Liechtensteiner Volksblatt
KU LTU R
Freitag, 24. März 2000 IX
Nachrichten
Heute Diavortrag über
Mumien
SCHAAN: Heute Freitag um 20.15 Uhr findet
im Haus Stein-Egerta in Schaan ein Diavortrag
über Mumien statt.Das Phänomen «Mumie» ist
für den Biologen. Historiker, Kunsthistoriker
und Völkerkundler gleichermassen interessant.
Referent ist Dr. Viktor Wratzfeld. Veranstaltet
von der Erwachsenenbildung Stein-Egerta.
Keine Voranmeldung. Abendkasse. (Eing.)
Viper-Festival zieht von
Luzern nach Basel
BASEL: Das Theater Basel wird neuer Austra
gungsort des internationalen Festivals für Film,
Video und neue Medien «Viper». Das bisher in
Luzern durchgeführte Festival findet dieses
Jahr zum ersten Mal in Basel statt. Das Theater
Basel eigne sich mit seiner grosszügigen Archi
tektur und wegen seiner zentrale Lage hervor
ragend als Festivalzentrum, teilten die Viper-
Organisatoren am Donnerstag mit. Das Festival
erlebt seine 20. Auflage vom 25. bis 29. Oktober
2000. Verbunden mit dem Umzug an einen neu
en Standort ist auch ein Personalwechsel: Ne
ben Festivalleiterin Conny E. Voester führt ab
sofort Sandra Luzia Schafroth (31) die Ge
schäfte von Viper. An den traditionellen Wett
bewerben und Programmen für innovatives
Schaffen mit Film und Video hält Viper auch am
neuen Standort fest. Ausgebaut wird jedoch
gemäss der Mitteilung der digitale Bereich mit
CD-ROM und Internet.
I Ridpndanti
(Die Uberflüssigen)
TRIESEN: Was passiert, wenn das Arbeitsamt
einen pedantischen und verängstigten Bratschis
ten und einen frustrierten Pianisten engagiert,
um Arbeitslosen der Region eine Musiklektion
zu erteilen? 1 Ridondanti - die Redundanten,
eine elegante Art jene Personen zu beschreiben,
die nach einer Fusion überzählig ohne Arbeit
bleiben - ist ein musikalisch-komisches Spekta
kel. in dem Meisterwerk der Musik mit Flick
werk des Alltags zusammenprallen. Thomas
und Lorenzo. die mit ihrem ersten Stück «Kon
zert ohne Ski» einen Glücksgriff taten, zeigen in
ihrem neuesten Programm neben instrumental-
schauspielerischer Virtuosität auch auf die im
mer wachsenden Widersprüche und Ungewis-
sheiten des heutigen Lebens. Die Vorstellung
findet heute Freitag, den 24. März um 20 Uhr in
der «Alten Weberei» Triesen, Dorfstrasse 24
(Seiteneingang Radio L) statt. Karten an der
Abendkasse. Vorverkauf:Treff Electronic - Lo-
vacenter, Vaduz; Stähhauer's Gmüeslada, Trie
sen. ' (Eil ig.)
«Konferenz Schweizer
Kunstmuseen»
WINTERTHUR: Die «Konferenz Schweizer
Kunstmuseen» hat sich in Winterthur konstitu
iert. Ziel ist es, den Kunstmuseen eine gemein
same Stimme zu verleihen, wie es in der Presse
mitteilung vom Donnerstag heisst. Die Konfe
renz setzt sich zum Ziel, zu wichtigen Fragen
Stellungnahmen zu erarbeiten und die Anliegen
gegenüber Medien und Politik sachgemäss zu
vertreten. Als Gesprächspartner betrachtet die
Konferenz das Bundesamt für Kultur, die Kul-
turstiftung Pro Helvetia und das Schweizerische
Institut für Kunstwissenschaft. Die Initiative er
griffen hatte der Konservator des Kunstmu
seums Winterthur, Dieter Schwarz, anlässlich
seines Symposiums «Museumslandschaft
Schweiz», das im letzten September stattfand.
An der Gründungssitzung beteiligten sich mitt
lere und grössere Museen von Aarau, Bern,
Chur, Genf, Ittingen, Lausanne, Lugano, Lu
zern, St. Gallen, Schaffhausen, Solothum, Win
terthur, Zürich und Zug.
Die Seele streicheln
Das Mummenschanz-Maskentheater mit «Next» im Vaduzer Saal
Nach zweijähriger Spielpause
meldete sich Mummenschanz
mit dem neuen Programm
«Next» zurück - das Ergebnis
der vierten Arbeitsphase, jener
der zerleg- und zusammensetz
baren Figuren. Und dieses Er
gebnis zeigte am Mittwoch
abend im Vaduzer Saal eine
tief poetische Formensprache.
Gerolf Hauser
Das neue Mummenschanz-Ensem
ble besteht aus Floriana Frassetto,
die 1972 auf Bernie Schürch und
Andreas Bossard (er starb Anfang
der 90er Jahre) traf und mit ihnen
die Gruppe Mummenschanz grün
dete; Raffaelia Mattioli (Tänzerin,
Schauspielerin, Choreografin); Ja
kob Bentsen, der sich auf die Her
stellung von Masken spezialisierte
und Bernie Schürch, dessen unge
brochene schöpferische Leiden
schaft dem Mummenschanz-Mas
kentheater gehört.
Elementar Menschliches
«Vieles wächst aus dem ständigen
Improvisieren heraus, vieles wird
ausprobiert, vieles wird weggewor
fen, bis wir schliesslich die definitive
Form haben», sagt Floriana Frasset
to. Dabei, so sagt sie, bleiben die
Menschen hinter den Masken unbe
kannt, die Gesichter verborgen,
«denn nicht die Gesichter sind wich
tig, sondern die Seele.» Und da alle
Materialien, Stoffe, Masken, einfa
che Schnüre etc., die Mummen
schanz verwendet, menschliche Zü
ge bekommen, Verhaltensweisen
und Gefühle des Menschen in Bil
der gestalten, vor allem in Begeg
nungsbilder zwischen Menschen,
regt Mummenschanz die Phantasie
des Publikums an, sich eigene Bil
der, ja ganze Geschichten zu schaf
fen. «Für einen Moment streicheln
Mit dem neuen Programm «Next» war Mummenschanz am Mittwochabend zu Gast auf der Bühne des Vaduzer Saa
les. (Bild: Gerolf Hauser)
wir die Seele des Publikums, um es
dann wieder zu entlassen.»
Wie von Geisterhand
«Die müssen schon gut sein, wenn
sie solche Säle füllen können», war
vor Beginn im Foyer zu hören. Dass
sie gut sind, bewies Mummenschanz
auch mit seinem neuen Programm
«Next». Wer Mummenschanz noch
nie gesehen hat. kann sich kaum
vorstellen, mit welcher Formen- und
Bewegungsvielfalt es der Gruppe
gelingt, auch das einfachste Stück
Tuch zu «vermenschlichen». Das be
gann mit einem weissen Tuch, dem
unbeschriebenen Blatt, das, wie von
Geisterhand bewegt und stumm
natürlich, mit dem Publikum koket
tierte und wortlos wieder verschwand.
Wortlos und doch vielsagend zeigte
Mummenschanz-ja was?
Choreografie der Seele
Z.B. zwei bewegliche «Steine»,
die Kommunikationsprobleme ei
ner Beziehung zeigend. Dabei
«wuchsen» aus den Steinen aus
Stoff sich öffnende und schliessen-
de Münder, zwinkernde Augen,
vielfältigste Formen; oder der rie-
sig-unförmig-graue Sack, der sich
wie ein Robben-Mensch über die
Bühne bewegte; die leuchtende
Schnur, die sich ständig wandelnde
Figuren und Gesichter in die Luft
zeichnete; die gewaltige Qualle,sich
über die Zuschauer der ersten Rei
he stülpend; die biegsamen Draht
gesichter. .. Immer sind es undefi
nierbare, skurrile und groteske
Wesen, denen Mummenschanz
menschliche Züge und Charak
tereigenschaften verleiht, sie so be
seelt, dass aus einfachsten Kartons
lebendige Figuren werden, die dich
und mich mit all unseren Vorzügen
und Mängeln zeigen, die berühren
durch ihre ach so verständliche
Menschlichkeit. Mummenschanz
zeigt auf höchst poetische, humor
volle und ironische Weise die
Annäherung zweier Wesen, Begeg
nungen, die angenommen oder ab
gewiesen werden.
Dazu können Mummenschanz
auch zwei Fenster genügen, ein
geöffnetes und ein geschlossenes,
die, wie bei allen anderen Num
mern, eine Choreografie der Seele
auf die Bühne zaubern. So war das
zu Beginn gezeigte «unbeschriebe
ne Blatt» am Ende der Vorstellung
voller herrlichster Bilder, von Mum
menschanz in die Seelen der Zu
schauerinnen gemalt.
«Augenblicke des Lichts» in Schaan
Ausstellung mit Bildern von Gerlinde Zech-Jehle in der DoMus Galerie
£
Betritt man den Ausstellungsraum
in der Museums-Galerie DoMus in
Schaan, empfängt einen eine gut ge
gliederte Ausstellung mit Bildern
von Gerlinde Zech-Jehle. Auf der
linken Längsseite sind die Aquarell-
Berglandschaften, auf der rechten
jene aus dem Talbereich, die Rück
wand des Raumes zeigt die fünf
Akt-Torsi, die Stirnseite fünf ab
strakte «Kompositionen» in Acryl
(die musikalische Einstimmung zur
Vernissage spielte Karin Zech, Sa
xophon).
Gerolf Hauser
Gerlinde Zech-Jehle, 1942 in Vaduz
geboren, entdeckte 1985 ihre male
rische Begabung und ist seit 1987
sowohl im Freizeitzentrum Resch
wie im Kunstraum Dornbirn in Mal
gruppen in den verschiedensten
Techniken aktiv. 1991 bis 1994 nahm
sie an der Internationalen Sommer
akademie Bruneck teil (u.a. bei Ilse
Kesselgruber und Markus Riebe);
ab 1994 malte sie während zweier
Semester bei Bruno Kaufmann an
der Liechtensteinischen Kunstschu
le und nahm 1995 an einem Inten-
siv-Seminar für Radierung bei Ly
dia Braun teil.
Plastische Farbflächen
Sowohl bei den Aquarellen, wie
auch bei den fünf Akt-Torsi (die mit
Aqua-Sticks gearbeitet sind) über
zeugt Gerlinde Zech-Jehle damit,
dass es ihr gelingt, mit wenigen
flächigen Strichen, die Licht und
Schatten entstehen lassen, die Drei-
dimensionalität der Formen auf die
Fläche des Papiers zu bannen. Die,
je nach Sonnenstand bzw. Witte
rungsverhältnissen variierenden
durchsichtigen bzw. kräftigen Farb
flächen. lassen bei den Aquarellen
die Landschaft plastisch erscheinen;
bei den Torsi sind es, mit wenigen,
wiederum flächigen Strichen, die
Körperformen. Die fünf abstrakten
Acryl-Kompositionen zeigen Farb-
bögen, die den linken Bildrand wie
abschliessen, um die im sich nach
rechts öffnenden Raum eingebette
ten Formen zu behüten.
Farbnuancen
Nach der Begrüssung durch Mu
seumsleiterin Eva Pepic begann der
Arzt und Kunstsammler Gerhard
Kunze, der über 50 Ausstellungen
konzipierte und durchführte, seine
Vernissagerede mit: «Der Mensch
unterscheidet sich vom Tier auch,
indem er sich in Sprache und Kunst
ausdrücken kann.» Über die Bilder
sprach er von den lichtechten und
feinstgemahlenen Mineralpigmen
ten der Wasserfarben, die auf weis
ses Papier aufgetragen, den Grund
durchscheinen lassen. Die Aquarell-
Technik, die schon in den alten
Hochkulturen der Assyrer, Babylo-
nier und Ägypter angewandt wurde,
bietet sich, nicht zuletzt durch das
rasche Trocknen der Farbe, für das
Malen im Freien an. Auch Gerlinde
Zech male viel in der freien Natur,
zeige in ihren Bildern die Kontraste
des Tagesablaufs und der verschie
Seit gestern sind in der DoMus Galerie in Schaan Bilder von Gerimde Zech-
Jehle zu sehen. Links im Bild Museumsleiterin Eva Pepic (Bild:I. D.)
denen Jahreszeiten, den Augenblick
des Lichtes mit seinen Farbnuan
cen. Gerlinde Zech-Jehle sehe unse
re Umwelt mit Freude und mühe
sich dieser Schönheit der Schöpfung
näher zu kommen. «Ein schönes
Bild erkennen wir auch in der Span
nung aus Freude und Mühen des
Geschaffenen - so kommt Kunst
auch von Können.» Wie die Impres
sionisten betone die Künstlerin das
Optische, farbliche Strukturen ver
festigten sich in der Landschaft. Ih
re abstrakten Kompositionen ent
stünden aus dem künstlerischen Se
hen der Natur und der Fertigkeit
der Techniken, und in den in zarten
Schwüngen der mit Aquarellkrei
den geschaffenen Körpertorso-Bil
dern zeige sie den Körper nicht als
Abstraktion, sondern als Körper
landschaft.
Gerlinde Zech-Jehle: Ausstellung
in der DoMus, Schaan bis zum 30.
April. Öffnungszeiten: Freitag 14 bis
20 und Samstag 14 bis 18 Uhr.
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