Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Ausland 
Samstag, 18. März 2000 39 
Nach richten 
Iran begrüsst Auf 
hebung von Sanktionen 
TEHERAN: Der Schritt der USA, einige Sank 
tionen gegen den Iran aufzuheben, ist von der 
Regierung in Teheran begrüsst worden. Die 
Nachrichtenagentur IRNA zitierte am Freitag 
einen Sprecher des Aussenministeriums mit den 
Worten,die Regierung begriisse es, dass sie nach 
der Ankündigung der USA wieder in der Lage 
sei, Nahrungsmittel und Teppiche zu exportie 
ren. Im Gegenzug könnten die USA Getreide 
und Medikamente in den Iran exportieren. Die 
USA hatten die teilweise Aufhebung von Sank 
tionen alseinen ersten Schritt zur Verbesserung 
ihrer Beziehungen zum Iran bezeichnet. Aus- 
senministerin Madeleine Albright sagte in einer 
Rede vor dem Amerikanisch-ji^nischen Rat in 
Washington, künftig würde die Einfuhr von 
Teppichen und Nahrungsmitteln wie getrockne 
ten Früchten. Nüssen und Kaviar aus dem Iran 
wieder gestattet. Albright räumte zudem eine 
gewisse Kurzsichtigkeit in der US- Politik der 
vergangenen Jahre gegenüber dem Iran ein. Die 
Entscheidung ist nach US-Angaben eine Reak 
tion auf den Sieg der Reformkräfte bei den Par 
lamentswahlen im Februar im Iran. Der Iran 
kritisierte allerdings das Festhalten an den 
Sanktionen im Ölsektor. Sie waren vor über 20 
Jahren nach der Islamischen Revolution ver 
hängt worden, als sich die Beziehungen wegen 
der Besetzung der US-Botschaft inTeheran ver 
schlechterten. 
Königin Elizabeth II. in 
Australien eingetroffen 
SYDNEY: Zum ersten Mal seit acht Jahren be 
sucht Königin Elizabeth H. das Common- 
wealth-Mitglied Australien. Die Queen landete 
am Freitag in Canberra im Südosten des Lan 
des. Dort wurde sie von ihrem Stellvertreter in 
Australien. Generalgouverneur William Deane, 
dem australischen Premierminister John Ho 
ward und dessen Ehefrau Janette empfangen. 
Der Ehemann der Monarchin, Prinz Philip,soll 
te ebenfalls am Freitag aus den USA kommend 
in Australien eintreffen. Auf dem zweiwöchigen 
Reiseprogramm der Queen stehen neben Can 
berra auch Sydney, Melbourne, Alice Springs, 
Perth, Bourke und Ballarat. Der 13. Besuch der 
Königin in Australien wird als Test ihrer Popu 
larität gewertet. Im November hatten die Aus 
tralier gegen eine Abschaffung der parlamenta 
rischen Monarchie und damit der Königin als 
Staatsoberhaupt gestimmt. 
Türkei will offenbar 
Leopard-Il-Panzer kaufen 
BERLIN: Die Türkei hat sich offertbar für den 
Kauf von 1000 deutschen Leopard-II-Panzern 
entschieden. Es liege eine Voranfrage des Her 
stellers Krauss-Maffei-Wegmann an die Regie 
rung vor, teilte das Aussenministerium am Frei 
tag in Berlin mit. 
Das Ministerium widersprach jedoch Berich 
ten, wonach es eine offizielle Anfrage der türki 
schen Regierung gebe. Die Exportpläne könn 
ten zu einer schweren Koalitionskrise führen. 
Bereits die Lieferung eines Testpanzers hatte im 
vergangenen Herbst erhebliche Spannungen 
zwischen Sozialdemokraten (SPD) und Grünen 
hervorgerufen. Die Sprecherin der Grünen, 
Antje Radcke, bekräftigte am Freitag das Nein 
ihrer Partei zu dem Panzergeschäft. Eine Liefe 
rung widerspreche den Richtlinien für Rü 
stungsexportc. 
Entschädigung für 
Golfskriegsopfer 
GENF: Die Vereinten Nationen (UNO) haben 
die Zahlung von weiteren 361 Millionen Dollar 
zur Entschädigung für die irakische Kuwait-In 
vasion verfügt. Mit der Summe werden knapp 
75 000 Opfer der Invasion aus dem Jahr 1990 
. entschädigt. Das Geld sei zur Weiterleitung an 
60 Regierungen und drei internationale Organi 
sationen bestimmt, teilte die UNO- Kompensa 
tionskommission gestern in Genf mit. 

Alarmzustand in Taiwan 
Sicherheitsvorkehrungen vorWahl in Taiwan verstärkt 
. ! t) 
Bei den Präsidentschaftswahlen treten insgesamt fünf Kandidaten an, aber nur drei von ihnen haben Chancen, Präsident zu werden. (Bild: Keystone) 
TAIPEH/PEKING: Einen Tag 
vor der Präsidentschaftswahl 
hat Taiwan die Sicherheitsvor 
kehrungen weiter verstärkt. 
Damit soll den Kriegsdrohun 
gen der Volksrepublik China 
begegnet werden. 
Der «erhöhte Alarmzustand» gilt 
nach offiziellen Angaben bis zum 
Sonntagmorgen. Während dieser 
Zeit ist die Zahl der einsatzbereiten 
Sicherheitskräfte in Taiwan erhöht. 
Es bestehe jedoch kein Grund zur 
Panik, versicherte das Verteidi 
gungsministerium in Taipeh am 
Freitag. Es gebe bisher keine Anzei 
chen für ungewöhnliche militäri 
sche Aktivitäten auf Seiten Chinas. 
Auch US-Verteidigungsminister 
William Cohen sagte bei seinem 
Aufenthalt in Tokio, es gebe keine 
Anzeichen dafür, dass China einen 
Angriff auf Taiwan vorbereite. Bis 
lang handle es sich lediglich um ei 
nen «Krieg der Worte». Cohen for 
derte die Konfliktparteien erneut 
zur Mässigung auf. 
Der Verwaltungschef auf der Tai 
wan vorgelagerten Kinmen-Insel 
bezeichnete hingegen einen Krieg 
als «wahrscheinlich». Peking hatte 
die Kinmen-Insel in den 5l)er Jahren 
wiederholt bombardiert, als sich die 
Kontrahenten im Kriegszustand be 
fanden. Am Freitag verstummte 
erstmals seit Tagen die chinesische 
Propaganda, mit der die taiwani 
schen Wähler eingeschüchtert wer 
den sollten. Die Führung in Peking 
hatte mehrfach mit Gewalt gedroht, 
sollten sich Taiwaner bei der Wahl 
für einen Befürworter der Unab 
hängigkeit von der Volksrepublik 
entscheiden. Die Peking-nahe 
Gruppierung Neue Partei Taiwans 
entzog unterdessen ihrem eigenen 
Präsidentschaftskandidaten Lee Ao 
die Unterstützung. Parteichef Lee 
Ching-Hwa rief seine Anhänger auf, 
am Samstag für den als unabhängi 
gen Kandidaten auftretenden James 
Soong zu stimmen. Die Neue Partei 

Deutschland 
Parteitag der 
Grünen 
Die deutschen Grünen haben am 
Freitag ihren Parteikongress in 
Karlsruhe mit scharfen Angriffen 
gegen die Christdemokraten eröff 
net. Parteichefin Antje Radcke warf 
der CDU vor, «mit ihren Machen 
schaften in die Nähe einer kriminel 
len Vereinigung geraten» zu sein. 
Angesichts des Finanzskandals 
der CDU müsse mehr Demokratie 
gewagt werden, wurde von promi 
nenten Politikern der kleinen Re 
gierungspartei gefordert. Radcke 
bekräftigte in ihrer Eröffnungsrede 
zugleich die Absage an die Atom 
energie. Der Ausstieg aus der Kern 
kraft ist neben einer Strukturreform 
das wichtigste Thema dieses Partei 
tages. Vor den rund 750 Delegierten 
sagte sie: «Die Nutzung dieserTech- 
nik ist und bleibt ein Tanz auf dem 
Vulkan - wir haben jetzt zum ersten 
Mal die Chance, diesen Tanz ein für 
allemal zu beenden!» 
Die Grünen sind vor 20 Jahren in 
Karlsruhe gegründet worden. Zum 
Auftakt des dreitägigen Kongresses 
debattierten sie die Konsequenzen 
aus der Spendenaffäre der Christ 
demokraten. Dabei wurde der 
frühere CDU-Vorsitzende und Ex 
Kanzler Helmut Kohl wegen einge 
standener illegaler Spenden heftig 
attackiert. Kohl habe die Verfassung 
«mit Füssen getreten», warf ihm Ra 
dcke vor. Bis zum Beweis des Ge 
genteils legten die ungeklärten Mil 
lionenspenden die Annahme nahe, 
«Politik sei bei der CDU käuflich 
gewesen». Fraktionschefin Kerstin 
Müller unterstrich wie andere: «Es 
geht um Korruption.» Kohl solle 
sein Pnrlamentsmandat zurückge 
ben sowie endlich die früheren 
Spender nennen. 
Neue norwegische 
Regierung 
Taiwans steht Peking am nächsten 
und ist für eine Wiedervereinigung 
der Insel mit dem Festland. Soong 
hatte sich allerdings für eine Beibe 
haltung des jetzigen Status ausge 
sprochen. 
Bei den Präsidentschaftswahlen 
treten insgesamt fünf Kandidaten 
an, aber nur drei von ihnen haben 
Chancen, Präsident LeeTeng-hui im 
Amt zu beerben. Dabei handelt es 
sich um den Bewerber der regieren 
den Kuomintang-Partei, Lien Chan, 
den unabhängigen Soong und Chen 
Shui-bian von der oppositionellen 
Demokratischen Fortschrittspartei 
DPP. Sie liegen in Meinungsumfra 
gen ungefähr gleichauf. 
Europarat 
droht Ukraine 
OSLO: Der neue norwegische 
Ministerpräsident Jens Stoltenberg 
hat am Freitag in Oslo König Har 
ald V. sein sozialdemokratisches 
Kabinett vorgestellt. Aussenmini- 
ster wird wie erwartet der frühere 
Regierungschef Thorbjörn Jagland. 
Der 41-jährige Stoltenberg löst 
mit seiner Minderheitsregierung 
den Anfang des Monats zurückge 
tretenen Christdemokraten Kjell 
Magne Bondevik (52) ab. Bonde- 
viks Koalition der Mitte aus Christ 
licher Volkspartei, Zentrum und 
den Liberalen (»Venstre») war nach 
einer Abstimmungsniederlage im 
Parlament über die Energiepolitik 
zurückgetreten. 
Bondevik hatte sich nicht mit sei 
ner Forderung durchsetzen können, 
aus Umweltschutzgründen auf den 
Bau eines ersten Gas- Kraftwerkes 
zu verzichten. Norwegen gewinnt 
seinen Strom bislang aus Wasser 
kraft, muss aber Strom importieren. 
Der neue Ministerpräsident, der 
sein Amt einen Tag nach seinem 41. 
Geburtstag antrat, ist der jüngste 
Regierungschef in der Geschichte 
seines Landes. 
Er führt das mit einem Durch 
schnittsalter von 43,3 Jahren jüngste 
Kabinett, in dem kein Minister über 
60 Jahre alt ist. Dem Kabinett 
gehören acht Frauen und elf Män 
ner an. 
Im Osloer Storfing verfügt die 
Arbeiterpartei über 65 von 165 
Mandaten. Sie ist damit stärker als 
die bisherige Koalition, die zusam 
men auf 41 Mandate kam. 
Wie Bondevik will auch sein sozi 
aldemokratischer Nachfolger mit 
wechselnden Mehrheiten regieren. 
Als wichtigstes Thema bis zu den im 
Herbst 2001 anstehenden Wahlen 
gelten Mängel im Sozialbereich. 
König Harald empföngt den neuen Ministerpräsident Jens Stoltenberg. 
STRASSBURG: Der Europa-: 
rats-Ausschuss für demokrati 
sche Kontrolle hat der Ukraine 
wegen der geplanten Volksab- j 
Stimmung über die Ausweitung I 
der Madit^^gn^r^'&idea^ 
Präsidenten mit dem, Ausschluss 
gedroht. Falls diese für den 16. 
April geplante Volksabstim-' 
mung unter den «bisher vorgese 
henen Bedingungen» stattfände,; 
;; könnte dieParlamentarisfchei 
-; Versammlung einen Ausschluss i 
des Landes aus der Staatenorga 
nisation empfehlen. Die Aus-' 
schussvertreterin Renate Wohl-! 
wend aus Liechtenstein (unser ! | 
, Bild) sagte gestern in Strassburg, ; 
die Volksabstimmung habe das 
Ziel, die Macht des Präsidenten : 
Leonid Kutschma aut Kosten des > 
Parlaments zu starken «Diese' 
yolksabstij^qiting. ^eht im Wi? 
derspruch zurukrainischen V£P? 
fass ung dte nur unter < Mitwir-' 
küng des Parlaments verändert 
werden darf.» Wohlwend wird i 
der; Parlamentarischen Ver- ■ 
sammluiigfdes Europarates am , 
4, Aprilsiiiifen Bericht Uber dien 
demokratischen Reformen; in 1 
der Ukreine zur Diskussion vor-;; 
; legen. • . , < . ' 4- 1
	        

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