Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Ausland 
Montag, 17. Januar 2000 19 
Nachrichten 
Spanien: Aznar löst 
Parlament auf 
MADRID: Spaniens Ministerpräsident Jos6 
Maria Aznar hat sein Kabinett für diesen Mon 
tag zu einer Sondersitzung einberufen, um eine 
Auflösung des Parlaments und die Ausschrei 
bung von Neuwahlen zu beschliessen. Wie am 
Sonntag in Madrid verlautete, will der Regie 
rungschef am Montagabend König Juan Carlos 
offiziell Uber den Wahltermin informieren. Es 
gilt als praktisch sicher, dass die Parlaments 
wahlen am 12. März stattfinden werden. Mit der 
Auflösung des Parlaments geht die Legislatur 
periode nach knapp vier Jahren offiziell zu En 
de. Sie war mit fast 46 Monaten die längste seit 
Spaniens Rückkehr zur Demokratie. Nach Mei 
nungsumfragen geht Aznars konservative 
Volkspartei (PP) mit einem deutlichen Vor 
sprung vor den Sozialisten (PSOE) iti die Wahl. 
Bleiberecht für 
Karmapa Lama 
NEU DELHI: Die indische Regierung hat dem 
Anfang Januar aus Tibet geflohenen Karmapa 
Lama erstmals ein Bleiberecht zugestanden. 
Verteidigungsminister George Fernandes sagte 
am Sohntag in Neu Delhi, wer nach Indien kom 
me und dort eine Weile bleiben wolle, dürfe dies 
tun. Der Aufenthalt des 14-jährigen UgyenTrin- 
ley Dorji im Land werde aber keinen Einfluss 
auf die Beziehungen Indiens zu China haben. 
Fernandes zufolge hat der Karmapa Lama noch 
keinen Asylantrag gestellt. Die Führung in Pe 
king hatte davor gewarnt, dass sich Indien in in 
nere Angelegenheiten Chinas einmische, sollte 
es dem dritthöchsten geistlichen Führer der Ti 
beter politisches Asyl gewähren. Der 14-Jähri 
ge, der als 17. Wiedergeburt Buddhas verehrt 
wird, war am 5. Januar nach einem Fussmarsch 
über den Himalaja im indischen Dharamsala 
eingetroffen. Über seine Zukunftspläne wurde 
bislang noch nichts bekannt. 
Chilenen wählen neuen 
Präsidenten 
SANTIAGO: In Chile 
haben die Wahlberech 
tigten am Sonntag in 
einer Stichwahl über 
ihren neuen Präsiden 
ten entschieden. In ei 
nem Kopf-an-Kopf- 
Rennen standen sich 
Ricardo Lagos (Bild) 
vom Mitte-Links- 
Bündnis Concertacion 
und der konservative Joaquin Lavin gegenüber. 
Die Wahl verlief ruhig und Zwischenfälle wur 
den zunächst nicht bekannt. In Chile besteht 
Wahlpflicht. Für die öffentliche Sicherheit und 
den Schutz der 29 500 Wahllokale waren die 
Streitkräfte zuständig. In letzten Umfragen vor 
der Wahl lagen beide gleichauf. Beim ersteh 
Wahlgang im Dezember hatte keiner der beiden 
Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht. La 
gos lag mit 47,96 Prozent der Stimmen weniger 
als einen halben Prozentpunkt vor Lavin. * 
Wirtschaftsboom geht 
auf Kosten der Erde 
WASHINGTON: Der Wirtschaftsboom in den 
Industriestaaten geht nach Auffassung des ame 
rikanischen Worldwatch-Instituts zunehmend 
auf Kosten der Erde. Die Internet-Euphorie 
und der Boom an den Aktienmärkten verstell 
ten den Blick für die verheerende Entwick 
lungstendenzen in den Ökosystemen der, Erde, 
erklärte das Institut in seinem am Samstag in 
Washington veröffentlichten Bericht über die 
Lage der Welt im Jahr 2000. «Während der 
Dow-Jones-Index nach oben geht, geht es mit 
der Gesundheit der Erde bergab», sagte World- 
watch-Präsident Lester Brown. Die beiden 
grössten Herausforderungen des neuen Jahr 
hunderts seien die Stabilisierung des Weltkli 
mas und die Begrenzung des globalen Bevölke 
rungswachstums. 
Guerilla-Angriffe in 
Kolumbien 
BOGOTA: Bei Guerilla-Angriffen sind in Ko 
lumbien mindestens 53 Menschen getötet und 
weitere 21 verletzt worden. Nach Militäranga 
ben überfielen Kämpfer der Revolutionären 
Streitkräfte Kolumbiens (FARC) am Samstag 
drei Dörfer südlich der Hauptstadt Bogotl 
Anschliessend lieferten sich die Rebellen hefti 
ge Gefechte mit der Armee. Diese ging mit Un 
terstützung von Helikoptern und Flugzeugen 
gegen die Rebellen vor. 
Halonen hat die Nase vorn 
Präsidentenwahl in Finnland: Zweiter Wahlgang soll zwischen Halonen und Aho entscheiden 
HELSINKI: Finnlands Aus- 
senministerin Taija Halonen 
hat die erste Runde der Di 
rektwahl für das Präsidenten- 
amt in ihrem Land gewonnen. 
Die 56-Jährige kam beim ges 
trigen ersten Wahlgang auf 40 
Prozent und lag damit klar vor 
Oppositionschef Esko Aho, für 
den 34,4 Prozent stimmten. 
Da keiner der Kandidaten die abso 
lute Mehrheit erreichte, gehen Ha 
lonen und Aho am 6. Februar in ei 
ne Stichwahl. Bei Umfragen kurz 
vor der Wahl hatten die Aussenmi- 
nisterin und der 45-jährige Aho von 
der bäuerlich-liberalen Zentrums 
partei gleichauf gelegen. 
Ministerpräsident Paavo Lippo- 
nen von Halonens sozialdemokrati 
scher Partei erklärte am Sonntag, er 
sei von dem guten Ergebnis seiner 
Parteikollegin überrascht worden. 
Zur Erklärung meinte er: «Sie hat 
einen sehr guten Wahlkampf ge 
führt.» 
«Die Zukunft wird zeigen, ob es 
ein Vor- oder Nachteil ist, bei der 
ersten Runde vorne zu liegen», sag 
te Aho im finnischen Fernsehsender 
YLE. Bei der Stichwahl fange alles 
wieder bei null an. 
Bei der Präsidentschaftswahl in Finnland wird am 6. Februar in einem zweiten Wahlgang zwischen Esko Aho (links) 
und Tarja Halonen (rechts) entschieden. (Bilder: Keystone) 
Die konservative Parlamentsprä 
sidentin Riitta Ousukainen kam auf 
den dritten Platz mit 12,8 Prozent 
der Stimmen. Dahinter platzierte 
sich Ex-Verteidigungsministerin 
Elisabeth Rehn von der Schwedi 
schen Volkspartei (der schwedisch 
sprachigen Minderheit in Finnland) 
mit 7,9 Prozent. Beide Politikerin 
nen erklärten nach Bekanntwerden 
des Wahlergebnisses, sie würden 
keine Empfehlung für die Stichwahl 
abgeben. Deren Ausgang gilt als 
völlig offen. Rehn erklärte, sie habe 
Palästinenser 
verärgert 
JERUSALEM/GAZA: Israel 
hat die nächste Etappe seines 
Truppenabzugs aus dem West 
jordanland verschoben und da 
mit erneut Spannungen mit den 
Palästinensern provoziert. Diese 
verurteilten den Aufschub am 
Sonntag als «Vertragsbruch». 
Regierungschef Ehud Barak 
wolle die Position von Palästi 
nenserpräsident Jassir Arafat 
bei seinem Besuch in den USA 
in dieser Woche abwarten. Erst 
dann werde er die Entscheidung 
Uber die Abzugsgebiete treffen, 
teilte sein Büro mit. Laut Barak 
findet in den USA möglicher 
weise auch ein Dreiertreffen 
zwischen ihm, Arafat und US- 
Präsident Bill Clinton statt. 
Israel hat nach eigener Auffas 
sung laut Friedensabkommen 
von Scharm el Scheich das 
Recht, die fUr Donnerstag ge 
plante Räumung von 6,1 Pro 
zent des Gebietes um drei Wo 
chen zu verzögern; 
Partisanen-Krieg 
Unterschiedliche Konzepte in Tschetschenien 
GROSNY: Der Krieg in Tschet 
schenien wird von den Konfliktpar 
teien ab sofort mit unterschiedli 
chen Kojizeplfiigeführt. Die tschet 
schenische Führung beschloss am 
Sonntag den landesweiten Partisa 
nenkampf, Russlands Interimsprä 
sident Wladimir Putin sprach vom 
etappenweisen Vorgehen seiner 
lYuppen. 
An allen Fronten dauerten am 
Sonntag die Kämpfe an. Dabei wur 
de erneut vor allem um die Haupt 
stadt Grosny hart gekämpft, berich 
tete Interfax. Gefechte wurden auch 
aus der Region um Wedeno gemel 
det, einer der Verteidigungsbastio 
nen der Rebellen im Gebirge im Sü 
den der Republik. 
«Ab sofort wird die Taktik des 
■Partisanenkrieges angewendet», 
sagte der tschetschenische Verteidi 
gungsminister Magomed Hambijew 
nach Angaben der Agentur Inter 
fax. Der Partisanenkrieg derTschet- 
Demonstration für Elians Rückkehr 
Kubanische Regierung organisiert Proteste 
HAVANNA: Hunderttausende ha 
ben am Wochenende in Havanna 
für die Rückkehr des Flüchtlings* 
jungen Elian Gonzalez aus den 
USA demonstriert. Zu einer von 
der Regierung organisierten Ver* 
Sammlung erschienen am Samstag 
150 000 Menschen. 
«Wie lange müssen wir noch war 
ten», rief der Schauspieler Julio Ca 
sanova in die Menge. Er bezeichne 
te die Verwandten des Jungen in 
Miami als «die Folterknechte seiner 
Unschuld». Etwa 100 000 Frauen 
zogen.am Freitag mit kubanischen 
Flaggen zur US-Vertretung und rie 
fen «Bringt unseren Jungen 
zurück!» 
Am Samstag traf sich die Menge 
an der Stelle, an der der kubanische 
Präsident Fidel Castro vor fast vier 
Jahrzehnten den Sozialismus aus 
riet Auch der internationale Folk- 
sänger Silvio Rodriguez beteiligte 
sich an der Kundgebung, die vom 
staatlichen Fernsehen live Ubertra 
gen wurde. 
Die ursprunglich von den US- 
Behörden gesetzte Frist für die 
Rückführung des Jungen war am 
Freitag abgelaufen. Justizministerin 
Janet Reno hatte sie jedoch auf un 
bestimmte Zeit verlängert, um den 
in Miami lebenden Angehörigen die 
Möglichkeit zu geben, sich vor ei 
nem Bundesgericht für ein Bleibe 
recht des Kindes einzusetzen. Der 
Präsident der Nationalversamm 
lung Ricardo Alarcon kritisierte, 
dass Reno keine neue Frist setzte. 
Er forderte, die US-Einwande 
rungsbehörde, die eine Rückkehr 
des Jungen zu seinem in Kuba le 
benden Vater befürwortet, solle 
ihren Beschluss umsetzen. 
wenigstens frischen Wind in die 
Wahlkampagne gebracht. Die heu 
tige UNO-Menschenrechtsbeauf- 
tragte für Bosnien hatte als Einzige 
deutlich Stellung bezogen und den 
raschen Beitritt Finnlands zur 
NATO gefordert. 
schenen werde künftig von mobilen 
Einsatzgruppen geführt werden, die 
russische Einheiten auf dem ganzen 
Gebiet Tschetscheniens angreifen 
sollen. Dadurch sollten auch breit 
angelegte Angriffe in der russischen 
Etappe systematisch eingeleitet 
werden, sagte Hambijew. Putin hat 
te zuvor ein etappenweises Vorge 
hen seiner Truppen im Feldzug in 
der von Moskau abtrUnnigen Kau- 
kasus-Republik angekündigt. «Als 
erste Etappe werden wir Grosny er 
obern, danach werden wir die Ope 
ration in den Bergen beenden», sag 
te er am Samstagabend im Fernseh 
sender ORT. Fristen und Zeitrah 
men würden sich aus der militäri 
schen Lage ergeben. Dabei würden 
die russischen Einheiten «hart, aber 
nicht unbarmherzig» vorgehen. 
Denn unangebrachte Härte würde 
den russischen Einheiten die Unter 
stützung der tschetschenischen Zivil 
bevölkerung nehmen, sagte Putin. 
Luther King als 
Märtyrer 
WASHINGTON: Papst Johannes 
Paul II. soll den 1968 ermordeten 
schwarzen BUrgerrechtler Martin 
Luther King zum Märtyrer er 
klären. Das haben die katholischen 
Bischöfe der USA nach einem Be 
richt des «Boston Globe» vorge 
schlagen. Die USA ehren Martin 
Luther King jährlich mit einem Fei 
ertag, der an diesem Montag began 
gen wird. Der Führer des gewaltlo 
sen Widerstandes gegen die Rassen 
trennung und Baptistenprediger 
wäre am Samstag 71 Jahre alt ge 
worden. Der Zeitung zufolge ist 
Kings Name in einer, Vorschlagsliste 
der Märtyrer im 20. Jahrhundert 
enthalten. 
Mehr als hunderttausend Menschen demonstrierten am Wochenende in Ha 
vanna für die Rückkehr des Flüchtlingsjungen Elian Gonzalez. (Bild: Key) 
PanAlpina Sicav 
Alpina V 
Preise vom 14. Januar 2000 
Kategorie A (thesaurierond) 
Ausgabepreis: < 66.30 
Rücknahmepreis: , € 64.89 
Kategorie B (ausschüttend) 
Ausgabepreis: € 65.70 
Rücknahmepreis: ■€ 64.29
	        

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