Liechtensteiner Volksblatt
Magazin
Freitag. 7. April 2000 29
Ostern nach dem ersten Frühlingsvollmond
Der Sternenhimmel im April - Von Dr. Emma Hahn vom Astronomischen Arbeitskreis
Der Sternenhimmel im April
Himmelsanblick am 1. April um 24 Uhr MESZ
. bzw. am 15. April um 23 Uhr MESZ
Auch im April bietet der Nacht-
liimmel wiederum die Möglich
keit, viel Interessantes zu beob
achten. Vielen unbekannt ist auch,
dass das Osterfest sich nach dem
Mond richtet. Lesen Sie dazu
nachstehenden Beitrag, verfasst
von Dr. Emma Hahn vom Astro
nomischen Arbeitskreis Fürsten
tum Liechtenstein, der Einblick in
Geschehnisse am Himmel in die
sem Monat gibt.
Dr. Emma Hahn
Der Monat April mit seinen 30 Tagen
birgt heuer in sich das Osterfest, denn
der erste Frühlingsvollmond fällt auf
den 18. April um 19.41 Uhr. Nach kirch
licher Vorschrift ist der nachfolgende
Sonntag der Ostersonntag. also diesmal
der 23. April. Somit kann allen Leserin
nen und Lesern der Astro-Vorschau
herzlich ein frohes Osterfest gewünscht
werden.
Der Sonnenlauf: Unser Lebensstern,
der Glutball Sonne, bewegt sich auf sei
ner scheinbaren Bahn vorerst noch
durch dasTierkreiszcichen Widder, ver-
lässt dieses dann am 19.4. um 20 Uhr
und «betritt» dasTierkreiszeichen Stier,
hinter welchem dann noch bis 13. Mai
das Sternbild Widder zu sehen wäre,
würden die Sterne, wegen der grossen
Sonnenhelligkeit, nicht tagsüber un
sichtbar sein.
Die Planctensichtbarkeit
Wenn auch die sonnennächsten Pla
neten Merkur und Venus während die
ses Monats unsichtbar bleiben, so bie
ten unsere äusseren Erdnachbarn doch
interessante Ereignisse. Eine Stunde
nach Sonnenuntergang ist am westli
chen Abendhimmel im Sternbild Wid
der noch der rote Planet Mars ziemlich
in Horizontnähe, zu erspähen. In der
Nacht vom 6./7. überholt er den Riesen
planeten Jupiter, etwas höher steht der
Ringplanet Saturn. Ein besonders net
ter Anblick am 6.April,denn um 21 Uhr
gesellt sich die schmale Sichel des zu
nehmenden Mondes zu diesem Trio.
Noch höher oben funkelt Aldebaran,
der Hauptstern des Stiers. Diesen er
reicht der Mond, welcher ja während
rund 28 Tagen den gesamten Tierkreis
durcheilt, dann am 8. April, um sich
nach 21 Uhr bereits merklich von die
sem zu entfernen, natürlich immer nur
in Blickrichtung gemeint.- Am 20. ver
abschieden sich Mars und Jupiter von
unserem Abendhimmel. Jupiter hat nun
fast den Ringplaneten Saturn eingeholt.
Am 10. bzw.12. Mai stehen sie dann bei
der Sonne, ihre Begegnung am 31. Mai
werden wir von hier aus nicht beobach
ten können, was jedoch zum Beispiel
von Australien aus möglich wäre. Wir
können jetzt nur ihre Annäherung mit
verfolgen und werden erst gegen Ende
Juni die beiden Riesen tief am Osthori
zont wieder erspähen können, um dann
zu sehen, wie Jupiter sich Tag für Tag
wieder mehr von Saturn entfernt. Etwa
20 Jahre müssen wir warten, bis wir wie
der von einer Begegnung dieser Riesen
berichten können.
Sternschnuppenströme
Die Sternschnuppenströme der Vir-
giniden, Lyriden und Sigma-Leoniden,
die im April zwar aktiv werden und
hauptsächlich in der zweiten Monats
hälfte ihr Maximum haben, wofür die
günstigste Beobachtungszeit erst nach
Mitternacht beginnt, werden sich aber
leider nicht als spektakulär erweisen,so
dass Sternschnuppen eher als Glücks
fälle gewertet werden können.
Unser Fixsternhimmel
Das imposante Wintersternbild Ori
on ist zu unserer abendlichen Beobach
tungszeit bereits fast ganz unter den
Westhorizont gesunken. Vielmehr er
freut uns mitten am Südhimmel der ge
waltige Körper des Löwen, dem etwas
höher gelegen das Bild Kleiner Löwe
vorauszueilen scheint. Hoch über uns,
fast im Zenit aber erkennt Sternfreund
sofort den Grossen Wagen, dessen mar
kante Sterne von den Römern als sie
ben Dreschochsen bezeichnet wurden,
welche der ihnen nachfolgende Arktu-
rus als Rinderhirte um den Pol zu trei
ben hatte. Das Sternbild Bootes, dessen
Hauptstern Arkturus, ein roter Riese
unter den Fixsternen ja ist, sieht
annähernd aus wie ein grosser Papier
drachen. Während östlich von diesem
Drachen der Halbkreis der Nördlichen
Krone mit dem Edelstein «Gemma» als
Halbkreis gut auszumachen ist, ist in
Richtung Nordosten die helle Wega in
der Leier gut zu erkennen, etwas
schwächer und tiefer im Nordnordos
ten der Hauptstern des Schwans. De-
neb. Ziemlich tief am Nordhorizont
zieht das grosse Himmels-W, alias die
eitle Cassiopeia, der Mythologie nach
eine äthiopische Königin, mit ihrem
Gatten Kepheus einerseits und dem
Retter Perseus, diesem im Nordwesten
gegenüber, durch unseren Nordhim
mel. Nun den Blick von Nordwesten
fast auf einer Geraden über den Zenit
nach Südosten gewandt, trifft man den
bläulich-weissen Stern Spica, die
Kornähre, welche die Jungfrau in ihrer
Hand hält. In ihr wurde die Göttin der
Fruchtbarkeit verehrt, die im Frühling
alles zum Wachsen und Blühen bringen
wird.
Noch ein Wort zu den sagenumwobe
nen Sternbildern, die wir hauptsächlich
am Himmel über der nördlichen Erd
hälfte finden, deren Anblick uns er
freut, zugleich Zeugnis für die Kultur
der Menschheit seit Tausenden von
Jahren gebend, und den heute von
Röntgensatelliten gefertigten Bildern
von millionenfach vorhandenen Gala
xien (zu deutsch Milchstrassen) im un-
ermesslich grossen Weltall. Das Stau
nen findet kein Ende, denn die immer
wieder neuen Erkenntnisse der Natur
wissenschafter bescheren uns ein Wis
sen um Tatsachen, das wir ohne mo
dernste Instrumente nie haben könn
ten.
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