Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Inland 
Montag, 3. Januar 2000 3 
Nachrichten 
Keine Probleme bei der 
Erdgas-Versorgung 
Ein herzliches «Grüss Gott» im neuen Jahrtau 
send! Schon im Oktober 1999 haben wir alle un 
sere Erdgas-Kunden in einem Rundschreiben 
orientiert, dass seitens der LGV. alles unter 
nommen wurde, um die Erdgas-Versorgung 
auch in der Silvesternacht sicherzustellen. Auch 
in den Zeitungen berichteten wir, dass wir auf 
den Übergang ins neue Jahrtausend gut gerüstet 
sind. Wir informierten über unsere umfangrei 
chen Aktivitäten und Systemprüfungen in den 
vergangenen Monaten, um die Erdgas-Versor 
gung beim Übergang ins Jahr 2000 sicherzustel 
len. Wir können nun erfreut und auch erleich 
tert mitteilen, dass es bei der Erdgas-Versor 
gung beim Übergang ins neue Jahrtausend kei 
nerlei Probleme gab. Und dazu noch eine wei 
tere erfreuliche Mitteilung: Wenige Stunden vor 
dem Millenniumswechsel haben wir erstmals 
die Jahresabsatzmenge von 300 Mio. KWh über 
schritten. Wir freuen uns, unsere privaten Kun 
dinnen und Kunden sowie Industrie, Gewerbe 
und öffentliche Institutionen auch im neuen 
Jahrtausend mit Erdgas beliefern zu dürfen und 
hoffen, dass wir weiterhin viele neue Erdgas- 
Anwender gewinnen können. Ihnen allen wün 
schen wir ein erfolgreiches und glückliches neu 
es Jahr 2000. Liechtensteinische Gasversorgung 
Jahr-2000-Wedisel bei 
der Bank in Liechtenstein 
VADUZ: Die Jahresendverarbeitung ist bereits 
am 31.12.1999 erfolgreich abgewickelt worden. 
Die Kontoauszüge gehen unverzüglich in den 
Versand. Die beim Übergang von 31.12.1999 
auf den 1.1.2000 durchgeführten Checks im Be 
reich der Grundversorgung und Systeme sind 
alle positiv verlaufen. Die im Laufe des heuti 
gen Vormittags gemachten applikatorischen 
Tests sind planmässig abgeschlossen worden. 
Die LGT Bank in Liechtenstein ist überzeugt, 
die Bankgeschäfte ab Dienstag, 4. Januar 2000, 
wieder in gewohnter Qualität abzuwickeln. 
Stromversorgung funk 
tionierte einwandfrei 
Auch in der Millenniumsnacht funktionierte die 
Stromversorgung in Liechtenstein erwartungs- 
gemäss ohne Probleme oder besondere Ereig 
nisse. Die Liechtensteinischen Kraftwerke sind 
glücklich darüber, dass diese Aussage dank den 
umfassenden Vorkehrungen im Rahmen der 
Bearbeitung der Jahr-2000-Problematik mit 
entsprechenden Informationen an die Strom 
kunden vorhersehbar war. Aber dennoch: Es 
bestand ein Restrisiko, dass irgendwo in einer 
langen Versorgungskette ein Umstand eintritt, 
der auch Auswirkungen auf die Versorgung in 
Liechtenstein haben könnte. Erfreulicherweise 
ist dieser von den LKW mit einer sehr geringen 
Wahrscheinlichkeit belegte Fall nicht eingetre 
ten, für den trotzdem 20 Mitarbeiter während 
der Silvesternacht direkt im Einsatz oder in Be 
reitschaft standen. , 
Die bezüglich der Stromversorgung normal 
verlaufende Silvesternacht bildet noch nicht 
den Abschluss des Jahr-2000-Projekts der LKW. 
Während den ersten Tagen des neuen Jahres 
werden alle Anlagen nochmals überprüft. An 
gesichts der im vergangenen Jahr durchgeführ 
ten Tests und Abklärungen ist es aber unwahr 
scheinlich, dass dabei noch versteckte Mängel 
zutage treten. Die Stromkunden in Liechten 
stein können davon ausgehen, dass die Strom 
versorgung auch im neuen Jahrtausend im glei 
chen Umfang gewährleistet ist wie dies bereits 
im alten der Fall war. 
LLB erfolgreich ins Jahr 
2000 gestartet 
VADUZ: Wie nicht 
anders zu erwarten 
war, hat die Liechten 
steinische Landes 
bank den Schritt ins 
Jahr 2000 erfolgreich 
gemeistert. Am 1. 1. 
2000 wurden alle Sys 
teme wie: EDV, Tele- 
fonie, Bancomaten, 
Zutrittssystem etc. 
noch einmal geprüft. 
Die grossen Anstren 
gungen in der Vorbereitung auf diesen Jahrtau 
sendwechsel haben sich gelohnt! Die Liechten 
steinische Landesbank dankt allen ihren Liefe 
ranten und Partnern für die gute Zusammenar 
beit sowie ihren Kundinnen und Kunden für das 
geschenkte Vertrauen und wünscht ihnen ein 
erfolgreiches neues Jahr. 
Jeder ist für den Zustand des 
Ganzen verantwortlich 
Ein Beitrag von Landtagsvizepräsident Otmar Hasler zum Jahreswechsel 

Es ist ein schöner Brauch, am 
Jahresbeginn den Menschen 
Glück und Gesundheit zu wün 
schen. Ein neues Jahr beginnt 
und so manche Plane und 
Wunschvorstellungen werden 
sich an-der Wirklichkeit mes 
sen müssen. 
Für Liechtenstein wird das Jahr 
iooo zum Prüfstein werden. Ent 
scheidungen von verschiedener 
Tragweite stehen an. Die Bürgerin 
nen und Bürger werden mehrmals 
an die Urne gerufen werden, um di 
rektdemokratisch die Weichenstel 
lungen vorzunehmen. Die Besin 
nung auf die Fundamente unseres 
Staates ist vor diesem Hintergrund 
umso wichtiger. Der Rechtsstaat ist 
in unserer Verfassung grundgelegt. 
Entscheidend ist, was wir Bürgerin-. 
nen und Bürger daraus machen. 
Wichtig ist unsere Gesinnung, die 
geistige Verfassung der Gesell 
schaft. Die Frage nach dem Sinn un 
serer Arbeit, nach dem Wesen des 
Fortschrittes geht oft in dem Stre 
ben nach Gewinn und materiellem 
Wohlstand unter. Gerade im klei 
nen Staat ist die kritische Öffent 
lichkeit, die die philosophische Di 
mension in die politische Diskus 
sion einbringt, gefragt. Deshalb sind 
wir auf Diskussionsbeiträge aus 
dem In- und Ausland angewiesen. 
Wenn ihnen auch der scheinbar 
konkrete Nutzen abgeht, so sind sie 
mittel- und langfristig für unseren 
Staat äusserst wichtig. 
Demokratie verleiht Macht 
auf Zeit 
Wenn wir in die internationale 
Medienlandschaft blicken, so wird 
von einer Krise der Demokratie ge 
schrieben und gesprochen. Miss 
brauch der Macht ist jedoch weni 
ger eine Frage nichtfunktionieren- 
der Institutionen als die der jeweili 
gen Repräsentanten. Und damit wi 
derspiegelt sie die Geisteshaltung 
der Gesellschaft, der allzuoft Eigen 
nutz vor Gemeinsinn geht. Dabei ist 
zu bedenken, dass die Demokratie 
nur Macht auf Zeit vergibt. Ihr Re 
gulativ sind Wahlen, direkte Volks 
rechte, die öffentliche Diskussion. 
Probleme der Regierung in 
verschiedenen Bereichen 
Das Jahr 2000 ist ein Vorwahljahr. 
Seit drei Jahren stehen der VU-Al- 
leinregierung mit der FBPL und der 
FL zwei Oppositionspartei im 
Landtag gegenüber. Unsere Oppo 
sitionsarbeit beschränkt sich dabei 
nicht nur auf die Kontrolle der Re 
gierungstätigkeit, wichtige Impulse 
in der politischen Diskussion wur 
den gesetzt. In den letzten beiden 
Jahren sind aber auch die Nachteile 
der Alleinregierung deutlich zum 
Vorschein gekommen: Die Ent 
scheidungsfindung ist in vielen Fäl 
len weniger breit abgestützt, Fehler 
häufen sich. Der Landtag hat Un- 
tersuchungskomcnissionen bezüg 
lich der Polizei und der Liechten 
steinischen Krankenkasse einge 
setzt. Die Probleme in der.Telefonie 
sind noch nicht gelöst. Der an 
gekündigte Rückzug verschiedener 
Krankenkassen aus Liechtenstein 
zeigt die Probleme bei der Umset 
zung der Gesundheitsreform. Ich 
meine, dass Uber ein optimales Re 
gierungsmodell nachgedacht wer 
den muss, um den Bürgerinnen und 
Bürgern eine Alternative zur heuti 
gen Situation anbieten zu können. 
Verfassung-die 
dominierende Frage 
Die dominierende und für den 
Staat wichtigste Frage ist im kom 
menden Jahr diejenige der Verfas 
sung. Dabei geht es nicht um die 
Frage der Verbundenheit mit dem 
Landtagsvizepräsident Otmar Hasler:«Für Liechtenstein wird das Jahr 2000 
zum, Prüfstein werden. Entscheidungen von verschiedener Tragweite stehen 
an». (Archivbild) 
Fürstenhaus. Sie steht für mich aus 
ser Frage. Es geht darum, wie es den 
Reformbestrebungen gelingt, der in 
der Verfassung! angelegten Staats 
form der konstitutionellen Erb- 
monarchie auf demokratischer und 
parlamentarischer Grundlage ge 
recht zu werdeniund die demokrati 
schen Rechte zij stärken. Liechten 
stein wird seineh zukünftigen Auf 
gaben nur mit unabhängigen, star 
ken Institutionen gewachsen sein. 
Die Volksrechte! als Basis der De 
mokratie sind nur so stark, wie die 
vom Volk gewählte Volksvertretung 
mit ihren Rechten in der Verfassung 
•verankert ist. De)s ist zu bedenken, 
wenii von der Stärkung der demo 
kratischen'Rechte die'Rede ist. Un 
sere Verfassung lebt vom Vertrauen 
und Zusammenwirken von Monar 
chie und Demokratie. Die öffentli 
che Diskussion um die Revision der 
Verfassung verlangt von den Bürge 
rinnen und Bürgern eine Kultur der 
sachlichen Auseinandersetzung, die 
das Wohl des Staates stets ins Zen 
trum der Diskussion stellt. 
Rückzug der Kirche in die 
Privatheit nicht 
wünschenswert 
Das Verhältnis der katholischen 
Kirche zum Staat steht seit der 
Gründung des Erzbistums ebenfalls 
in öffentlicher Diskussion. Wenn 
sich die Wogen auch geglättet ha 
ben, so droht doch eine Spaltung 
und ein Rückzug ehemals engagier 
ter Katholiken. Der Rückzug der 
Kirche in die Privatheit wird nicht 
ohne nachteilige Auswirkungen auf 
das geistige und gesellschaftliche 
Leben Liechtensteins bleiben. Er ist 
nicht zu begrüssen. Es gibt wohl nur 
die Möglichkeit der Entflechtung 
von Kirche und Staat, was für mich 
der anzustrebende Weg ist, oder ei 
ne Trennung und völlige Gleichstel 
lung aller Religionsgemeinschaften 
mit allen sich daraus ergebenden 
Konsequenzen. 
Vorwürfe wegen angeblicher 
Geldwäscherei gehören 
geklärt 
Der Finanzdienstleistungsplatz 
Liechtenstein steht vor grossen 
Herausforderungen. Der massive 
Vorwurf der Geldwäscherei von 
ausländischen Medien, aber auch 
der Umgang mit dieser Kritik lässt 
Fragen aufkommen. Der Rechts 
staat hat Hinweisen auf Geldwä 
scherei entschieden nachzugehen. 
Es müssen Verdächtigungen und 
Anschuldigungen, wenn sie auch 
noch so unglaubwürdig erscheinen, 
mit den im Rechtsstaat dafür vorge 
sehenen Mitteln entschieden einer 
Klärung zugeführt werden. Mag es 
sich in den seit 1997 im Umlauf be 
findlichen Anschuldigungen um 
noch so üble Verleumdungen han 
deln, das Vorgehen der Regierung 
ist unentschuldbar. Die Glaubwür 
digkeit der Behörden und Mandata 
re sowie des Rechtsstaates werden 
durch das unentschlossene Handeln 
stark in Mitleidenschaft gezogen. 
Strikte Kontrollmechanismen 
zum Schutz des 
Finanzdienstleistungsplatzes 
Die Anzahl der Bankinstitute ist 
in diesem Jahrzehnt von drei auf 
dreizehn gewachsen. Die Öffnung 
durch den Beitritt zum EWR stellt 
Liechtenstein gerade im Finanz- 
dienstleistungsbereich vor grosse 
Herausforderungen. Die Sauber 
keit des Finanzplatzes ist oberstes 
Gebot. Mit dem Sorgfaltspflicht- 
und Geldwäschereigesetz, der Insi- 
der-Strafnorm, der Rechtshilfe in 
Strafsachen sind die gesetzlichen 
yoraussetzungen dafür geschaffen. 
Über notwendige Verschärfungen 
im Bereich der Geldwäscherei ist 
nachzudenken. Nun ist es Aufgabe, 
die Durchsetzung eines hohen Stan 
dards zu gewährleisten. Bedingun 
gen dafür sind hohe Ansprüche be 
züglich der Sorgfaltspflicht, eine 
kompetente Aufsicht sowie fachli 
che und persönliche Integrität der 
Schlüsselpersonen. Um einen kon 
sequenten Vollzug der Aufsicht 
über den Finanzdienstleistungsplatz 
zu gewähren, müssen neue Wege ge 
gangen werden. Liechtenstein allein 
wird diese Aufgabe mit seinen per 
sonellen Ressourcen kaum lösen 
können. 
Erleichterte Einbürgerung 
alteingesessener Mitbewohner 
Wichtige Gesetzesänderungen 
werden im Landtag in diesem Jahr 
beraten und verabschiedet. Der 
Einbürgerung alteingesessener aus 
ländischer Mitbewohner steht 
nichts mehr im Weg. Die von der 
Regierung in Vorschlag gebrachte 
Steuergesetzesrevision erscheint 
mir auf ausgetretenen Pfaden zu 
verlaufen. Die Steuergesetzgebung 
muss gründlich auf ihre Sozialver- 
träglichkeit und auf den Wirt 
schaftsstandort Liechtenstein über 
dacht werden. Gerade im Zusam 
menhang mit dem Finanzdienst 
leistungsplatz Liechtenstein muss 
über die Möglichkeit der Gleichbe 
handlung von In- und Ausländern in 
verschiedenen Bereichen nachge 
dacht werden. Im Bildungsbereich 
ist für mich die vorgeschlagene 
Schulreform nicht der richtige Weg, 
um Chancengleichheit und Bil 
dungsniveau zu heben. 
Verkehr: Vorschläge, die nur 
Mehrverkehr bringen, stellen 
keine Lösung dar 
Die Belastung der Umwelt nimmt 
mit dem Wirtschafts- und Bevölke 
rungswachstum weiter zu. In diesem 
Zusammenhang ist auch die Ver 
kehrsdiskussion zu sehen. Die Re 
gierung sieht im Bau einer Umfah- 
rungsstrasse im Liechtensteiner 
Unterland eine Möglichkeit zur 
Entlastung der Einwohner. Die von 
der Regierung vorgeschlagenen Va 
rianten erachte ich nicht für ziel 
führend. Ein Gesamtverkehrskon- 
zept unter Berücksichtigung raum- 
planerischer Vorgaben wird die Ver 
kehrsströme aufzeigen. Dabei wird 
eine auf das Unterland beschränkte 
Umfahrungsstrasse automatisch zu 
einer Autobahnspange und bringt 
den dementsprechenden Mehrver 
kehr mit sich. 
Welches Liechtenstein 
wollen wir? 
Liechtenstein wird auch in den 
kommenden Jahren durch seine 
Mitgliedschaft im Europäischen 
Wirtschaftsraum Entwick 
lungschancen und Risiken ausge 
setzt sein. Welches Liechtenstein 
wollen wir schaffen? Wird es uns 
von aussen aufgezwungen? Nützen 
wir den uns gebotenen Handlungs 
spielraum genügend. Wir müssen 
vermehrt eine Politik betreiben, die 
alle Möglichkeiten der Bevorzu 
gung der liechtensteinischen Bevöl 
kerung ausschöpft. Die Politik hat 
sich am Wohl unserer Bevölkerung 
zu orientieren. Dazu gehört die So 
lidarität mit den Benachteiligten, 
aber auch eine Politik, die die Er 
haltung eines gesunden, unabhängi 
gen Mittelstandes fördert, die be 
rechtigte Fragen der staatlichen 
Identität ernst nimmt.
	        

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