Liechtensteiner Volksblatt
Religion
Mittwoch, 3. Mai 2000 9
Blickpunkt Religion
l~l_
Lese-Tipp
«Wir Minis»
«Du ziehst etwas Be
sonderes an», «Dein
Handwerkszeug»,
«Beten mit Leib und
See!e»,«In meiner Kir
che verlauf ich mich
nie» oder «Du bist be
rufen» sind nur einige
Kapitel aus dem Buch
«Wir Minis» von Erich
Schredl. Die Lektüre
mit 60 Seiten umfasst
Themen über alles, was Ministrantinnen wissen
müssen. Interessant, nicht nur für Minis, sind
wichtige Begriffe, die alphabetisch aufgeteilt sind,
sie reichen von A wie Advent über H wie Hostie
bis Z wie Zelebrant. «Wir Minis» -Für junge Leu
te, die einer grossen Sache dienen (Bild) - ist im
Herder-Verlag erschienen, Autor ist Erich
Schredl.
Veranstaltungen
«Batik-Bilder kreieren»
Sr. Regina Hassler gibt im Kloster St. Elisabeth
in Schaan am Donnerstag, 11. Mai um 19.30 Uhr
Anleitungen zum Batik-Bilder herstellen. (Bit
te um Anmeldung!)
«Nur die Liebe zählt»
Wir spüren den Kennzeichen wahrer Liebe nach,
wie Paulus sie im Brief an die Korinther be
schreibt. Durch den Tag im Kloster St. Elisabeth
in Schaan begleitet Sr. Ruth am Samstag, 13. Mai
von 9.30 bis 16 Uhr. Anmeldung bis 10. Mai.
«Das Gutenberg-Gespräch»
Schuldenkrise und Entschuldung - internationa
le und menschliche Herausforderung. Politik und
Kirchen haben sich vorgenommen, sich im Jahr
2000 in besonderer Weise den Fragen der Ent
schuldung zu widmen. Das Gespräch führen Alt
bundesrat Dr. Otto Stich, Dr. Regula Frey-Na-
konz, Koordinationsstelle Frauen und Entwick
lung, Zürich sowie Dr. Christoph Stückelberger,
Zentralsekretär «Brot für alle», Bern. Die Lei
tung hat Pater Alfons Bauser vom Haus Guten
berg. «Das Gutenberg-Gespräch» am Freitag, 12.
Mai um 19.30 Uhr im Gemeindesaal, Balzers.
35 neue Gardisten
Der 6. Mai ist für die Schweizergarde jeweils
nicht nur ein Freuden-, sondern auch ein Ge
denktag. Die 1506 gegründete Garde hatte be
reits 21 Jahre später eine schwere, blutige Belas
tungsprobe zu überstehen: Während der Plün
derung Roms (Sacco di Roma) durch Lands
knechte des deutschen Kaisers Karl V. kam es zu
kriegerischen Auseinandersetzungen mit der
Schweizergarde. Bei der Verteidigung des Pe
tersdoms fielen nach der Überlieferung am 6.
Mai 1527 nicht weniger als 147 Gardisten, wäh
rend es den restlichen 42 gelang, den Medici-
Papst Clemens VII. in die Engelsburg zu retten.
Der Schweizer Bundespräsident Adolf Ogi vertritt
die Landesregierung bei der Vereidigung in Rom.
Der Ehrentag der Garde beginnt jeweils am
Morgen mit einem Gottesdienst. Es folgt die
Kranzniederlegung im Ehrenhof des Schweizer
quartiers, wo Auszeichnungen vergeben werden.
Die Vereidigung im Damasushof findet gegen
Abend statt. Die Garde zählt zurzeit 110 Mann
und ist damit auf Sollbestand. FUr die zusätzli
chen Aufgaben im Heiligen Jahr 2000 konnten
rund 140 Ex-Gardisten verpflichtet werden.
Papst leidet an Lähmung
VATIKAN: Der Pariser Kardinal, Jean-Marie
Lustiger, hat Johannes Paul II. geistige Wach
heit, aber zunehmenden körperlichen Verfall
bescheinigt. Der Papst leide an einer fortschrei
tenden Lähmung, die ihn «mehr und mehr zu
einem Gefangenen seines Körpers mache»,sag
te Lustiger Frankreichs Sonntagszeitung «Le
Journal du Dimanche».
Das dritte Geheimnis
von Fatima
Der Papst spricht am Samstag, dem 13. Mai die Seherkinder von Fatima selig
Am 13. Mai will Johannes Paul
II. in Fatima die beiden Hirten
kinder Francisco und Jacinta
Marto selig sprechen. Die
Nachricht lässt aufhorchen,
wollte der Papst doch im Heili
gen Jahr 2000 ausser seinen
nahöstlichen Pilgerreisen auf
den Spuren der Bibel eigent
lich keine Auslandsreisen un
ternehmen. Doch für das
Ereignis in Fatima hat er eine
Ausnahme gemacht, und
Gründe dafür gibt es viele.
Ludwig Hing-Ei fei
Da ist einmal die persönliche Be
troffenheit des Papstes. An einem
Jahrestag der Madonna von Fatima,
dem 13. Mai 1981, wurde er auf dem
Petersplatz in Rom bei einem
Attentat lebensgefährlich verletzt.
Später bekundete er, dass er glaube,
die Muttergottes von Fatima habe
ihm das Leben gerettet.
Untergang des Kommunismus
Doch weit Uber die persönliche
Betroffenheit hinaus glaubt der
Papst auch an ein weltweites Wir
ken der Muttergottes, die sich im
Jahr der Oktoberrevolution Lenins
am anderen Ende Europas den Hir
tenkindern offenbart haben soll. Bei
einem Gottesdienst in Fatima zehn
Jahre nach dem Attentat formulier
te er mit Blick auf den Untergang
des Kommunismus in Osteuropa:
«Du hast dich gezeigt als Mutter der
Nationen für die unerhofften Ver
änderungen, die den allzu lang un
terdrückten und erniedrigten Völ
kern das Vertrauen zurückgegeben
haben.»
Für die vielen Millionen Gläubi
gen, die der Muttergottes von Fati
ma eine besondere Verehrung ent
gegenbringen, steht ausser Zweifel,
dass sie direkt in die Geschichte des
20. Jahrhunderts eingegriffen hat.
Zu dieser Überzeugung trägt auch
das legendäre dreiteilige «Geheim
nis von Fatima» bei. Wie die überle
bende dritte Seherin Lucia versi
cherte, kündigte die Muttergottes
nicht nur das Ende des Ersten und
den Ausbruch des Zweiten Welt-
Weise wird damit auch ein Kapitel
der Geschichte abgeschlossen, in
dem die mysteriöse Botschaft von
Fatima letztlich bestätigt wurde.
Doch daneben wird sich durch den
Akt des Papstes erneut das Medien
interesse auf den bis heute unver
öffentlichten dritten Teil des Fati-
ma-Geheimnisses richten. Johannes
Paul II. hat, ebenso wenig wie seine
Vorgänger, öffentlich etwas darüber
gesagt, so dass der Verdacht nahe
liegt, der publizistische Wirbel da
rum sei masslos übertrieben.
Drittes Geheimnis von Fatima
Das so genannte Dritte Geheim
nis von Fatima spricht vermutlich
von einer Glaubenskrise. Diese An
sicht vertritt der Neffe der letzten
noch lebenden Seherin von Fatima,
der portugiesische Salesianerpater
Jose dos Santos Valinho, in seinem
Buch «Reportage da Fatima». Die
Muttergottes habe seiner Tante, der
heute als Ordensschwester in Klau
sur lebenden Schwester Lucia do
Santos, gesagt, dass die Glaubens
lehre in Portugal immer erhalten
Eine der drei Seherkinder Lucia
als Ordensschwester zusammen mit
Papst Johannes Paul II.
bleiben werde. Die folgenden Sätze,
deren Inhalt nur die jeweiligen Päp
ste und einige enge Mitarbeiter der
Päpste durch einen Brief von
Schwester Lucia zu Gesicht beka
men, sprächen möglicherweise von
einer Glaubenskrise oder von be
vorstehenden Spaltungen in der
Kirche.
Bei der letzten Marienerscheinung,
am 13.QJ$tober 1917, die den drei
Seherkindern zuteil wurde, waren
700000 Personen anwesend.
kriegs an, sondern auch die «Bekeh
rung Russlands», nachdem der
Papst «Russland meinem unbe
fleckten Herzen geweiht hat».
Geheimnisse von Fatima
Wenn der Papst am 13. Mai 2000
am Ende des Jahrhunderts, das weit
gehend von der russischen Okto
berrevolution des Jahres 1917 ge
prägt war, die beiden Seherkinder
von Fatima selig spricht, ist dies für
ihn ein Symbol mit persönlicher und
historischer Bedeutung. In gewisser
Fatima-Chronik
Die erste Erscheinung, in Gegen
wart von Lücia, Francisco und Ja
cinta ereignete sich im Frühjahr
1916. Weitere folgten am:
13. Mai 1917: den drei Hirtenkin
der
13. Juni 1917: etwa 50 Personen
waren anwesend
13. Juli 1917: etwa 4000 Personen
waren anwesend
19. August 1917: den drei Seher
kinder
13. September 1917:25 000 Perso
nen waren anwesend
13. Oktober 1917:70 000 Personen
waren anwesend.
13. Oktober 1921: Es wird die Er
laubnis erteilt, die erste hl. Messe
in der Erscheinungskapelle zu fei
ern.
6. Marz 1922: Die Erscheinungs
kapelle wurde durch ein Spreng
stoff-Attentat stark beschädigt.
1927: Der Hl. Stuhl gewährt die
Erlaubnis, dass in der Cova da Iria
eine Votivmesse gefeiert werden
darf.
1928: Grundsteinlegung zum
«Heiligtum von Fatima».
1929: U.L. Frau erscheint der
Schwester Lücia (damals Doro-
theerin) in Hiy (Spanien). Sie bit
tet inständig darum, dass Russland
ihrem Unbefleckten Herzen ge
weiht werden solle.
1930: Dom Jose, der damalige Bi
schof von Leiria,veröffentlicht ein
Pastoralschreiben, in dem er die
«Verehrung U.L. Frau von Fati
ma» erlaubt und die Erscheinun
gen offiziell als glaubwürdig er
klärt.
1931: Weihe Portugals an das Un
befleckte Herz Mariä.
31. Oktober 1942: Abschluss
der 25-Jahr-Feier der Erscheinun
gen. Zu diesem Anlass voll
zog Papst Pius XII. die Welt
weihe an das Unbefleckte Herz
Mariä.
Chronologie in Sachen Religionsunterricht
An die 4000 Bewohnerinnen des Landes unterschrieben die «Unterrichts-Petition»
27. Mai 1998: Ablehnung des Lehr
plans durch Erzbischof und Pries
terrat
•26. Oktober 1999: Teilzustimmung
zum Lehrplan. Der Lehrplan darf in
methodisch-didaktischer Hinsicht
evaluiert werden.
28. Februar 2000: Entzug der Missio
Canonica von Stefan Hirschlehner
durch den Generalvikar. Mitteilung
an Regierung und Schulamt. Am
gleichen Tag teilt der Erzbischof al
len Pfarrherrn mit, dass Stefan Hir
schlehner nicht mehr der kirchlich
Beauftragte für den Religionsunter
richt ist.
4. März 2000: Mitteilung des Schul
amtes: Stefan Hirschlehner bleibt
Beauftragter für den Religionsun
terricht des Staates.
6. März 2000: Der Gewerkschaftli
che Lehrerinnen und Lehrerver
band nimmt zum Entzug der Missio
Stellung. Er fordert einen Religi
onskunde-Ethik-Lebenskundeun
terricht sowie die Sicherung der Ar
beitsplätze der katholischen Religi
onslehrerinnen und Religionsleh
rer.
8. März 2000:20 Religionslehrerin
nen und Religionslehrer drücken in
einem öffentlichen Schreiben ihre
Sorgen über die Entwicklung im
Religionsunterricht aus und ersu
chen die Gemeindebehörden und
die Regierung um Hilfe.
10. März 20<Kh Regierungschef Ma
rio Frick nimmt Stellung zum Reli
gionsunterricht. Er schätzt die Si
tuation als «recht schwierig» ein.
Sollte es zu keiner Einigung zwi
schen Kirche und Schulamt kom
men, so könne er sich vorstellen, in
den Schulen die Wahlmöglichkeit
zwischen Ethik- und Religionsun
terricht anzubieten.
11. Miirz 2000: Besorgte Grossel
tern aus Schaan drücken in einem
Schreiben an die Regierung ihre
Sorgen über die künftige Gestal
tung des Religionsunterrichtes und
der Kindergottesdienste aus. Sie be
fürchten einen Religionsunterricht,
der von Repressionen, Angst und
Drohungen geprägt ist.
11. März 2000: Schreiben von über
40 besorgten Eltern aus Ruggell.
15. März 2000:3 Kleine Anfragen im
Landtag bezüglich des Entzugs der
Missio Canonica.
17. März 2000: Religionslehrerin
nen und Religionslehrer Ubergeben
dem Regierungschef ein Schreiben,
in dem sie ihre Sorgen Uber die Zu
kunft des Religionsunterrichtes
zum Ausdruck bringen.
18. März 2000: In einem Gespräch
im Liechtensteiner Volksblatt zwi
schen Wolfgang Seeger und Markus
Walser erhebt der Generalvikar
Kritik am Religionsunterricht.
21. März 2000:387 besorgte Eltern
und Einwohner aus Schaan ersu
chen die Regierung, dafür zu sor
gen, dass auch in Zukunft ein kind-
gemässer Religionsunterricht statt
findet, dass Stefan Hirschlehner
weiterhin die Funktion als Referent
für den Religionsunterricht wahr
nehmen kann und dass eine Qua
litätskontrolle des Unterrichts auch
bei den Geistlichen stattfindet.
23. März 2000: Eine Gruppe von
Schülern, Eltern und Religionslehr
kräften startet in Zusammenarbeit
mit dem Verein für eine offene Kir
che eine Petition.
25. März 2000: Stefan Hirschlehner
weist im Liechtensteiner Volksblatt
die Vorwürfe des Generalvikars
zurUck.
28. März 2000: Antwortschreiben
des Regierungschefs an die Religi
onslehrer. Er versichert den Religi
onslehrkräften, dass in bestehende
Verträge nicht eingegriffen wird.
30. März 2000: Weitere Stellungnah
me des Gewerkschaftlichen Lehre
rinnen und Lehrerverbandes. Er
fordert eine Neuorientierung im
Religionsunterricht. Die Gefahr ei
ner konfessionalistischen Eng
führung muss abgewehrt werden.
Die Arbeitsgruppe «Katholischer
Religionsunterricht» aus Triesen
drückt in einem öffentlichen Schrei
ben ihre Sorgen über die gegenwär
tige Entwicklung der katholischen
Kirche im Lande aus.
Mai 2000: Die Petition i.S. Religi
onsunterricht vom Verein für eine
offene Kirche unterstützten an die
4000 Bewohner Liechtensteins.
Weiters viele Leserbriefe, Schreiben
an den Nuntius, an die Regierung
und den Bischof.
(Auszug aus dem Magazin «Fenster»
vom Verein für eine Offene Kirche)