Liechtensteiner Volksblatt
Projekt «Holzkreislauf»
Samstag, 15. April 2000 13
Holzkreislauf»
Was sagen die Betrof
fenen zum Projekt?
Andr6 Oehri, Gemeindeförster
Gamprin/Schellenberg/Ruggell
Für die Waldbesitzer bieten sich durch diese
enge Zusammenarbeit mit den anderen Vertre
tern der Holzbranche völlig neue Möglichkei
ten in der Holzvermarktung. Die Vielzahl der
Kunden bewirkt eine grosse Vielfalt an Wün
schen, wodurch sich für einzelne Sortimente we
sentlich bessere Preise erzielen lassen, als wenn
alles Holz in einem Paket verkauft werden
muss. Wenn der Holzkäufer bereit ist, für einen
qualitativ hochwertigen Einzelstamm den Preis
zu zahlen, den dieser auch wert ist, lässt das
natürlich auch das Förster-Herz höher schlagen.
Der langen Rede kurzer Sinn: Das Holzkreis
lauf-Projekt «Lothar» ist eine tolle Sache!
Berno Kindle, Hölzbauwerke Kindle,
Triesen
Die Idee, möglichst viel von dem Holz, das bei
uns wächst, auch im Land selbst weiterzuverar-
beiten, finde ich ausgezeichnet. Wir verarbeiten
seit vielen Jahren ausschliesslich einheimisches
Holz (aus Triesen, Triesenberg, Balzers und Va
duz), sodass die jetzige Situation für unseren
Betrieb nichts Neues darstellt. Durch das gros
se Angebot kaufen wir dieses Jahr zusätzlich et
wa 400 bis 500 Kubikmeter Holz ein. Dieses ver
arbeiten wir zur Hauptsache zu Dachlatten,
Drei-Schichtplatten und Sichtschalungen. Ent
gegen der oft zu hörenden Meinung, dass die
Verarbeitung von Sturmholz mit grossen quali
tativen Einbussen verbunden ist, sind wir der
Überzeugung, dass sich mit dem Liechtenstei
ner Lothar-Holz qualitativ hochwertige Pro
dukte erzeugen lassen.
Peter Hasler, Zimmerei Hasler, Bendern
Allein der Umstand, dass sich Waldbesitzer,
Säger, Zimmerleute und Schreiner organsieren,
um möglichst viel von unserem Holz im Land zu
verarbeiten, ist sehr erfreulich. Mit den inner
halb des Vereins Holzkreislauf abgemachten
Preisen sind wir absolut konkurrenzfähig. Wie
so sollen wir daher Holz über lange Wege vom
Ausland nach Liechtenstein einführen, wenn
wir im Land selbst qualitativ ebenso gutes Holz
zu vergleichbaren Preisen erhalten? Auf diese
Weise bleibt die gesamte Wertschöpfung im
Land, was doch im Interesse von uns allen sein
sollte. Ich hoffe darum sehr, dass diese gute Zu
sammenarbeit auch in Zukunft, wenn die Fol
gen des Sturmereignisses vom letzten Dezem
ber verarbeitet sind, fortgeführt wird.
Holzkreislauf-Projekt «Lothar»
Forstdienst und holzverarbeitendes Gewerbe arbeiten Hand in Hand bei Bewältigung der Sturm-Folgen
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Am Projekt«Lothar» beteiligen sich Liechtensteiner Förster, Säger, Zimmerleute, Schreiner und Dachdecker sowie die Liechtensteinische Landesbank als
Hauptsponsor.
Die Aufräumarbeiten in den
vom Sturm Lothar geschädig
ten Wäldern laufen seit Wo
chen auf Hochtouren. Damit
Aufrüstung, Verkauf und Ver
arbeitung der riesigen Holz
mengen, die hier zwangsläufig
anfallen, möglichst effizient
und gewinnbringend für alle
Beteiligten erfolgt, hat der Ver
ein Holzkreislauf das Projekt
«Lothar» gestartet.
Wer steht hinter dem Verein
Holzkreislauf ?
Seit Anfang Jahr
besteht in Liech
tenstein ein Ver
ein mit der tref
fenden Bezeichnung «Holzkreis-
lauf». Dieser hat sich zum Ziel ge
setzt, die einheimische Wald- und
Holzwirtschaft in nachhaltiger Wei
se zu fördern. Der Zusammen-
schluss der Liechtensteiner Ge
meindeförster, Säger, Zimmerleute
und Schreiner zu einer Interessens-
gemeinschaft bezweckt einerseits
die Verbesserung der Zusammenar
beit des «Hölzigen Gewerbes». An
dererseits soll aber auch das Image
des Holzes aufgewertet und das Be-
wusstsein für den vermehrten Ein
satz unseres einzigen erneuerbaren
Rohstoffes als Baustoff und Ener
gieträger bei breiten Bevölkerungs
kreisen gestärkt werden.
Liechtensteiner Holz in
Liechtenstein verarbeiten
Obwohl der Verein Hölzkreislauf
erst vor wenigen Monaten aus der
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Der erst vor kurzem fertiggestellte Allzweckplatz bei der Säge in Schellenberg dient als Zwischenlager ßr einen Teil
des anfallenden Rundholzes.
Taufe gehoben wurde, befinden sich
bereits mehrere Projekte in Ausar
beitung. Das am weitesten vorange
schrittene Vorhaben ist das Projekt
«Lothar», wo sich der Forstdienst
mit Vertretern des holzverarbeiten
den Gewerbes an einen Tisch ge
setzt hat, um die Folgen des Sturm-
ereignisses Möglichst gewinnbrin
gendfür alle Beteiligten zu bewälti
gen.
Insbesondere bei grossen Wind-
wurfgreigHislen, wo in der Regel
riesige Holzmengen anfallen, wird
der prösfctlU unseres Holzes nach
Österreich knd Italien exportiert,
wo es dlijjtl entsprechend weiteryer-
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tendjn^eitrilsbe im Land aber stän-
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dig eingeschnittenes Holz benöti
gen, müssen diese Schnittwaren
wieder eingeführt werden. Infolge
der im Vergleich zum Ausland höhe
ren Löhne sind die Produktions
kosten in Liechtenstein relativ
hoch. Wenn die langen Transporte
jedoch wegfallen - die im übrigen
auch eine grosse Umweltbelastung
darstellen - so sind die Preise für
das im Land produzierte und verar
beitete Holz durchaus wieder kon
kurrenzfähig. Zudem kann die Qua
lität des einheimischen Holzes in
fast jedem Fall mit derjenigen des
ausländischen mithalten, sodass es
keinen vernünftigen Grund gibt,
nicht gleich das einheimische Holz
im Land zu verarbeiten.
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Fixe Preise vereinbart
Durch das enorme Holzangebot
sind die Holzpreise nach dem Sturm
in kürzester Zeit sehr stark gefallen.
Aus Angst, durch zu langes Zuwar
ten auf den riesigen Holzbergen sit
zen zu bleiben, haben viele Waldbe
sitzer ihr Holz zu Preisen verschleu
dert, die fern von jeder Vernunft
sind. Umso schwieriger ist es daher
in diesem Umfeld für die anderen
Waldbesitzer, einen Holzerlös zu er
zielen, der dem wahren Wert dieses
Naturproduktes auch entspricht.
In Liechtenstein ist der Verein
Holzkreislauf auf den Plan getreten
und hat hier die Rolle eines Koordi
nators zwischen Holzverkäufer und
-abnehmer eingenommen. Erfreuli
cherweise konnten sich die Beteilig
ten innert Kürze auf fixe Preise
einigen, mit denen sowohl der An
bieter* als auch die Abnehmerseite
«auf ihre Rechnung kommen». Da
mit ist gewährleistet, dass das Holz
auf dem kürzesten Weg vom Wald
zum Säger und von dort zum Zim
mermann, Schreiner oder Dach
decker gelangt - und das zu fairen
Preisen.
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Um eine möglichst effiziente und sichere Aufrüstung des Holzes zu gewährleisten, werden modernste Technik und
hierfür speziell geschultes Forstpersonal eingesetzt.
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