22 Dienstag, 2. Mai 2000
Kultur
Liechtensteiner Volksblatt
Nachrichten
«Konzertkochi» im L92
VADUZ: Heute Dienstagabend spielt im Rah
men der «Konzertkochi» des FL-Blues und
Rockvereins die Unterländer Band «Perfect
Mind». Die Band, um Johannes Schraner und
Mike Meier bietet heavier Pöst seit längerer
Zeit. Konzert-Tourneen in der Schweiz und Ita
lien hat die Band zu einer festen Einheit
schweisst. In Liechtenstein konnte man sie bis
her nur beim «Sauntschäk» erleben, doch nun
möchte sie sich auch bei uns einmal ihr neues
Repertoire austesten. Wer sjch einen fetzigen
Abend wünscht, geht ins L92 und geniesst «Per
fect Mind» im wahrsten Sinne des Wortes.
Jazz in der Tangente
ESCHEN: Am Samstag, den 6. Mai 2000, um 20
Uhr 15, gastiert in der Ifengente in Eschen das
ELIANE CUENI / GITTA KAHLE QUAR
TETT feat. STEPHEN MAGNUSSON in fol
gender Besetzung: Stephen Magnusson git, Git
ta Kahle ts, Eliane Cueni p, Björn Meyer eb und
Lukas Bitterlin dr.
Das Eliane Cueni / Gitta Kahle Quartett hat
sich 1992 formiert und in der Schweizer Jazzwelt
einen Namen gemacht. Jazztraditionen von Be-
bop bis Free-Jazz sind dem Quartett nicht
fremd, doch innerhalb dieses musikalischen
Raumes entfalten die Eigenkompositionen eine
sehr gegenwärtige Sprache mit klaren Linien,
prägnanten Harmonien und vielen kreativen
Freiräumen für das solistische Improvisieren.
Modale Abläufe finden sich darin ebenso wie
bluesiges oder grooviges Feeling, wohlkalku
lierte Brüche, dynamische Wechsel und das Er
forschen instrumentaler Grenzbereiche. Gitta
Kahle's sinnlich gespieltes Saxophon ist melo
diös verspielt und von einer grossen emotiona
len Tiefe. Eliane Cueni Uberzeugt als aus
drucksstarke Melodikerin und interessante Be
gleiterin. Der hochkarätige, schwedische Bassist
Björn Meyer erzeugt zusammen mit dem
soundbewussten, dynamischen Schlagzeuger
Lukas Bitterlin einen von Interplay geprägten
Groove vom Feinsten. Zum Konzept des Quar
tetts gehört das Auftreten mit Gastsolisten.
Diesmal mit von der Partie ist der ausserge-
wöhnliche Gitarrist Stephen Magnusson, der
durch seine energievollen Soli und sein kom
munikatives Spiel eine wunderbare Bereiche
rung darstellt.
Jubiläumscamp 2000
der Heils Angels
VADUZ: Der Heils Angels MC Liechtenstein
veranstaltet das 10. Camp am 30.6.2000 /1.7.
2000 / 2.7.2000 auf dem Parkplatz beim Rhein-
parkstadion in Vaduz. Im Rahmen dieses
Camps soll am Freitagabend, 30. Juni 2000 ein
Contest zwischen fünf Liechtensteinischen
Bands, die eine Auftrittszeit von 30 Minuten er
halten, um ihr Können vorzutragen, stattfinden.
Der Gewinner wird von einer siebenköpfigen
Jury ermittelt. Die Bands erhalten für diesen
Auftritt keine fixe Gage. Anstatt der Gage wird
ein Preisgeld ausgesetzt. Die erstplatzierte
Band erhält zudem nach der Preisverteilung
noch einmal die Möglichkeit,eine halbe Stunde
ihr Repertoire vor dem Publikum zum Besten
zu geben. Um eine Vorauswahl aus allen Bands
treffen zu können, bitten wir euch, bis zum 30.
April 2000 ein Demo-Tape (Demo-CD) oder
eine professionell produzierte CD an folgende
Adresse zu senden: Heils Angels MC Liechten
stein, c/o Peter Hermann, Felbaweg 5,9490 Va
duz. Die fünf ausgewählten Bands werden bis
Mitte Mai telefonisch von uns benachrichtigt,
wir bitten euch daher, uns bei der Bewerbung
auch eine Telefonnummer, wo ihr gut erreichbar
seid, beizulegen. Heils Angels MC Liechtenstein
Modernes Tanztheater
auf höchstem Niveau
Die Starchoreografen Meryl Tankard, Rui Horta, Jiri Kylian beim «Bregenzer Frühling»
Zur Musik von Wolfgang Amadeus Mozart parodieren die Tänzer das Leben der Adeligen aus jener Zeit.
Der «Bregenzer Frühling»
wartete auch dieses Jahr mit ei
nem reichen Programm im
Festspielhaus Bregenz auf: Mit
dem Aktionstheater Ensem
ble, der Vorarlberger Oratori
envereinigung, dem Sympho
nieorchester Vorarlberg, mit
internationalen Ballett-Com-
pagnien und, am 9. Mai, 19.30
Uhr, dem Gewandhausorches
ter Leipzig.
Gerolf Hauser
Das VOLKSBLATT war bei dem
aus Polen stammenden Gulbenki-
an-Ballett, das Choreografien von
Meryl Tankard, Rui Horta und Jiri
Kylian zeigte. Der Bogen spannte
sich vom mysterienspielhaften «Nu-
ti» (MerylTankard) über «The table
in 15 minutes» (Rui Horta) bis zu
den köstlichen «Sechs Tänzen» (Jiri
Kylian).
Licht und Dunkelheit
«Nuti» ist die Lebenskraft, von
der die alten Ägypter überzeugt wa
ren, sie ermögliche es ihnen, den
Tod zu überschreiten. Meryl Tan-
kards Cly^ppgrafie zeigte in einem
Mysterien- und Einweihungsspiel
nicht nur diese Grenzüberschrei
tung - sie verband in der Gegenü
berstellung von Individuum und
Masse, im Aufzeigen von Licht und
Dunkelheit, Leben und Tod, Schöp
fung und Zerstörung Musik mit
Theater, visuelle Kunst mit Tanz.
Das gemessene Auftreten und Ver
schwinden der Tänzerinnen in einer
Linie, meist im Profil, liess den Büh
nenraum sich in einen grenzenlosen
Raum öffnen. Mit kurzen Zeitver
schiebungen «imitierten» die Tän
zerinnen die Bewegungselemente
des zuerst die Bühne Betretenden.
Die dazwischen auftauchenden
Phasen von synchronen Bewegun
gen wirkten dadurch um so intensi
ver, nicht zuletzt durch die fantasti
sche Lichtgestaltung von Rögis
Lansac: Auf. die schwarz ausgeklei
dete Bühne wurden wechselnde
Dias mit überdimensionierten Dar
stellungen aus Ägypten projiziert,
die an der Bühnenwand als Licht-
und Schattenzeichen wirkten. Die
Körper der lehmgebleichten Tänze
rinnen,eingetaucht in diese Diapro
jektionen, zeigten die Farben der
Dias und, mit jeder Bewegung, sich
wandelnde, «lebendige» Formen.
Meryl Tankard war von 1978-1984
eine der wichtigsten Solistinnen des
Wuppertaler Tanztheaters der Pina
Bausch. Seit 1993 ist sie künstleri
sche Leiterin des Australian Dance
Theatre. In Anerkennung ihrer
herausragenden künstlerischen
Verdienste wurde die Compagnie in
«Meryl Tankard Australian Dance
Theatre» umbenannt.
Brillante Satire
«The table in 15 minutes» von
Rui Horta zeigte in humorvoller
und realistischer Weise das Her
richten einer Mahlzeit, der Ess
tische und das Essen selbst. Realis
tisch deshalb, weil der Kochtopf
tatsächlich dampfte, wirklich geges
sen wurde und - war es auf Grund
der grossartigen tänzerischen Leis
tung Einbildung oder Tatsache -
der Geruch gedämpfter Zwiebeln
durch den Raum schwebte. Rui
Horta, in Lissabon geboren, begann
seine Laufbahn als Tänzer beim
Ballet Gulbenkian, kehrte nach ei
nigen Jahren des Studiums (Archi
tektur- und Sportwissenschaft-Stu
dien und als Tänzer und Lehrer für
zeitgenössischen Tanz in New York,
nach Lissabon zurück und wurde
künstlerischer Leiter der Lisbon
Dance Company. 1991 folgte er der
Einladung des Künstlerhaus Moun-
sonturm nach Frankfurt und wurde
künstlerischer Leiter und Choreo
graph des «S.O.A.P. dance theatre
frankfurt». Jiri Kylians «Sechs Tän
ze» zeigten zur Musik von Wolf
gang Amadeus Mozart acht Tänze
rinnen, in Unterkleidern der Mo
zart-Zeit, die in einer brillanten Sa
tire jene Zeit, vor allem das Leben
der Adeligen parodierten. Da
staubten die gepuderten Perücken,
gab es fast slapstickartige Bewe
gungsabläufe und «tödliche» Duel
le, bei deren grossartiger Darstel
lung die Lachtränen nur so kuller
ten.
Agatha Christie in Werdenberg
Die «fabriggU-Jugendtheatergruppe» spielt Agatha Christies «Die Mausefalle»
Acht jugendliche Schauspieler be
weisen in einer Eigenproduktion
des Werdenberger Kleintheaters
«fabriggli», dass jugendliche Leich
tigkeit, enthusiastisch präsentiert,
selbst Uber direktive Mängel hinweg
täuschen kann. Sattelfest und textsi
cher tragen sie die deutsche Version
des Agatha Christie-Klassikers
«The Mousetrap» ans rettende Ufer
der Bretter, die die Welt bedeuten.
Kevin Lutz
Was auf Englands Theaterbühnen
seit bald fünfzig Jahren ohne Unter-
lass gespielt wird, findet nun endlich
wieder einmal auf einer Bühne un
serer Region seinen wohlverdienten
Platz: in einer der bewährten Eigen
produktionen des Werdenberger
Kleintheaters «fabriggli» geben acht
Jugendliche aus Buchs und Grabs
nach Uber acht Monaten Vorberei
tungszeit das ins Deutsche übertra
gene Kriminalstück «Die Mause
falle» der Grossen Dame des engli
schen Kriminalromans, Agatha
Christie, wieder. Fernab von der
wohlbekannten Filmfassung um
Miss Marple dreht sich die Story, die
uns das «fabriggli» noch bis zum 12.
Mai präsentiert, um eine Hand voll
illustrer Gäste, die sich in einer ver
schneiten Pension versammelt. Bald
darauf schon wird die Gästeschar
samt Wirtenpaar in einen Mordfall
verwickelt, welcher ein verschrobe
ner Sergeant krampfhaft versucht
aufzulösen... bis zum bitteren Ende.
Zu viele Köche
Leider versäumte es das dreiköp
fige Regieteam, in der Übersetzung
von Horst Willems die eine oder an
dere Passage zu kürzen oder da und
dort einer Figur etwas mehr Cha
rakter zu verleihen. So dümpelt die
Aufführung gelegentlich in seiten
langen Monologen voller ständiger
Wiederholung des bereits Bekann
ten dahin, seltener sieht man gar die
Protagonisten zweifeln, welche cha
rakterlichen Facetten man der je
weiligen Figur schliesslich angedei-
hen lassen soll.
Eine starke Führungshand, die
dem Theaternachwuchs einen kla
ren Weg vorgibt und dazu den Un
terschied zwischen «Theater lesen»
und «Theater sehen» begreift, hätte
das Niveau der Vorführung um eini
ges erhöhen können. Doch zu viele
Köche verderben eben den Brei.
Gerettet wird die Aufführung
schlussendlich von den spürbar mit
Talent ausgestatteten Schauspie
lern: selbst die längsten Monologe
werden präzise und mit viel Seele
rezitiert, das Verwirrspiel um die
Frage nach dem Mörder wird per
fekt gespielt und der wahre Täter
trotz ständiger neuer Enthüllungen
bis zur Selbstentlarvung nicht ent
deckt. Zudem gewinnt der rare, aber
um so geistreichere Witz Agatha
Christies in den jugendlichen Ak
teuren erfrischende Transparenz.
Die Leichtigkeit, mit der uns das
Stück präsentiert wird und wie sie
nur von Jugendlichen so vermittelt
werden kann, kaschiert die Mängel,
die den Regisseuren unterlaufen
sind, und lässt mit etwas gutem Wil
len sogar über den das ganze Werk
über offenstehenden Hosenstall des
Sergeants hinwegsehen.
Alles in allem ein Spass für
Freunde des jungen Theaters, aller
dings weniger empfehlenswert für
bedingungslose Perfektionisten.
Weitere Aufführungen des Stücks:
Dienstag, 2. Mai, Freitag, 5. Mai,
Samstag ö.Mai und Freitag, 12. Mai,
jeweils um 20 Uhr im «fabriggli» in
Werdenberg.