsehwil wird erreicht über die AI bis Wil, dann 
Richtung Toggunburg-Bazenheid-Lütisburß. Weitere 
Infus unter www.tufertschwil.ch 
Der «King of Cajun » 
am «Waldegg»-Festival 
Das «Waldegg-Festival» findet dieses Jahr be 
reits in achter Auflage statt und bringt zur 
Hauptsache Musik aus dem amerikanischen 
Süden. Als Attraktion ist der hier allerdings 
noch etwas wenig bekannte Jo-El Sonnier zu 
Seit dem dritten Lebensjahr mit der Cajun- 
Musik verbunden: Jo-El Sonnier. 
Gast, der seit über 20 Jahren als unangefoch 
tener «König der Cajun-Musik» gilt. Obschon 
die Cajuns, Nachkommen von Franco-Kana- 
diern (um 1750 nach Louisiana vertrieben), 
von US-Regierungsstellen nicht mehr unter 
drückt werden, fristet diese Volksgruppe noch 
immer eine Existenz am Rande der amerika 
nischen Überflussgesellschaft. Jo-El Sonnier 
hält das musikalische Erbe der Cajuns hoch. 
Er reist mit seiner fünfköpfigen Band aus 
Nashville an. Ausser ihm wurden zum 8. 
«Waldegg»-Festival John Brack, die Sunday- 
Skifflers, Suzanne Klee, Benis Blues Gang und 
die original Boney M. verpflichtet. 
Die «Waldej^» ist von St.Ciallen aus über Teufen oder 
via Speicher erreichbar. 
«Euregio» des Gesangs 
Dem Euregio-Gedanken hat sieh der Miinncr- 
clior Mörschwil verschrieben. Am Sonntag, 
21. Mai, findet in der St. Galler VorortsgenieiIl 
de erstmals ein «Chor-Treffen der Euregio Bo 
densee» statt, an dem sich Chöre aus der Bo 
denseeregion zum Sängerwettstreit treffen. 
Ursprünglich als gemeinsamer Frühstüeks- 
tisch mit Gesang geplant, präsentieren sich 
ab 9.30 Uhr sieben Chöre im Wettbewerb: 
Männergesangverein Kluftern, «Liederkranz» 
Wasserburg, «Liederkranz» Ileimenkirch, 
Chorverein Lindenberg, Frauenchor Rorseha- 
cherberg, Männerchor Frohsinn, Arbon sowie 
der veranstaltende Männerchor Mörschwil.
	        

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