Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Inland 
Samstag, 29. April 2000 5 
Leider ist es doch so, Herr Marxer! 
Vorsteher Johannes Kaiser nimmt zu den persönlichen Angriffen des Verkehrsministers Norbert Marxer Stellung 
Sobald Fakten, Argumente sowie 
Führungs- und Kompetenzqua 
litäten abhanden kommen, wird 
nach dem letzten Halm der Ehrer 
rettung gegriffen, nach dem Vor 
wurf der Polemik und Unsachlich- 
keit. So geschehen in den Landes 
zeitungen vom vergangenen Mitt 
woch durch Regierungsrat Nor 
bert Marxer unter dem Titel «So 
nicht, Herr Kaiser», an die Adres 
se der Gemeindevorstehung Mau 
ren. Wie schon des öftem ver 
strickt sich der Verkehrsminister 
dabei in peinliche Widersprüche. 
Es liegt mir fern, mich des redaktionel 
len Stils von Regierungsrat Norbert 
Marxer zu bedienen. Wenn man die 
sachlichen Argumente nicht mehr wi 
derlegen kann, wie dies dem Verkehrs 
minister bereits anlässlich der Informa 
tionsveranstaltung am 29. März 2000 in 
Schaanwald passierte, kommt allmäh 
lich das Nervenflattern. Norbert Mar 
xer demonstriert dies in seinem Mitt 
woch-Zeitungsartikel auf konfuse und 
nervöse Art. Der Verkehrsminister wird 
in seinen Darlegungen immer wieder 
Opfer seiner eigenen Hürden. Er offen 
bart in seinen Ausführungen die Kon- 
zeptlosigkeit der Regierung in der Ver 
kehrspolitik. 
Was sind Aussagen 
von Politikern wert? 
Im Juni 1997 sagte Regierungsrat 
Norbert Marxer noch: «Die Idee, mit 
neuen Strassen das Problem lösen zu 
wollen, ist ein falscher Ansatz.» Heute 
erklärt er: «Umfahrungsstrassen sind 
grundsätzlich tauglich.» Die FL-Regie- 
rung schrieb am 28. April 1998 an die 
Landesregierung Vorarlberg: «Ab 
schliessend möchte die Regierung des 
Fürstentums Liechtenstein darauf hin 
weisen, dass der Ausbau dieses LKW- 
Stellplatzes auch in Zusammenhang mit 
dem geplanten Letzetunnel zu sehen 
ist.» Der enge Zusammenhang zwi 
schen dem LKW-Abstellplatz Schaan- 
wald/Tisis und dem Letzetunnel wurde 
vom Verkehrsminister wie auch vom 
Regierungschef in widersprüchlichen 
Aussagen in letzter Zeit hartnäckig ne 
giert und verleugnet. Auch der heutige 
Landeshauptmann Sausgruber sagte 
schon 1993 im Vorarlberger Landtag: 
«Für die Bereitstellung der notwendi 
gen LKW-Abstellplätze sind Lösungen 
im Nahbereich der Tinnelportale zu 
untersuchen.» 
Am 1. Dezember 1997 legte Landes 
rat Hubert Gorbach der FL-Regierung 
die Variantenstudien W1 und W2 vor, 
bei denen die LKW-Abstellplätze mit 
dem Letzetunnel eingezeichnet sind. 
Dass ein beweisbarer Konnex zwischen 
dem Letzetunnel und dem LKW-Ab 
stellplatz besteht, stellte Norbert Mar 
xer anlässlich der Informationsveran 
staltung Ende März in Schaanwald im 
mer noch hartnäckig in Abrede. In der 
Pressemeldung der Regierung vom 12. 
April 2000 gab die Regierung zu, dass 
der Abstellplatz auf liechtensteinischer 
Seite nicht gebaut werde, weil er poli 
tisch nicht durchsetzbar sei. Am Mitt 
woch meinte Norbert Marxer nun erst 
mals, dass Zusagen von österreichischer 
Seite nicht eingingen. Dabei Hess man 
uns bisher im Glauben, diese Zusagen 
betr. eines Vetos lägen bereits vor. Wo 
bleibt da die sachliche und wahrheits 
getreue Information der Bürgerinnen 
und Bürger durch die Regierung? 
Letzetunnelprojekt JA, 
wenn kein 
Mehrverkehr... 
Die heutige Regierung sprach ge 
genüber der Republik Österreich zum 
Letzetunnel nie ein unmissverständli- 
ches NEIN aus, wie dies Regierungsrat 
Marxer zu verstehen geben will. Die 
Regierung verstrickte sich in der labilen 
Haltung: «Letzetunnel ja, wenn kein 
Mehrverkehr ...», «Ja, aber ...», «Ja, 
wenn...», «Nein, aber...», «Nein, softy 
. ..», usw. Das ist nun mal kein enga 
giertes NEIN der Regierung. Parallel zu 
dieser labilen Haltung propagiert die 
Regierung die Vorzüge einer Umfah- 
rungsstrasse durch die unberührten 
Rietlandschaften im Unterland. Im Va 
terland-Interview zur Postulatsbeant 
wortung vom 2. März 2000 verkündete 
Verkehrsminister Marxer vorlaut: 
«Spürbare Entlastung nur mit bauli 
chen Massnahmen möglich». 
Das sind die Tatsachen, die der Ver 
kehrsminister vertuscht. Mit dieser 
lYansit-Umfahrungsstrasse begünstigt 
die FL-Regierung das Letzetunnelpro 
jekt und schwächt gleichzeitig Liech 
tensteins Position gegenüber der 
Schleusenöffnung auf der internationa 
len Achse A14-A13. 
Bevölkerung lässt sich 
nicht für dumm 
verkaufen 
Die Regierung will gemäss ihrer 
Ankündigung auch an der LIHGA 
2000 für ihre Transit-Umfahrungsstras- 
se durchs Unterland Werbung machen. 
Und was sagt Regierungsrat Marxer in 
seinem persönlichen Schreiben an die 
Gemeindevorstehung Mauren vom 
Mittwoch zur Forderung eines Bau- 
und Planungsstopps auf der «Transit 
strecke A14 - Liecht. Unterland - Rich 
tung San-Bernardino-Route»? Norbert 
Marxer:«... von Seiten der Regierung 
laufen überhaupt keine Planungen ...» 
Ist denn das von der Regierung von pri 
vaten Strassenbauern angekaufte Um- 
fahrungsstrassen-Projekt, das sie in der 
Postulatsbeantwortung als «Ersatz 
strasse» schmackhaft machen will, kei 
ne Planung? Für wie dumm verkauft 
die Regierung die Bevölkerung? Es ist 
viel mehr als eine Planung. Die Regie 
rung postulierte in der jüngsten Vergan 
genheit lautstark, dass es für sie nur 
bauliche Massnahmen als Lösung gebe. 
Die Regierung propagiert somit unmiss- 
verständlich eine Transitachse von 
Staatsgrenze zu Staatsgrenze. Und dies 
ohne vorerst - und das ist Unprofessio 
nalität ersten Ranges-die internationa 
len Verkehrsströme miteinzubeziehen. 
Auch Gamprin- 
Bendern und Eschen- 
Nendeln stark 
betroffen 
Diese baulichen Massnahmen, die 
von der Regierung als sog. «Ersatzstras 
sen» verkauft werden, sind für die Ge 
meinden Mauren mit Schaanwald, 
Eschen mit Nendeln und Gamprin mit 
Bendern Verkehrs- und belastungsmäs- 
sig ein Dilemma. Die Abgas- und Lärm 
immissionen sind gewaltig, wenn rund 
um die Uhr Tausende von Fahrzeugen 
in beide Fahrtrichtungen durch das 
Maurer und Eschner Riet fahren. Der 
Widerhall ist besonders in den Höhen 
lagen empfindlich und störend. DafUr 
gibt es an anderen Orten genügend Bei 
spiele. Wie viele Menschen im Unter 
land haben den Zugverkehr bei ent 
sprechenden Wind- und Föhnlagen 
oder in Gamprin-Bendern die Lärm 
übertragung'der nahe gelegenen Auto 
bahn nicht schon als störend empfun 
den? Wenn Regierungsrat Marxer 
glaubt, es handle sich nur um ein 
Schaanwälder Problem, so irrt er - wie 
schon so oft - auf der ganzen Linie. 
Regierung begünstigt 
Querspange durchs 
Unterland 
Es geht hier in erster Linie um ein 
Dreiländer-Problem, um die Lösung 
der wichtigsten Thematik, nämlich des 
«Europäischen Transits». Was die Re 
gierung und mit ihr der Verkehrsminis 
ter mit den Begünstigungen derlYansit- 
projekte (keine Gegenwehr bei LKW- 
Parkplatz als Letzetunnel-Vorleistung, 
Umfahrungsstrasse quer durchs Unter 
land) bietet, zeugt auf diesem interna 
tionalen Verkehrs-Parkett bedenkli- 
cherweise von besonderer Leichtfüssig- 
keit und Naivität. Beweise: 
1. Nochmals die zentrale Frage an die 
Regierung: «Wann begräbt die Regie 
rung sämtliche Transitprojekte?» Ge- 
Johannes Kaiser, Vorsteher von Mauren: 
«Eine europäische Transitachse durch 
das Liechtensteiner Unterland ist ßrdie 
Jugend keine Zukunftsperspektive.» 
genüber der Republik Österreich setzt 
die Regierung mit der Umfahrungs 
strasse durchs Unterland, die ein per 
fektes Letzetunnel-^nscj]lussprojekt 
ist, ein total falsches;Zfichen. 
2. Die Regierung plant phne Berück 
sichtigung der internationalen Ver 
kehrsströme. Dies im Wissen, dass die 
Schweiz ab 2003 die 40-Tonnen-Limite 
aufgeben muss,un<jl dass eine drastische 
LKW-Verlagerung vom Brenner ins 
Rheintal bevorsteht. Nach realistischen 
Zahlen wird eine Verdreifachung er 
wartet, was 1000 LKW pro Tag durch 
das Unterland bedeuten würde. 
3. Die Regierung hat für den LKW- 
Abstellplatz in SchaanWald/Tisis zu 
sammen mit der Landesregierung Vor 
arlberg alles bis ins letzte Detail sorg 
fältig geplant. Die Protokolle und Pla 
nungsdokumente, die ich von öster 
reichischer Seite erhalten habe, bewei 
sen dies. , , 
Auf der Basis des immensen Drucks 
des Gemeinderates Mauren, der sich 
mit deutlichem Mehrheitsbeschluss ge 
gen die Realisierung der LKW-Abstell 
plätze zum Schutze der,, Bevölkerung 
einsetzte, und unter dem zusätzlichen 
Druck der Freien Liste sowie der LGU 
hat die Regierung das Projekt aufgege 
ben. Es ist - und ( da hilft c Norbert Mar 
xer alles Beschönigen nichts - keine Ei 
geneinsicht bzw. Eigenleistung der Re 
gierung gewesen. Es war der Aufstand 
der Menschen in Schaanwald und im 
Unterland, wie dies anlasslich der In 
formationsveranstaltung; am 29. März 
2000 ebenfalls deutlich zum Ausdruck 
kam, der die Regierung zu diesem Ent 
scheid gezwungen hat. ' 
Europäischen 
Warentransit wollen 
wir nicht abdecken 
Die Bedürfnitsei unserer Wirtschaft 
können wir heute und mittelfristig mit 
der vorhandenen Infrastruktur prob 
lemlos abdecken. Nicht abdecken wol 
len wir die Bedürfnisse des europäi 
schen Warentransits. Nirgendwo hat es 
für Industrien so nahe gelegene Auto 
bahnanschlüsse im Umkreis von 3 km, 1 
wie in Liechtenstein. Ifi Mauren setzt 
die Gemeinde optimale Rahmenbedin 
gungen für die Wirtschaft, für die regio 
nal der Wirtschaftsminister der Regie 
rung zuständig ist. Im Jahre 1999 wur 
den im FL erneut 40 LKW-Neuzulas 
sungen (von 716 auf 756) registriert, 
und in den ersten zwei Monaten 2000 
wurden von der Regierung bereits wie 
der 39 schwere Lastfahrzeuge zugelas 
sen. Diese LKW-Flotten genehmigt die 
Regierung und nicht die Gemeinde 
Mauren! Das neue Gesetz der Regie 
rung scheint also nicht zu greifen. Das 
Geschäft mit der Ausflaggung mit FL- 
LKW-Schildern floriert weiterhin. 
Hier offenbart der Verkehrsminister 
erneut seine WidersprUchlichkeit, in 
dem er seine Wirtschaftshörigkeit unter 
Beweis stellt und die Wirtschaftsmaxi- 
mierung in den Himmel lobt. Norbert 
Marxer entlarvt sich als Wirtschaftslob- 
by-Vertreter und stellt dabei die Be 
dürfnisse der Menschen des Unterlan 
des hintan. 60 Prozent der LKW wollen 
und müssen nur von A nach B, von der 
A14 zur A13. Zukünftig verdreifacht 
sich dieser europäische Transit. Diesen 
LKW-Transit braucht auch unsere Wirt 
schaft nicht, Herr Verkehrsminister. 
Transitprojekte ab 
sofort begraben 
Wer die Realisierung des LKW-Ab 
stellplatzes als Vorleistung zum Letze 
tunnel - wie die FL-Regierung - zulässt, 
wer zudem Umfahrungsstrassenprojek- 
te von Staatsgrenze zu Staatsgrenze oh 
ne Berücksichtigung der internationa 
len Verkehrsströme wie die FL-Regie- 
rung propagiert und wer in der Postu 
latsbeantwortung hervorstreicht, dass 
das Umfahrungsstrassenprojekt durch 
das Unterland mit jeder Letzetunnel- 
Variante kombinierbar sei, wie dies die 
Regierung tut, macht mittels dieser 
Transit-Schneisen-Begünstigung den 
ersten "Schritt zur Zerstörung der un 
berührten und einzig zusammenhän 
genden Rietlandschaften im Unterland. 
Zuerst muss von den 3 Ländern 
Schweiz, Österreich und Liechtenstein 
der «Europäische Transit» gelöst und 
nicht das Unterland mittels transitför 
dernden Umfahrungsstrassenprojekten 
geopfert werden. Gegenüber zukünfti 
gen Generationen und gegenüber unse 
ren jungen Menschen, die auch in Zu 
kunft in diesem Lebensraum mit erstre 
benswerter Lebensqualität leben 
möchten, ist diese Verkehrspolitik der 
Regierung untragbar. Deshalb die For 
derungen der Gemeinde Mauren, die 
auch in der die Null-plus-Variante zum 
Ausdruck kommen: 
1. Auf der Basis der internationalen 
REKLAME 
Abkommen ist von der Regierung ein 
klares und unmissverständliches NEIN 
zum Letzetunnelprojekt auszuspre 
chen. 
2. Unsere Regierung hat von Öster 
reich eine Verlagerung des LKW-Park 
platzes als Stauraum für den Letzetun 
nel in unbesiedeltes Gebiet zu verlan 
gen, da dieser Platz Mehrverkehr verur 
sachen wird. 
3. Die Regierung soll ihre (angekauf 
te) Transit-Umfahrungsstrasse durch 
das Unterland mit Letzetunnel-An- 
schluss begraben. 
Regierung vertritt 
Unterlinder 
Interessen nicht 
Die Gemeindevorstehung Mauren, 
die sich ungeachtet politischer Einstel 
lungen für die Menschen und deren Le 
bensraum in Schaanwald und im Unter 
land einsetzt, wird von Regierungsrat 
Marxer der Polemik bezichtigt. Muss 
nun Regierungsrat Marxer die Kohlen 
aus dem Feuer holen, die ihm der Re 
gierungschef eingebrockt hat? Wer 
macht in der Regierung überhaupt die 
Verkehrspolitik: der Bautenminister 
oder der Verkehrsminister? Das Schei 
tern der Verkehrspolitik der Regierung 
kommt mittels ihren eigenen konzept 
losen und widersprüchlichen Aussagen 
ungeschminkt zum Ausdruck. Auch das 
Video über die Diskussion in Schaan 
wald offenbart dies. Mit dieser Einstel 
lung der Regierung werden wir in ein 
paar Jahren vom alpenquerenden 
LKW-Transit überrollt, das ist das Fak 
tum -jedoch keine Zukunftsperspekti 
ve für die Menschen im Unterland. 
Zusammen mit den Menschen in 
Schaanwald und im Unterland wird sich 
die Gemeinde Mauren weiterhin für die 
zukünftigen Generationen einsetzen, 
denn eine europäische lYansitachse 
durch das Unterland ist für die Jugend 
keine Zukunftsperspektive. 
Es fragt sich: Wer vertritt überhaupt 
die Unterländer Interessen? Der Regie 
rungschef und der Verkehrsminister je 
denfalls in keinster Weise. Symptoma 
tisch war dazu beispielsweise die Aussa 
ge des Verkehrsministers Norbert Mar 
xer anlässlich der Diskussionsveranstal 
tung in Schaanwald: «Mauren müsste 
den Letzetunnel befürworten, denn dann 
ginge der Verkehr nicht durch Mauren, 
sondern durch Schaanwald.» Kommen 
tar überflüssig. Dies besagt wohl alles. 
O-Ton in Schaanwald: Gelächter. 
OSPELT 
HAUSTECHNIK 
Lebensqualität pur! 
Ein Traumbad ganz 
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