Liechtensteiner Volksblatt
Inland
Samstag, 25. März 2CKX) 5
Bus Anstalt
Liechtenstein-Busse
bald mit Erdgasantrieb
Im Jahre 2001, nach Ablauf der heutigen Post-
filhrungsverträge, entstehen grössere Lücken
im Fahrzeugpark, die durch neue Busse ge
schlossen werden müssen. Wie am 1. Juni des
nächsten Jahres der erste neue Bus farblich ge
staltet sein wird, steht derzeit noch nicht fest.
Was jedoch die künftige Antricbstechnologie
betrifft, sind LBA-intern die Weichen bereits
gestellt worden: Bis im Jahre 2008 sollen alle
Busse mit Erdgas betrieben werden. Die Anfor
derungen an die neuen Fahrzeuge, die das künf
tige Subunternehmen erfüllen muss,sind in den
Ausschreibungsunterlagen detailliert enthalten.
Gegenwärtig sind in unseren Regionen Fahr
zeuge mit Dieselantrieb Standard. Sie sind je
doch,so die Liechtenstein Bus Anstalt (LBA)in
einer Pressemitteilung, aufgrund ihrer Emissio
nen - insbesondere Stickoxidc und Partikel
(Feinstaub) - nicht unbestritten. Die Europäi
sche Gemeinschaft habe daher ein Programm
entwickelt, das eine sukzessive Verschärfung
der Abgasnormen für die nächsten acht Jahre
vorsieht. In den nächsten Jahren würden die
Grenzwerte aller Schadstoffemissionen schritt
weise weiter abgesenkt, bis im Jahre 2008 die
Stufe Euro V erreicht werde. Der LBA zufolge
gehören erdgasbetriebene Fahrzeuge in vielen
Ländern zum Standard. In den letzten Jahren
hätten verschiedene Verkehrsbetriebe in
Mitteleuropa erfolgreich erdgasbetriebene
Busse in Verkehr gesetzt. Namhafte Hersteller
wie MAN und Mercedes hätten die Motoren
dazu weiterentwickelt. Die Motoren seien
erprobt und sehr betriebssicher.
Liechtenstein B
US
Mit der Ausschreibung der neuen Verträge
und der damit verbundenen Festlegung der
Fahrzeugtechnologie bis 2011 werden laut LBA
markante Weichenstellungen für den öffentli
chen Personen-Nahverkehr erfolgen. Falls der
Schritt zu einer neuen Antriebstechnik getan
werde (ein entsprechender Antrag ist gestellt
worden), müsse dies am 1. Juni des kommenden
Jahres geschehen. Die Bus Anstalt dazu: «Eine
Einführung von Erdgasbussen durch die LBA
sollte jedoch nicht als losgelöstes Projekt ge
sehen werden. Weitere Fahrzeugkategorien wie
Müllabfuhr, Strassenreinigungsfahrzeuge, wei
tere kommunale Fahrzeuge, aber auch Taxibe
triebe und andere mehr könnten zu einer deut
lichen Umweltentlastung beitragen. Bei der Be
reitstellung der notwendigen Infrastruktur wird
dies berücksichtigt. Für den Betrieb von Erd
gasfahrzeugen müssen Tankstellen geschaffen
werden. Zur Zeit werden die Möglichkeiten der
Finanzierung. Erstellung und Betreibung der
notwendigen Tankstellen mit der Gasversor
gung geprüft und ein Konzept erarbeitet.»
Der LBA-Kundenrat wird
demnächst aktiv
Ende 1999 wurden Benutzer und Kunden von
Liechtenstein Bus in den Medien dazu aufgeru
fen, im Kundenrat der Liechtenstein Bus An
stalt (LBA) aktiv mitzuwirken. Diesem Aufruf
sind 32 Personen gefolgt, die nun erstmals am 5.
April 2000 zusammen kommen. Im Vorder
grund dieser Veranstaltung stehen das gegen
seitige Kennenlernen sowie der Erfahrungsaus
tausch. Nach den Worten von LBA-Verwal-
tungsratspräsident Wilhelm Gerster bildet der
Kundenrat quasi die Brücke zwischen der
Liechtenstein Bus Anstalt und deren Kunden.
In diesem Gremium treffen sich mehrmals jähr
lich verschiedene Benutzer des öffentlichen
Personennahverkehrs und tauschen ihre Erfah
rungen aus. Es soll über das Dienstleistungsan
gebot sowie über dessen Stärken und
Schwächen beraten werden. Vorschläge und
Anregungen aus den Reihen des LBA-Kunden-
rats sollen in die Planung und Umsetzung von
konkreten Massnahmen integriert werden. Der
Kundenrat soll dazu beitragen, aufgedeckte
Schwachstcllen zu eliminieren und vorhandene
Stärken noch mehr auszubauen. Eine weitere
zentrale Aufgabe bildet die Überwachung der
Dienstleistungsqualiiät.
T;
Ein Dutzend Bewerber für
öffentlichen Linienverkehr
Bus Anstalt informierte über Ausschreibung - Mehrere Interessenten aus Liechtenstein
Auf die Neuausschrcibung des
öffentlichen Personennahver
kehrs in Liechtenstein für die
Jahre 2001 bis 2011 haben sich
bis heute zwölf Interessenten
bei der Liechtenstein Bus An
stalt gemeldet und die vertrau
lichen Unterlagen angefordert.
Alle Bewerber stammen aus
dem deutschsprachigen Raum,
mehr als zwei aus Liechten
stein, wie gestern an einer
Pressekonferenz in Vaduz zu
erfahren war. Die Auftrags
vergabe erfolgt bis spätestens
Ende Mai.
Manfred öliri
Die Zahl von zwölf Firmen, die bis
her auf die öffentliche Ausschrei
bung in den Landeszeitungen sowie
im europäischen Amtsblatt reagier
ten, entspreche in etwa den Erwar
tungen der Liechtenstein Bus An
stalt, wie deren Verwaltungsratsprä
sident Wilhelm Gerster an der Me
dienorientierung auf Anfrage er
klärte. Mit weiteren Bewerbern ist
wohl nicht mehr zu rechnen, da ei
nerseits die Eingabefrist bereits am
14. April abläuft und andererseits
die Ausschreibung nach den Worten
von LBA-Geschäftsführer Ulrich
Feisst sehr anspruchsvoll ist.
Streng vertraulich
Die mehr als hundert Seiten um
fassenden Ausschreibungsunterla
gen werden streng vertraulich be
handelt. Nach den Worten von Wil
helm Gerster sollen sämtliche In
formationen während der Dauer
des Verfahrens bis zur endgültigen
Vergabe im Kreise der LBA und der
Offertsteller verbleiben. Dabei hät
ten sich alle Beteiligten verpflichtet,
diese Angaben weder an die Öffent
lichkeit noch an die Medien weiter
zugeben. «Nur so kann gewährlei
stet werden», erklärte gestern der
VR-Präsident, «dass das Ausschrei
bungsverfahren geordnet und unbe-
einflusst verläuft und nicht durch
unvollständige oder unrichtige Dar
stellung einzelner Themenbereiche
aus dem Sachverhalt gerissen und
falsch interpretiert wird.» Ausser
dem würden die Unterlagen ver
trauliche Angaben wie Wagenfüh
rerlöhne oder Mietkosten von Be
triebsliegenschaften enthalten.
Das weitere Vorgehen
Zum weiteren Vorgehen hielt
Wilhelm Gerster fest, dass am 14.
April die Eingabefrist ablaufen und
am 18. April die Offertöffnung im
Geschäftsführer Ulrich Feisst (links) und Verwaltungsratspräsident Wilhelm Gerster informierten gestern über den
Stand der öffentlichen Neilausschreibung des Personennahverkehrs durch die Liechtenstein Bus Anstalt, f Bild: I. D.)
Rahmen einer geschlossenen Ver
anstaltung stattfinden wird. Nach
Prüfung der Zulässigkeit der Offer
te erfolgt die eigentliche Bewertung
aufgrund der in der Ausschreibung
festgelegten Kriterien mit Hilfe ei
nes Bewertungskatalogs. Verwal
tungsrat und Geschäftsleitung wer
den dabei durch externe Berater
unterstützt, die folgende Gebiete
abdecken: Recht, öffentlicher Ver
kehr, Betriebswirtschaft und Tech
nik. Die Vergabe des Auftrages mit
einem Gesamtvolumen von voraus
sichtlich über 100 Mio. Franken
wird dann bis spätestens 31. Mai
2000 vorgenommen. Der neue Ver
trag muss von der Regierung geneh
migt werden.
Liniennetz als Ganzes
Gegenstand der Ausschreibung
sind die Fahraufträge im öffentli
chen Linienverkehr (derzeit 2.1
Mio. km) und im Schülerverkehr
(85 000 km). Die Ausschreibung des
gesamten Liniennetzes (ausgeklam
mert ist nur die Linie Planken) stellt
laut Ulrich Feisst eine grosse Her
ausforderung für den künftigen Be
treiber dar. Gleichzeitig sei sie Mass
stab für eine noch höhere Flexibi
lität des Linien- und Fahrplans,
stünden doch die optimale Ab-
Als Nqvum ini,l|echtensteinischen
öffentlichen Personennahverkehr
will die Liechtenstein Bus Anstalt
den Busunternjehmer und seine
Mitarbeiter kür ftig am wirtschaft
lichen Erfolg teteiligen, Einnah-
mensteigerungi n durch einen An
stieg der Fahi gastzahlen sollen
sich demnach positiv auf die Ent-
geltung der Leistung durch die
LBA an den Ur ternehmer auswir
ken. Dieses $ rgebnis könne je
doch nur,bedingt wirksam beein-
flusst werden, hiess es gestern an
einer Medierforientierung, wes
halb dieser Beteiligungsfaktor
auch nicht allzu hoch angesetzt
sei. Höher, wirkt sich nach den
Worten von LBA-Geschäftsfüh
rer Ulrich Feisst dagegen für Un
ternehmer und Mitarbeiter aus,
wenn die in der Ausschreibung
festgelegten Qualitätsanforderun
gen übertroffen werden. Diese
werden regelmässig überprüft, die
Messkriterien sind allen Beteilig
ten bekannt. Ulrich Feisst: «Das
Ziel der LBA, nicht nur zufriede
ne Kunden zu haben, sondern be
geisterte Fahrgäste, wird mit ei
nem Bonus von bis zu 4 Prozent
der Vertragssumme honoriert.»
Eine Nichterfüllung der vertragli
chen Leistung führe konsequenter
Weise zu einem Malus, der durch
den Unternehmer zu tragen sei.
deckung der Kundenbedürfnisse
und eine bessere Verknüpfung von
Linien-, Schüler- und Arbeitspend
lerverkehr klar im Vordergrund.
Ein weiteres Bedürfnis sei die Ge
samtüberarbeitung des Linien- und
Fahrplans mit verbesserten Aussen-
und Innenbeziehungen und steigen
dem Kundennutzen. «Diesem An
spruch kann die LBA nur gerecht
werden», unterstrich der Geschäfts
führer, «wenn sie uneingeschränkt
und unbehindert von Gebietsvertei
lungen das Liniennetz als Ganzes
optimieren kann.»
Offen für Konsortium
Geteilte Liniennetze würden nach
den Worten von Ulrich Feisst an
ihren Schnittstellen unweigerlich Ab-
stimmungs- und Koordinationsverlu
ste verursachen - sowohl zum Nach
teil der Fahrgäste wie auch der Wirt
schaftlichkeit. Ein Gesamtnetz lasse
sich dagegen durch den Gesamtzu
sammenhang der Fahrzeugumläufe
effektiver optimieren, Synergien Hes
sen sich daher leichter generieren.
«Somit scheint es offensichtlich», so
der Geschäftsführer, «dass dieses
komplexe Leistungspaket nurmehr
an eine einzige Unternehmung ver
geben werden kann.» Dennoch blei
be es dieser Firma überlassen - und
würde von der LBA auch begrüsst
werden - ein Konsortium mit ande
ren Unternehmern zu bilden und
gemeinsam eine wirtschaftliche
Gesamtlösung mit hohen Synergie
potenzialen und Kapazitätsverknüp
fungen zu realisieren.
Wagenführer vor neuer Vertragssituation
Die LBA zum neuen Anstellungsverhältnis der heutigen Wagenführer
Es sei nicht so, dass kein Stein auf
dem alten bleibe, aber gewisse ge
wollte Veränderungen seien mit der
neuen Organisation doch verbun
den, hiess es gestern an einer Pres
sekonferenz der Liechtenstein Bus
Anstalt (LBA). Von der Umstruk
turierung betroffen sind auch die
heutigen Wagenführer.
Nach Auskunft von LBA-Verwal-
tungsratspräsident Wilhelm Gerster
wird den Mitarbeitern im Personen
beförderungsgesetz ausdrücklich
ihr Arbeitsplatz zugesichert. Gleich
zeitig seien die Bedingungen festge
legt, zu denen der neue Subunter
nehmer die Wagenführer überneh
men müsse. Nach dem Übergang
vom Status eines «Quasi-Beamten»
mit reglementierenden Vorschriften
der schweizerischen Post in
f
ein «normales» Arbeitsverhältnis
gemäss' liechtensteinischem Ar
beitsvertragsrecht würden die Wa
genführer in Zukunft vor einer
neuen Vertragssituation stehen, die
ihnen laut' Wilhelm Gerster aber
auch neue Chancen und Perspekti
ven eröffne.
Lohn-Aiireizsystem
Im Lastenheft des neuen Subun
ternehmervertrags sei das Kapitel
Personal sehr sorgfältig und aus
führlich beschrieben worden, er
klärte LBA-Geschäftsführer Ulrich
Feisst. Ein gesonderter Abschnitt
behandle zudem Angaben Uber den
zu übernehmenden Personalbe
stand, desiäen Struktur (Alter und
Dienstalter) sowie die Gesamtlohn
summe zum Zeitpunkt der Über
nahme. Ziel sei es, so VR-Präsident
Wilhelm Gerster, «den Wagenfüh
rern ein neues, den heutigen Anfor
derungen entsprechendes Anstel
lungsverhältnis zu schaffen, das für
den einzelnen eine gewisse Heraus
forderung darstellt, eindeutig aber
auch den Unternehmer in seinen
künden- und marktorientierten Ak
tivitäten unterstützt.» Die von der
LBA geschaffenen Rahmenbedin
gungen würden für den Unterneh
mer die Basis bilden, seine Mitar
beiter «zu verantwortungsvollem
und leistungsorientiertem Handeln
anzuhalten, mit der Möglichkeit,
diese durch eigene Massnahmen zu
ergänzen.» Gleichzeitig mit der
Entwicklung dieses Gehaltssystems
seien in enger Zusammenarbeit mit
dem Liechtensteinischen Arbeit
nehmerverband die Rahmenbedin
gungen eines Gesamtarbeitsver
trags für die Wagenführer ausgefer
tigt worden.
Die Wagenführer sind nach Aus
kunft der beiden LBA-Verantwort-
lichen insofern abgesichert, als sie
zum Zeitpunkt der Übernahme
ihren aktuellen Lohn- und Ferien
anspruch behalten und diesen in das
neue Vertragsverhältnis einbringen
können. Ausserdem müssen die ge
leisteten Dienstjahre vertraglich
übernommen werden, was ebenfalls
dazu beitrage, «staatlich orientierte
Vertragsstrukturen ohne Hinder
nisse in ein zeitgerechtes, modernes,
Vertragsverhältnis umzuwandeln.»
Die bisherigen Zulagen seien je
doch nicht mehr alle garantiert. Mit
der Zeit erfolge automatisch eine
vertragliche Gleichstellung von be
stehenden Mitarbeitern und Neu
einstellungen.