Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)


Liechtensteiner Volksblatt 
Kultur 
Freitag,S.Mai2000 29 
«Etwas zwingt mich zum Malen» 
«Leben und Gefühle» - Ausstellung mit Wolfgang Müller in der Galerie Altesse 
Wer mit dem Maler und Bildhau 
er Wolfgang Müller spricht, be 
gegnet einem Menschen, dessen 
Sprache holpert, der nach Wör 
tern ringt. Wer seine Bilder sieht, 
begegnet einem Sprachenreich 
tum der Farben und Formen, die 
das scheinbar Unmögliche aus 
drücken - die Gefühle des Men 
schen. 
Gerolf Hauser 
«Gefühle, das Wichtigste überhaupt!», 
sagt Wolfgang Müller. Es ist, als seien 
die Bilder wie aus dem Künstler «her 
ausgesprungen». So verwundert es 
nicht, wenn er sagt: «Die Farbe in der 
Hand... direkt auf dem Papier... die 
Lust, Wut, Freude, Zorn, so nah auszu 
strömen... zeichnen, schmieren, wi 
schen, fixieren - ein enormes Gefühl! 
Loswerden von Gedanken... das in mir 
muss raus, egal welche Tag- oder Nacht 
zeit!» 
Das hat mich bestätigt 
Wolfgang Müller wurde 1964 in Nen- 
zing/Vorarlberg geboren. Nach neun 
Pflichtschuljahren besuchte er vier Jah 
re eine Holz- und Steinbildhauerschule 
in Tirol und eröffnete nach der Lehrab 
schlussprüfung 1984 als Holzbildhäuer 
ein Atelier in Nenzing. Daneben zeich 
nete er zunächst unablässig, später kam 
das Malen hinzu. Bei einer Begegnung 
erzählte er von sich und seinem Zwang 
zum Malen: «Irgend etwas war immer 

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Der aus Nenzing stammende Maler Wolfgang Müller (links) zeigt ab dem 5. Mai in Werner Gampers Galerie seine Bilder un 
ter dem Thema « Leben und Gefühle» (Bild: Gerolf Hauser) 
in mir, das mich zum Malen zwingt, oh 
ne das Bedürfnis zu haben, die Bilder zu 
zeigen oder zu verkaufen. Das änderte 
.sich auch nicht, als ich die Sommeraka 
demie in Hohenems besuchte. Der da 
malige Leiter Prof. Kaiser und Rudi 
Fuchs, ein Grafiker aus Wien, drängten 
mich, mit Farbe zu arbeiten. Ich wollte 
aber auf keine Schule gehen, mich nicht 
in eine Richtung oder einen Stil drän 
gen bzw. irgendwie beeinflussen lassen 
und habe mir deshalb alles selbst beige 
bracht. Ich möchte, dass die Farben und 
Formen so frei wie möglich aus mir 
selbst herauskommen. 
Schliesslich habe ich doch die Auf 
nahmeprüfung für die Akademie für 
angewandte Kunst in Wien gemacht, 
aber Hrdlicka lehnte mich ab und mein 
te, ich sollte zuerst ein Jahr bei ihm 
Zeichnen machen. Das hat mich nur be 
stätigt. Ich bin nicht der Typ, der in einer 
Malklasse zusammen mit 20 anderen 
steht, und alle sollen dasselbe malen. 
Ich habe dann, aus Wien zurückgekehrt, 
besonders intensiv begonnen zu malen, 
am liebsten mit farbiger Pastellkreide.» 
Fast mystisch 
Wolfgang Müllers Interesse gilt dem 
Menschen und seinen Empfindungen, 
dem Körper, der sie ausdrückt. Seine 
gemalten Wesen sind, neben ästhetisch- 
erotisch erscheinenden Formen, in 
grossartiger anatomischer Haltung so 
dargestellt, dass sie wie umgeben schei 
nen von etwas fast Mystischem. Mit ei 
ner fast als ausgereift zu bezeichnenden 
Technik schafft er Werke von beein 
druckender Qualität. «Bei den Müller- 
sehen Kreationen», schreibt Werner 
Stolz Löliger, «erweisen sich Pastell 
kreide wie Kohlestift als geradezu idea 
le Medien bei der spontanen Umset 
zung der künstlerischen Idee. Ihre Ei 
genschaften entsprechen dem sprung 
haften, von Unrast getriebenen, ener 
giegeladenen Schaffen und Wirken des 
Künstlers wie massgeschneidert.» Am 
Samstag, 6. Mai (Vernissage 19.30 Uhr) 
beginnt für Wolfgang Müller in der Ga 
lerie Altesse in Nendeln die erste gros 
se und professionell gestaltete Ausstel 
lung, an der auch in einem in der Editi 
on Altesse erschienenen Buch alle aus 
gestellten Bilder gezeigt werden. Man 
darf gespannt sein, zum einen auf die 
bis zum 28. Mai in der Galerie Altesse 
gezeigten Bilder, zum anderen auf die 
weitere Entwicklung des Künstlers. 
«Leben und Gefühle», Vernissage: 
Samstag, 6. Mai 2000,19.30 Uhr, Gale 
rie Altesse, Nendeln. 
«Hommage an Nino Rota» 
Heutige Ausstellungseröffnung startet eine Reihe von Veranstaltungen 
Wenn heute Freitag, den 5. Mai um 18 Uhr 
im Rathaussaal in Vaduz der erste Teil der 
Ausstellung um die «Hommage an Nino 
Rota» eröffnet wird, startet das Veranstal- 
terteam um Lotte Schwarz, Vaduz, und 
Graziano Mandozzi, Minusio, eine grosse 
Reihe von kulturellen Veranstaltungen in 
Liechtenstein. Bis zum 28. Mai werden ei 
ne Micro-Oper, zwei Ausstellungen, drei 
Kinofilme sowie vier musikalische Veran 
staltungen um Nino Rota angeboten. 
Die sehens- und hörenswerte «Hommage 
an Nino Rota» kam Dank der grosszügi 
gen Unterstützung durch die Hans Grö 
ber Stiftung, Vaduz, zustande, die sich un 
ter anderem fUr Belange der Jugend ein 
setzt: für die Ausbildung, Bildung und 
Weiterbildung auch im kulturellen Be 
reich der jungen Menschen. Die Musik 
von Nino Rota spricht jeden an, sowohl 
den einfachen wie auch den intellektuel 
len Menschen. 
Wer war Nino Rota? 
Sein Name mag für viele unbekannt 
sein, aber seine Musik klingt jedem im 
Ohr! Vor allem natürlich aus den Fellini- 
Filmen, aber auch aus Welterfolgen wie 
z.B. «Der Pate». Heute werden mehr und 
mehr seine klassischen Werke aufgeführt. 
Das zu Recht, denn sein Schaffen lässt sich 
auf keinen Fall nur auf die Zusammenar 
beit mit Filmemachern reduzieren. Sein 
Name ist aus der Filmmusik nicht mehr 
wegzudenken, sie hat Nino Rota auch erst 
einem sehr breiten Publikum zugänglich 
und bekannt gemacht. 
Am 3. Dezember 1911 wurde der Maes 
tro in Mailand geboren. Die Musik in die 
Wiege gelegt - sein Grossvater war der 
begnadete Komponist und Pianist Gio 
vanni Rinaldi, ein Freund Toscaninis - und 
geleitet von der Mutter beginnt Nino Ro 
ta in jungen Jahren mit dem Klavierspiel. 
Übrigens lernte er schreiben und kompo 
nieren gleichzeitig; verschiedene Autogra- 
phen aus seiner Jugend sind auch in den 
Ausstellungen zu sehen. Die ersten Werke 
waren für Klavier komponiert, kleine 
Kammermusikkompositionen wie auch 
Lyrik zu eigenen Texten. 
Vom Wunderkind... 
Mit elf Jahren folgte dann seine erste 
umfangreiche Komposition, das Oratori 
um «L'infanzia di S. Giovanni Battista» 
(es wird in der Kathedrale zu Vaduz am 
23. Mai aufgeführt)! Die Musikkritiker 
sprachen von einem Wunderkind, einem 
neuen Mozart. Die Mutter jedoch unter 
brach mit Weitsicht die Karriere als Wun 
derkind und schickte den Jungen statt des 
sen zu den hervorragenden Meistern Piz- 
zetti und Casella, die ihm eine solide mu 
sikalische Ausbildung ermöglichten. 
Mit 19 Jahren schloss er seine Studien in 
Rom mit dem Diplom für Klavier und 
Komposition ab. ArturoToscanini vermit 
telt dem jungen Nino Rota ein Stipendium 
in Philadelphia und so hielt er sich rund 
zwei Jahre in den USA auf. In der neuen 
Welt studierte er zusammen mit Samuel 
Nino Rota 
Barber und Giancarlo Menotti und durfte 
Unterricht bei Rosario Scalero und Fritz 
Reiner geniessen. Ein Vorbild in Bezug 
auf die Komposition sowohl von klassi 
schen Werken als auch Filmmusik fand er 
dort in Aaron Copland. 
... zum etablierten Komponisten 
Bereits vor seinem Aufenthalt in den 
USA komponierte Nino Rota mit 14 Jah 
ren sein erstes Melodrama, zehn weitere 
folgten. 1933 schrieb er seine erste Film 
musik für «Treno popolare». In den fol 
genden 46 Jahren reihen sich mehr als ISO 
Filme an sein Debüt. Er arbeitete mit 
grossen Namen wie Castellani, Zeffe- 
relli, Visconti und auch Coppola, Wert 
müller, Monicelli, Clement, TYoell oder 
Bondarciuk. 19 Jahre nach seiner ersten 
, Filmmusik kam es zum Zusammentreffen 
mit dem genialen Federico Fellini, mit 
dem er 16 Filme machte. Seine Filme sind 
Klassiker und seine Filme konnten nur 
mit der Musik von Nino Rota zu Klassi 
kern werden: Wer kennt sie nicht, die Me 
lodien aus «La Strada», «La dolce vita», 
«Otto e mezzo» oder «Casanova» und 
«Prova d'orchestra». Die Zusammenar 
beit war wohl ein bemerkenswerter 
Glücksfall in der Filmmusikbranche. Bei 
de ergänzten sich und eine grosse Freund 
schaft entstand. , 
Auch die ernste Musik kam nicht zu 
kurz.Erhinterliess auch über ISO «klassi 
sche» Kompositionen; Sonaten genauso 
wie kammermusikalische Werke, Konzer 
te für Klavier und andere Instrumente, 
Gesangsstücke wie auch Oratorien, Kir 
chenmusik und Musik für Bühne und Ra 
dio. Die Balletwelt kam auch in den Ge- 
nuss seiner Melodien, so zum Beispiel 
komponierte er für Bäjart «Le Moliüre 
imaginaire». 
Ganz nebenbei und unvergesslich leite 
te er als Direktor zeitlebens das Konser 
vatorium von Bari. Dort unterrichtete er 
nach der Promotion an der Universität 
von Mailand (mit einer Dissertation über 
Gioseffo Zarlino) zuerst Harmonie und 
Kontrapunkt. Unter seinen dankbaren 
Schülern war einer der grossen Dirigenten 
unserer Zeit: Ricardo Muti. Am 10. April 
1979 stirbt Nino Rota überraschend in 
Rom. In Liechtenstein haben wir nun das 
Glück, einen kleinen, aber wichtigen Teil 
seines Schaffens zu sehen und zu hören. 
Die Ausstellungen 
Heute Freitag wird um 18 Uhr im Rat 
haussaal Vaduz mit einer Vernissage die 
erste Ausstellung eröffnet. Zu sehen sind 
Autographen, Partituren, Urne Tables, 
Briefe, Plakate (alle Fellini-Filme mit Ni 
no Rota - Musik), Programmhefte, viele 
Fotos, Regle- und Drehbücher, Zeitzeug 
nisse, Kritiken und auch Zeichnungen von 
Federico Fellini. Dem Leben und dem 
Schaffen seiner Filmmusik und den klassi 
schen Werken ist diese Ausstellung gewid 
met. Man entdeckt Persönliches und dem 
Musikinteressierten wird der grosse Kom 
ponist nähergebracht. 
Ab morgen Samstag sind im Theater am 
Kirchplatz dann seine Arbeiten für die 
Bühne zu bewundern. Auch dort werden 
Plakate und Programmhefte genauso zu 
sehen sein wie. Autographen, Partitüren, 
Briefe, Fotos, Kritiken und Zeitzeugnisse. 
Die beiden Ausstellungen ergänzen 
sich und haben eine in sich abge 
schlossene Thematik. 
Hommage an Nino Rota! Eine 
wunderbare Sache, die in Liechten 
stein zu Gast ist. Freuen wir uns an 
der Musik von Nino Rota. Die Aus 
stellungen, Konzerte, Filmabende 
REKLAME 
und theatralisches bieten Gelegen 
heit dazu. Die aktuellen Veranstal 
tungen entnehmen Sie aus der Ta 
gespresse, oder kommen Sie doch 
heute Abend um 18 Uhr in den.Rat- 
haussaal nach Vaduz! Wir freuen 
uns, Sie bei einem Ap€ro begrüssen 
zu können. 
HOMMAGE AN NINO ROIÄ 
FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN 5.-28. MAI 2000 
; Frciug, 5. Mai 18.00Uhr(Vemissage) 
1 Vaduz, RathaussaaJ 
1 Täglich 14.00-18.00 Uhr 
1 bis 27. Mai 
NINO ROTAi SEINE MUSIK 
Autographen, Paniruren, Time Tables, Briefe, ! 
Plakate, Foto«, Regie« und Drehbücher, 
Zeitzeugnisse, Kritiken, 
Zeichnungen von Federico Fellini 
• Samstag, 6. Mai bis 
! Sonntag, 28. Mai 
| Schaan, Theater am Kirchplatz 
NINO ROTAi MUSIK FÜR DIE BOHNE 
Autographen, Partituren, Briefe, Plakate, 
Programmhefte, Programme, Fotos, 
ZeiczeugnUse, Kritiken 
; Sonntag, 7. Mai 18.30 Uhr 
! Vaduz, Vortragssaal 
; der Musikschule 
PROVA D'ORCHESTRA 
(Die Orcbestcfprobc) 
Regit Federico Fellini ; 
Musik Nino Rott 
NONETT 
Nonett der Liechtensteinischen Musikschule 
I Donnentag, II. Mai 20.00 Uhr 
■ Sonntag, 14. Mai 18.00 Uhr 
I Schaan, TaKino 
ROMEO AND JUUET 
AgirFranco Zcffirelli 
Musik Nino Rota 
mit Leonard Whiting, Olivia Hussey 
• Samstag, 13. Mai 20.00 Uhr 
; Vaduz, Rathaussaal 
VIOLIN RECITAL 
Melina Mandozzi Violine 
Andrtf Dcsponds KLtvier 
■ Dienstag, 23. Mai 20.00 Uhr 
■ Vaduz, Kathedrale St. Florin 
L'INFANZIA DI S. GIOVANNI BATTISTA j 
(Die Jugend Johanne« des Tlnfert) 
Christoph Gabathuler Soprnn 
Andrea Borer Sopran 
Karl SchXdler Beat Werner Mine er Tenor 
Kammer- und Kinderchor LMS | 
Chor Ebumdienrng Albert Frömmelt 
Maciej Zborowski Orgti 
Orchater der Lieduerutdruachen Musikschule 
Muriktlixbe trinw^Graiiano Mandozzi 
■ Donnerstag, 25. Mai 20.00 Uhr 
; Eschen. Peter Kaiser - Saal 
! der Musikschule 
KAMMERMUSIKABEND 
Hossctn Samiejan Flöte Rita Varch Oboe \ 
Klaus Beck KLtrinetse Gaston Oehri Horn 
Werner Gloor Fogoex Helga Frömmelt Violine 
Monika Nachbaur und Istvan Korody KLtvier 
! Freitag, 26, Mai 20.00 Uhr * 
| Sonntag, 28. Mai 18.00 Uhr 
S Schaan, TaKino 
LA STRADA 
Regit Federico Fellini j 
Mai* Nino Rott 
mit Giuliecn Masina, Anthony Quinn 
| Sonntag, 28. Mai 10.30 Uhr 
; Schaan, Theater am Kirchplatx 
LA LEZIONE DI GUIDA 
(Dk FahfstKad«) 
Ntncy FUm Mummfmn 
Simon Towlc Tenor 
Repe* Bühne undKutSme Dimitri 
MwiimMte LeiatngQxtMMno Mandozzi 



	        

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