Liechtensteiner Volksblatt
Extra
Samstag, 29. April 2000 33
Umwelt
■ Für einen zweiten schweizerischen
Nationalpark ■ Mähmaschinen be
drohen Jungwild mSind Sie Klimastar?
Nachrichten
Sind Sie ein
Klima-Star?
Der Lifestyle-Check des WWF macht klar: Wer
ist Klima-Muffel und wer Klima-Star? Die Le
serinnen und Leser können ihre persönliche
Klimaverträglichkeit testen und der Erde ein
Geschenk geben. Der extreme Lawinenwinter
1999, der Orkan Lothar zum Jahreswechsel,
schmelzende Gletscher weltweit und gefährde
te Küstenregionen - die Anzeichen einer be
drohlichen Klimaerwärmung mehren sich. Ver
antwortlich dafür ist unser Energieverbrauch.
Höchste Zeit also, mit dem Energiesparen Ernst
zu machen. Der WWF-Lifestyle-Test zeigt, wo
Verbesserungen möglich sind.
Weitere Themen im neuen
WWF-Magazin:
• Paradies in Gefahr: Bocas del Toro in Pana
ma ist voller Leben. Doch wie lange noch? Der
WWF unterstützt die panamesische Umweltor-
ganisation Ancon in ihrem Kampf für den Er
halt des einzigartigen Archipels.
• CITES-Konferenz in Nairobi (11.-20. April):
Der WWF fordert griffige Kontrollen beim Ar
tenhandel.
• Leuchtendes Vorbild: Fluoreszenzleuchten
sparen enorm Strom und sind erst noch schön
anzuschauen.
• Garten im Frühjahr: Düngen nach Mass
• Knospen-Gastronomie: Biologisch köstlich
• Oasi del WWF: Italienische Spezialitäten
• Interview: Stararchitekt Mario Botta baut
nach seinem Gusto. Im Gespräch mit dem WWF
nimmt er kein Blatt vor den Mund.
• WWF Panda SA: Das andere Warenhaus
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Schweiz, Telefon-Nr. 01/297 2121 (oder
info@wwf.ch). (WWF)
Neues Klori-Verfahren
verjüngt Zellen
LOS ANGELES: US-Forscher haben ein neues
Klon-Verfahren entdeckt, das Zellen jünger ma
chen soll. Die Wissenschaftler der Gesellschaft
Advanced Cell Technologies (ACT) in Worcester
klonten sechs Kühe mit Hilfe gealterter Zellen.
Die Rinder hätten keinerlei Anzeichen vorzeiti
ger Alterung gezeigt, wie dies etwa 1997 bei dem
berühmten Klon-Schaf «Dolly» der Fall gewesen
sei, berichtet das Team in der neuen Ausgabe der
Fachzeitschrift «Science». Die Zellen dieser
Tiere seien im Gegenteil offenbar sogar jünger
als die Zellen von normalen Rindern gleichen
Alters. Noch sei aber unklar, ob dies bedeutet,
dass die geklonten Tiere länger leben. Bislang
waren die Wissenschaftler davon ausgegangen,
dass Klonen die normale Lebensdauer von Zel
len verkürzt. «Die gefundenen Ergebnisse besei
tigen die möglicherweise noch bestehenden
Zweifel Uber den Nutzen des Klonens aus Zel
len»,erklärte die US-Gesellschaft zur Förderung
der Forschung. Das ACT-Forscherteam erhofft
sich als Folge seiner Entdeckung, dass eines Ta
ges junge Zellen «kultiviert» werden können.
Auf diese Weise könnte nach den Vorstellungen
der Wissenschaftler beispielsweise Gewebe für
menschliche Transplantationen gewonnen oder
in der Landwirtschaft die Fruchtbarkeit von
Nutztieren verlängert werden.
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Bald ein zweiter Nationalpark?
Pro Natura macht Dampf - Mögliche Standorte werden ausgelotet
Pro Natura macht Dampf für
einen zweiten Nationalpark in
der Schweiz. Wann und wo er
Wirklichkeit wird, ist noch of
fen. Doch die Chancen stehen
gut. Bis in zehn Jahren wird ein
zweiter Nationalpark in der
Schweiz Wirklichkeit, so hofft
Pro Natura. Sie setzt alles
daran, dieses ehrgeizige Ziel zu
erreichen.
Die erfolgreiche Naturschutzorga
nisation stand bereits bei der Grün
dung des ersten Parks 1914 Patin.
Der schweizerische Nationalpark
war damals der erste Europas. In
zwischen hat die Schweiz ihre Pio
nierrolle im Naturschutz allerdings
eingebüsst. Während überall in Eu
ropa munter neue Nationalparks
entstehen, wird in der Schweiz
höchstens mit Mini-Reservaten ge
kleckert.
Viele Standorte möglich
Die Zeit sei jetzt reif für neue
grosse Schutzgebiete, schreibt Pro
Natura in ihrem neuen Mitglieder
magazin und lädt alle Gemeinden
und Regionen ein, die National
park-Idee für ihr Gebiet zu prüfen.
Sie verspricht dabei fachliche und
finanzielle Unterstützung. Nach
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Natur pur: Pro Natura setzt sich für die Schaffung eines zweiten National
parks in der Schweiz ein. (Bild:pn)
heutigen internationalen Standards
der IUCN muss ein neuer National
park wenigstens 100 km 2 gut ge
schützte Flächen umfassen (50 km 2
im Jura). In weiteren Gebieten muss
der Landschaft besonders Sorge ge
tragen werden. Eine angepasste
Land- und Forstwirtschaft ist hier
bis zu einem gewissen Grade zuge
lassen. Angesichts der Umwäl
zungsprozesse im Agrar- und Forst
bereich scheinen neue grosse
Schutzgebiete heute durchaus
machbar. Pro Natura selbst sieht et
liche Gebiete, vor allem im Alpen-
raüm, welche in Frage kommen. Ge
nauer will sie diese zum jetzigen
Zeitpunkt indessen nicht bezeich
nen, schliesslich soll der Standort
nicht von Pro Natura «diktiert»
werden. Vielmehr möchte die Na
turschutzorganisation in einer Art
Wettbewerb zunächst testen, in wel
cher Region die Idee auf ernsthaftes
Interesse stösst und eigene Initiati
ven auslöst. Dazu werden in nächs
ter Zeit kantonsweise Gemeinden
und Planungsstellen angegangen.
Geld und Geduld
Dass ein zweiter Nationalpark
nicht gerade über Nacht gegründet
werden kann, das ist auch den Na
turschützern bewusst. «Ein schönes
Stück Überzeugungs- und Informa
tionsarbeit haben wir vor uns. Wir
werden Geduld brauchen und sehr
viel Geld in die Hand nehmen müs
sen, da mache ich mir überhaupt
keine Illusionen», meint Präsident
Martin Boesch im Pro-Natura-Ma-
gazin. Die ersten Reaktionen zum
Projekt seien durchwegs begeis
ternd ausgefallen. Pro Natura ist
deshalb zuversichtlich, dass auch die
finanzielle Unterstützung nicht aus
bleiben wird und hofft insbesondere
auf grössere Erbschaften und
Sponsorenbeiträge. Bleibt zu wün
schen, dass der Optimismus der Na
turschutzkreise belohnt wird, denn
langfristig, so haben Fachleute er
rechnet, braucht die Schweiz acht
neue Nationalparks, um ihre Natur
schätze bewahren zu können.
Jäger und Landwirte retten Jungwild - Verschiedene Vorsichtsmassnahmen
Wenn das frische Maigrün die win
terkahlen Landschaften belebt und
die Wiesen ihre Blütenpracht ent
falten, ist die Zeit gekommen, da
sich auch in der Tierwelt alljährlich
ein pulsierender Neubeginn be
merkbar macht. Wald und Feld bil
den dann eine grosse Kinderstube
des Wildes. Zum Leidwesen der
freilebenden Tierwelt ist dies aller
dings auch die Zeit, in der Mähmes-
ser das Wildtierparadies bedrohen;
es ist nämlich die Zeit des Grünfut
terschnittes und der Heuernte.
Abertausende Tierschicksale wer
den im Mai/Juni alljährlich von den
Mähmessern besiegelt. Jährlich
kommen Tausende von Rehkitzen
beim Mähen um; auch die Todesra
te bei Junghasen, Fasanen und an
deren Tieren ist beträchtlich. Aus
der Sicht des Tierschutzes ist dabei
besonders bedauerlich, dass ein
grosser Teil der Jungtiere, die den
Mähbalken und Kreiselmähern
zum Opfer fallen, erst nach langen
Qualen zu Tode kommt.
Jäger und Landwirte arbeiten seit
langen Jahren Hand in Hand, um
dem Dilemma ein Ende zu bereiten
oder die Problematik wenigstens
entscheidend zu mindern.Trotz viel
fältiger Bemühungen und immer
neuer Entwicklungen von techni
schen Schutzapparaten ist bis heute
jedoch leider noch kein zufrieden
stellendes Rezept gefunden wor
den, das mit dieser grausigen Wirk
lichkeit Schluss macht.
Man wird es daher zum heutigen
Zeitpunkt schon als Erfolg ansehen
müssen, wenn durch den Einsatz
der bislang bekannten Schutzvor
kehrungen die Zahl der getöteten
Jungtiere gering gehalten wird.
Grundlegend bei aller Bereitschaft,
Jungwild retten zu wollen, ist je
doch, dass Jäger und Landwirte zu
sammenarbeiten und die Landwirte
daher die Jäger rechtzeitig auf den
Mähtermin hinweisen. Über die
vorgesehenen Schutzgerätschaften
(Wildretter/Scheuchen) sollte man
sich rechtzeitig klar werden.
Wichtige Hinweise
Die Schweizerischen Jagdverbän-
de rufen hiermit alle Jäger und
Landwirte dazu auf, bei der Jung
wildrettung zusammenzuarbeiten
und nachfolgende Hinweise zu be
achten:
• Sofern das Wetter eine Planung
zulässt, dem Jäger, Jagdaufseher
oder Wildhüter den Mähtermin mit
teilen. Gemeinsam Gegenmassnah-
men besprechen.
• Je früher die Heuernte im Jahr
beginnt, desto vorsichtiger zu Wer
ke gehen.
• Erhöhte Vorsicht muss man
grundsätzlich bei waldnahen Wie
sen und im Grenzbereich zwischen
Wiese und Acker walten lassen.
• Am Vorabend vor dem Gras
schnitt Wiese mit dem Hund absu
chen.
• Ebenfalls am Vorabend (nicht
früher) Rehscheuchen, Luftballons
oder andere «Schreckgespenster»
in der Wiese aufstellen oder Mäh
flächen mit chemischen Mitteln ver
wittern. Fällt der Mähtermin aus,
Scheuchen wieder einsammeln.
• Grosse Wiesen abends rund
herum anmähen. Wiese von innen
nach aussen mähen. Am Ende des
letzten Streifens langsam fahren.
• Sofern vorhanden, mechanische
Wildretter benutzen.
• Gefundene Kitze nicht mit blos
ser Hand anfassen. Kitz mit Grasbü
schel aus dem Gefahrenbereich tra
gen oder Hände wenigstens kräftig %
mit Gras einreiben.
• Rechtzeitig gefundene Gelege
(von Stockente, Rebhuhn, Fasan
u. a.) mit Stock markieren, Gelege
gegebenenfalls künstlich ausbrüten
lassen. (W&U)
Vor allem wenn die Muttertiere nicht bei den Kitzen sind, droht diesen extreme Gefahr durch Mähmaschinen.
(Archivbild)