22 Freitag, 12. Mai 2000
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Fussball-News
• Zwei neue Abwehrspieler sucht der FC Bay
ern. Einen haben sie fest an der Angel: Dort
munds Christian Wörns. 14 Millionen Mark Ab
löse will der Rekordmeister für den Mann-
decker lockermachen. Doch der BVB will den
Manndecker, der erst vor dieser Saison aus Pa
ris zu den Westfalen wechselte, auf jeden Fall
behalten. Dortmunds "uainer Udo Lattek stell
te klar: «Alles Blödsinn. Wir brauchen im nächs
ten Jahr eine starke Mannschaft. Und Christian
Wörns gehört dazu.»
• Dejan Savicevic (33) steht dem jugoslawi
schen Nationalteam an der EM-Endrunde (10.
Juni bis 2. Juli) in Belgien und Holland nicht zur
Verfügung. Der Mittelfeldspieler von Rapid Wien
erlitt im Meisterschaftsspiel gegen Sturm Graz
einen Muskelfaserriss. Der Heilungsprozess
nimmt rund drei Wochen Wochen in Anspruch,
zu viel Zeit für eine verfünftige EM-Vorberei
tung, begründete der gebürtige Montegriner
seine Absage.
• Der Ibriner Staatsanwalt Raffaele Guariniel-
lo ermittelt gegen den italienischen Schiedsrich
ter Massimo De Santis. Dieser aberkannte am
letzten Wochenende der AC Parma im Spiel ge
gen Juventus (0:1) den regulären Ausgleichs
treffer zum 1:1, womit die 1\iriner ihren Zwei
punkte-Vorsprung auf den Zweiten Lazio wah
ren konnten. Vom Verband wurde er nach sei
nem skandalösen Pfiff einstweilen gesperrt und
während mehreren Stunden verhört. De Santis'
Enscheid war nur einer von vielen dubiosen, die
im Verlaufe der Meisterschaft zu Gunsten des
Leaders ausgefallen waren.
• Paul Gascoigne wird laut einem Bericht der
englischen Zeitung «Daily Mail» an den austra
lischen Klub Joondalup City verliehen. Der 32-
jährige Mittelfeldspieler, der bei seinem ;Pre-
mier-League-Verein Middlesbrough seit einem
Armbruch am 14. Februar nicht im Einsatz war,
möchte in der «Western Australia State Lea-
gue» aus der hartnäckigen Formkrise finden.
HSV bald ohne Butt
Torwart Hans-Jörg
Butt (Bild) wird den
Hamburger SV end
gültig verlassen und
zum designierten
deutschen Meister
Bayer Leverkusen
wechseln. Diese Ent
scheidung gab der Va
ter und Berater des
Profis Jochen Butt
den Hanseaten be
kannt. «Herr Butt hat
uns mitgeteilt, dass sich sein Sohn definitiv für
Leverkusen entschieden hat und angekündigt,
dass es daher auch keine weiteren Vertragsge
spräche mit dem HSV mehr geben wird», er
klärte Vorsitzender Werner Hackmann am
Donnerstag.
Nach dem bisherigen Stand wird der Wechsel
erst zur übernächsten Saison im Sommer 2001
erfolgen. Bis dahin ist Butt vertraglich an den
HSV gebunden. Ein Freigabe-Ersuchen von
Bayer-Manager Reiner Calmund zur kommen
den Serie war erst am Mittwoch auch wegen un
terschiedlicher Vorstellungen über die Höhe
der Ablösesumme von den Hamburgern abge
lehnt worden.
Favre wird neuer
Servette-Trainer
Der Schweizer Fussball-Meister Servette hat
auf die nächste Saison hin erwartungsgemäss
den heutigen Yverdon-Coach Lucien Favre (41)
als Trainer engagiert. Die Genfer schlössen mit
ihrem früheren Mittelfeld-Spieler einen Drei
jahres-Vertrag ab. Er ersetzt den Franzosen
Renö Exbrayat (52), der erst im letzten Herbst
für Gdrard Castella engagiert wurde.
Was wird aus van Gaal?
War's das für Louis van Gaal? Nach dem Cham
pions League-Aus gegen den FC Valencia steht
der niederländische Coach stark in der Kritik.
Nach dem gestrigen Spiel wurde die Mann
schaft, aber an erster Stelle derlYainer von den
98 000 Anhängern heftig ausgepfiffen.
«Barca»-Präsident Lluis Nunez musste von
der Polizei geschützt werden, um unversehrt die
TVibüne verlassen zu können. Vize-Präsident Jo-
an Gaspart wurde von Fans vehement be
schimpft, andere Mitglieder der Vereinsführung
sogar belästigt. Kurz vor Ende der Partie wur
den die «van Gaal raus»-Rufe immer lauter. Seit
drei Jahren steht der frühere Coach von Ajax
Amsterdam bei den Katalanen unter Vertrag.
St Gallens erster Matchball
Die Ostschweizer können mit einem Sieg in Basel im Titelkampf alles klar machen
St. Gallen rüstet zur Meister
feier und spielt seinen ersten
Matchball. Mit einem Erfolg in
Basel wäre der erste Meisterti
tel der Ostschweizer seit 96
Jahren auch theoretisch Tatsa
che. «Wir streben in Basel drei
Punkte an. Die Gunst der
Stunde muss genutzt werden»,
erklärt St. Gallen-Trainer Mar
cel Koller voller Zuversicht.
Bestärkt wird der Baumeister
der «Espen-Erfolge» in seiner
Aussage durch den einmaligen
Lauf, den seine Mannschaft
hat, die seit 15 Meisterschafts
spielen ungeschlagen ist.
Letzter Bezwinger des FC St. Gal
len war ... Basel. Am 24. Oktober
vergangenen Jahres' verloren die
Ostschweizer nach drei Toren von
Sturmtank Koumantarakis und ei
nem TYeffer Kreuzers mit 1:4. Seit
her blieb der 1879 gegründete, ältes
te Klub des Kontinents unbezwun-
gen und kam zu 12 Siegen und drei
Unentschieden und 37:11 Toren.
St. Gallens Optimismus ist be
rechtigt, tritt die Mannschaft auf der
Schützenmatte doch in stärkster
Formation und mit enormen Selbst
vertrauen an. Torschützenieader
Charles Amoah (23 Saisontore) hat
gegen Xamax (3:0) mit zwei Toren
eine bemerkenswerte Rückkehr
nach zweiwöchiger Verletzungspau
se wegen seines Muskelfaserrisses
gefeiert. Und selbst ohne den Goal-
getter aus Ghana präsentierten sich
die Ostschweizer als homogene
Einheit und erwiesen sich eines
Spitzenklubs würdig.
«Das Kollektiv und das Zusam
mengehörigkeitsgefühl sind unsere
ganz grossen Stärken. Jeder einzel
ne Spieler wächst in der Gemein
schaft am andern. So rücken grosse
Ziel nahe», ergänzte Koller, ohne
das Wort «Meister» in den Mund zu
nehmen. «Wir schauen immer nur
Der FC St. Gallen will sich im heutigen Spitzenspiel gegen Basel die Meisterkrone aufsetzen.
von Spiel zu Spiel und bauen einen
Stein auf den andern.»
Aggressiver FC Basel
Der FC Basel liegt St. Gallen aber
nicht. Das körperbetonte und ag
gressive Spiel der Mannschaft von
Trainer Christian Gross und vor al
lem die physische Stärke machte
dem Leader in dieser Saison mehr
mals zu schaffen. Koller weiss um
diese Basler Vorteile und will sich
dazu etwas einfallen lassen. Ungern
erinnert sich der FCB an das Gast
spiel ith £spiiirnoos (1:1), als Kreu
zer in der Schlussminute ein regulä
res Tor aberkannt wurde. «Wäre
dieses Tor gegeben worden, könnte
die Meisterschaft noch spannend
sein», meinte der FCB-Abwehrchef.
«Es bestehen aber kaum mehr
Zweifel, dass der Titel nach St. Gal
len geht - nur noch nicht bei uns in
Basel.»
Theoretisch benötigt St. Gallen
aus den verbleibenden fünf Runden
noch vier Punkte, um endgültig als
Sensationsmeister festzustehen.
Aber mit einem Sieg in Basel beim
letzten Titelrivalen, wird die «Som
mernachtsparty», die am Freitag
Abend auf dem Marktplatz in der
St. Galler Innenstadt organisiert
wird, zur rauschenden Meisterfeier.
Das Spiel in Basel kann kostenlos
auf Grossleinwand verfolgt werden.
Tische, Stühle, St. Galler Bratwürste
und Tranksame stehen bereit. Noch
fehlt aber der Sieg beim letzten
Meisterrivalen.
Weitere Infos: www.football.ch
St. Gallen ist
bereit
Ganz St. Gallen bereitet sich auf
eine mögliche Meisterfeier vor.
Das Spiel zwischen dem FC Ba
sel und NLA-Leader St. Gallen
wird heute anlässlich der
«FCSG-Sommernacht» live auf
einer Grossleinwand auf dem
Marktplatz übertragen. Aus die
sem Grund wird die Innenstadt
ab 19 Uhr für den Verkehr ge
sperrt. Bei positivem Ausgang
der Partie wird gleichenorts ab
01.00 Uhr im Beisein der Mann
schaft zur grossen Meisterfeier
gestartet.
** • i
Fiesta in Paris mit Real Madrid - Valencia
Spaniens Liga vom Mittelmass zum Mass aller Dinge
Es ist noch nicht lange her, da war es
um den spanischen Klubfussball
schlecht bestellt. «Die Primera Di
vision versinkt im Mittelmass^»
schrieb die Tageszeitung «El Pais»
vor drei Monaten. «Kein Klub ragt
aus dem Feld der zwanzig Vereine
heraus.» Diese Einschätzung ver
kommt zur Makulatur, bestreiten
doch Real Madrid und Valencia am
24. Mai in Paris den Champions-
League-Final.
Die spielerischen Mängel in der Li
ga haben skandalöse Ausmasse an
genommen», notierte «El Pais» am
14. Februar», als der FC Barcelona
in der 24. Runde bei Betis Sevilla 1:2
velor. Über den Tabellenführer La
Coruna schrieb das renommierte
Blatt in derselben Ausgabe: «Die
Galizier sind der schlechteste Spit
zenreiter aller Zeiten. Noch nie
reichte eine solche geringe Punkte-
Ausbeute zur Tabellenführung. Ir
gend jemand muss halt an der Spit
ze stehen.» Auch andere spanischen
Zeitungen verfielen in ähnlichen
Spott über eine Meisterschaft, in
der zunächst Rayo Vallecano wo
chenlang Leader gewesen war und
das bescheidene Alaves am 21. Mai
die Primera Division womöglich in
den «Top 4» noch vor Real Madrid
abschliessen wird.
Auch Valencia, der stolze Champi-
ons-League-Finalist, versank lange
Zeit im Mittelmass. Das millionen
schwere Ensemble startete sogar mit.
vier Niederlagen de suite in die Meis
terschaft, holte in der 5. Runde den
ersten Punkt, eine Runde danach
den ersten Sieg mit 3:2 gegen... Real
Madrid. Nach 13 Runden nahm Va
lencia immer noch nur Rang IS ein.
Der jetzt so hoch gelobte Trainer
Hector Cuper stand massiv in der
Kritik, die Ablösung des Argenti
niers beim aktuellen Tabellenvierten
schien eine Frage der Zeit.
Die Kurzlebigkeit des Spitzenfuss-
balls, verbunden mit teils erstaunli
chem Sinneswandel, personifiziert
derzeit keiner so treffend wie Nico
las Anelka. Es ist nicht einmal zwei
Monate her, da war der Franzose
bei Real Madrid «persona non
grata». Anelka hatte sich geweigert,
zum Training zu erscheinen, beklag
te sich öffentlich, er fühle sich bei
Real behandelt «wie ein Hund».
Nachdem Valencia im Halbfinale der Champions League Barcelona ausge
schalten hat, soll im Finale Real Madrid bezwungen werden.
Der Verein brummte ihm eine Sper
re und eine Busse von S20 000 Fran
ken (!) au£ Einmal setzte sich Anel
ka gar im Kofferraum seines Wa
gens aus der spanischen Hauptstadt
ab.
Anelka der neue Held
Ob Anelka die Busse schon be
zahlt hat, sei dahingestellt. Seine
zwei Tore in den beiden Halbfinal-
Spielen der Champions League ge
gen Bayern MUnchen machten je
denfalls aus dem «enfant terrible»
beinahe Uber Nacht einen Helden.
«Anelka hat uns in den Final ge
bracht. Sein Tor war der Schlüssel
zum Erfolg Uber die Bayern»,
schwärmte Reals Präsident Loren-
zo Sanz. Von «Fehleinkauf» ist nun
plötzlich keine Rede mehr. Vor
kurzem nach wollten die Madrile-
nen ihren teuersten Spieler aller
Zeiten (Ablösesumme 53 Millionen
Franken) möglichst rasch loswer
den.
Seit seinem Tor im Münchner
Olympiastadion ist alles anders. Zum
ersten Mal wurde Anelka nach ei
nem TVeffer von seinen Mitspielern
umarmt, die ihn bislang geschnitten
hatten. Die Sportzeitung «Marca»
druckte einen dicken Kussmund auf
den kahlen Schädel des Franzosen
und kalkulierte, dass der Einzug in
den Final Real zusätzlich zehn Mil
lionen Franken einbringt. Damit hät
te Anelka rund einen Fünftel seiner
Ablösesumme wieder eingespielt.
Weitere Infos: www.uetiB.coin
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