Liechtensteiner Volksblatt
KU LTU R
Dienstag, 21. März 2000 25
Nachrichten
Aquarelle von Gerlinde
Zech-Jehle
SCHAAN: Vom 24. März bis 30. April 2000 wird
in der Schaaner Gemeindegalerie DoMuS die
erste Einzelausstellung von Gerlinde Zech-Jeh
le präsentiert. Seit über vierzehn Jahren hat sie
sich immer wieder an diversen Seminaren und
Akademien im In- und Ausland weitergebildet.
Das Ergebnis dieser ständigen und intensiven
Weiterbildung reflektiert sich in der Ausstel
lung.
Die Motive, aus der Natur gegriffen, wider
spiegeln sich in stimmungsvollen Aquarellen
von Landschaften und Bergen zu verschiedenen
Jahreszeiten. In Farben von zart bis kräftig
bringt die Malerin der Betrachterin und dem
Betrachter das Geheimnis des Lichts näher. Als
Kontrast dazu werden verschiedenste, aus der
Natur weiter entwickelte, moderne und ab
strakte Kompositionen in Acryl ausgestellt. Zu
sammen mit den Torsodarstellungen in Blau
zeigt sich hiermit eine ganz andere Seite der
Künstlerin.
Zur Eröffnung der Ausstellung am Donners
tag, den 23. März um 19.30 Uhr wird Frau Eva
Pepic im Namen der Gemeindegalerie die Gäs
te begrüssen. Die Vernissagerede hält Dr. med.
Gerhard Kunze aus Balzers, ehemaliger Vorsit
zender des Forums Kunst in Rottweil (Deutsch
land). Alle Interessierten sind herzlich eingela
den, die Vernissage und die Ausstellung zu be
suchen.
Die Öffnungszeiten der DoMuS-Galerie im
Schaaner Rathaus sind jeweils freitags von 14
bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 18
Uhr. C Eing.)
SKA-Nacht im fabriggli
Am Samstag, den 25. März werden im fabriggli
Buchs zwei junge, talentierte Schweizer Bands
ihr Live-Können zeigen. Es sind dies die «Bön
kapönxz» aus Chur und «Radio Active» aus
Pfäffikon. Beide Bands haben gemeinsam, dass
sie etwas von SKA verstehen. Beide wenden
diesen Stil, der in den 40ern auf Jamaika ent
stand, ganz anders an, «Bönkapönxz» bringen
ihn vor allem mit PUNK in Verbindung. Die
achtköpfige Band verfügt über Trompete, Sax
und Posaune. Sie geben der attraktiven Mi
schung von SKA und Punk den letzten Schliff.
Es entsteht ein schöner, schneller, melodiöser
Sound. «Bönkapönxz» schreiben ihr Repertoire
zum grössten Teil selbst. Etwas vom Besten auf
regionalem Boden.
«Radio Active» ist experimenteller. Die Band
formte sich 1993 aus Musikern, die schon davor
in verschiedenen Bands gespielt hatten. Mit sei
ner Experimentierfreudigkeit machte sich «Ra
dio Active» in der Schweizer SKAszene schnell
einen Namen. Zwei der Songs aus seinem ersten
Album «SKArusell» sind auf den Schweizer
SKAsamplern Skampler N02 und 3 enthalten.
Auch «Radio Active» verfügt über eine kom
fortable Grundausstattung aus Gitarren, Bass,
Drums und Bläsern, baut aber auch noch ande
re Instrumente wie zum Beispiel Akkordeon
oder Elektroorgel in ihre Musik ein. «Radio Ac
tive» ist eine äusserst vielfältige Band.
Den SKA mischt er virtuos mit Einflüssen
aus Irish-folk, Latino, Funk aber auch Punk.
Nebst den Instrumenten und dem Sänger wech
selt «Radio Active» auch oft die Sprache seiner
Texte.
Nebst Englisch, Deutsch und Schweizer
deutsch in insgesamt sieben Sprachen sind seine
Texte, die über verschiedene Lebensbereiche
und gesellschaftliche Probleme handeln, gesun
gen. Diese Bands zeigen, wie SKA tönen muss.
Die Türen werden um 20 geöffnet. Der Eintritt
beträgt 12 Franken.
1
Harmoniemusik Eschen
setzt grosse Ziele
Regionale Erstaufführung der Blasmusik-Originalkommposition «...und Gott sprach: Es werde Licht!»
Die Harmoniemusik Eschen
hat sich für das Jahr 2000 meh
rere Ziele gesetzt. So wird sie
am Wertungsspiel anlässlich
des Verbandsmusikfestes in
Balzers teilnehmen. Das
Herbstkonzert im November
soll auch heuer wieder ein be
sonderes Erlebnis für Mitwir
kende und Zuhören werden.
Als ersten Höhepunkt in diesem
Jahr steht jedoch ein Kirchenkon
zert der besonderen Art an. Die
Harmoniemusik Eschen bringt bei
diesem Konzert das Werk «...und
Gott sprach: Es werde Licht!» des
jungen österreichischen Komponis
ten Peter Wesenauer zur regionalen
Erstaufführung.
«... und Gott sprach:
Es werde Licht!»
Mit dieser speziellen Blasmusik
komposition, die der junge Kompo
nist extra für Kirchenkonzerte ge
schaffen hat, geht auch die Harmo
niemusik Eschen bei ihrem Kir
chenkonzert einen neuen Weg. Die
ses Werk beschreibt fünf Hauptthe
men aus der Bibel: Schöpfungsge
schichte, Altes Testament, Jesus
Christus, Neues Testament und die
Offenbarung. Die Kombination von
Sprechern und Musik ist sowohl für
die Musikanten als auch für die
Der Musikverein Eschen lädt am Sonntag zur Regional-Erstaufführung von «...und Gott sprach: Es werde Licht!»
Zuhörer etwas nicht Alltägliches
und macht dieses Stück zu etwas
Besonderem. Diese Tondichtung
mit Sprecher ist ein wirklich ausser-
gewöhnliches Werk, das den Musi
kern und dem Publikum so richtig
«unter die Haut» geht.
Zur Aufführung kommen auch
«La R^jouissance» ein Stück für
Brass Ensemble, «Shenandoah»
(FrankTicheli), «Nobody knows the
trouble I've seen» (Saxophonsolo),
«Amen» von Pavel Stanek, «Bridge
over trouble water» aus Simon &
Garfunkel und das Gesangssolo
«Turandot» von Giacomo Puccini
mit der Sopransolistin Shizue Ger-
ner-Murakami.
Kollekte zugunsten des FL-
Behindertenverbandes
Der Reinerlös aus der Kollekte,
welche von der Gemeinde Eschen
verdoppelt wird, kommt dem Liech
tensteinischen Behindertenverband
zugute. Wer dieses Konzert nicht
verpassen will und den Behinder
tenverband unterstützen möchte,
sollte sich jetzt schon den Konzert
termin vormerken. Das Konzert
findet am Sonntag, 26. März 2000
um 17.00 Uhr in der Pfarrkirche
St. Martin in Eschen statt.
Aus dem Dunkel entlassene Bilder
Wolfram Frank - ein Philosoph, Regisseur und Literat der Tiefe
Die Theatcrgemeinschaft «In situ»
in Chur ist weit über die regionalen
Grenzen hinaus bekannt durch aus-
sergewöhnliche Theaterprojekte.
Nicht zuletzt verdankt sie dies dem
Regisseur Wolfram Frank, der sich
vergangenen Donnerstag in der
«Werkstatt» in Chur als Filmregis
seur präsentierte mit «Die Rück
kehr» und, als Uraufführung, der fil
mischen Reflexion von Hölderlins
Hymne «Der Rhein».
Gerolf Hauser
Wer sich von Wolfram Franks Insze
nierungen «an die Hand nehmen
lässt», kann Wege beschreiten, auf
denen neue Dimensionen des
Wahrnehmens von Raum und Zeit,
von Denken und Fühlen erwachsen,
Berührungen bis ins tiefste Innere
entstehen. Klar, dass die Ausrich
tung auf Sensation nie seine Sache
ist.
Ereigniskultur?
In seinem hoch interessanten
Buch «Angelika - zarte Seele», ein
Essay über Angelika Kauffmann,
(Calven Verlag), in dem er in psy
chologisch-philosophischer Feinst
arbeit das Thema Mensch und
Kunst behandelt, heisst es:
«Der Ereigniskultur wohnt die
Tendenz inne.sich wie eine Schlinge
um das Ereignis selbst zu legen.»
Die langen Kameraeinstellungen
und zeitlupenartigen Kamerabewe
gungen, sowohl auf Gesichtern, wie
auf Landschaften, oder die Ma
kroeinsteilungen von Fels- oder
Wasserstrukturen, also das Fehlen
der heute herrschenden schnellen
Schnitte, lassen die eigentlichen Er
eignisse, die Wolfram Frank darstel
len will, deutlich werden, bringen
das Leben nahe, das, wie er es nennt,
«sich uns mit aus dem Geheimnis
des Dunkel entlassenen Bildern
zeigt.»
Wolfram Frank, Regisseur bei der Thcatergemeinschaft «In situ», präsentier
te sich in der « Werkstatt»in Chur mit «Die Rückkehr» und «Der Rhein» als
Filmregisseur. Das Foto zeigt ein Szenenbild aus Franks Inszenierung «An-
gelica - zarte Seele». (Bild: Gerolf Hauser)
Ins Licht gerückte Bilder
Der Film «Die Rückkehr», mit
dem Untertitel «Das Zeugnis des
Wolf Gimpel», lässt die Rückkehr
des polnischen KZ-Häftlings Wolf
Gimpel auf ein unweit Tübingen lie
gendes Gelände, das 1944/45 als ei
nes der zahlreichen kleinen KZ-
Auffanglager gedient hatte, zu ei
nem beeindruckenden Porträt wer
den. Franks Regie gelingt es, in ein
gestreuten Interview-Passagen, in
Szenen, in denen Wolf Gimpel pol
nisch-jiddische Lieder singt, in
Landschaftsbildern, uns, die «un
schuldig Spätgeborenen», zu por
trätieren -und die unendliche Trau
rigkeit der Landschaft, so ins Bild
eingefangen, dass die Last spürbar
wird, mit der sie das unbeschreibli
che Leid, das auf ihrem Rücken ge
schah, trägt. Der Film nähert sich ei
ner Versöhnung an zwischen den
Erinnerungsbildern der Vergangen
heit und Gegenwart, um Zukunft zu
ermöglichen und zeigt Franks Be
streben: «Man muss den Bilder
zuhören. Wenn sie nicht sprechen,
so flüstern sie vielleicht.»
Reinentsprungenes
Den Impuls zur filmischen
Reflexion von Hölderlins Hymne
«Der Rhein» erhielt Wolfram Frank
durch die Geburt seines Patenkin
des Timon. «Hölderlin», schreibt
der Regisseur, «denkt in der Hymne
im Bild des Ursprunges und des
Weges des Rheins in einzigartiger
Weise über Geburt und Herkunft
nach» (Hölderlin durchwanderte
1801 das Hinterrhein-Tal, nachdem
er dieTamina-Schlucht besucht hat
te). Da heisst es z.B.: «Ein Räthsel
ist Reinentsprungenes. Auch der
Gesang kaum darf es enthüllen.
Denn wie du anfingst, wirst du blei
ben, so viel auch wirket die Noth und
die Zucht, das meiste nemlich ver
mag die Geburt und der Lichtstral,
der dem Neugebornen begegnet.»
«Die Hymne ist so komplex,
zerklüftet und in sich verschlungen
wie die ursprungshafte Landschaft,
von der sie handelt. Quelle und
Weg des Rheins werden Hölderlin
zum mythischen Bild der menschli
chen Freiheit.»
Der Film bannt die Zerrissenheit
Hölderlins, die Schmerzen des
Widerspruchs zwischen Ideal und
Realität in Bilder. Im Film rezitiert
die Schauspielerin Gudrun Geier
die Hymne; Kamera und Schnitt:
Robert Ralston jr.; Produktion:
Hans-Jörg Riedi.