Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

i 
Liechtensteiner Volksblatt 
Inland 
Samstag, 15. Januar 2000 5 
Hitzige Diskussionen rund um 
die Balzner Abwässer 
Entscheid über den Beitritt zum Abwasserzweckverband (AZV) am Wochenende vom 30 Januar 
Entweder muss die Gemeinde 
Balzers die bisherige Abwasser- 
Reinigungs-Anlage (Ära) ausbau 
en oder sich für den Beitritt zum 
Zweckverband entscheiden. Für 
Diskussionsstoff im südlichst gele 
genen Dorf des Landes ist gesorgt. 
Die Gemeinde hat ein Informati 
onsblatt versandt, das Referen- 
dumskomitee will demnächst 
ebenfalls an die Öffentlichkeit ge 
langen. 
Adi Lippuner 
Die gemeinde 
eigene Kläranla 
ge in Balzers ist 
seit dem Jahr 
1974 in Betrieb. 
Wie die Gemein 
de in ihrer Orien 
tierung festhält, 
genügt die Anla 
ge den heutigen 
Anforderungen 
nicht mehr. Nach umfassenden Ab 
klärungen favorisiert der Gemeinderat 
den Beitritt zum Abwasserzweckver 
band Liechtenstein (AZV). Damit wür 
den die Abwässer inskünftig in der Ära 
Bendern, zusammen mit den Abwäs 
sern aus allen übrigen Liechtensteiner 
Gemeinden, gereinigt. 
Eine Referendumsgruppe, angeführt 
von Albert Vogt, Wilhelm Nägele, Chri 
stian Brunhart und Robert Kaufmann 
wehrte sich gegen das Vorhaben des 
Gemeinderats. Das Referendum ist mit 
621 gültigen Stimmen zustande gekom 
men. Die Balzner Stimmbürgerinnen 
und Stimmbürger müssen deshalb am 
Wochenende vom 28. bis 30. Januar ent 
scheiden, wo ihre Abwässer inskünftig 
gereinigt werden. 
Balzers 
Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Balzers eintscheiden Ende Januar, ob ihre Abwässer auch in Zukunft in der 
gemeindeeigenen Ära in Balzers oder durch den Zweckverband in Bendern gereinigt werden. (Bilder: adi) 
Eigenständigkeit oder Beitritt 
Grundsätzlich stehen zwei Möglich 
keiten zur Auswahl: Die Balzner halten 
an der bisherigen Lösung fest und bau 
en die 25 Jahre alte Anlage aus, oder sie 
entscheiden sich für den Beitritt zum 
AZV und lassen ihre Abwässer in Ben 
dern reinigen. 
SS Millionen franken 
Gemäss Orientierung der Gemeinde 
würde der Ausbau der bisherigen Klär 
anlage 5,5 Millionen Franken kosten. 
Diese Investition wäre nötig, um die 
Balzner Anlage den heutigen Anforde 
rungen des Gewässerschutzes anzupas- 
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sen. Es müsste eine zweite Klärstrasse 
gebaut und die gesamten technischen 
Installationen ersetzt werden. Als wei 
tere demnächst nötig werdende Inves 
tition wird die Anpassung der Klär 
schlammbehandlung aufgeführt. 
Die jährlichen Kosten für den Be 
trieb einer modernisierten Kläranlage 
werden .mit 365000 Franken ange 
geben. Für Abschreibungen müssten 
400000 Franken eingesetzt werden. Die 
jährlichen Gesamtköiten würden sich 
somit auf 765 00fr Franken belaufen. 
Zahlen in frage gestellt 
Diese Zahlen stehen für das Referen 
dumskomitee quer in der Landschaft. 
Der Klärwärter Albert Vogt stellt den 
Kostenvergleich in Frage. Insbesondere 
die Erneuerung der Klärschlammbe 
handlung, in der Berechnung mit einer 
Million eingesetzt, >ist seiner Ansicht 
nach unnötig. «Wir haben beste Resul 
tate, die Hygienisierung ist in Ordnung 
und wir können unseren Klärschlamm 
den Landwirten für das Ausbringen auf 
den Feldern und Wiesen abgeben.» 
Der Beitritt zum AZV wird vom 
Balzner Gemeinderat als «geringfügig 
teuerer» als der Ausbau der eigenen 
Anlage bezeichnet.; Der Einkauf in den 
Verband sei auf 2,39 Millionen festge 
legt worden. Der Baukostenbeitrag der 
Gemeinde an die Erweiterung der Ära 
Bendern beträgt 1,64 Millionen. Zudem 
muss zwischen Balzers und dem An- 
schluss an das Triesner Kanalisations 
netz im Bereich «Säga» ein Sammelka 
nal erstellt werden. Diese Kosten wer 
den mit 1,4 Millionen angegeben. Für 
die Anpassung auf dem Areal der Klär 
anlage und die Erstellung einer Mess 
station werden 0,4 Millionen veran 
schlagt. An die Kosten Von 1,8 Millio 
nen werden vom Land Subventionen in 
der Höhe von 50 Prozent geleistet. Der 
Baukostenbeitrag an die Leitung in 
Triesen beträgt 165000 Franken. 
5,1 Millionen Flranken 
Nach diesen Berechnungen hätte die 
Gemeinde Balzers für den Anschluss an 
den Zweckverband 5,1 Millionen Fran 
ken aufzuwenden. Den leicht höheren 
Investitionskosten stehen, so die Aus 
führungen des Gemeinderats, wesent 
lich geringere jährliche Kosten gegen 
über. 
Die geplanten Bauvorhaben und ins 
besondere deren Finanzierung bezeich 
net Albert Vogt als unfair. «Wir Balzner 
können nichts dafür, dass die Gemeinde 
zuoberst im Land liegt. Fair wäre es, 
wenn der Zweckverband die Leitungen 
bis zum Anschluss in Balzers erstellen 
würde, dann könnten auch wir vom Re 
ferendumskomitee dem Anschluss zu 
stimmen.» Die beiden Balzner Klär 
wärter müssen sich nicht um ihren Ar 
beitsplatz sorgen. Das gesamte Lei 
tungsnetz bleibt im Besitz der Gemein 
de und muss weiterhin gewartet wer 
den. Das Gleiche gelte, wie der Ge 
meinderat und FBPL-Fraktionsspre- 
cher David Frick ausführte, für die War 
tung des Hebewerks und des Regen 
beckens. Die bestehende Anlage in Bal 
zers würde, auch nach einem Beitritt 
zum Zweckverband, bis im Jahr 2003 in 
Betrieb bleiben. Diese Übergangsfrist 
ist nötig, weil die Ära in Bendern zuerst 
ausgebaut werden muss. 
Umweltaspekte beachten 
Wichtige Argumente der Befürwor 
ter sind die Umweltaspekte. David 
Frick erwähnt in diesem Zusammen 
hang die Entlastung des Binnenkanals. 
Heute werden die gereinigten Abwäs 
ser in den Kanal geleitet. Auch nach ei 
ner umfassenden Reinigung bleibe eine 
Restbelastung. Nachdem das Wasser 
aus dem Binnenkanal teilweise in das 
Balzner Grundwasser versickere, kön 
ne dies zu einer Belastung führen. 
Als weitere ökologische Vorteile 
werden die rasche Realisierbarkeit ei 
ner umweltgerechten Lösung, ein ge 
ringeres Störfallrisiko in der zentralen 
Grossanlage, ein geringerer Gesamten 
ergieverbrauch, ein besserer Mengen- 
und Belastungsausgleich und die 
raschere Umsetzung neuer Umwelt 
auflagen an einem zentralen Ort ins 
Feld geführt. 
Gutachten erstellt 
Auf Verlangen des Referendumsko 
mitees musste ein neutrales Gutachten 
erstellt werden. Die Gemeinde hat die 
se Untersuchung von der Firma Kappe 
ler Umwelt Consulting in Chur durch 
führen lassen. Die Expertise kam zu fol 
gendem Schluss: «Die Ära Balzers be 
sitzt nicht mehr genügend Kapazitäten, 
um das Abwasser der Gemeinde zu be 
handeln. Neben einem Ausbau der Ära 
besteht auch die Möglichkeit, das Ab 
wasser von Balzers in einer zentralen 
Ära in Bendern, welche vor dem Aus 
bau steht, zu reinigen. Die Variante zen 
trale Ära ist gesamthaft betrachtet fi 
nanziell günstiger als ein Ausbau der 
Ära Balzers. Durch die Subventions 
praxis des Landes wird der Unterschied 
noch etwas grösser. Der Unterschied 
der jährlichen Kosten für die Gemeinde 
Balzers bei den Varianten zentrale Ära 
und Ausbau der eigenen Ära ist relativ 
gross Ein Anschluss an den Zweckver 
band ist für die Gemeinde rund 30 Pro 
zent günstiger.» 
Für den FBPL-Gemeinderat David Frick steht beim Anschluss an den Zweckverband der Umweltaspekt im Vordergrund. Der Der Klärwärter Albert Vogt kontrolliert während dem Reinigungsvorgang regel- 
Binnenkanal würde, sobald keine gereinigten Abwässer mehr eingeleitet werden, weniger belastet. , p . mässig die Schlammbelastung im Wasser. 
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