Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Voiksblatt 
Inland 
Dienstag, 4. Januar 2000 3 
«Abstimmung Zonenplan ist 
am 25./27. Februar 2000» 
Vorsteher-Interview-Reihe: Hubert Sele,Vorsteher von Triesenberg, gibt Auskunft über Zukunft und Vergangenheit 
Die Zonenplanabstimmung in 
Triesenberg ist am 25. und 27. Feb 
ruar. Dies kündigte Vorsteher Hu 
bert Sele im Volksblatt-Interview 
an. Des Weiteren zieht der Vorste 
her der Berggemeinde ein Resü 
mee über das Jahr 1999 und gibt 
eine Vorschau auf das Jahr 2000. 
Diesbezüglich betont er, dass die 
Zonenplanung in Triesenberg Pri 
orität besitze. 
Die Fragen an Vorsteher Huber Sele 
stellte Alexander Batliner 
Volksblatt: Das erste Jahr der Legisla 
turperlode 1999 - 2003 ist schon vorü 
ber. Wo lagen für Sie persönlich die 
Schwerpunkte Ihrer Tätigkeit als Vor 
steher im sich zu Ende neigenden Jahr 
1999? 
Hubert Sele: Zuerst einmal schien 
mir wichtig, dass der Gemeinderat - 
weg von den Alltagsgeschäften - ganz 
grundsätzlich über die anstehenden 
und zu erwartenden Aufgaben in unse 
rer Gemeinde diskutiert. Aus diesem 
Grunde führten wir eine ganztägige Ar 
beitssitzung durch und setzten Schwer 
punkte für diese Legislaturperiode. Um 
zielgerichtet arbeiten zu können, ent 
schieden wir uns, bewährte Kommissio 
nen beizubehalten, für ganz konkrete 
Aufgaben aber effizient arbeitende und 
zeitlich befristete Arbeitsgruppen ein 
zusetzen. Auch in der Besetzung der 
Kommissionen und Arbeitsgruppen 
wollten wir einen neuen Weg einschla 
gen. War die Bestellung der Mitglieder 
bisher dem Gemeinderat, also den im 
Gemeinderat vertretenen Parteien vor 
behalten, so entschieden wir uns, die 
Mitarbeit in einigen Kommissionen und 
Arbeitsgruppen öffentlich auszuschrei 
ben und alle Interessierten dazu einzu 
laden. Das Echo war sehr erfreulich 
und der Versuch hat sich gelohnt. In Be 
zug auf die Bauprojekte bestand die Ar 
beit im letzten Jahr vorallem in der Wei- 
terführung der begonnenen Projekte 
(Gemeindewerkhof, Sütigerwisstrasse 
mit Offenlegung des Baches, 
Schutzdamm Bergwald, Strassen- und 
Trottoirausbau Rotenboden und Rütel- 
ti) sowie in der Vorbereitung von Pro 
jekten, die im Jahr 2000 zur Ausführung 
gelangen. In finanzieller Hinsicht war 
die Erarbeitung eines Finanzleitbildes 
und die Neuregelung der Budgetierung 
und Budgetüberwachung eine wichtige 
Aufgabe. Unerwartete Arbeit bescher 
ten uns im abgelaufenen Jahr auch die 
zahlreichen Naturereignisse - die Lawi 
nenniedergänge in Malbun, die vielen 
Erdrutsche im Sommer und der Sturm 
am Stephanstag. Glücklicherweise kos 
teten diese Ereignisse bei uns keine 
Menschenleben. 
Das Stimmvolk der Gemeinde Triesen 
berg wird im Frühjahr über einen neu 
en Zonenplan abzustimmen haben. 
Wie weit ist der Vorschlag, der zur Ab 
stimmung vorgelegt werden soll, schon 
gediehen und wie sieht er aus? Gibt es 
auch schon einen konkreten Abstim 
mungstermin? 
Eine Arbeitsgruppe und der Gemein 
derat befassten sich in mehreren Sitzun 
gen mit der Überarbeitung der von den 
Stimmbürgern im Sommer 1998 abge-. 
lehnten Zonenplanvorlage - eine 
schwierige und zeitaufwendige Aufga 
be. Die Baukommission hat parallel da 
zu die Bauordnungsvorlage von 1998 
unter Einbezug der Architekten und In 
genieure von Triesenberg überarbeitet. 
Der Entwurf für den Zonenplan und die 
Bauordnung steht nun. Der Gemeinde 
rat wird sich in der Sitzung vom 12. Ja 
nuar abschliessend damit befassen. 
Anschliessend werden der Plan und die 
Bauordnung an alle Stimmbürger/innen 
verschickt und eine Informationsveran 
staltung durchgeführt. Die Abstimmung 
ist am 25./27. Februar 2000. 
Ich möchte an dieser Stelle an alle 
Stimmberechtigten appellieren, an die 
Urne zu gehen und im Interesse des Ge 
meinwohls die auf sachlichen Kriterien 
basierende Vorlage mit einem über 
zeugten JA zu unterstützen. Es geht um 
die Nutzung und Gestaltung unseres 
Lebensraumes und die Erhaltung von 
Entwicklungs- und Entscheidungsmög 
lichkeiten für die Nachkommen. 
Ich möchte an dieser 
Stelle an alle 
Stimmberechtigten 
appellieren, an die 
Urne zu gehen 
Falls das Stimmvolk erneut Nein zum 
Zonenplan sagen sollte. Was wären die 
Konsequenzen hieraus und wie würde 
es dann weitergehen? 
Dann wird die Regierung, wie es das 
Baugesetz vorschreibt, einen Zonen 
plan und eine Bauordnung für die 
Rheintalseite von Triesenberg erlassen 
müssen. Ich bin aber überzeugt, dass die 
Triesenberger und Triesenbergerinnen 
dieses Mal dem Zonenplan- und Bau 
ordnungsvorschlag zustimmen und sich 
damit selbst eine Nutzungsordnung ge 
ben werden. 
Die Gemeinde Triesenberg und speziell 
das Malbun wurde letzten Winter vom 
Lawinenniedergang direkt betroffen. 
Was wurde unternommen, damit eine 
solche Katastrophe diesen Winter ver 
mieden werden kann? 
Hubert Sele, Vorsteher von Triesenberg:«Der Entwurf für den Zonenplan und die 
Bauordnung steht nun. Der Gemeinderat wird sich in der Sitzung vom 12. Januar 
abschliessend damit befassen. Anschliessend werden der Plan und die Bauordnung 
an alle Stimmbürger/innen verschickt und eine Informationsveranstaltung durchge 
führt. Die Abstimmung ist am 25.Z27. Februar 2000. (Archivbild) 
Mit Verbauungen und Aufforstungen 
kann man da und dort in beschränktem 
Rahmen die Lawinengefahr eindäm 
men. Lawinenniedergänge, wie im letz 
ten Winter vom Bärgtäli und von unter 
halb des Augstenbergs, lassen sich aber 
auch mit allen technischen Massnah 
men nicht verhindern. Innert weniger 
Tage fiel extrem viel Schnee und die 
Schneeverfrachtungen durch den Wind 
besorgten dann den Rest. Die Anrissge 
biete dieser Lawinen liegen über der 
Baumgrenze, sodass Aufforstungen 
nicht möglich sind. Technische Verbau 
ungen würden immens viel Geld kosten 
und natürlich auch das Landschaftsbild 
im schönen Malbuntal stark beein 
trächtigen. Ein absoluter Schutz vor La 
winen ist Illusion. Es ist deshalb wichtig, 
dass zum Schutz von Menschenleben 
eine Lawinengefahr rechtzeitig erkannt 
und in den gefährdeten Gebieten eva 
kuiert wird. 1999 wurde daher der La- 

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Die Berggemeinde Triesenberg. Sie ist flächenmässig die grösste Gemeinde unseres Landes. (Bild: Anstalt für Luftfotografie) 
winendienst neu organisiert. Die Ge 
meinde Triesenberg hat mit den ande 
ren Oberländer Gemeinden und in Zu 
sammenarbeit mit dem Amt für Zivil 
schutz und Landesversorgung offiziell 
einen Warndienst, bestehend aus Lawi 
nenfachleuten und Personen mit Erfahr 
rung im Lawinenbereich, eingerichtet. 
Leiter des Warndienstes ist Peter Lam- 
pert, Rettungschef der Bergrettuiig. Die 
Aufgaben und Kompetenzen sind in ei 
nem Organigramm festgeschrieben. 
Mit Verbauungen und 
Aufforstungen kann 
man in beschränktem 
Rahmen die Lawinen 
gefahr eindämmen 
In letzter Zeit wurde immer wieder die 
finanzielle Beteiligung von Gemeinden 
an Projekten des Landes diskutiert. 
Konkret war dies bei der Problematik 
«Nachttaxi» der Fall. Unabhängig 
vom Nachttaxi: Wie beurteilen Sie ge 
nerell die finanzielle Beteiligung von 
Gemeinden an Projekten des Landes. 
In welche Richtung soll diesbezüglich 
die Reise gehen? 
Land und Gemeinden erfüllen glei- 
chermassen im Sinne der Verfassung 
und der Gesetze öffentliche Aufgaben. 
Zum Teil liegen diese Aufgaben typisch 
auf Landesebene, zum Teil sind es klare 
Gemeindeaufgaben. Es gibt aber auch 
Aufgaben, welche nicht eindeutig der 
einen oder anderen Ebene zuteilbar 
. sind, Aufgaben die zweckmässigerweise 
von Land und Gemeinden gemeisam 
bewerkstelligt und somit auch finan 
ziert werden. Es ist jeweils im Einzelfall 
zu prüfen, inwieweit eine finanzielle 
Beteiligung der Gemeinden und damit 
eine Mitentscheidung und Mitverant 
wortung der Gemeinden zweckmässig 
und gerechtfertigt ist. 
Ein typisches Beispiel, bei dem die 
Zusammenarbeit zwischen der Ge 
meinde Uriesenberg und dem Land ge 
fragt ist: Thesenberg stellt mit dem Al 
pengebiet Steg/Malbun ein Erholungs 
gebiet für die liechtensteinische Bevöl 
kerung zur Verfügung. Da dieses also 
von landesweiter Bedeutung ist, muss 
es auch im Interesse des Landes sein, 
dieses Gebiet stärker zu fördern und 
mitzugestalten. Land und Gemeinden 
können in der Erfüllung der öffentli 
chen Aufgaben nicht in Konkurrenz ste 
hen - Kooperation ist gefragt. Es ist al 
so nicht allein eine Frage der finanziel 
len Beteiligung der Gemeinden an Lan 
desprojekten, denn das Land fördert 
und finanziert anderseits ja auch Ge 
meindeprojekte. Wichtig ist, dass eine 
Ausgewogenheit zwischen Aufgaben 
zuteilung einerseits und der Verteilung 
der finanziellen Mittel andererseits 
(Steuern und andere Erträge) gewähr 
leistet ist. 
Welche inhaltlichen Schwerpunkte 
werden im Jahr 2000 auf Sie als Vor 
steher und auf die Gemeinde Triesen 
berg zukommen? Oden Welche Ziele 
haben Siesich für das Jahr2000gesetzt 
und wie sollen sie verwirklicht werden? 
Abgesehen von der Zonenplanung, 
die im Moment erste Priorität hat, ste 
hen im Hochbau die Fertigstellung des 
Gemeindewerkhofes, die Renovation 
der Pfarrkirche, die Sanierung des Dorf 
zentrums, der Umbau des Regenklär 
beckens Erla sowie die Einrichtung der 
Betriebswarte für das Wasserwerk im 
neuen Werkhof im Vordergrund. 
Im Tiefbau ist nebst verschiedenen 
kleineren Investitionen die Sanierung 
und Neugestaltung der Strasse Täscher- 
loch - Litzi das bedeutendste Projekt. 
Beim Ausbau der Landstrasse nach Ro 
tenboden wird eine weitere Etappe rea 
lisiert werden. 
Land und Gemeinden 
können nicht in 
Konkurrenz stehen 
Mit dem Internet-Auftritt werden wir 
einen weiteren Schritt zur Verbesse 
rung und Modernisierung der Öffent 
lichkeitsarbeit machen. 
In Zusammenarbeit mit der Gemein 
de wird das Land die Hangsanierung 
(Entwässerung) weiter vorantreiben. 
Die Gemeinde wird prüfen, wo weitere 
verrohrte Bäche offengelegt und natur 
nah gestaltet werden können. 
Das Volumen der Aushubdeponie auf 
Leitawis ist langsam erschöpft. Wenn 
die seit Jahren vom Land verfolgte re 
gionale Deponie nicht bald realisiert 
wird, werden wir für Triesenberg eine 
eigene Lösung finden müssen. 
In Malbun besteht Handlungsbedarf. 
Eine vom Gemeinderat eingesetzte 
grosse Arbeitsgruppe hat deshalb ein 
Leitbild erarbeitet, welches im Januar 
im Gemeinderat behandelt wird. Wir 
wollen Malbun wieder in Schwung brin 
gen und zu einem wirklich attraktiven 
und beliebten Wintersport- und Ferien 
gebiet machen. 
Die abschliessende Überarbeitung 
der Bauordnungen von Steg und Mal 
bun sowie der Wasser- und Abwasser- 
reglemente sind weitere Schwerpunkte 
in diesem Jahr. 
Welche Hoffnungen und Wünsche he 
gen Sie för die Gemeinde Triesenberg 
im neuen Jahr? 
Ich wünsche mir, dass die Zusam 
menarbeit im Gemeinderat, in den 
Kommissionen und in der Verwaltung 
weiterhin so kollegial und konstruktiv 
ist wie in meinem ersten Vorsteherjahr. 
Ich hoffe, dass wir die gesteckten Ziele 
gemeinsam erreichen und die geplan 
ten Projekte erfolgreich realisieren 
können. Reges Interesse der Bevölke 
rung, faire, sachliche und konstruktive 
Kritik wird uns weiterbringen.
	        

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