16 Samstag, 29. April 2000
W I RTSCHAFT
Liechtensteiner Volksblatt
Nachrichten
1,9 Mla. Reingewinn
für CS^Iruppe
ZÜRICH: Die Credit Suisse Group hat im er
sten Quartal 2000 einen Reingewinn von 1,9
Mrd. Fr. erzielt. Dies entspricht gegenüber der
entsprechenden Vorjahresperiode einem
Wachstum von 45 Prozent, wie die CS gestern
mitteilte.
Stimmrecht bei Credit
Lyonnais verloren
PARIS: Durch einen VerfaHrensfehler hat die
Dresdner Bank für zwei Jahre ihre Aktionärs-
Stimmrechte an der französischen Bank Credit
Lyonnais (CL) verloren. Eine CL-Sprecherin
erklärte am Freitag in Paris, auf Antrag einer
CL-Aktionärsgruppe seien der Dresdner Bank
die Stimmrechte für 3,1 Prozent ihrer insgesamt
3,6-prozentigen Beteiligung suspendiert wor
den. «Das geht nicht vom Credit Lyonnais aus,
sondern kam von den Aktionären», erklärte sie.
Die Dresdner Bank bestätigte ihre Finanzbetei
ligung, zeigte sich aber überrascht über die Be
schränkung ihrer Stimmrechte. Nach den CL-
Statuten muss jeder Eigner, der mehr als 0,5
Prozent der Anteile erwirbt, dies innerhalb von
fünf Tagen nach Erwerb bekannt machen. Bei
Nichteinhaltung kann jeder Aktionär mit min
destens fünf Prozent der Aktien die Suspendie
rung der Stimmrechte verlangen. Das Frankfur
ter Institut hatte seine Beteiligung nach eigenen
Angaben grösstenteils aus der Umwandlung
ehemals stimmrechtsloser Investmentzertifika
te erhalten, die vor der Privatisierung des Cre
dit Lyonnais erworben worden waren. «Dem
Credit Lyonnais war dies seit Dezember 1999
bekannt, auch wenn keine formale Meldung er
folgt war», schreibt das deutsche Finanzinstitut
in einer am Freitag verbreiteten Erklärung. Der
CL bestätigte das in Paris, verwies aber auf die
gesetzliche Verpflichtung, dies auch selbst öf
fentlich bekannt zu machen. Beide Banken be
tonten jedoch ausdrücklich ihren Willen zur
Aufrechterhaltung ihrer freundschaftlichen Be
ziehungen.
Wird Microsoft-Konzern
zerschlagen?
WASHINGTON: Der Software-Riese Micro
soft soll offenbar nach dem Willen der US-Re
gierung in zwei Teile zerschlagen und bis zu
zehn Jahre lang in seinen Geschäftspraktiken
stark eingeschränkt werden. Microsoft-Grün
der Bill Gates und andere führende Manager
sollen nur noch Aktien in einem der Unterneh
men erhalten. Das sieht ein Antrag vor, den Re
gierungsanwälte am Freitag nach einem Bericht
der «Washington Post» vor Kartellrichter Tho
mas Penfield Jackson in Washington stellen
wollten. Der Bericht stützt sich auf Informatio
nen eingeweihter Kreise, die die Dokumente
kennen. In einer Stellungnahme warnte ein
Microsoft-Sprecher, derart «radikale Schritte»
in dem Prozess um ein wettbewerbswidriges
Verhalten des Konzerns wäre Verbraucher- und
innovationsfeindlich. Der Gerichtstermin ist für
den 24. Mai angesetzt. Microsoft hat bereits an
gekündigt, dass er Berufung einlegen wird. Ein
Urteil Jacksons, der den Konzern am 3. April
des Wettbewerbsverstosses schuldig gespro
chen hatte, ist Anfang Juni möglich. Das end
gültige Schicksal des weltgrössten Softwareun
ternehmens dürfte aber erst in Jahren fest ste
hen. Die US-Regierung und die ebenfalls 19
klagenden US- Bundesstaaten, die sich mehr
heitlich dem Vorschlag anschliessen dürften,
wollen den Konzern zwingen, sein weltweit do
minierendes Betriebssystem Windows vom
Rest des Unternehmens abzuspalten. Eine
zweite Firma würde den Bereich Anwendungs
software erhalten, zu dem beispielsweise das
Textverarbeitungsprogramm Word gehört. Den
Berichten zufolge sollen die beiden Unterneh
mensteile zehn Jahre lang nicht wieder zusam
mengehen können.
Finnische Internetfirma
kommt nach St. Gallen
ST. GALLEN: Mit Hilfe der kantonalen Wirt
schaftsförderung schafft die finnische Jippii In
ternet Services AG in St. Gallen den Hauptsitz
für die Bearbeitung der Märkte Schweiz,
Deutschland, Österreich und Italien. Die Jippii
Internet Services AG gehört dem zweitgrössten
finnischen Internet Service Provider Saunalahti
Plc in Helsinki. Um Online-Dienstleistungen
mobil zu empfangen oder zugänglich zu ma
chen, starte das Unternehmen in einer ersten
Phase in der Stadt St. Gallen mit acht Stellen, er
klärte Geschäftsleiter Matti Roto an der gestern
durchgeführten Medienkonferenz.
Privataktionäre der Nationalbank erhalten nicht mehr Geld
BERN: Die Privataktionäre
der Schweizerischen National
bank (SNB) bekommen weder
eine höhere Dividende noch
erhalten sie eine minimale Ver
tretung im Bankrat. Die Gene
ralversammlung der SNB hat
gestern in Bern entsprechende
Anträge mit überwältigendem
Mehr abgelehnt.
Vor zwei Wochen war ein Komitee
von Privataktionären der SNB über
raschend an die Öffentlichkeit ge
treten und hatte die Praxis der Ge
winnausschüttung der SNB kriti
siert. Das Komitee forderte nicht
nur eine höheren Dividende und ei
ne minimale Vertretung im Bankrat.
Es verlangte auch, dass das Aktien
kapital vollständig liberiert werde.
35 Prozent im Privatbesitz
Hintergrund dieser Anträge bil
den die besonderen Verhältnisse
der Nationalbank: Knapp 35 Pro
zent der insgesamt 100 000 SNB-
Aktien befinden sich im Besitz von
Privataktionären. Die Mehrheit al
lerdings gehört den Kantonen, den
Kantonalbanken und öffentlich
rechtlichen Körperschaften.
Bei der Gewinnausschüttung von
gegenwärtig 1,5 Mrd. Fr. an Bund
und Kantone gehen die rund 3000
Privataktionäre denn auch prak
tisch leer aus. Sie forderten am Frei
tag deshalb neu eine Dividende von
acht Prozent des Gewinns. Damit
wären rund 120 Fr. pro Titel ausbe
zahlt worden, und nicht nur 15 Fran
ken, wie am Freitag beschlossen.
Privataktionäre als
Risikoträger
Der Redner des Komitees der Pri
vataktionäre, Ferdinand Moser aus
Bern, wies zwar an der Generalver
sammlung darauf hin, dass es nicht
um reines Shareholder-Denken ge
he. Auch zeigte Moser viel Verständ-
Bedingungen
auf dem Tisch
RHEINFELDEN: Mit einer
schlankeren Führungsstruktur
und einer kleineren Konzernlei
tung will Feldschlösschen effizi
enter auf den Markt reagieren.
Gleichzeitig gab die Brauerei ih
re Anforderungen an mögliche
Käufer bekannt. Vier im bisheri
gen Konzernbereich Feldschlöss
chen Beteiligungen gehaltene
Gesellschaften sollen per 1. Mai'
in die Feldschlösschen Getränke
AG beziehungsweise in die
Hürlimann Immobilien AG
reintegriert werden, teilte das
Unternehmen am Freitag mit.
Der Leiter des Konzernbereichs
Feldschlösschen-Beteiligungen,
Thomas Bargetzi, werde «in ge
genseitigem Einvernehmen» auf
Ende Juni aus der Konzernlei
tung ausscheiden. Diese wird
laut Feldschlösschen dadurch
von sechs auf fünf Personen ver
kleinert. Vom Stellenabbau sind
elf weitere Personen aus dem
Managementbereich des bishe
rigen Konzernteils Beteiligun
gen betroffen, präzisierte Feld-
schlösschen-Sprecher Stefan
Kaspar gegenüber der Nachrich
tenagentur sda. Dabei werde es
in einzelnen Fällen auch zu Kün
digungen kommen.
Nicht betroffen sind die Leiter
der vier zurückgeführten Gesell
schaften. Bei diesen handelt es
sich um die DiVino AG (Wein
handel), CasaDrink AG (Haus
lieferdienst), Sibra Beverages
(Exportgeschäfte) und Gastro-
Lease AG (Verpachtung und
Bewirtschaftung von Restau
rants.) .
Hans Meyer, Präsident des Direktoriums der Schweizer Nationalbank, an
lässlich der Generalversammlung in Bern. (Bild: Keystone)
nis für die besondere Stellung der
Aktiengesellschaft Nationalbank.
Gleichzeitig forderte er aber eine
«ieitgfemässe und gerechte» Divi-
dende'füf- die Privataktionäre als Ri
sikoträger. Doch die Mehrheit der
Generalversammlung war nicht ge
willt,den Anträgen des Komitees zu
zustimmen. Weil damit eine Geset
zesänderung verbunden wäre, hätte
das vermutlich auch wenig Sinn ge
habt. Denn die Anträge sind letztlich
nur unverbindliche Empfehlungen
an den Gesetzgeber. Dieser könnte
theoretisch sogar die Stellung der
Privataktionäre verschlechtern.
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Leica: Mehr
Umsatz
HEHRBRUGG: Leica Geosys-
tems AG, Herstellerin von Gerä
ten zur Vermessung und räumli
chen Datenverarbeitung, hat
den Umsatz im Geschäftsjahr
1999/2000 um 15 Prozent auf 540
Millionen Franken gesteigert Im
Verlauf dieses Jahres ist der Bör
sengang geplant. Detaillierte
Zahlen Uber das Ende März ab
geschlossene Geschäftsjahr und
den Zeitpunkt des Börsengangs
in der Schweiz will das Unterneh
men im Juni bekanntgeben, wie
Direktor Hans Hess gestern an
einer Pressekonferenz am Haupt-
sitz in Heerbrugg erklärte. Mit
dem Börsengang will sich Leica
Geosystems Zugang zu interna
tionalen Kapitalmärkten ver
schaffen und freie Mittel für Fir-
men-Akquisitionen erhalten. Im
März hatte das Unternehmen be
reits eine Minderheitsbeteiligung
an der kalifornischen Cyra Tech
nologies erworben. Laut Hess soll
der Börsengang «frühestens vor
den Sommerferien», spätestens
bis Ende Jahr abgewickelt wer
den. Der genaue Zeitpunkt sei
von den Marktbedingungen ab
hängig. Zum voraussichtlichen
Börsenwert des Unternehmens
wollte Hess keine Angaben ma
chen. Leica Geosystems befindet
sich seit Herbst 1998 zu 90 Pro
zent im Besitz der internationalen
Investorengruppe Investcorp,
London. Die übrigen zehn Pro
zent gehören dem Management.
Durch den Börsengang will In
vestcorp ihren Anteil reduzieren,
aber weiterhin am Heerbrugger
Unternehmen beteiligt bleiben.
Leica Geosystems sei ein finanzi
ell starkes Unternehmen mit
grossen Wachstumschancen, sag
te Hess. «Gerade in den heute
turbulenten Zeiten an der Börse
werden Investoren bestandene
erfolgreiche Firmen mit Gewinn
und guten Wachstumsaussichten
zu schätzen wissen», meinte er.
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