Liechtensteiner Volksblatt
Wirtschaft
Dienstag, 16. Mai 2000 13
Nachrichten
Sammelklage gegen
Novartis
BASEL: Novartis sieht sich in den USA mit ei
ner Sanimelklage konfrontiert. Der Basler
Konzern weist die in Zusammenhang mit dem
Medikament Ritalin erhobenen Vorwürfe
zurück. Verabreicht wird das Medikament Kin
dern zur Bekämpfung von Konzentrations
schwäche. Eingereicht wurde die Sammelklage
im US-Bundesstaat Texas wegen mangelhafter
Beschreibung der Nebenwirkungen, wie
Novartis-Sprecher Mark Hill am Montag
einen Bericht im «The Wall Street Journal» be
stätigte.
Der Pharmakonzem soll zudem ein Krank
heitsbild erfunden haben, um Ritalin vertreiben
zu können, lautet ein weiterer Vorwurf. Bei No
vartis werden die Vorwürfe vehement zurück
gewiesen.
Die Sammelklage entbehre jeglicher Grund
lage, sagte Hill gegenüber der Nachrichten
agentur sda. Ritalin werde seit über 40 Jahren in
den USA verkauft und habe sich in dieser Zeit
bei Millionen von Patienten als «sicher und
wirksam» erwiesen. Dies hätten auch 170 wis
senschaftliche Studien belegt. Die Sammelklage
richtet sich neben Novartis auch gegen die
American Psychiatric Association sowie eine
Interessengruppe mit dem Namen «Children
and Adults with Attention-deficit-hyperactivity
disorder».
Streit um Parallel
importe
ZÜRICH: Wenn beliebte Marken-Shorts beim
Discounter 30 Prozent günstiger zu haben sind,
müssen sie noch lange nicht gefälscht sein. So
genannte Parallelimporte erlauben es, Mar
kenartikel weit unter dem offiziellen Laden
preis anzubieten. Statt über den offiziellen
Länderimporteur beziehen die Discounter ih
re Markenartikel Uber Vertriebskanäle aus
dem Ausland.
Die Ware wird so parallel zum autorisierte
Händlersystem importiert. Dabei können, je
nach Produkt, Preisnachlässe von bis zu fünfzig
Prozent gewährt werden. Den Kunden freuts,
den Markenartikelhersteller weniger. Dieser
nämlich möchte seine Ware gern über exklusive
Händler zu einer möglichst guten Marge ver
treiben. Kein Wunder, geraten Discounter und
Hersteller sich zu diesem Thema immer wieder
in die Haare. 1994 wollte der offizielle Impor
teur von Timberland-Schuhen entsprechende
Parallelimporte in die Schweiz verbieten lassen.
Das Zürcher Handelsgericht wies die Klage ab.
Parallelimporte würden grundsätzlich keine
Markenrechte verletzen, befanden die Richter.
Ausser, es handle sich um Fälschungen, die un
ter dem Namen des Markenartikels verkauft
würden.
Das Bundesgericht fällte 1997 ein Grundsatz
urteil, das Parallelimporte auch unter dem neu
en Märkenschutzgesetz erlaubt. Die Koexistenz
von Graumarkt-Importeuren und offiziellem
Fachhandel führe zum besten Resultat für die
Konkurrenz und die Käuferschaft.
Mannesmann
versilbert Luxusuhren
DÜSSELDORF: Mannesmann will nach dem
Verkauf seiner Industriesparte jetzt auch seine
erfolgreichen Luxusuhren veräussern. Für jene
Firmen, die nicht zum Kerngeschäft Telekom
munikation passen, würden damit bestmögli
che Aussichten geschaffen, teilte Mannesmann
am Montag in Düsseldorf mit.
Die von Mannesmann kontrollierte schwei
zerische Uhrenholding LMH soll an einen
Käufer veräussert werden, für den die Unter
nehmen eine Ergänzung darstellten. Unter
dem Dach Les Manufactures Horlogüres
(LMH) sind Jaeger-LeCoultre (Le Sentier
VD), IWC (Schaffhausen) und die deutsche
Lange&Söhne vereint. Nach Medienberichten
dürfte der Preis der Les Manufactures Horlo-
gfcres weit über die Grenze von einer Milliarde
Franken klettern.
Beiersdorf auf
Wachstumskurs
HAMBURG: Der bekannte Kosmetik- und
Pharmakonzem Beiersdorf hat seine Kasse für
Unternehmenskäufe wieder aufgefüllt. Aus ei
gener Kraft plane der Hersteller von Nivea,
Hansaplast und tesa für das Jahr 2000 einen
Umsatzzuwachs von sechs Prozent auf 7,6
Mrd. DM (rund 6,1 Mrd. Fr.), teilte Beiersdorf
am Montag in Hamburg mit. Der Jahresüber-
schuss soll auf über 360 Mio. DM nach 343 Mio.
im Vorjahr steigen.
LGT eröffnet in Lugano
Standort Schweiz wird sukzessive ausgebaut - internationales Private Banking wird forciert
LUGANO: Die LGT Bank in
Liechtenstein freut sich die
Eröffnung ihrer Zweignieder
lassung an der Via Soave 6 in
Lugano bekanntzugeben. Die
se steht unter Leitung von En-
zo Fassora aus Lugano.
Die Schweiz ist für LGT neben
Liechtenstein der zweite Haupt
standort. Die LGT Bank in Liech
tenstein unterhält bereits eine Nie
derlassung in Zürich. Mit der Eröff
nung der Zweigniederlassung Luga
no soll der Standort Schweiz gezielt
ausgebaut werden.
Die LGT Lugano wird sich auf
das internationale Private Banking-
Geschäft konzentrieren und ihre
Dienstleistungen in einem umfas
senden Sinne vermögenden priva
ten Kunden im Tessin und im medi
terranen Raum anbieten.
Der VR-Präsident S.D. Prinz Phi
lipp von und zu Liechtenstein, der
Vorsitzende der Generaldirektion
Heinz Nipp und der Leiter der
Zweigniederlassung Lugano Enzo
Fassora der LGT Bank in Liechten
stein informierten am Montag, den
IS. Mai 2000, über die Strategie und
Organisation der LGT Gruppe,
über die LGT Bank in Liechten
stein und über die LGT Lugano.
High Net Worth Individuais
Das strategische Ziel von LGT
besteht darin, einer der führenden
europäischen Finanzdienstleister
spezialisiert auf das internationale
private Banking mit höchster Pro
fessionalität zu werden. Dabei geht
die LGT Bank in Liechtenstein von
den beiden Hauptstandorten Liech
tenstein und der Schweiz aus und
will primär europäische Privatkun
den betreuen, die höchste An
sprüche an Diskretion, Stabilität,
Vermögensschutz sowie Pörtfo-
liomanagement stellen.
Starke Marktposition
Zur Erreichung dieser ambitiö
sen strategischen Ziele ist es not
wendig, sowohl den Standort Liech
tenstein als auch den Standort
Schweiz weiter auszubauen. Die
LGT Bank in Liechtenstein unter
hält bereits eine Niederlassung in
Zürich sowie Repräsentanzen in
Chur, Davos und Flims. Mit der
Zweigniederlassung Lugano ver
stärkt LGT die Marktposition in der
Schweiz. Mit der Eröffnung und
dem Aufbau der Zweigniederlas
sung Lugano beabsichtigt die LGT
Bank in Liechtenstein, vermögende
private Kunden anzusprechen. Die
LGT Lugano wird sich auf das in
ternationale Private Banking-Ge-
schäft konzentrieren und eng mit
dem Hauptsitz in Vaduz zusammen
arbeiten. Sie wird im Rahmen des
Private Banking-Geschäftes ihre
Dienstleistungen in einem umfas
senden Sinne anbieten und dazu
beitragen, die LGT im mediterra
nen Raum noch besser zu positio
nieren.
Ein engagiertes Team
Die LGT Lugano steht unter Lei
tung von Enzo Fassora und hat mit
einem Stab von sieben Mitarbeite
rinnen und Mitarbeitern ihre Ge
schäftstätigkeit bereits im April auf
genommen. Die Zweigniederlas
sung Lugano hat sich zum Ziel ge
setzt, sowohl die ambitiösen budge-
tierten Wachstumsziele zu erreichen
als auch das Team bis Ende Jahr per-
' v ■
Der Verwaltungsratspräsident der LGT Bank von Liechtenstein, Prinz Phi
lipp von und zu Liechtenstein (links) und Enzo Fassora, Direktor der neuen
LGT Filiale in Lugano posieren in Vezia vor der Villa NegronL
sonell zu verstärken. Die LGT Bank
hat das Geschäftsjahr 1999 sehr er
folgreich abgeschlossen. Sie hat mit
einem Reingewinn von CHF 174.6
Mio. ein glänzendes Resultat erzielt.
Die betreuten Kundenvermögen lie
gen mit CHF 47.8 Mrd. um 22.1%
über dem Voijahreswert. Die LGT
Bank in Liechtenstein ist sehr stark
ins Jahr 2000 gestartet und wird ihre
Wachstumsstrategie gezielt fortset
zen.
Bankgeheimnis unter Druck
Zinsbesteuerung mittels Meldeverfahren wird angestrebt
BRÜSSEL: Die von den Finanzmi-
nistem der Europäischen Union
(EU) eingesetzte Arbeitsgruppe hat
te am Montag in Brüssel erneut über
eine Lösung im EU-Steueistreit be
raten. Dabei sprach sich «eine klare
Mehrheit» für das «langfristige Ziel»
einer Zinsbesteuerung aufgnuid ei
nes Informationsaustausches aus,
wie danach zu erfahren war.
Ursprünglich war die EU in der Fra
ge der Ertragsbesteuerung vom so
genannten Koexistenzmodell aus
gegangen: Die EU-Länder sollten
zwischen einer Queliensteuer und
einem Austausch von Informatio
nen über Kapitalanlagen wählen
können. Laut der Arbeitsgruppe
soll die Wahl nun aber nur noch
während einer Übergangszeit mög
lich sein.
Keine genauen Fristen
Während dieser Übergangszeit
würde über die Erfahrungen bei der
Umsetzung der neuen Regelung re
gelmässig berichtet. Wie lange die
Frist bis zum vollständigen Über
gang zum Informationsaustausch
dauern wUrde, wurde jedoch bislang
nicht präzisiert.
Widerstände von der Insel
Eine Lösung des Streits auf Basis
eines Informationsaustausches wi
derspricht den Interessen der Län
der, die ein Bankgeheimnis kennen,
so vor allem von Luxemburg. Eine
Quellensteuer war hingegen bisher
am Widerstand Grossbritanniens ge
scheitert; zu einem - allerdings ge
genseitigen - Datenaustausch wären
die Briten bereit. Da für Beschlüsse
zu Steuerfragen in der EU Einstim
migkeit nötig ist, könnte auch ein
einzelnes Land eine definitive Rege
lung weiterhin blockieren. Der
Druck, eine Kompromisslösung zu
finden, sei indes bisher kaum je so
gross gewesen, sagte ein Beobachter.
Eine Hinwendung der EU zu ei
ner Steuerregelung aufgrund eines
reinen Informationsaustausches
bliebe auch für die Schweiz nicht fol
genlos: Die EU hatte von Beginn
weg angekündigt, auch in abhängi
gen Territorien einzelner EU-Staa-
ten sowie mit Drittstaaten Lösungen
zum Stopfen von Steuerschlupf-
Viel Geld ist in Europa in Umlauf -
die EU will diesbezüglich mehr Info-
Austausch.
löchern finden zu wollen. Die EU-
Arbeitsgruppe legte sich gestern
noch nicht darauf fest, ob allenfalls
auch schon vor der Verabschiedung
einer neuen EU-Steuer-Richtlinie
mit Drittstaaten verhandelt werden
solle.
Keine Bewegung beim Franken
Stillstand bei den Obligationen - Offenmaiktausschuss gibt Hoffnung
REKLAME
ZÜRICH: Die Ranken-Obligatio
nen haben sich am Montag prak
tisch nicht bewegt. Das Augenmerk
bleibe auf das Treffen des Offen-
marktausschusses (FOMC) der US-
Notenbank vom Dienstag gerichtet,
von dem eine Anhebung der Zinsen
von bis zu einem halben Prozent
punkt erwartet werde.
Die US-Industrieproduktion habe
mit einem Ansteig von 0,9 Prozent
im April zwar am oberen Rand der
Erwartungen, gelegen, doch habe
dies den Markt nicht belastet. Auch
die Schweizer Import- und Gross
handelspreise hätten keinen Ein-
fluss auf die Kurse gehabt.
Der Juni-Conf schloss bei einem
geringen Umsatz von 468 gehandel
ten Kontrakten um 20 Ba$ispunkte
fester bei 115,55 und lag damit beim
Widerstand "von 115/60. Bei den
Eidgenossen rentierte der 3,25 Pro
zent 2009 3,98 (Vortag 4,00) und der
2,75 Prozent 2012 4,07 (4,09) Pro
zent. Die Durchschnittsrendite fiel
auf 4,12 (4,13) Prozent. .
Neuemmissionen hätten ein we
nig Leben in den Graumarkt ge
bracht. Das fünfjährige Papier der
Eurofima Uber 300 Mio. Fr. und ei
nem Coupon von 4-1/8 Prozent sei
gut aufgenommen worden, sagte ein
Händler. Die Pfandbriefzentrale
begibt eine Anleihe Uber 580 Mio.
Fr. mit einer zehnjährigen Laufzeit.
Coupon und Emissionspreis wür
den am 17. Mai festgelegt.