Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

4 Freitag, 5. Mai 2000 
Inland 
Liechtensteiner Volksblatt 
Nachrichten 
Rechtsauskunft« für 
Frauen in der infra 
Die Infra führt auch im Mai wieder unentgeltli 
che Rechtsberatungen für Frauen durch. Wenn 
Sie in einer schwierigen Lebenssituation 
stecken, kann Ihnen Beratung und Information 
bei der Lösung Ihrer Probleme helfen. Auch 
Frauen, die für ihre Zukunft Vorsorgen und ein 
fach mehr über ihre Rechte wissen möchten, 
können die Rechtsberatung in Anspruch neh 
men. Die nächsten Beratungstermine sind für 
die zweite Mai-Hälfte vorgesehen. Erfahrene 
Juristinnen beraten in Einzelgesprächen und 
klären Sie über Ihre rechtliche Situation auf. 
• Steht Ihnen eine Scheidung/TVennung bevor 
und möchten Sie sich darauf vorbereiten? Ha 
ben Sie Fragen zum Trennungs-/Scheidungsver- 
fahren? 
• Bereitet Ihnen das Ausbleiben des Unter 
haltes Sorgen? Möchten Sie über Ihre Rechte 
und Pflichten als Ehefrau genau informiert wer 
den? 
• Planen Sie mit Ihrem Partner den Kauf von 
Wohnungseigentum und möchten Sie die Be 
sitzverhältnisse regeln? 
• Leben Sie ohne Trauschein mit Ihrem Partner 
zusammen und möchten Sie Ihre Partnerschaft 
fair regeln und für Ernstfälle Vorsorgen? Haben 
Sie Fragen zum Landesbürgerrecht oder Auf 
enthaltsrecht? 
• Möchten Sie sich über das Erbrecht informie 
ren? 
Für die Beratungen sind Voranmeldungen er 
forderlich. Die infra nimmt ihre Anmeldungen 
gerne unter der Telefonnummer 232 08 80 wäh 
rend der Öffnungszeiten (Montag bis Mittwoch 
jeweils von 9 bis 11 Uhr und Donnerstag von 14 
bis 16 Uhr) entgegen. 
Ratgeber über Eherecht und 
Konkubinat 
Die infra hat auch zwei sehr nützliche Ratge 
ber herausgebracht. Die Broschüre «Juhui, wir 
heiraten ... und was es sonst noch zu überlegen 
gilt», gibt Auskunft über alle wichtigen Kapitel 
des Eherechtes und viele wissenswerte Bereiche 
wie Vorbereitung zur Eheschliessung, Krisenvor 
beugung, Aufteilung von Familien- und Erwerbs 
arbeit u. v. a. m. Der Ratgeber «Konkubinat» in 
formiert leicht verständlich über die gesetzli 
chen Bestimmungen zum Zusammenleben oh 
ne Trauschein, über Möglichkeiten sich gegen 
seitig abzusichern und für die Wechselfälle des 
Lebens vorzubeugen. Ein Muster-Konkubinats- 
vertrag und ein Musterinventar runden den In 
halt ab. Beide Broschüren sind für je 5 Fr. in der 
infra und den Buchläden des Landes erhältlich. 
Erlebniswelt Erde 
SCHAAN: Am Samstag, den 13. Mai findet von 
9 bis 17 Uhr ein Weiterbildungstag für Spiel- 
gruppen-Leiterinnen und interessierte Eltern 
statt. Einen Tag lang werden wir das Element 
Erde mit allen Sinnen lustvoll entdecken, er 
fühlen, begreifen durch Spiele, Geschichten, 
Bauen, Malen und Gestalten. Die Referentin, 
Ulli Jäger-Gerlich, langjährige Spielgruppenlei 
terin, Paar- und Familienberaterin und Supervi 
sorin. Veranstaltet von der Erwachsenenbil 
dung Stein-Egerta. Mit Voranmeldung. (Eing.) 

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Europa tut sich schwer 
mit Globalisierung 
Vortrag von Prof. Dr. Carl Baudenbacher am Senioren-Kolleg Liechtenstein 
Das neue Semester am Senio- 
ren-Kolleg Liechtenstein in 
Mauren ist eröffnet. Promi 
nenter Gastreferent war Prof. 
Dr. Carl Baudenbacher, Ordi 
narius an der Universität St. 
Gallen und Richter am EFTA- 
Gerichtshof, der gestern zum 
Thema «Globalisierung - Be 
standesaufnahme und Konse 
quenzen» sprach. Nachstehend 
eine Zusammenfassung. 
Europa tut sich schwer mit den 
Konsequenzen der Globalisierung. 
Das Modell der sozialen Marktwirt 
schaft (des sog. «Rheinischen Kapi 
talismus»), das den Kontinent lange 
Zeit zu einer Insel der Seligen zu 
machen schien, ist unter Druck ge 
raten. 
Europäische Malaise 
Der deutsche Soziologe Ulrich 
Beck hat festgestellt, in Deutsch 
land und Frankreich erschüttere die 
Globalisierung das Selbstbild eines 
abgeschlossenen und abschliessba- 
ren nationalstaatlichen Raums. 
Ähnliches gilt für Italien, das dritte 
Land Kerneuropas. Die drei gröss- 
ten Volkswirtschaften auf dem Kon 
tinent zeichnen sich durch hohe 
Steuern, ungenügende Wachstums 
raten und hohe Arbeitslosigkeit aus. 
Die Unternehmen reagieren auf 
sich verschlechternde Standortbe 
dingungen mit Absetzbewegungen, 
d. h. sie bauen bestehende Arbeits 
plätze in Europa ab und schaffen 
neue Arbeitsplätze vorzugsweise 
ausserhalb des alten Kontinents. 
Die Globalisierung erlaubt ihnen 
überdies, Hochsteuerländern auszu 
weichen. 
Die staatlichen Universitäten Eu 
ropas sind durch leere Kassen und 
überfüllte Hörsäle gekennzeichnet. 
Wettbewerbselemente wie Vorle- 
sungs- und Forschungsevaluation 
fehlen weitestgehend. In der For 
schung ist überdies ein kontinuierli 
cher Abfluss von know-how («brain 
drain») in die USA im Gange. Unter 
dem Strich sprechen vor allem an- 
gelsächische Beobachter offen von 
einem europäischen Malaise. 
Gespenst geht um 
Erschwerend kommt hinzu, dass 
es auf die Frage nach angemessenen 
Therapien keine eindeutigen Ant 
worten gibt. Verteidiger des Wohl 
fahrtsstaates bisherigen Zuschnitts 
fordern eine nachfrageorientierte 
Zins- und Fiskalpolitik und ermun 
tern die Gewerkschaften zu kräfti 
gen Lohnforderungen. Was die So 
zial-, Gesundheits- und Bildungspo 
litik anlangt, so hat die deutsche 
Bundesregierung nach der Wahl 
von 1998 den klassisch wohlfahrts 
staatlichen Ansatz durch Rücknah 
me der (zaghaften) Reformen der 
alten Regierung nahezu schul- 
buchmässig durchexerziert. Auf den 
Exodus global operierender Unter 
nehmen reagieren die Anhänger 
wohlfahrtsstaatlicher Ideen mit der 
Forderung, die Regulierungsebene 
etwa bei Arbeitsbedingungen und 
Steuern nach oben zu verschieben. 
Die europäische Einigung bietet 
in dieser Optik die günstige Gele 
genheit, den Wettbewerb in den ge 
nannten Bereichen durch Rechts 
harmonisierung europaweit auszu 
schalten. Ausprägungen dieses Den 
kens sind beispielsweise die 
Bemühungen der Europäischen 
Kommission, den sog. schädlichen 
Steuerwettbewerb zu beseitigen 
oder die Entsenderichtlinie der Eu 
ropäischen Union, nach welcher 
grenzüberschreitende Arbeiten den 
Lohn- und Sozialvorschriften des 
Tätigkeitsstaates unterstehen. Bei 
de Massnahmen sind darauf gerich 
Prominenter Gastredner und Diskussionspartner am Senioren-Kolleg Liechtenstein in Mauren war gestern Prof. Dr. 
Carl Baudenbacher (2 v.l.). Mit auf dem Bild Rosmarie Schädler, Berty Malin, Hansruedi Klingler (v.lrur) (Bildbak) 
tet, die am wenigsten wettbewerbs 
fähige Regelung zum Standard auch 
für andere EU-Staaten zu machen. 
Dabei bewendet es allerdings nicht, 
wie die Bemühungen zur Stopfung 
von «Schlupflöchern» im europäi 
schen EU-Ausland belegen. 
Auch im Warenhandel geht das 
Gespenst der «Festung Europa» 
um. Subtile Formen der Abschot 
tung) unier Zuhilfenahme des Kar- 
tellrcchts und des Markenrechts 
scheinen salonfähig zu werden: Mit 
der Möglichkeit, Parallelimporte 
billiger Originalwaren etwa aus 
Osteuropa oder aus Drittweltstaa 
ten zu verhindern, werden den dor 
tigen Volkswirtschaften ihre natürli 
chen Wettbewerbsvorteile aus der 
Hand geschlagen. 
Verkrustete Strukturen 
Neoliberale Beobachter sehen 
den Grund für das europäische Ma 
laise demgegenüber in der Unfähig 
keit bzw./ Unwilligkeit, verkrustete 
Strukturen vor allem im Sozial- und 
Steuerbereich aufzubrechen. Nach 
dieser Auffassung sind Steuersen 
kungen für die Unternehmen und 
Flexibilisierung der Arbeitsmärkte 
angesagt, Milton Friedman zufolge 
kann es Arbeitslose letztlich nicht 
geben, denn wer keine Arbeit hat, 
muss sich geweigert haben, zum 
Marktlohn zu arbeiten. Auch eine 
scheinbar unverdächtige Regelung 
wie die Betriebsübergangsrichtlinie 
der EU. nach der bei einer Unter 
nehmensübernahme auch die Ar 
beitsverhältnisse übergehen, wird 
dahingehend hinterfragt, ob sie 
tatsächlich arbeitnehmerschützen 
de Wirkui g hat oder ob sie nicht 
vielmehr die bestehenden Beschäf- 
tigungsver Jätynisse auf Kosten des 
Heeres v<Kn ^Arbeitslosen zemen 
tiert. 
Der dritte Weg 
Indes hat die neoliberale Revolu 
tion ihren Höhepunkt überschrit 
ten. Vor allem in den USA hat sich 
unter Präsident Bill Clinton ein drit 
ter Weg durchgesetzt. Third way- 
Modelle haben den wohlfahrts- 
staatlichcn Glauben an die Allzu 
ständigkeit des Staates für das 
Funktionieren von Wirtschaft und 
Gesellschaft verloren, wollen aber 
gleichzeitig die einseitig ökonomi 
sche Ausrichtung und die soziale 
Kälte des Neoliberalismus vermei 
den. Das heisst.dass es keine Rück 
kehr zu nachfrageorientierter Fis 
kalpolitik gibt, dass der Wohlfahrts 
staat zu reformieren ist, dass attrak 
tive Standortbedingungen durch 
Budgetausgleich und tiefe Steuern 
geschaffen werden sollen. Gleich 
zeitig sind third-way-Modelle 
grundsätzlich ebenso freihändle 
risch eingestellt wie neoliberale. Die 
Notwendigkeit der Flexibilisierung 
der Arbeitsmärkte wird nicht in Fra 
ge gestellt. Eine wichtige Rolle spie 
len sodann die staatliche Forderung 
von Bildung und Forschung, insbe 
sondere die Technologiepolitik. In 
Europa hat sich die britische La 
bour-Regierung dem dritten Weg 
verschrieben. 
Bürgergesellschaft 
In der Zwischenzeit gibt es aber 
auch auf dem Kontinent Stimmen, 
welche einen dritten Weg verfech 
ten. Zu ihnen rechnen etwa der 
deutsche Aussenminister Joschka 
Fischer oder der Publizist Warnfried 
Dettling. Stichworte sind die Ein 
sicht, dass die Vollbeschäftigung 
vergangener Tage auf der traditio 
nellen Arbeitsteilung zwischen 
Ehegatten fusste, die Forderung 
nach einem neuen Gesellschaftsver 
trag mit einer neuen Mischung zwi 
schen Markt, Staat und Gesell 
schaft, die Hoffnung, dass das Ent 
stehen einer Bürgergesellschaft hel 
fen wird, die Folgen der Globalisie 
rung zu bewältigen, das Vertrauen 
in einen Regionalismus und Loka 
lismus als Gegenkräfte zum Globa 
lismus, aber auch eine neue Verant 
wortung gegenüber den Entwick 
lungsländern. 
Beispiel Liechtenstein 
Im Endeffekt wird kein Weg dar 
an vorbei führen, dass sich die eu 
ropäischen Gesellschaften dem 
amerikanischen Modell ein kräfti 
ges Stück weit annähern. Dabei 
geht es nicht darum, dass europäi 
sche Kinder in fast-food-Lokalen 
Geburtstagskuchen mit Cinderella- 
oder Lion-King-Figuren serviert be 
kommen und dass ihre Eltern wilde 
Halloween-Parties feiern. So weit 
sind wir schon. Entscheidend wird 
vielmehr sein, dass darüber hinaus 
strukturelle Reformen insbesonde 
re in den Bereichen Arbeitsmarkt 
und Steuern in Angriff genommen 
werden. Bei den Arbeitsmärkten 
dürfen die Schweiz, die Niederlande 
und Liechtenstein als Beispiele ge 
nannt werden. Die Untätigkeit der 
grossen Volkswirtschaften wirkt 
sich nicht zuletzt auf den Kurs des 
Euro aus. 
Man wird des Weiteren nicht 
übersehen, dass die Wettbewerbsin 
tensität in Europa nach wie vor zu 
wünschen übrig lässt. In vielen eu 
ropäischen Staaten (Italien, Frank 
reich, Österreich, Schweiz) gibt es 
erst seit wenigen Jahren ein Kartell 
recht, das seinen Namen verdient. 
Auch der Technologievorsprung, 
den sich die USA erarbeitet haben, 
sollte zu denken geben. In der Bil 
dung sind neue Modelle gefragt, 
welche verstärkt auf Wettbewerb 
setzen. 
Schliesslich wird man sich in Zu 
kunft ernsthafter als bisher mit der 
Frage zu befassen haben, welche 
Aufgaben auf der nationalen und 
welche auf der Ebene der EU ange 
gangen werden sollen. Insoweit*darf 
insbesondere beim Projekt der 
Steuerharmonisierung das letzte 
Wort noch nicht gesprochen sein. 
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Samstag, 6. Mai 2000,20.15 Uhr 
Jazzkonzert 
EUANE CUENI / GOTA KAHLE 
QUARTETT 
feat Stephen Magnusson 
Eliane Cueni p, Gitta Kahle ts, 
Stephen Magnusson git, 
Björn Meyer b 
und Lukas BitterUn dr. 
Do. 11. Mai 2000 19.00 Uhr 
Vernissage der Ausstellung 
WEITE SICHT 
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Einführende Worte: 
Evelyne Bermann 
Öffnungszeiten: 
Do, Fr. 17 - 20 Uhr 
Sa, So. 15 - 18 Uhr 
oder nach tel. Vereinbarung 
Ausstellungsdauer: 
bis 28. Mal 2000 
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