Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Ausland 
Montag, 20. März 2000 19 
N AC H RIC H T EN 
Marokkanischer König 
in Frankreich 
PARIS: Der marokkanische König Mohammed 
VI. ist am Sonntagabend zu einem viertägigen 
Staatsbesuch in Frankreich eingetroffen. Es ist 
der erste offizielle Auslandsbesuch des jungen 
Monarchen, der im Juli vergangenen Jahres den 
Thron bestiegen hat. Staatspräsident Jacques 
Chirac begrüsste Mohammed VI. auf dem Pari 
ser Flughafen Orly. Paris und Rabat unterhalten 
sehr enge Beziehungen. Bei seinem Staatsbe 
such wird der König von seiner Schwester Prin 
zessin Lalla Hasna begleitet. 
Präsidenten-Stichwahl 
im Senegal 
DAKAR: In gespannter Atmosphäre haben die 
Wahlberechtigten im Senegal am Sonntag in ei 
ner Stichwahl über den künftigen Präsidenten 
des Landes entschieden. Der Urnengang wird 
als Testfall für die Demokratie auf dem Konti 
nent angesehen. In der zweiten Runde standen 
sich der seit 1981 amtierende Staatschef Abdou 
Diouf von der Sozialistischen Partei und der 
Oppositionspolitiker Abdoulaye Wade von der 
Demokratischen Partei gegenüber. Diouf hatte 
im ersten Durchgang 41,3 Prozent der Stimmen 
erhalten, Wade 31 Prozent. Da sich die gesamte 
Opposition im zweiten Durchgang hinter Wade 
gestellt hat, ist nach Ansicht von Beobachtern 
ein Machtwechsel nach 40 Jahren möglich. Mit 
aussagekräftigen Ergebnissen wird erst in den 
kommenden Tagen gerechnet. 
Europäische Union 
warnt Serbien 
BELGRAD: Nach der NATO hat am Wochen 
ende auch die EU Serbien deutlich vor einem 
Konflikt in der jugoslawischen Teilrepublik 
Montenegro gewarnt. Die jugoslawische Ar 
meespitze stellte sich demonstrativ hinter Präsi 
dent Slobodan Milosevic. Bei einem Treffen der 
Regierungschefs der Nachbarländer Jugoslawi 
ens in Budapest erklärte der EU-Repräsentant 
für Aussen- und Sicherheitspolitik, Javier Sola 
na am Samstag, er hoffe sehr, dass kein weiterer 
Konflikt in der Region beginne. «Doch wenn 
das passiert, ist der Verantwortliche ohne Zwei 
fel (der jugoslawischen Präsident Slobodan) 
Milosevic». In Serbien dauert die Kampagne 
des Regimes gegen unabhängige Medien an. 
Mehr als 10000 Menschen protestierten am 
Samstag im zentralserbischen Kraljevo gegen 
die Schliessung eines weiteren lokalen unab 
hängigen Radio- und Fernsehsenders (Bild). In 
den vergangenen Wochen hatten die Behörden 
landesweit mindestens sechs unabhängige Sen 
der geschlossen. 
Rau mit Medaille 
ausgezeichnet 
KÖLN: Für seine Verdienste um die christlich 
jüdische Zusammenarbeit ist der deutsche Bun 
despräsident Johannes Rau am Sonntag in Köln 
mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeich 
net worden. Die Gesellschaften für christlich-jü 
dische Zusammenarbeit ehren mit der Medaille 
seit 1968 Persönlichkeiten, die sich um die Ver 
ständigung zwischen Christen und Juden ver 
dient gemacht haben. Rau nahm die Medaille, 
die an die beiden deutsch-jüdischen Religions 
philosophen Martin Buber und Franz Rosen 
zweig erinnert, auf einer Feierstunde zur Eröff 
nung der «Woche der Brüderlichkeit» entgegen. 
Steiermark: FPÖ kann 
nicht zulegen 
WIEN: Die Freiheitliche Partei Österreichs 
(FPÖ) hat am Sonntag bei Kommunalwahlen in 
der-Steiermark nicht merklich zulegen können. 
Sie erreichte 11,3 Prozent, das entspricht einem 
Zuwachs von lediglich 0,1 Prozentpunkten. Die 
FPÖ hatte sich deutliche Stimmenzuwächse er 
hofft. Die ÖVP gewann einen Prozentpunkt auf 
43 Prozent, die SPÖ verbesserten sich um 0,5 
Prozentpunkte auf 38,5 Prozent. Die Grünen 
kamen auf 2,1 Prozent. 

Bill Clinton in Indien 
Amerikanischer Präsident auf Südasien-Besuch 
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NEU DELHI: US-Präsident 
Bill Clinton ist am Sonntag 
zum Auftakt seiner Siidasien- 
Reise in Neu Delhi eingetrof 
fen. Er landete in Begleitung 
seiner Tochter Chelsea und sei 
ner Schwiegermutter Dorothy 
Rodham auf einem Militär- 
flughafen der indischen 
Hauptstadt. 
Er hat in Neu Delhi nur die Nacht 
auf heute Montag verbracht. Clin 
tons offizielles Reiseprogramm be 
ginnt heute Montag mit einem 
eintägigen Staatsbesuch in Bangla 
desch. Es ist der erste Staatsbesuch 
eines amerikanischen Präsidenten 
seit der Unabhängigkeit des Landes 
von Pakistan im Jahre 1971. 
Am Dienstag beginnt Clinton 
dann seinen Staatsbesuch in Indien, 
dem ersten eines US-Präsidenten 
seit 1978. Am kommenden Samstag 
besucht er für wenige Stunden Paki 
stan. Neu Delhi war für Clintons 
Besuch geschmückt worden. Vor 
seinem Eintreffen hatten kommuni 
stische Gruppen am Sonntag an 
mehreren Orten Abbilder Clintons 
verbrannt. Der indische Sozialde 
mokrat Swami Agnivesh sagte, Clin 
ton symbolisiere den Neokolonia 
Vor Clintons Eintreffen hatten kommunistische Gruppen am Sonntag an mehreren Orten Abbilder Clintons ver 
brannt. (Bild: Keystone) 
lismus und die Koalition aus multi 
nationalen Konzernen mit der Welt 
handelsorganisation WTO. 
Clinton soll der indischen Nach 
richtenagentur UNI zufolge wäh 
rend seines Besuchs drei Abkom 
men zur Verbesserung der zwi 
schenstaatlichen Beziehungen un 
terzeichnen. Vorgesehen sind eine 
gemeinsame Erklärung über die 
künftige Entwicklung des amerika 
nisch-indischen Verhältnisses sowie 
eine Vereinbarung zur Einrichtung 
eines gemeinsamen Wissenschafts 
und Technologieforums. 
Ein weiteres Abkommen betrifft 
die Zusammenarbeit in Energie- 
und Umweltschutzfragen. 
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Israel billigt 
Truppenabzug 
JERUSALEM: Die israelische 
Regierung hat am Sonntag mit 
grosser Mehrheit einen neuen 
Plan für den seit zwei Monaten 
überfälligen Truppenabzug aus 
weiteren Teilen des Westjord 
anlandes gebilligt. Bei einer Ent 
haltung stimmten 16 der Mi 
nister für und sechs gegen den 
Abzugsplan, wie das israelische 
Radio meldete. Die Palästinen 
ser hatten dem Plan zum Abzug 
aus 6,1 Prozent des Gebietes be 
reits am vergangenen Mittwoch 
zugestimmt. Die ursprünglich 
für den 20. Januar vereinbarte 
Räumung soll in Kürze begin 
nen. Anlässlich des moslemi 
schen Opferfestes Hess Israel 
drei palästinensische Häftlinge 
frei. Das israelische Radio mel 
dete, die Männer stammten aus 
Ost-Jerusalem und seien Mit 
glieder der PLO- Fatah-Bewe- 
gung Jassir Arafats. Am Sonntag 
wurden zwei, heute Montag zehn 
Gefangene freigelassen. 
Machtwechsel in Taiwan 
Aufruf zu Versöhnung und Dialog 
TAIPEH/PEKING: Nach dem his 
torischen Sieg des Oppositionspoli 
tikers Chen Shui-bian bei den Präsi 
dentenwahlen in Taiwan ist es am 
Sonntag in Taipeh zu Unruhen ge 
kommen. Hingegen blieb die Reak 
tion aus Peking auf den Wahlaus 
gang zurückhaltend. 
Unbeeindruckt von den Warnungen 
Pekings im Vorfeld der Wahlen war 
Chen Shui-bian am Samstag mit 
39,3 Prozent der Stimmen zum Prä 
sidenten gewühlt worden. Nach 
mehr als 50 Jahren geht damit inTai 
wan die Herrschaft der nationalisti 
schen Partei Kuomintang (KMT) zu 
Ende. 
Chens Forlschrittspartei (DPP) 
tritt in ihrem Programm für eine 
Unabhängigkeit Taiwans ein. Der 
neugewählte Präsident versicherte, 
am Status quo Taiwans nichts for 
mell verändern zu wollen. Er rief 
zur Versöhnung und zum Dialog mit 
Peking auf. China rief Chen nach 
seinem Wahlsieg zu direkten Ge 
sprächen auf. 
Dabei könne es um eine Zusam 
menarbeit auf Gebieten wie Touris 
mus, Handel und Investitionen ge 
hen. Eine Vereinigung Taiwans mit 
China nach dem Vorbild Hongkon 
gs und Macaus werde es aber nicht 
geben. 
Chen sagte,Taiwan stünden gros 
se Herausforderungen bevor. Der 
Machtwechsel werde friedlich ver 
laufen und die Situation stabil blei 
ben. Er hoffe, dass nach dem Wahl 
kampf in Taiwan nun Ruhe und 
Normalität wieder einkehrten. 
Im Gegensatz zu militärischen 
Drohungen im Vorfeld des Urnen 
gangs reagierte die kommunistische 
Führung in Peking mit Zurückhal 
tung auf den Wahlausgang. Vor der 
Abstimmung waren Truppenteile in 
erhöhte Alarmbereitschaft versetzt 
worden. 
Kein Atom-Ultimatum 
Deutsche Grüne einig - Kritik an Fischer 
KARLSRUHE: Die Delegierten 
der deutschen Grünen haben bei 
ihrem Kongress der Parteispitze in 
der Atompolitik am Wochenende 
den Rücken gestärkt. Die Pläne der 
Parteispitze für eine Strukturre 
form kamen hingegen nicht durch. 
20 Jahre nach der Gründung der 
Partei verabschiedete sich die Grü 
nen-Basis in Karlsruhe von der For 
derung nach einem sofortigen Aus 
stieg aus der Atomenergie. Stattdes 
sen stimmten die Delegierten für ei 
ne Beschränkung der Gesamtlauf 
zeit der Atomkraftwerke auf 30 Jah 
re. 
Die kleine Regierungspartei legte 
sich zudem auf ein striktes Nein zu 
Rüstungsexporten in die Türkei 
(1000 Le'opard-2-Panzer) fest, was 
mit andauernden Menschenrechts 
verletzungen begründet wurde. 
Auch einer Panzerlieferung in die 
Vereinigten Arabischen Emirate 
widersetzen sich die Grünen. 
Auch kritisierten die Delegierten 
das Vorgehen des grünen Aussenmi- 
nisters Joschka Fischer beim Protest 
gegen den Krieg in Tschetschenien. 
Sie forderten zudem eine Prüfung 
von Sanktionen gegen Moskau. 
Im Atombeschluss heisst es, die 
Verhandlungen mit der Industrie 
über das Auslaufen der Atomener 
gie müssten «nun zügig zu einem 
Ende geführt werden». Nach mehr 
stündiger heftiger Debatte hatten 
sich der grüne Umweltminister Jür 
gen Trittin und der Parteivorstand 
damit durchgesetzt. 
Teilabzug aus 
Tschetschenien 
MOSKAU: Russland wird nach 
den Worten von Inierimspräsi- * 
dent Wladimir Putin bald Trup 
pen aus Tschetschenien abzie 
hen. Zahlen oder ein Datum für 
den Beginn des Truppenabzugs 
nannte Putin am Wochenende in 
Moskau allerdings nicht. Mit 
dem bevorstehenden Abschluss ■ 
der Militäraktionen in der Kau 
kasus-Republik sollten die 
«überschüssigen Truppen» vor 
allem aus der Ebene im nördli 
chen Teil Tschetscheniens abge 
zogen werden, sagte Putin in ei 
nem Interview mit der Radiosta 
tion «Majak» in Moskau. Die 
Streitkräfte der. Rebellen seien 
zerschlagen. Es gebe keinen or 
ganisierten Widerstand mehr, 
erklärte der Interimspräsident 
Putin weiter. Einen vollständi 
gen Abzug der russischen Streit 
kräfte aus Tschetschenien, wie 
1996 nach dem faktisch verlore- 
, nen Krieg, schloss er kategorisch 
aus. ■ ■ 
«Pinochet soll 
vor Gericht» 
SANTIAGO DE CHILE: Bei der 
bisher grössten Kundgebung gegen 
Ex-Diktator Augusto Pinochet seit 
dessen Rückkehr haben mindestens 
60 000 Chilenen einen Prozess ge 
gen den früheren Gewaltherrscher 
gefordert. Das Konzert in dem 
berühmt-berüchtigten Stadion de la 
Nacion in Santiago, in dem Pinochet 
nach dem Putsch 1973 Tausende po 
litischer Gegner zusammentreiben 
und zum Teil foltern und ermorden 
liess, dauerte bis zum frühen Sonn 
tagmorgen. Die Einnahmen des Be 
nefizkonzertes kamen der Vereini 
gung der Angehörigen der Ver 
schwundenen zugute, die das Kon 
zert organisiert hatte. 
Im Grossen und Ganzen gab es Zustimmung zur Politik der Minister 
Joschka Fischer (links) und Jürgen Trittin. (Bild: Keystone) 
PanAlpina Sicav 
Alpina V 
Preise vom 17. März 2000 
Kategorie A (thesaurierend) 
Ausgabepreis: . < 66.90 
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Kategorie B (ausschüttend) 
Ausgabepreis: € 66.30 
Rücknahmepreis: < 64.96
	        

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