Liechtensteiner Volksblatt
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Mittwoch, 22. März 2000 21
Nachrichten
Überflüssig bis
wegrationalisiert
TRIESEN:Wenn die beiden ausgebildeten Mu
siker und Kabarettisten Thomas Usteri und Lo-
renzo Manetti mit ihrem jüngsten Stück «Die
Überflüssigen» auftreten, erwartet die Besu
cher ein musikalisch-komisches Spektakel. Am
kommenden Freitag, den 24. März gastieren die
beiden in der «Alten Weberei» in Triesen.
Das sympathische Musikkomiker-Duo tho-
mas & lorenzo aus der Deutschschweiz und
dem Tessin, beides konservatorisch ausgebilde
te Musiker, haben sich an der berühmten Dimi-
tri-Schule kennengelernt, wo sie das Handwerk
in Mimik. Akrobatik und Komik gelernt haben.
In ihrem jüngsten Stück, «Die Überflüssigen»
geht es um Arbeitslosigkeit und das vermeintli
che Wegrationalisieren von Menschen: Brat
schist Thomas und Pianist Lorenzo. bis vor kurz
em beide arbeitslos, werden vom kantonalen
Arbeitsamt angestellt, um ihren Leidensgenos
sen Musiklektionen zu erteilen. Was aber ge
schieht, wenn das Arbeitsamt einen pedanti
schen und frustrierten Violinisten und einen al
koholabhängigen Pianisten engagiert? Lorenzo
ärgert sich über den Papierkram, den er fürs Ar
beitsamt zu erledigen hat - schöne Musik er
klärt sich schliesslich von alleine, so ist er über
zeugt. Und Kreativität braucht eben ihre Zeit!
Unter der Regie von Ferruccio Cainero ge
lingt es den beiden Komikern, Thomas und Lo
renzo, trotz der Ernsthaftigkeit des Themas, ein
musikalisch-heiteres Spektakel auf die Bühne
zu zaubern, bei welchem das Publikum den Part
der zuhörenden und lernenden Arbeitslosen
übernimmt.
«Die Überflüssigen», Freitag, den 24. März
2000 um 20 Uhr, «Alte Weberei». Spörryfabrik
Triesen (Eingang Radio L), Eintritt: CHF 25.00.
Vorverkauf: Treff Electronic (Lovacenter, Trie
sen und Stähhauer's Gmüeslada, Triesen;
Abendkasse. L-Press
Die beiden Musiker und Kabarettisten Thomas
Usteri und Lorenzo Manetti sind mit ihrem jüng
sten Stiick «Die Überflüssigen» am Freitag in der
«Alten Weberei» in Triesen zii sehen.
Atelierbesuch bei
Beatrice Kaufmann
SCHAAN: Am Sonntag, den 26. März sind Sie
herzlich zu einem Besuch in Haus und Atelier
bei Beatrice Kaufmann in der Obergasse in
Schaan eingeladen (11 Uhr).
Beatrice Kaufmann schreibt übersieh selbst:
«Ich bewege mich vor allem in den Sparten
Malerei, Fotografie und Installation. Oft greifen
die Techniken jedoch ineinander über und er
möglichen so neue Ausdrucksformen. In mei
nen Arbeiten interessiert mich die Frage unse
rer eigenen Wahrnehmung: wie unsere inneren
und äusseren Bilder entstehen und was sie in
uns auslösen. Bei genauerem Betrachten eini
ger Objekte und Bilder steht dann die Welt in
unserem Inneren ein wenig auf dem Kopf. Was
ja ab und zu ganz anregend sein kann! Faszina
tion und Antrieb für meine Arbeit ist aber auch
die unendliche Vielfalt der Möglichkeiten von
Erscheinungen und Beziehungen. Nicht das Ab
geschlossene, Absolute interessiert mich, son
dern das sich Weiterentwickelnde, das Pulsie
ren, der Rhythmus.»
Ihre persönlichen Daten:
geboren 1958 in Vaduz, FL; 1975 - 1980 Aus
bildung zur Primarlehrerin; 1988- 1991 Kunst
ausbildung an der «Schule für experimentelle
Gestaltung, F + F» in Zürich; seit 1990 Teilnah
me an verschiedenen Einzel- und Gruppenaus
stellungen in Liechtenstein, Schweiz und in
Deutschland; 1994 hat sie ihr eigenes an das
Wohnhaus angebaute Atelier in Schaan bezo
gen.
Treffpunkt (10.45 Uhr) entweder bei der St.
Peterkreuzung in Schaan, Parkplatz Faora Mo
de oder direkt an der Obergass 30 in Schaan.
Veranstaltet von der Erwachsenenbildung
Stein-Egerta, gratis. (Eing.)
Liechtenstein - Domizil für
Kunst und Kultur?
Ein Gespräch mit der Galeristin Waltraud Ritter
Die Galerie Waltraud Ritter
zeigt vom 22. bis zum 26. März
frühe Arbeiten des Schweizer
Malers Giovanni Huber. Seit
einigen Wochen arbeitet der
Künstler im Rahmen des Pro
jekts «artists in residence» im
Atelier 11 in Triesen. Die dort
entstandenen Werke werden
ab dem 1. April in Triesen ge
zeigt.
Das Gespräch führte
Gerolf Hauser
VOLKSBLATT: Warum gibt es mit
Arbeiten von Giovanni Huber zwei
Ausstellungen, einmal ab 22. März
in Eschen und ab 1. April im Ate
lier 11 in Triesen?
Waltraud Ritter: Einmal möchte
ich in Zukunft den Kontakt zur
Schweiz intensiver aufnehmen.
Zum anderen wollte ich eigentlich
in der Galerie in Eschen bis Ostern
eine Pause bzw. nur eine kleine Aus
stellung machen. Im Atelier 11 in
Triesen lebt seit einigen Wochen der
Schweizer Maler Giovanni Huber,
der sich dort sehr gut eingelebt und
viel gearbeitet hat. So entstand die
Idee, vom 22. bis 26. März, jeweils
von 15 bis 19 Uhr in der Galerie in
Eschen Arbeiten zu zeigen, die er
schon früher gemacht hat; ab dem 1.
April, Vcrnissage ist um 17 Uhr,
werden dann im Atelier 11 jene
Werke gezeigt, die er dort erarbeitet
hat.
In der Einladung bezeichnest Du
diese Doppelausstellung als Expe
riment.
Experiment insofern, als man
damit den liechtensteinischen Ein-
fluss kennenlernen kann. Es war
schon immer mein Traum, gerade
hier in Liechtenstein, Kunst und
Kultur besonders zu pflegen. Dazu
gehört für mich zu zeigen, welche
Einflüsse dieser besondere Raum in
der Spoerry in Triesen, das Atelier
11, auf Künstler ausübt. Liechten
stein hat mehr zu bieten als nur «ge
lagertes Geld», bzw. mit dem hier
vorhandenen Geld kann man auch
kulturelle Projekte verwirklichen.
Dieser Raum, den die Gemeinde
Triesen so wunderbar gestaltet hat,
dafür bin ich sehr dankbar, kann ei
ne enorme Aussenwirkung haben.
Waltraud Ritter (im Bild) zeigt in ihrer Galerie vom 22. bis zum 26. März frühe Arbeiten des Schweizer Malers Gio
vanni Huber.
Als David gegen Goliath kämpfte,
siegte er. Wird die Kultur in Liech
tenstein auch siegen bzw. einen
höheren Stellenwert erhalten?
Ich glaube, dass das neue Jahr
tausend andere Perspektiven, eine
verstärkte Innerlichkeit verlangt.
Vielleicht kann dieser geschichts-
trächtige Raum in Triesen, in dem
die Frauen gewoben, geweint und
gearbeitet haben, mithelfen, eine
Verbundenheit von Vergangenheit
und Zukunft schaffen. Ich höre im
mer wieder von Künstlern, dass sie
dort eine besondere «Energie»
spüren.
Der Dirigent Justus Frantz hat, mit
Blick auf diese neuen, und wie er
meint friedensfördernden Perspek
tiven, ein Orchester zusammenge
stellt, in dem Musiker aus 50 ver
schiedenen Nationen spielen; da
sitzen z.B. Albaner neben Serben,
etwas, was Du im Atelier 11 auch
schon gemacht hast. Auch er sagt,
dass die Kultur, die Kunst etwas
Rettendes hat. Zugleich macht man
ihm den Vorwurf, er würde sich da
bei eine goldene Nase verdienen.
Ähnliches hört man über Dich
auch.
Damit kann ich gut leben, weil
ich mit dem Atelier 11 keine golde
ne Nase verdiene. Abgesehen davon
ist es so, dass immer mehr Men
schen sich darum bemühen, über
Jahrhunderte hinweg eingefahrene
Normen zu hinterfragen - und
natürlich steht man den Projekten
jener Menschen oft kritisch gegenü
ber. Unsere neue Zeit braucht auch
neue Methoden und an sie müssen
wir uns erst gewöhnen. Mit dem
Atelier 11 verfechte ich die These,
dass man miteinander stark sein
kann. Deshalb lade ich Künstler aus
dem Ausland ein, dort für eine ge
wisse Zeit zu leben und zu arbeiten.
Ich vvill mich nicht mit Justus Frantz
vergleichen, ich versuche nur einen
kleinen Beitrag zu leisten.
Kann das gelingen? Werden nicht
zu viele Fäden im Hintergrund ge
zogen?
Natürlich sollten wir uns darum
bemühen, uns nicht an Fäden ziehen
zu lassen, also hinter der in Liechten
stein so glänzenden Fassade, oder ne
ben ihr, noch etwas anderes aufzu
bauen. Vielleicht bietet gerade die
Kleinheit des Landes die Chance,
hinter die Fassaden zu schauen. Die
enorme Entwicklung.diedasLandin
den letzten 50 Jahren gemacht hat.
konnte ich mitverfolgen, habe sie mit
er- und gelebt. Ich bin sozusagen ein
Kind der Visionen, lebe zugleich als
Teil der Vergangenheit sehr bewusst
in der Gegenwart. Ich bin überzeugt,
dass die Chance, Neues entstehen zu
lassen hier besteht. Übrigens zeigen
sich diese Aspekte auch in der Dop
pelausstellung mit Giovanni Huber,
einmal die Arbeiten aus früherer Zeit
und jene, die er, bezogen auf das
Land und von ihm beeinflusst. hier
geschaffen hat, die auch Zukunfts
aspekte, übrigens ohne Wertungen
über das Land, zeigen.
Machtdemonstration mit Mitteln
der sexuellen Gewalt
«Blickfelder» - Theater-Festival für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Das «Junge Theater Basel» zeigte
im Rahmen des «Blickfelder-Thea-
terfestivals» am Montag im TaKino
und am Dienstag in den Schulen das
brisante Stück «Die Schaukel» von
Edna Mazya. Das Stück zeigt, ent
standen aufgrund einer tatsächli
chen Vergewaltigung in einem Kib-
buz in Israel, das Rollenspiel von
Mädchen und Jungen in einer Cli
que, das sich bis zu einer Vergewal
tigung «hochschaukelt».
Gerolf Hauser
Vergewaltigung - ein schwieriges
Thema in einer immer noch von
Männern beherrschten Welt. Das
«Junge Theater Basel» spielte das
Thema um Macht und Ohnmacht,
Abgrenzung, um die Frage von Op
fer und Täter und um Moral in einer
ungeheuren Dynamik, hielt im Ta
Kino den vielen Jugendlichen einen
Spiegel so vor, dass Betroffenheit
sich auch in verlegenem Lachen ei
nen Ausweg suchte. Um das Thema
Vergewaltigung in all seinen vielfäl
tigen Facetten zu erklären, gab der
Theaterpädagoge Uwe Heinrich im
TaKino für Lehrpersonen und Ju-
gendanimatorlnnen eine praxisori
entierte Einführung.
Bei der Aufführung (Regie: Sebas
tian Nübling) spielten Sarah Bühl
mann, Boris Brüderlin, Michael
Koch,Mathis Künzler und Dominik
Leuenberger in atemberaubendem
Tempo das Macht- und Imponier
gehabe Jugendlicher, zeigten ein
drucksvoll die Hackordnung in ei
ner Clique, das sich gegenseitige
Hinaüfschaukeln durch provozie
rendes Verhalten, die aus Einsam
keit und Sich-Unverstanden-
Fühlen erwachsende Suche nach
Anerkennung und die in unserer
Gesellschaft üblichen Entschuldi
gungsmechanismen. Dabei schlüpf
ten die drei Jungen aus der Rolle
der Jugendlichen hinaus in die Rol
le der Richter und wieder zurück,
so wie Sarah Bühlmann abwech
selnd die Rolle der Staatsanwältin
und des jungen Mädchens Dvori
spielte.
Das Stück
Die 15-jährige Dvori hängt auf
dem Spielplatz herum. Sie sucht An-
schluss bei Benz, dem «King» der
Jungenclique. Dvoris Verhalten
schaukelt zwischen Selbstbewusst-
sein und einem Gefühl der eigenen
Wertlosigkeit hin und her. Um Benz
zu erreichen, spielt sie sich auf, pro
voziert. «Sie pokert immer höher,
und sie verliert erbarmungslos»,
heisst es in der Beschreibung. Das
Stück zeigt, wie sich die Spannung
zwischen dem Mädchen auf der
Schaukel und der Clique immer
mehr «aufschaukelt», wie Plätze in
der Clique erobert, verteidigt, aber
auch in Gefahr geraten. Und das
Stück zeigt, welche Gefahr das Mit-
läufertum in sich birgt. Dazwischen
kommen immer wieder Sequenzen
aus dem Gerichtssaal, wo der Fall
verhandelt wird und das Mädchen,
wie so oft, zur eigentlichen Ange
klagten und Schuldigen wird. Bis
zum Ende des Stückes dominiert
«das Spiel», nicht nur mit dem Ball
oder der Schaukel, auch das Spiel
mit dem Imponiergehabe, mit Alko
hol, Zigaretten, das Spiel zwischen
Mann und Frau. Das Stück endet
mit vor Betroffenheit erstarrten
Spielern auf der Bühne, während
über Lautsprecher nüchtern und
emotionslos das vom Gericht ver
hängte Strafmass für die Vergewal
tiger verlesen wird.
Das Theaterfestival zeigt am 22.3.
um 14 Uhr imTaKino «Keine Angst
vor grossen Tieren», am 29.3. um 18
Uhr im TaK-Foyer die Eigenpro
duktion «Der fliegende Teppich»
und am 30. März um 19 Uhr im Va
duzer Saal das Puppentheater «Der
standhafte Zinnsoldat». Kartenvor
verkauf (TaK): Mo bis Fr: 10-12 und
15-19 Uhr,Telefon 00423 / 237 59 69.