Liechtensteiner Volksblatt
Inland
Donnerstag, 13. Januar 2000 3
Nachrichten
Übereinkommen gegen
Doping
VADUZ: Die Regierung unterbreitet dem
Landtag den Bericht und Antrag betreffend das
Übereinkommen des Europarats gegen Doping
von 1989. Das Übereinkommen legt verbindli
che Nonnen im Hinblick auf eine Harmonisie
rung der Vorschriften gegen Doping fest. Es
handelt sich unter anderem um die Einschrän
kung der Möglichkeit, sich Drogen wie anabole
Steroide zu beschaffen und sie zu benutzen; die
Hilfe bei der Finanzierung von Dopingtests; die
Herstellung einer Verbindung zwischen der
strikten Anwendung der Antidoping-Vorschrif
ten und der Gewährung von Zuschüssen für
Sportler und Sportverbände; regelmässige Do
pingkontrollen bei und ausserhalb von Wett
kämpfen, auch in anderen Ländern.
Das Übereinkommen enthält eine Referenz
liste der verbotenen Wirkstoffe. Eine eigens zu
diesem Zweck gebildete Kontrollgruppe über
prüft diese Liste in regelmässigen Abständen
und überprüft die Anwendung und Wirksam
keit des Übereinkommens. Liechtenstein erfüllt
mit dem In-Kraft-Treten des Sportgesetzes am
1. April 2000 die Voraussetzungen für die Rati
fikation des Übereinkommens. Die sogenannte
Dopingliste wird von der Regierung in einer
Verordnung publiziert. (pafl)
«Richtig heizen
mit Holz»
VADUZ: «Richtig heizen mit Holz» heisst die
Informationsveranstaltung des Amtes für Um
weltschutz, die am Freitag, den 14. Januar um
19.30 Uhr in der Aula des Gymnasiums in Vaduz
stattfindet. Angesprochen sind dabei vor allem
die Betreiber von Klein-Holzfeuerungen wie
Cheminde, Kachelofen, Speicherofen, Pellet
ofen etc. Die Veranstaltung hat zum Ziel aufzu
zeigen, wie effizient und vor allem emissions
arm eine Holzfeuerung betrieben werden kann.
Während der Veranstaltung wird ein Wettbe
werb durchgeführt. Als Hauptpreis gibt es einen
Ster Brennholz zu gewinnen - natürlich frei
Haus geliefert. Der erste Teil der Veranstaltung
informiert über die heimische Waldwirtschaft^
die verschiedenen Holzbrennstoffe und über
den richtigen Betrieb der Holzfeuerungt-Der«
zweite Teil befasst sich mit der illegalen Ver
brennung von Abfällen in Klein-Holzfeuerun
gen, den rechtlichen Konsequenzen und der Be
einträchtigung der Umwelt durch freigesetzte
Luftschadstoffe. (pafl)
Externe Unterstützung
für Verordnungsvollzug
VADUZ: Die Regierung hat beschlossen, für
den Vollzug der Verordnung über die Len
kungsabgabe auf flüchtigen organischen Ver
bindungen externe Unterstützung einzuholen.
Das Amt für Umweltschutz hat entsprechende
Firmen zur Offertstellung eingeladen. Seit dem
1. Januar 1998 ist die schweizerische Verord
nung über die Lenkungsabgabe auf flüchtigen
organischen Stoffen in Kraft. Ab 1. Januar 2000
wird die Lenkungsabgabe erstmals erhoben.
Die Verordnung ist durch den Zollvertrag in
Liechtenstein direkt anwendbar. Aufgrund der
Arbeitsauslastung beim Amt für Umweltschutz
und aufgrund der komplexen Behandlungs
schritte für den Vollzug der Verordnung sollen
externe Fachleute beigezogen werden, (pafl)
REKLAME
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Ausser Spesen nichts gewesen!
Dr. Norbert Seeger entlastet - Die angebliche «Blutgeschichte» löst sich im Nichts auf!
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Nach mehr als dreijähriger
Untersuchung hat nun die FL-
Staatsanwaltschaft als letzte
aller involvierten Untersu
chungsbehörden die Erklärung
abgegeben, dass zur strafge
richtlichen Verfolgung von Dr.
Seeger kein Grund gefunden
wurde. Am 9. Dezember 1999
stellte auch der Untersu
chungsrichter des FL-Landge-
richtes das Verfahren ein. Mit
dem jahrelangen Dahinschlep-
pen solcher Verfahren werden
sowohl rechtsstaatliche Inte
ressen wie auch verfassungs
rechtlich gewährleistete
Rechte der Betroffenen in er
heblichem Masse verletzt.
Die Fragen an Norbert Seeger stellte
Alexander Batliner
Im August 1996 wurde gegen Dr.
Norbert Seeger Anzeige erstattet:
Dr. Seeger sei über eine von ihm be
treute Firma in Organhandelsge
schäfte bzw. in Handelsgeschäfte
mit ungeprüften Blutprodukten in
volviert. Es wurden in Deutschland,
in der Schweiz und in Liechtenstein
Anzeigen eingereicht und auf brei
ter Front die Medien informiert. Als
dann gar das Magazin Focus und das
Schweizer Fernsehen die Angele
genheit aufgriffen, schien der Skan
dal perfekt.
VOLKSBLATT: Herr Dr. Seeger,
warum ist es eigentlich zu diesen
Anzeigen gegen Sie bzw. Ihre An
waltskanzlei gekommen?
Norbert Seeger: yor bald ^ vier
' jahireiiSfiiuiie^
terin, die-innerhalb : mein^Ä)$»
waltskanzlei eine Reihe von'Man- '
daten weitgehend selbstständig be
treute, aus persönlichen Motiven ih
re Funktion und Stellung benutzt,
um ihren Arbeitgeber, also unser
Anwaltsbüro und mich, sowie den
Finanzdienstleistungsplatz . Liech
tenstein in Misskredit zu bringen.
Zu diesem Zweck hat sie die Be
hauptung aufgestellt, dass wir in Or
ganhandelsgeschäfte bzw. in Han
delsgeschäfte mit ungeprüften Blut
produkten involviert seien. Alle Er
mittlungen der Untersuchungs
behörden im Inland und im Ausland
haben nun bestätigt, dass die Vor
würfe meiner früheren Mitarbeite
rin deren eigene Phantasiegebilde
waren.
Warum hat die Untersuchung in
dieser Angelegenheit so lange ge
dauert?
Im Ausland haben die Strafver
folgungsbehörden relativ speditiv
gearbeitet und sämtliche Unterla
gen, aus denen die Anzeigerin, Frau
Marie-Gabrielle Koller, ihre Be
hauptungen gegen mich vorbrachte,
geprüft. Und keine der Strafverfol
gungsbehörden in Deutschland und
in der Schweiz hat Anhaltspunkte
im Sinne der von Frau Koller aufge
stellten Behauptungen gefunden.
Dabei ist noch darauf hinzuweisen,
dass diese Verfahren im Ausland gar
nich^t gegen mich, sondern gegen die
Verantwortlichen der involvierten
Pharmafirmen gerichtet waren. Das
Verfahren in der Schweiz wurde be
reits nach acht Monaten im April
1997 eingestellt. Warum die Unter
suchungsbehörde in Liechtenstein
mehr als drei Jahre bis zur Einstel
lung des Verfahrens benötigte, mag
verschiedene Gründe haben.
An welche Gründe denken Sie?
Die ganze Sache ist ja recht ab
surd! Die Anschuldigung lautete
schliesslich auf «Vorsätzliche Ge
fährdung von Menschen durch
übertragbare Krankheiten», wie
beispielsweise die vorsätzliche Ver
breitung einer Seuche! Hätte idie
Untersuchungsbehörde das Motiv
Dr. Norbert Seeger entlastet! Nach mehr als dreijähriger Untersuchung hat nun die FL-Staatsanwaltschaft als letzte
aller involvierten Untersuchungsbehörden festgestellt, dass die gegen Dr. Seeger erhobenen Vorwürfe wegen Handek
mit ungeprüften Blutprodukten haltlos sind. Es konnten keine Fakten ßr eine strafgerichtliche Verfolgung gefunden
werden. (Bild: Barbara Keel)
der Anzeige nur einigermassen als
realistisch eingeschätzt, dann wäre
die verzögerte Vorgangsweise der
liechtensteinischen Behörden - Re
gierungschef, Staatsanwältin und
Untersuchungsrichter - unverant
wortlich. Warum nun die liechten
steinische Untersuchungsbehörde
erst ein Jahr (!) nach der Anzeige
beim Regierungschef eine erste ge
richtliche Massnahme vorgenom
men hat, darüber kann ich nur spe
kulieren. Man stelle sich vor: Über
ein JahrJkyigjvären Tag für Tag
i *'' 1
Icnverstehe den
Lanclesfürsten,
wenn er die
Justizbehörde dem
parteipolitischen
Geflecntentziehen
möchte
Manschen mit nicht kontrollierten
Medikamenten einer Seuchengefahr
ausgesetzt gewesen, was man doch
sörort unt|rbinden hätte müssen!
Weil auch ijt der Folge keine raschen
unij zielfühfenden Abklärungen vor-
genpmmen.wurden, haben wir im
Sommer 1 $9 schliesslich bei der Re
gierung ejne Aufsichtsbeschwerde
gegen die zuständige Staatsanwältin
eingereichfcWahrscheinlich hat diese
Beschwerde bewirkt, dass noch vor
dem MilleÜnium der Schlussstrich
gezogen wurde.
Wer konnte denn an der Verzöge
rung des' Verfahrens interessiert
sein? > ■
Ich habe, bei früherer Gelegen
heit auf die politische Dimension
dieses Verfahrens hingewiesen und
die Motivje und Hintergründe für
diese Vorgänge erläutert, nachdem
im Liechtensteiner Vaterland dies
bezügliche Bemerkungen gemacht
worden waren. In einer schriftlich
abgegebenen persönlichen Er
klärung vsm 26. August 1998 hat
Frau Koll ;r selber für Aufklärung
gesorgt. A js Abschnitt 2 dieser per
sönlichen Erklärung geht hervor,
dass sie £uf Empfehlung von Ex-
Regierungschef lic. iur. Markus
Büchel ge landelt hatte, der ihr «...
empfahl, iie schweizerische Bun
desanwaltschaft einzuschalten und
damit - wie nun erkannt werden
musste - nicht nur Dr. Seeger beruf
lich und privat sondern auch die
Fortschrittliche Bürgerpartei in
Liechtenstein, deren Parteipräsi
dent er war Und ist, aus rein persön
lichen Motiven des lic. iur. Markus
Büchel geschädigt werden sollte so
wie die genannten Vorkommnisse
dazu benutzt werden sollten, dass
lic. iur. Markus Büchel wieder eine
politische Rolle bzw. Funktion im
Fürstentum Liechtenstein hätte ein
nehmen wollen.»
Das ganze Verfahren hatte eine ge
wisse Publizität erhalten.
Das kann man wohl sagen! Frau
Koller und lic. iur. Markus Büchel
hatten bewusst die Medien einge
schaltet, um die unhaltbaren Vor
würfe möglichst rasch und weit zu
verbreiten. Und wenn man lange
genug haltlose Behauptungen ver
breitet, so erreicht man damit, was
man will: Es wird schon was hängen
bleiben! "Es bestand ja die Absicht,
mein Anwaltsbüro und mich per
sönlich in Misskredit zu bringen,
uns Schaden zuzufügen. Wir muss-
ten uns gegen ungerechtfertigte,
böswillige Vorwürfe und gegen Ruf
schädigung zur Wehr setzen.
Wie haben die Medien reagiert, als
vor bereits zweieinhalb Jahren die
Bundesanwaltschaft der Schweiz
ihre Vorerhebungen einstellte?
Das war keiner Meldung wert.
Hingegen zeigte sich das Liechten
steiner Vaterland an der Fort
führung und periodischen Aufwär
mung der Angelegenheit interes
siert. Es wurde selektiv über Ge
richtsverhandlungen in anderen
Verfahren berichtet und jeweils di
rekt oder indirekt die «Blutge
schichte» erwähnt. Es wurde unter
schwellig der Eindruck erweckt, als
hätte das, was mir ungerechtfertig-
Die Vorwürfe waren
Fantasiegebilde
terweise vorgeworfen wurde, auch
tatsächlich stattgefunden. So wurde
z. B. von den «Rechercheuren» nie
erwähnt, dass die Vorerhebungen
im Ausland bereits eingestellt sind.
Diese Tatsachen passten anschei
nend nicht in ihr Konzept.
Warum denn eigentlich ist Frau
Koller auf die unglückselige Idee
des Handels mit ungeprüften Blut
produkten gekommen, die zu den
Untersuchungen wegen «Vorsätzli
cher Gefährdung von Menschen
durch übertragbare Krankheiten»,
geführt haben?
Frau Koller hatte möglicherweise
persönliche Motive. Vor allem aber
wurde sie von lic. iur. Markus
Büchel als Instrument für einen per
sönlichen Racheakt benützt. Ich
kann es mir mir so erklären: Es wird
lic. iur. Markus Büchel sehr ge
kränkt haben, dass ich ihm nicht zu
einer parteiinternen Rehabilitie
rung verhelfen konnte. Das Verhal
ten von lic. iur. Markus Büchel hat
mich stark getroffen. Ich hatte zu
ihm meiner Meinung nach Uber vie
le Jahre eine gute, freundschaftliche
Beziehung.
Wie kommt es, dass die Medienleu
te nicht genauer recherchiert haben,
den Informanten doch recht unkri
tisch auf den Leim gekrochen sind?
Die involvierten Medien witter
ten möglicherweise die grosse Story.
Journalisten stürzen sich gerne auf
etwas, das «nach Blut riecht». Auch
wenn man versucht, einem politi
schen Exponenten der Gegenpartei
eins ans Bein zu geben, so kann ich
das irgendwie nachvollziehen. Das
entspricht dem heutigen Boule-
vard-Stil, der nach Sensationen und
nach Personifizierung verlangt.
Gravierend ist aber, wenn die Un
tersuchungsbehörde über Jahre hin
weg diesem T\m Raum gibt, weil sie
die Fakten nicht klärt oder gar nicht
klären will. Dies ist unverantwort
lich und müsste eigentlich Konse
quenzen haben! Ich halte die Vor
gangsweise der Untersuchungs
behörde aber auch des Regierungs
chefs für ebenso bedenklich wie
die Verleumdungen an sich. Mit
dem jahrelangen Dahinschleppen
eines Strafverfahrens werden so
wohl rechtsstaatliche Interessen als
auch verfassungsrechtlich gewähr
leistete Interessen und Rechte der
Betroffenen in erheblichem Masse
verletzt! Ich habe Verständnis für
den Landesfürsten, wenn er die Jus
tizbehörde dem parteipolitischen
Geflecht entziehen möchte. Ich bin
der Auffassung, dass die Richterbe
stellung anders geregelt werden
muss als bisher.
Was bleibt nun, nachdem das Ver
fahren eingestellt ist?
Mit der Einstellung der Vorerhe
bungen durch den Untersuchungs
richter ist nach dreieinhalb Jahren
«Untersuchung» auch in Liechten
stein der Beweis erbracht worden,
dass die gegen mich vorgebrachten
Vorwürfe und Behauptungen unge
rechtfertigt und haltlos sind. Die
ganze Geschichte hat uns Schaden
zugefügt, war mit grossem Arbeits
aufwand verbunden und hat schliess
lich erhebliche Kosten verursacht.
Salopp gesagt: Ausser Spesen nichts
gewesen! Meine Hoffnung geht nun
dahin, dass die Verantwortlichen al
les unternehmen, damit in Zukunft
auch in unserem Land ungeachtet
der Person Untersuchungen innert
einer angemessenen Frist erledigt
werden. Mir bleibt letztendlich die
persönliche Enttäuschung über Men
schen, denen ich einmal zuvorkom
mend und nachsichtig begegnet bin.
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