Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

4 Montag, 8. Mai 2000 
Land und Leute 
Liechtensteiner Voiksblatt 
Nachrichten 
Umgeben von einem 
Hauch Mystik 
«Erzwungene Bilder», 26 an der Zahl, sind in 
Werner Gampers Galerie Altesse in Nendeln 
und in dem prächtigen Band «Leben und Ge 
fühle» zu sehen. Erzwungen deshalb, weil der 
KUnstler Wolfgang. Müller sagt: «Etwas zwingt 
mich zum Malen». 
Gerolf Hauser 
Nicht erzwungen sind die Bilder, überwiegend 
farbige Pastellkreide, sie sind im besten Sinne 
natürlich! Denn aus und durch diesen Zwang 
zum Malen fliesst in die malende Hand des 
Der Maler Wolf gang Müller (links) zeigt in der 
Galerie Altesse in Nendeln bis zum 28. Mai seine 
Arbeiten. In der Bildmitte Galerist Werner Garn- 
per, rechts Buchgestalter Dietmar Waibel. 
(Bild:A. Kieber) 
Künstlers Wolfgang Müller Unbewusstes,Uner- 
zwungenes, Intuitives, Instinktives - eben all 
das, was einen grossen Teil des menschlichen 
Lebens ausmacht: Die Gefühle in ihrem ganzen 
Facettenreichtum, gespannt von einem Pol zum 
anderen. 
Das Aufrechte 
Ob der Künstler sein Bild unterschreibt mit 
«Zu viele Titel!» oder einfach «Pastellkreide», 
ob mit «Kopffrau», «Verlust», «Erregung» oder 
«Lust», immer gilt der Titel «Ohne Titel - ein 
fach fühlen», den er einem Bild gab, das mit 
grosser Intensität die Zuneigung, die Liebe 
zweier Menschen, das Sich-Zuwenden und Zu 
neigen, im doppelten Sinn des Wortes, zeigt. 
Wolfgang Müller zeigt in seinen Bildern 
menschliche Körper - oft ineinander ver 
schmolzen, in sich versunken oder zusammen 
gezogen nur die eigene Empfindlichkeit wahr 
nehmend - fühlende menschliche Körper, setzt 
innerste Gefühle in Farbe und Form um, kehrt 
die Seele nach aussen, oft in langen, schmalen 
Bildformaten, das Aufrechte, das Streben nach 
einer Verbindung sowohl nach oben wie nach 
unten symbolisierend. Dabei überwiegt ein 
gelblich-rot oder rötlich-gelb, manchmal so in 
tensiv, dass der Verdacht aufkommen könnte, da 
sei noch anderes als Pastellkreide im Spiel, dann 
wieder so verhalten dezent - die ganze Spanne 
der Gefühlswelt zeigend; dazwischen einige we 
nige dunkle Bilder, wie z.B. «Verlust», «3-2-al- 
lein» oder «Die Scham», bei denen im vorherr 
schenden Blau die.Körper sich «verschränken», 
ohne dabei anatomische Gesetze zu missachten. 
Der Sprachenreichtum 
Wolfgang Müller, gelernter Holz- und Stein 
bildhauer, ist, das Malen betreffend, Autodi 
dakt, gewollter Autodidakt. «Ich wollte auf kei 
ne Schule gehen», sagt er, «mich nicht in eine 
Richtung oder einen Stil drängen bzw. irgend 
wie beeinflussen lassen und habe mir deshalb 
alles selbst beigebracht. Ich möchte, dass die 
Farben und Formen so frei wie möglich aus mir 
selbst herauskommen.» Der Sprachenreichtum 
der Farben- und Formen, die versierte Technik 
im Umgang mit der Pastellkreide geben ihm 
Recht. Und er weiss, diese Begabung ist ein Ge 
schenk, «das aus mir raus muss, egal welche Tag 
oder Nachtzeit!» So sind seine Bilder umgeben 
von einem Hauch Mystik. Aber er weiss auch 
um die damit verbundene Gefahr, die Vernissa- 
geredner H.W. Stolz-Löliger so ausdrückte: 
«Für Ruhm und Anerkennung, für hohe Wert 
schätzung und grossen Erfolg sind keine Gren- 
zen gesetzt. Sie werden dem Künstler in 
Schwindel steigendem Mass folgen. Mein guter 
Rat an ihn, den Wolfgang Müller, ist es, sich sel 
ber und seiner grossartigen Kunst Uber alle 
Zeitströmungen hinweg treu zu bleiben.» 
«Leben und Gefühle», Ausstellung mit Wolf 
gang MUller in der Galerie Altesse, Nendeln,bis 
zum 28. Mai.. Öffnungszeiten: Donnerstag und 
Freitag 15 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 12 und 14 
bis 17 Uhr, Sonntag 15 bis 18 Uhr. 
Kübelweise Tränen gelacht 
und geweint 
Erfolgreiche Premiere von «Holzers Peepshow» im Theater am Kirchplatz 
Tränen gab es am Freitag 
abend im Theater am Kirch 
platz, viele Tränen und TYänen 
zweierlei Art: TVänen des La 
chens und jene der Betroffen 
heit - beides verursacht durch 
die Premiere der Komödie 
«Holzers Peepshow» von Mar 
kus Köbeli, hervorragend ins 
zeniert von Hanspeter Horner 
und schauspielerisch grandios 
dargeboten von Maria 
Neuschmid, Dagmar Rohm, 
Walo Lüönd, Klaus Schöch 
und Stefan Vögel. 
Gerolf Hauser 
«Ich glaube», sagte Regisseur Hans- 
peter Horner, «erst wenn man lacht, 
ist man offen für eine Botschaft.» 
«Holzers Peepshow» hat eine Bot 
schaft, ist eine amüsante und zugleich 
nachdenklich stimmende Komödie' 
mit jener Botschaft, dem Verkauf der 
Seele, die von Chamissos Schlehmil 
bis zu Goethes Faust reicht. 
Heidis Kunstwelt 
Natürlich, Thema bei «Holzers 
Peepshow» ist die Bergbauernfami- 
lie und der Tourismus, die Existenz 
not einerseits und die Absurdität 
des Tourismus andererseits. Ebenso 
natürlich ist die Übertragung auf je 
den anderen Beruf, jede andere Re 
gion. Und eben das macht betrof 
fen, lässt diese so ganz andere Art 
von Tränen aus grosser Tiefe auf 
steigen, die sich, durch das Stück, 
seine herrliche Inszenierung und 
Darbietung, vermischen mit jenen, 
mehr an der Oberfläche sich aus 
breitenden, Lachtränen. Die Idee 
des Stückes von Markus Köbeli ist 
an und für sich schon brillant genug 
-wie die Bergbauernfamilie Holzer 
In «Holzers Peepshow» spielen (v.l.n.r.) Stefan Vögel, Walo Lüönd, Maria Neuschmid und Dagmar Rohm (Klaus 
Schöch fehlt auf diesem, bei einer Probe aufgenommenen Bild). (Bild: Gerolf Hauser) 
um der Existenznot zu entkommen, 
sich an den Tburismus verkauft, den 
wie Heuschreckenschwärme auf 
tauchende Menschen aus aller Welt, 
gegen Geld natürlich, Einblick in 
die ach so heile Welt in der Berg 
bauernfamilie gibt, diese ach so hei 
le Welt zunehmend inszeniert bis 
hin zur Kunstwelt einer «Heidi». 
Und genau damit verkaufen sie 
ihren Schatten, ihre Seele, die Fami 
lie ist jetzt reich, aber sie verzwei 
felt. Aus Klaus Schöch als Vater 
Holzer bricht das in einem Elends 
seufzer heraus: «Ach wenn man 
doch nur ein Ziel, wenn man nur et 
was zutun hätte.» 
f . '' ! 
Götze Mammon 
Alle Hände voll zu tun haben bei 
diesem Stück nicht nur die Techni 
ker des TaK (Martin Hilti, Lars Fi 
scher, Elmar Bösch, Albi Büchel 
und Alessandra Beiro), die die Um 
bauten, Umzüge, Licht- und Tonver 
änderungen souverän meistern 
(schon vorher zu tun hatten Ursula 
N. Müller mit dem grossartigen 
Bühnenbild, Sabine Pinsker mit den 
prächtigen Kostümen und Karl- 
Heinz Dold, der ein an Komik kaum 
noch zu übertreffendes Operetten- 
Medley zusammengestellt hatte). 
Zu tun haben auch die Schauspieler/ 
-innen. Da ist die herrliche Dialekt 
fassung von Klaus Schöch und Ste 
fan Vögel, die das Live-Erlebnis ins 
Hyper-Realistische steigert - denn 
nicht nur die als Fotos am Bühnen 
hintergrund gezeigten zahlenden 
Touristen glotzen, auch wir im Saal 
sind Touristen, geniessen diese be 
sondere Peepshow, lachen kiibel- 
weise Tränen und spüren den eige 
nen Weg zum Götzen Mammon. Da 
ist die Regiearbeit von Hanspeter 
Horner, die glauben macht, er sei 
bei Holzers am Berg aufgewachsen, 
so lebensnah ist das StUck bis ins 
letzte Detail ausgefeilt. Spannend 
ist es, Maria Neuschmid und Stefan 
Vögel, die bekannten Vorarlberger 
Kabarettisten, nicht als «Nur-Kaba- 
rettisten», sondern als versierte 
Schauspieler zu erleben. Und dann 
ist da der grossartige Schweizer 
Komödiant Walo Lüönd als Gross 
vater, der nichts zu sagen hat und 
durch seine Schauspielkunst mehr 
sagt, als vielleicht Worte es könnten; 
da ist Dagmar Rohm als Bergbäue- 
rin, die, z.B. in der Ehestreit-Szene, 
spielt, als sei es ihre Ehe; und dann 
natürlich Klaus Schöch als Berg 
bauer, der seine Empfindsamkeit 
hinter einer Mauer von Trägheit 
verbirgt - fantastisch. Wer da nicht 
hingeht, ist selbst schuld. 
«Holzers Peepshow» im TaK am 
8. Mai, 12. bis 14. und 18. bis 20. Mai, 
jeweils 20.09 Uhr; Vorverkauf Tel: 
2375969. 
«Dicki Poscht» im Triesner Saal 
Unterhaltungsabend der Freiwilligen FeuerwehrTriesen 
dabei auf littgewöhnliches. Da steht 
Die freiwillige Feuerwehr IViesen 
präsentierte vergangenen Samstag 
abend das Lustspiel «Dicki Post» 
von Peter Schöbi (A. Breuninger- 
Verlag, Aarau) in zwei Akten. Zahl 
reiche Theaterfreunde fanden sich 
im Gemeindesaai IViesen zu einem 
amüsanten Abend ein. 
Jennifer Hasler 
Schon eine Stunde vor Beginn des 
Theaterabends wurde für die Gäste 
ein Wirtschaftsbetrieb mit Tanz und 
Unterhaltung mit der «Buurakapel- 
la vo Tresa» eröffnet. Eine wunder 
bare Einstimmung auf das kom 
mende Programm. 
Das Stück spielte sich im Postge 
bäude Triesen ab. Der Posthalter 
Sepp, gespielt von Mario Negele, 
frönt dort seiner liebsten Tätigkeit, 
nämlich anderer Leute Post zu le 
sen. Sabine, die Postangestellte (Sa 
bine Tschol-Eggenberger), vertritt 
ihn dort, sobald es den Chef wieder 
in den «Sternen» zieht, um dort ei 
nen (oder zwei...) Kaffee Lutz zu 
geniessen. 
Die Geschichte beginnt damit, 
dass ein Ausländer (Franz-Josef 
Beck) eine Postkarte verschicken 
möchte und von Sepp alles 
andere als freundlich bedient wird. 
Dieser stürmt entrüstet aus dem 
Gebäude und verletzt sich dabei ein 
Auge. 
Als der Posthalter wieder einmal 
im Sternen sitzt, um dort einen «Ex 
pressbrief» abzuliefern, taucht 
plötzlich der Postinspektor 
(Gunther Hoch) auf. Dieser möchte 
den Betrieb inspizieren und trifft 
beispielsweise ein Schrank voller 
Esswaren neben dem Postschalter 
und die Post von vorvorgestern wur 
de auch noch nicht ausgetragen. 
Ausserdem darf ein kleines 
Mädchen (Esther Eggenberger) das 
Porto für ein Päckchen mit Eiern 
bezahlen. Dann gibt es noch die Li- 
sabeth (Cordelia Högger), die den 
Tag lang nichts Besseres zu tun hat 
als Magazine anderer Leute zu le 
sen. 
So geht das natürlich nicht, be- 
schliesst der Postinspektor und 
weist darauf hin, die Postkundschaft 
, streng getreu Dienstvorschrift zu 
bedienen und zu beraten. So erhält 
der Verlobte von Sabine (Urs Schei 
ber) nicht einmal mehr eine Baraus 
zahlung am Schalter ohne Vorwei 
sung eines amtlichen Dokumentes. 
Als der Inspektor demonstrieren 
möchte, wie man Kunden korrekt 
bedient, wird er von dem Ausländer 
überfallen. Dieser verlangt den 
Schlüssel zum Tresor, den die Frau 
des Posthalters (Oihana Konrad) je 
doch an einem Kettchen «am Her 
zen» trägt. Der Gangster verlangt 
vom Postinspektor, ihm den Schlüs 
sel auszuhändigen. Zu guter Letzt 
kann der Überfall durch Sepps 
Hund verhindert werden. 
Auch nach dem Theaterstück 
wurden die Gäste wunderbar durch 
die «Buurakapella vo Tresa» sowie 
eine grossen Tombola und Barbe 
trieb unterhalten. 
Zu turbulenten Szenen kam es am vergangenen Samstagabend beim Lustspiel«Dicki Post» der Freiwilligen Feuer 
wehrTriesen. (Bild:bak)
	        

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